Ausstellungen
Dem reichen Vasenschatz des Museums
wurde ein neues Stück zugefügt, das um
500 v. Chr. herum entstanden sein muß und
die wenig bekannte Legende von der Ata-
lanta als Ringkämpferin darstellt. Die Dame
ringt mit Peleus bei Anlaß der Bestattungs-
spiele zu Ehren des Pelias. Nur zwei Vasen
sind bekannt, auf denen dieselbe Szene dar-
gestellt ist. Bodmer.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Karl Hofer / Rudolf Großmann /
Slevogts Faustillustrationen usw.
Die Galerie Flechtheim zeigte eine
Folge letzt]ähriger, von einer Italienfahrt
heimgebrachter Gemälde Karl Hof ers. Am
meisten imponieren in ihrer fast symmetri-
schen Geschlossenheit und statuarischen
Würde die Dreiviertelfiguren des Arbeiters,
des Priesters, der Frau mit der Katze, der
Kinder, — sie alle nicht in legerer Augen-
blickslebendigkeit aufgenommen, vielmehr
gerade und frontal zurechtgesetzt, Attribute
in den Händen (die Kinder haben Blumen,
einen Ölzweig hält der Seminarzögling),
ohne alle Vortäuschung zwangloser und un-
beobachteter Natürlichkeit, aber eben darin
sachlich und ehrlich. Die flächige Struktur
des Bildes bestätigt formal diesen Ausdruck
ruhig-ernster Modellpräsenz; in zwiefacher
Wahrhaftigkeit ist der Bildcharakter der
Darstellung, ist die plane Beschaffenheit des
gemalten Bildes bezeugt, sind diese beiden
Momente einander fruchtbar gemacht. In
den neuen Landschaften aus dem Tessin-
gebiet spielt die körperliche Gestalt der
Bergwände und der Häuser davor eine grö-
ßere Rolle als sonst bei Hofer. Das bleiig
gedämpfte, aber in seiner Schwere doch
klare Licht umgreift die kantigen Türme,
läßt die Zwischenräume heraustreten; lei-
der ergeben sich dabei etwas panorama-
tische Wirkungen. Einige Stilleben mit Ret-
tichen und rot herausleuchtenden Pfeffer-
schoten müssen wiederum zu den markan-
testen Stücken dieser Kategorie im Schaf-
fen Hofers gezählt werden. —
Rudolf Großmann hat es sich zeit-
lebens nicht weiter schwer gemacht, wenig
um Bildprobleme gekümmert und große
Aufgaben nicht angefaßt. Malen war ihm
holdes en passant, flüchtiger Flirt mit der
Landschaft, spottverbrämte, lächelnd ver-
zogene Erinnerung an nette Leute oder
Stunden. Im Salon Cassirer haben sich
jetzt allerlei kleine Dinge aus zwanzig Jah-
ren zusammengefunden, lauter recht un-
prinzipielle, lose empfundene und lässig
notierte Sächelchen, in denen die Grazie
eines nicht überanstrengten Daseins freund-
lich nachklingt. Manches ist gar ein wenig
privat und gleitend geblieben und das Ganze
freilich bei allemReiz doch ohneGewicht.—
Im „Sturm“ begegnete ein Belgier na-
mens Pierre Flouquet, der dickleibige
Röhrenformen, zylindrische Stücke zu
wuchtigen, rosettenartig um einen Mittel-
punkt geordneten Gefügen von tektonischer
Lastung vereinigt, ein wenig an Leger ge-
mahnend, doch dorischer im Kaliber, düste-
rer im Klang, simpler in der Erfindung. —
Max Slevogt hat sich an die gewaltige
Aufgabe gewagt, den II. Teil des „Faust“
zu illustrieren. Die erste Lieferung dieses
graphischen Monumentalwerks, dasschließ-
lich an fünfhundert den Text teils mit hu-
schendem Federspiel umrankende, teils in
Kreidetechnik bildhaft füllende Lithos so-
wie elf Radierungen enthalten wird, hat der
Verlag Bruno Cassirer jetzt dem Urteil
unterbreitet. Bei aller Bewunderung für die
sprühende, an Kapriolen unerschöpfliche
Leichtigkeit des Zeichners, für seine impro-
visatorische Verve, die natürlich auch hier
das Ganze durchwaltet, wird doch der Wurf
nicht als im wesentlichen gelungen bezeich-
net werden können. Und zwar deswegen,
weil dieWucht desDichterworts,diegedank-
liche Großartigkeit nirgends aufgenommen
ist, weil nur Stichworte illustriert sind, nicht
die Inhalte nachgestaltet, weil die Sorg-
losigkeit sich mit losem Ornament um ent-
scheidende Erwartungen herumspielt — und
auch in typographischer Hinsicht sündigt,
wenn Stellen, die sich diamantklar vom
Papier heben müßten, unbekümmert über-
kritzelt werden, wenn trotz der gerade bei
solchem Druck doch gewährten Freiheit der
Zeilendisposition immerfort die drängend-
sten Sätze sinnwidrig durch den Biattwech-
sel zerschnitten sind. Keine dieser Seiten
spiegelt den Geist, dem sie dienen sollten.
Den „Faust“, der hier illustriert ist, könnte
Wieland geschrieben haben. Vom Künstler
selbst und seinem Gesamtschaffen aus be-
trachtet, bedeutet dies Werk wohl einen er-
höhten Anspruch, aber keine höhere Ent-
faltung seines unleugbar beglückenden Ta-
lents. —
Aus derFolge niederländischerHand-
zeichnungen, zu deren Besichtigung das
Antiqariat Heinrich Tiedemann lud,
wären als die imposantesten und rareren
Blätter vor allem die mit feiner Feder ge-
strichelten Landschaften von Hieronymus
Cock und Adam Willaerts sowie die schöne
Naturstudie Adriaen van Ostades zu notie-
ren, außerdem die pathetische Kreuzigung
van Dycks und wegen der Eigenart der Dik-
C. 2*
31
Dem reichen Vasenschatz des Museums
wurde ein neues Stück zugefügt, das um
500 v. Chr. herum entstanden sein muß und
die wenig bekannte Legende von der Ata-
lanta als Ringkämpferin darstellt. Die Dame
ringt mit Peleus bei Anlaß der Bestattungs-
spiele zu Ehren des Pelias. Nur zwei Vasen
sind bekannt, auf denen dieselbe Szene dar-
gestellt ist. Bodmer.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Karl Hofer / Rudolf Großmann /
Slevogts Faustillustrationen usw.
Die Galerie Flechtheim zeigte eine
Folge letzt]ähriger, von einer Italienfahrt
heimgebrachter Gemälde Karl Hof ers. Am
meisten imponieren in ihrer fast symmetri-
schen Geschlossenheit und statuarischen
Würde die Dreiviertelfiguren des Arbeiters,
des Priesters, der Frau mit der Katze, der
Kinder, — sie alle nicht in legerer Augen-
blickslebendigkeit aufgenommen, vielmehr
gerade und frontal zurechtgesetzt, Attribute
in den Händen (die Kinder haben Blumen,
einen Ölzweig hält der Seminarzögling),
ohne alle Vortäuschung zwangloser und un-
beobachteter Natürlichkeit, aber eben darin
sachlich und ehrlich. Die flächige Struktur
des Bildes bestätigt formal diesen Ausdruck
ruhig-ernster Modellpräsenz; in zwiefacher
Wahrhaftigkeit ist der Bildcharakter der
Darstellung, ist die plane Beschaffenheit des
gemalten Bildes bezeugt, sind diese beiden
Momente einander fruchtbar gemacht. In
den neuen Landschaften aus dem Tessin-
gebiet spielt die körperliche Gestalt der
Bergwände und der Häuser davor eine grö-
ßere Rolle als sonst bei Hofer. Das bleiig
gedämpfte, aber in seiner Schwere doch
klare Licht umgreift die kantigen Türme,
läßt die Zwischenräume heraustreten; lei-
der ergeben sich dabei etwas panorama-
tische Wirkungen. Einige Stilleben mit Ret-
tichen und rot herausleuchtenden Pfeffer-
schoten müssen wiederum zu den markan-
testen Stücken dieser Kategorie im Schaf-
fen Hofers gezählt werden. —
Rudolf Großmann hat es sich zeit-
lebens nicht weiter schwer gemacht, wenig
um Bildprobleme gekümmert und große
Aufgaben nicht angefaßt. Malen war ihm
holdes en passant, flüchtiger Flirt mit der
Landschaft, spottverbrämte, lächelnd ver-
zogene Erinnerung an nette Leute oder
Stunden. Im Salon Cassirer haben sich
jetzt allerlei kleine Dinge aus zwanzig Jah-
ren zusammengefunden, lauter recht un-
prinzipielle, lose empfundene und lässig
notierte Sächelchen, in denen die Grazie
eines nicht überanstrengten Daseins freund-
lich nachklingt. Manches ist gar ein wenig
privat und gleitend geblieben und das Ganze
freilich bei allemReiz doch ohneGewicht.—
Im „Sturm“ begegnete ein Belgier na-
mens Pierre Flouquet, der dickleibige
Röhrenformen, zylindrische Stücke zu
wuchtigen, rosettenartig um einen Mittel-
punkt geordneten Gefügen von tektonischer
Lastung vereinigt, ein wenig an Leger ge-
mahnend, doch dorischer im Kaliber, düste-
rer im Klang, simpler in der Erfindung. —
Max Slevogt hat sich an die gewaltige
Aufgabe gewagt, den II. Teil des „Faust“
zu illustrieren. Die erste Lieferung dieses
graphischen Monumentalwerks, dasschließ-
lich an fünfhundert den Text teils mit hu-
schendem Federspiel umrankende, teils in
Kreidetechnik bildhaft füllende Lithos so-
wie elf Radierungen enthalten wird, hat der
Verlag Bruno Cassirer jetzt dem Urteil
unterbreitet. Bei aller Bewunderung für die
sprühende, an Kapriolen unerschöpfliche
Leichtigkeit des Zeichners, für seine impro-
visatorische Verve, die natürlich auch hier
das Ganze durchwaltet, wird doch der Wurf
nicht als im wesentlichen gelungen bezeich-
net werden können. Und zwar deswegen,
weil dieWucht desDichterworts,diegedank-
liche Großartigkeit nirgends aufgenommen
ist, weil nur Stichworte illustriert sind, nicht
die Inhalte nachgestaltet, weil die Sorg-
losigkeit sich mit losem Ornament um ent-
scheidende Erwartungen herumspielt — und
auch in typographischer Hinsicht sündigt,
wenn Stellen, die sich diamantklar vom
Papier heben müßten, unbekümmert über-
kritzelt werden, wenn trotz der gerade bei
solchem Druck doch gewährten Freiheit der
Zeilendisposition immerfort die drängend-
sten Sätze sinnwidrig durch den Biattwech-
sel zerschnitten sind. Keine dieser Seiten
spiegelt den Geist, dem sie dienen sollten.
Den „Faust“, der hier illustriert ist, könnte
Wieland geschrieben haben. Vom Künstler
selbst und seinem Gesamtschaffen aus be-
trachtet, bedeutet dies Werk wohl einen er-
höhten Anspruch, aber keine höhere Ent-
faltung seines unleugbar beglückenden Ta-
lents. —
Aus derFolge niederländischerHand-
zeichnungen, zu deren Besichtigung das
Antiqariat Heinrich Tiedemann lud,
wären als die imposantesten und rareren
Blätter vor allem die mit feiner Feder ge-
strichelten Landschaften von Hieronymus
Cock und Adam Willaerts sowie die schöne
Naturstudie Adriaen van Ostades zu notie-
ren, außerdem die pathetische Kreuzigung
van Dycks und wegen der Eigenart der Dik-
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