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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Schliepmann, Hans: Vorgartenstrassen, [2]
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Landhaus in Dahlem bei Berlin, Parkstr. 60: Architekt Otto Knaus, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0161

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DER BAUMEISTER ° 1908, MÄRZ

63

Nachahmung von Kunst an den Häusern hinter dem Vor-
garten bereits des Uebels tausendmal mehr als genug. Fort
also mit dieser afterkünstlerischen Bildung!
Landhaus in Dahlem bei Berlin, Parkstr. 60.
Architekt Otto Knaus, Berlin.
Die Anlage des Hauses ist das Resultat einer nicht sehr
glücklichen Baupolizeiverordnung für die Vororte Berlins,
welches jedoch dank der Intelligenz des Architekten und dem
Entgegenkommen des Bauherrn als ein ausnahmsweise
günstiges zu verzeichnen ist. Seine Situation ergab sich als
notwendig aus der Lage des Grundstückes zu den Himmels-
richtungen. Es konnten dadurch die Wohn- und Schlafräume
an den in südöstlicher Richtung gelegenen Ziergarten sich
anschliessen. Bei der verhältnismässig geringen Breite des
Grundstückes musste sich das Haus, um möglichst viel Garten
daneben zu behalten, hauptsächlich in die Tiefe entwickeln,
wobei sich die vordere Breite des Hauses auf nur 10 m be-
schränken liess. Zugunsten einer guten perspektivischen

Haus Brend’amour, Simhart <& Co., München, Nymphenburgerstr.
Seitenansicht.


Wirkung von der Strasse her erschien es geboten, den vorderen
Teil des Hauses im Verhältnis zum rückwärtigen klein zu halten.
Durch die vollständig durchgeführten Stockwerksunterschiede
im vorderen und hinteren Teil ergaben sich neben einer reizvollen
Gestaltung des Treppenhauses
manche Vorteile, wie die Er-
sparnis einer eigentlichen Unter-
kellerung des hinteren Haus-
teiles, indem die Küche — im
Sinne der Baupolizeiordnung
zwar der Keller — 0,50m unter
Terrain und nur 1,00 m tiefer
als das Niveau des Esszimmers
liegt. Arbeits- und Kinder-
spielzimmer konnten ohne Scha-
den etwas gesondert auf Po-
desthöhe zum 1. Stock liegen;
über diesen sind Gastzimmer und
einige Nebenräume nach der
Baupolizeiordnung noch durch-
gängig als dauernd bewohnbar
zulässig. Der vordere Teil des
Hauses enthält im Erdgeschoss
drei Wohnräume und geschlos-
sene Veranda, im ersten Stock
vier Schlafzimmer und zwei Bä-
der. Der untere Vorraum wird,
abgesehen von dem direkten
Treppenlicht in vollständig aus-
reichendem Massedurch die über
Türhöhe in Sprossenverglasung
aufgelösten Scheidewände des

Haus Brend’amour Simhart (St Co., München, Nymphenburgerstr. Hofansicht.


Windfangs und der Garderobe erleuchtet wobei die hohe
Lage der Fenster von Vorteil ist.
Im Aeusseren des reizvollen Hauses, das durch geschickte
Gruppierung mit dem (Heft 1/VI publizierten) Hause von
Geheimrat Muthesius zu einem harmonischen Bilde eint, ist
grosse Einfachheit angestrebt: der Sockel von schariertem
Elbkiesbeton, der Putz aus Vörderstädter Kalk und Elbkies,
das Dach in Biberschwanzdeckung.
Der Garten ist in einfachen Linien aufgeteilt. Vor dem
Esszimmerfenster zieht sich bis an die Nachbargrenze eine
60 cm hohe Aufschüttung, auf welcher Blumenbeete ange-
ordnet sind, welche eine günstige Teilung des Gartens bewirkt.
Die Baukosten betrugen inklusive Warmwasserheizung und
Versorgung mit Gartenanlage und Einzäunung nur 65000 M.


Arch. Otto Knaus, Berlin.

Landhaus in Grunwald-Dahlem, Parkstr. 60. (Siehe Tafel 44).
 
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