Ausstellungen
tion die Sepien von Goltzius („Adam und
Eva“) und Gerrit Pietersz, in nervöser Stac-
catotechnik die eine, in seltsam lappigem
Lineament die andere. Auch Lievens und
CI. P. B er ehern waren gut vertreten.—
Willi Wolfradt.
DIE CHINA-AUSSTELLUNG IN
AMSTERDAM
Dem Cicerone wird unter dieser Über-
schrift geschrieben:
Bisher wurde versäumt, Herrn Alfred Sal-
monys kurzer Notiz über die China-Ausstel-
lung in Amsterdam zu entgegnen1. Wenn
auch reichlich spät, so darf diese Notiz
nicht unwiderlegt bleiben. Ich werde mich
mit Herrn Salmonys Zeilen nur soweit sie
unsere Ausstellung betreffen, beschäftigen.
Den Rest werden sachverständige Kreise
schon selber zu würdigen wissen.
Herr S. nennt unsere Ausstellung „eine
Art Ei des Kolumbus. Sie vermindert die
Pariser Frühjahrsausstellung, die unter Lei-
tung des Kunsthändlers Vignier stand, um
Verkäufliches, Grenzgebiete und leider auch
um einige Hauptstücke ausländischer
Sammler, vermehrt dafür um die Malereien
des Berliner Museums“. Diese Darstellung
ist durchaus falsch, und es ist kaum anzu-
nehmen, daß Herr S. sich dessen nicht be-
wußt ist.
Unsere Ausstellung war schon geplant,
lange bevor von einer Ausstellung in Paris
überhaupt die Rede war.
Unsere Auswahl bei Herrn Stoclet in
Brüssel erfolgte Ende Juni 1924. Zu dieser
Zeit wurde erst von einer eventuellen
Ausstellung Vignier geredet.
Bei den Herren Eumorfopoulos, Raphael
und Oppenheim in London erfolgte unsere
Auswahl im Oktober 1924. Herr Vignier kam
erst Anfang 1925 nach London!
Die Sammlung Koechlin in Paris, die fast
ausschließlich mit keramischen Nummern
auf unserer Ausstellung vertreten war, war
dem Leiter der keramischen Abteilung
unserer Ausstellung, Herrn Dr. Westendorp,
schon zu einer Zeit bekannt, als Herr Sal-
mony das Wort „China“ vielleicht zum
ersten Male hörte. Als Dr. W. zur Auswahl
nach Paris kam, wußte er schon, welche
Stücke er für Amsterdam haben möchte.
Da sein Besuch mit der Ausstellung Vignier
zusammentraf, mußte die definitive Aus-
wahl dort stattfinden, befand sich doch fast
die ganze Sammlung Koechlin ebenda.
Aus Berlin war nichts in Paris, ebenso-
wenig aus Holland, das in Amsterdam 61
Nummern beisteuerte.
Der Katalog der Amsterdamer Ausstel-
1 Siehe Heft 20, S. ioc8, Oktober 1925, dieser Zeitschrift.
lung umfaßte 212 Nummern, darunter 88
auf dem Gebiete der Keramik, 124 auf dem
Gebiete der Malerei, Skulptur, Bronzen und
figurale und dekorative Kleinplastik. Von
den 88 Nummern waren 20, von den 124
waren 34 auch in Paris.
Hätte die Pariser Ausstellung nicht statt-
gefunden, so wären diese Nummern, mit
wenigen Ausnahmen, sowieso in Amster-
dam gewesen. Es gibt nun einmal Stücke,
ohne welche eine Ausstellung chinesischer
Kunst in Europa, undenkbar ist.
Das Kolumbus-Ei ist also mehr ein Sal-
mony-Ei. Es riecht faul.
Haag, ig. Dez. 1923.
H. F. E. Visser,
Mitgl. des Ausst.-Ausschusses.
ENTGEGNUNG
Da die Leiter der Amsterdamer China-
Ausstellung ihre unsachlichen Angriffe
gegen meine Person in der holländischen
Presse absetzen, freue ich mich über die
Verlegung des sachlichen Teils in den Cice-
rone. Den im Berliner Ostasien-Jargon ge-
haltenen Schlußsatz darf ich wohl über-
gehen. Der Rest der Entgegnung stimmt
mit meinem Bericht überein, wenn man
wägt und nicht zählt. Herr Visser schreibt,
daß 54 Stücke, also ein Viertel seiner
Herbstausstellung schon auf der Frühjahrs-
ausstellung in Paris waren. Wer beide ge-
sehen hat, wird mir zugeben, daß unter die-
sen 54 die bedeutendsten Kunstwerke Zu
suchen sind. Die Berliner Malereien hatte
ich wie den holländischen Besitz als Zutat
ausdrücklich erwähnt. Da an den Objekten
in Amsterdam nicht zu lesen war, wann man
sie ausgewählt hatte, muß meine Darstel-
lung als sachlich berechtigt gelten. Wenn
Herr Vignier Herrn Visser einfach zuvorge-
kommen ist und schneller arbeiten konnte,
so habe ich davon keine Mitteilung erhal-
ten. Tatsache bleibt, daß die Ausstellung in
Amsterdam so aussah, wie eine in der von
mir angegebenen Weise vorgenommene Ab-
wandlung der gleichen Veranstaltung in Pa-
ris. Diese Feststellung ist — wie ein unbe-
fangener Leser meines Berichtes bezeugen
wird — keine Anklage, bedarf also nicht
der Erklärung und Entschuldigung durch
Herrn Visser.
Ich benutze die Gelegenheit, um einen tat-
sächlichen Irrtum meinerseits richtig zustel-
len. Ich hatte das Fehlen der chinesischen
Plastik der Sammlung von der Heydt ge-
rügt, war aber nicht darüber unterrichtet,
daß der Besitzer die Hergabe sämtlicher
chinesischer Sachen verweigert hatte. Man
hatte ihm das Ausstellen dieser Skulpturen
gründlich verekelt. Alfred Salmony.
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tion die Sepien von Goltzius („Adam und
Eva“) und Gerrit Pietersz, in nervöser Stac-
catotechnik die eine, in seltsam lappigem
Lineament die andere. Auch Lievens und
CI. P. B er ehern waren gut vertreten.—
Willi Wolfradt.
DIE CHINA-AUSSTELLUNG IN
AMSTERDAM
Dem Cicerone wird unter dieser Über-
schrift geschrieben:
Bisher wurde versäumt, Herrn Alfred Sal-
monys kurzer Notiz über die China-Ausstel-
lung in Amsterdam zu entgegnen1. Wenn
auch reichlich spät, so darf diese Notiz
nicht unwiderlegt bleiben. Ich werde mich
mit Herrn Salmonys Zeilen nur soweit sie
unsere Ausstellung betreffen, beschäftigen.
Den Rest werden sachverständige Kreise
schon selber zu würdigen wissen.
Herr S. nennt unsere Ausstellung „eine
Art Ei des Kolumbus. Sie vermindert die
Pariser Frühjahrsausstellung, die unter Lei-
tung des Kunsthändlers Vignier stand, um
Verkäufliches, Grenzgebiete und leider auch
um einige Hauptstücke ausländischer
Sammler, vermehrt dafür um die Malereien
des Berliner Museums“. Diese Darstellung
ist durchaus falsch, und es ist kaum anzu-
nehmen, daß Herr S. sich dessen nicht be-
wußt ist.
Unsere Ausstellung war schon geplant,
lange bevor von einer Ausstellung in Paris
überhaupt die Rede war.
Unsere Auswahl bei Herrn Stoclet in
Brüssel erfolgte Ende Juni 1924. Zu dieser
Zeit wurde erst von einer eventuellen
Ausstellung Vignier geredet.
Bei den Herren Eumorfopoulos, Raphael
und Oppenheim in London erfolgte unsere
Auswahl im Oktober 1924. Herr Vignier kam
erst Anfang 1925 nach London!
Die Sammlung Koechlin in Paris, die fast
ausschließlich mit keramischen Nummern
auf unserer Ausstellung vertreten war, war
dem Leiter der keramischen Abteilung
unserer Ausstellung, Herrn Dr. Westendorp,
schon zu einer Zeit bekannt, als Herr Sal-
mony das Wort „China“ vielleicht zum
ersten Male hörte. Als Dr. W. zur Auswahl
nach Paris kam, wußte er schon, welche
Stücke er für Amsterdam haben möchte.
Da sein Besuch mit der Ausstellung Vignier
zusammentraf, mußte die definitive Aus-
wahl dort stattfinden, befand sich doch fast
die ganze Sammlung Koechlin ebenda.
Aus Berlin war nichts in Paris, ebenso-
wenig aus Holland, das in Amsterdam 61
Nummern beisteuerte.
Der Katalog der Amsterdamer Ausstel-
1 Siehe Heft 20, S. ioc8, Oktober 1925, dieser Zeitschrift.
lung umfaßte 212 Nummern, darunter 88
auf dem Gebiete der Keramik, 124 auf dem
Gebiete der Malerei, Skulptur, Bronzen und
figurale und dekorative Kleinplastik. Von
den 88 Nummern waren 20, von den 124
waren 34 auch in Paris.
Hätte die Pariser Ausstellung nicht statt-
gefunden, so wären diese Nummern, mit
wenigen Ausnahmen, sowieso in Amster-
dam gewesen. Es gibt nun einmal Stücke,
ohne welche eine Ausstellung chinesischer
Kunst in Europa, undenkbar ist.
Das Kolumbus-Ei ist also mehr ein Sal-
mony-Ei. Es riecht faul.
Haag, ig. Dez. 1923.
H. F. E. Visser,
Mitgl. des Ausst.-Ausschusses.
ENTGEGNUNG
Da die Leiter der Amsterdamer China-
Ausstellung ihre unsachlichen Angriffe
gegen meine Person in der holländischen
Presse absetzen, freue ich mich über die
Verlegung des sachlichen Teils in den Cice-
rone. Den im Berliner Ostasien-Jargon ge-
haltenen Schlußsatz darf ich wohl über-
gehen. Der Rest der Entgegnung stimmt
mit meinem Bericht überein, wenn man
wägt und nicht zählt. Herr Visser schreibt,
daß 54 Stücke, also ein Viertel seiner
Herbstausstellung schon auf der Frühjahrs-
ausstellung in Paris waren. Wer beide ge-
sehen hat, wird mir zugeben, daß unter die-
sen 54 die bedeutendsten Kunstwerke Zu
suchen sind. Die Berliner Malereien hatte
ich wie den holländischen Besitz als Zutat
ausdrücklich erwähnt. Da an den Objekten
in Amsterdam nicht zu lesen war, wann man
sie ausgewählt hatte, muß meine Darstel-
lung als sachlich berechtigt gelten. Wenn
Herr Vignier Herrn Visser einfach zuvorge-
kommen ist und schneller arbeiten konnte,
so habe ich davon keine Mitteilung erhal-
ten. Tatsache bleibt, daß die Ausstellung in
Amsterdam so aussah, wie eine in der von
mir angegebenen Weise vorgenommene Ab-
wandlung der gleichen Veranstaltung in Pa-
ris. Diese Feststellung ist — wie ein unbe-
fangener Leser meines Berichtes bezeugen
wird — keine Anklage, bedarf also nicht
der Erklärung und Entschuldigung durch
Herrn Visser.
Ich benutze die Gelegenheit, um einen tat-
sächlichen Irrtum meinerseits richtig zustel-
len. Ich hatte das Fehlen der chinesischen
Plastik der Sammlung von der Heydt ge-
rügt, war aber nicht darüber unterrichtet,
daß der Besitzer die Hergabe sämtlicher
chinesischer Sachen verweigert hatte. Man
hatte ihm das Ausstellen dieser Skulpturen
gründlich verekelt. Alfred Salmony.
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