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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Jürgensen; Bachmann: Die neue Synagoge in Frankfurt a.M., Friedberger Anlage
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0112

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DER BAUMEISTER

1907, NOVEMBER.

steht die Bundeslade,
die die Gesetzestafeln
aufnimmt. Der Salo-
monische Tempel (1.
Könige, 6) glich in An-
ordnung und Abmes-
sungen nicht mehr der
Stiftshütte. (S. Gurlitt,
Handbuch d. Archi-
tektur IV. 8, 1.)
Älter als der Salo-
monische Tempel sind
die sogenannten
Volkshäuser, in denen
die Propheten zu dem
Volk sprachen und die
wohl die eigentlichen
Vorbilder für die heu-


Synagoge in Frankfurt a. M. Gesamtbild.

Hier war die Tren-
nung der Plätze zwi-
schen Männern und
Frauen besonders
stark ausgesprochen.
Im Innern sind die
alten Synagogen im
Gegensatz zum Äus-
seren ganz besonders
reich ausgestattet.
Die Synagoge war zu-
gleich die Schule. Ge-
gen Osten zu der
Schmalseite kommt
der Aron Hakodesch,
die Bundeslade, zu
stehen. Diese selbst
wird durch einen Vor-

tigen Synagogen abgegeben
haben.
Frauberger, Düsseldorf,bringt
in seinen „Mitteilungen 1900
und 1901 für die Gesellschaft
zur Erforschung jüdischer
Kunstdenkmäler“ die bis dahin
bekannten Synagogen und ver-
weist u. a. auf die Grundriss-
vorbilder von Ludwig Klasen-
Wien, Bd. 11, 1889, die eine


Bildhauerarbeit am Portal zum Vorhof.

hang (Paroeheth) verdeckt. An
manchen Orten wurden ge-
trennte Männer- und Frauen-
Synagogen errichtet. Dagegen
findet bei anderen Synagogen
eine strenge Trennung der
Plätze für Männer und Frauen
statt. Die Türen zu denEmporen-
treppen und zu dem unteren
Synagogenraum sind getrennt.
DieGrundrissanlage ist im all-

Reihe Synago-
gengrundrisse
angeben.
Auf die Aus-
senansicht der
Synagogen ist im
allgemeinen we-
nig Wert gelegt.
Der Zweck des
Synagogenbaues
wird durch die
Fassaden nicht
deutlich ausge-
sprochen, teil-
weise erinnern
die Fassaden an
griechische Klös-
ter, teilweise wie-
der, wie die Syna-
goge zu Jerusa-
lem, an Mo-
scheen. Ein be-
sonderes Interes-
se verlangen die
polnischen Holz-
Synagogen. Bei
den alten Syna-
gogen ist der
Vorhof, derheute
leider meistens
fehlt, besonders
breit ausgebildet
worden. Der
Vorhof war nö-
tig, um die mit
dem jüdischen
Kultus zusam-
menhängenden
Prozessionen
ausführen zu
können. Beson-
derer Erwäh-


Ansicht von der Friedberger Anlage, von Südwest gesehen.

gemeinen eine
rechteckige. Bei
der orthodoxen
Gemeinde ist in
der Mitte der Al-
memor angeord-
net, die Stätte,
von wo aus dem
Volke die Thora-
rollen verlesen
werden. Im Mit-
telalter waren die
Synagogen meist
zweischiffig und
zwar waren die
beiden Schiffe
durchzweimäch-
tige Pfeiler ge-
stützt, (nach
Frauberger
wahrscheinlich
eine symbolische
Bezeichnung der
biblischenSäulen
JachinundBoas).
Bei manchen Sy-
nagogen,z.B.bei
den spanischen,
kommt es vor,
dass Aron Hako-
desch und Alme-
mor an einer der
Längsseiten er-
richtet sind.
Kunsthistoriker
haben sich mit
dem Studium des
Synagogenbaues
bis jetzt wenig
beschäftigt und
es ist zu hoffen,
dass wir durch

nung bedarf die 1711 angeblicherbaute, aber wahrscheinlich da-
mals nur neu eingerichtete, 1854 wieder abgebrochene Syna-
goge Neuschule in Frankfurt a. M.

die eingangs genannten Arbeiten Fraubergers bald ein ab-
geschlossenes Bild von dem Synagogenbau erhalten werden.
In neuester Zeit hat sich eine Reihe hervorragender Architekten
 
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