Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0045
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Heft 1
DOI Artikel:Zucker, Paul: Zur Soziologie der Architektur
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hang mit den geistigen, ökonomischen, historisch-politischen Gegebenheiten
der Zeit ist weder mittelbarer noch unmittelbarer als bei Malerei und Plastik.
Und endlich: Architektur ist weder die Summe von einzelnen Schmuck-
formen und reizvollen Details, noch ein Nebeneinander ornamentloser Flä-
chen und statischer Konstruktionen. Sie ist immer und durchaus drei-
dimensional, und zwar räumlich, nicht körperlich — im Gegensatz zur
Plastik. Sie kann deswegen auch nur erfaßt werden im Zeitlichen, im Durch-
schreiten und dem Nacheinander der einzelnen Raumansichten. Niemals
vermag daher die einzelne Abbildung etwas Wirkliches über das Wesen
des Bauwerks auszusagen. Erst die Verbindung dieser Ansichten durch die
Struktur des Grundrisses und die Überlegung, wie die Zweckfunktion gerade
dieser Bauaufgabe durch die Gestaltung der Raumfolge rhythmisch erfüllt
wird, ergibt eine Vorstellung vom Wesen der Architektur als eines Kunst-
werkes.
In diesem Sinn soll von nun ab an dieser Stelle über die Architektur unserer Zeit berichtet
werden, — über jene Lösungen, die gleich weit entfernt sind vom schwächlichen Historismus im-
potenter Eklektiker wie dem kritiklosen Mitmachen einer morgen schon unaktuellen, pseudo-
sachlichen Tagesmode.
Querschnitt eines neuzeitlichen Wohnhauses
Aus: Taut, Die neue Wohnung / Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig
der Zeit ist weder mittelbarer noch unmittelbarer als bei Malerei und Plastik.
Und endlich: Architektur ist weder die Summe von einzelnen Schmuck-
formen und reizvollen Details, noch ein Nebeneinander ornamentloser Flä-
chen und statischer Konstruktionen. Sie ist immer und durchaus drei-
dimensional, und zwar räumlich, nicht körperlich — im Gegensatz zur
Plastik. Sie kann deswegen auch nur erfaßt werden im Zeitlichen, im Durch-
schreiten und dem Nacheinander der einzelnen Raumansichten. Niemals
vermag daher die einzelne Abbildung etwas Wirkliches über das Wesen
des Bauwerks auszusagen. Erst die Verbindung dieser Ansichten durch die
Struktur des Grundrisses und die Überlegung, wie die Zweckfunktion gerade
dieser Bauaufgabe durch die Gestaltung der Raumfolge rhythmisch erfüllt
wird, ergibt eine Vorstellung vom Wesen der Architektur als eines Kunst-
werkes.
In diesem Sinn soll von nun ab an dieser Stelle über die Architektur unserer Zeit berichtet
werden, — über jene Lösungen, die gleich weit entfernt sind vom schwächlichen Historismus im-
potenter Eklektiker wie dem kritiklosen Mitmachen einer morgen schon unaktuellen, pseudo-
sachlichen Tagesmode.
Querschnitt eines neuzeitlichen Wohnhauses
Aus: Taut, Die neue Wohnung / Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig