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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0125

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raschend gering: es sind im ganzen nur
23 Porzellane, zu denen noch 5 Fayencen
kommen, alles Stücke bescheidenen künst-
lerischen Verdienstes, deren Hauptwert in
ihrer Seltenheit besteht.
Alle erreichbaren Notizen und Akten über
die Manufaktur hat Geheimrat Dr. Schmitz
nunmehr mit mustergültiger Sorgfalt publi-
ziert, alle in Baden-Baden ausgestellt gewe-
senen Stücke sind nebst ihren leicht variie-
renden Marken abgebildet. AI. S.
Im Verlage der Keramischen Rund-
schau in Berlin ist in geschmackvollem
Leinenband der ausführliche, reich illu-
strierte Bericht von Joh. Grell über die
Keramiken und Kunstgläser auf der Pari-
ser Kunstgewerbeausstellung 1925 als Son-
derdruck erschienen.
In dem begleitenden Text wird die große
Mannigfaltigkeit dieser Erzeugnisse, deren
Dekor vom Klassizistischen und im
Sinne des Jugendstils Romantischen über
Ostasiatisches und Persisches zu Abstrakt-
Modernem verläuft, kritisch gewürdigt.
dl 5.
Richard Ernst, Wiener Porzellan
des Klassizismus: Die Sammlung
Bloch-Bauer. Amalthea-Verlag, Wien.
Die Spätzeit des 18. Jahrhunderts hat ein
ganz eigenes Gefühl für den Substanz-
wert der Porzellanmasse ausgebildet: es
wird zur Regel, daß das Weiß der Masse
— eben damals, als die technische Erfah-
rung es in fleckenloser Reinheit und höch-
ster Homogenität herzustellen gelehrt hatte
— ganz oder fast ganz mit Fondfarben und
malerischen Dessins gedeckt wird. Das Por-
zellan, um dessen Herstellung Generatio-
nen von Arkanisten gerungen haben, wird
zum Malgrund, zum Rezipienten, nicht an-
ders, als das Metall in der bildmäßigen
Maleremailtechnik — und doch behält es in
seiner farbengedeckten Unsichtbarkeit sei-
nen unverwechselbaren St off Charakter: die
keramische Grundmasse wirkt bestimmend
durch die Farbhülle. Es scheint, daßStivres
zuerst dieses neue künstlerische Verhält-
nis zum Porzellan gewonnen und ausgebil-
det hat: Sfevres, das in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts im Stil des Porzellan-
dekors die internationale Führerrolle für
Europa von Meißen übernommen, Meißen
selbst und die anderen noch lebenskräftigen
deutschen, wie die englischen und nordi-
schen Manufakturen in seinen Bann ge-
schlagen hat.
Einzig Wien behauptet in seiner die zwei
letzten Jahrzehnte des 18. und die zwei er-
sten des 19. Jahrhunderts umfassenden letz-

ten Blütezeit unter der Direktion Konrad
von Sorgenthals bei aller grundsätzlichen
Gefolgschaft der von Sevres ausgegange-
nen Anregungen im Stil der Gefäßform und
vor allem im Stil der bildlichen und orna-
mentalen Dekore ein hohes, seit langem an-
erkanntes Maß von Selbständigkeit. Es ver-
lohnte sich daher sehr wohl, eine die Wie-
ner Geschirrkunst dieser Jahre in so her-
vorragender Qualität umfassende Samm-
lung wie die des Herrn Bloch-Bauer zum
Gegenstände einer selbständigen Luxus-
publikation zu machen.
Dr. Richard Ernst hat seine Aufgabe nicht
leicht genommen: er widmet der Spätzeit
der Wiener Manufaktur die ganze Sorgfalt
und wissenschaftliche Akribie, die der Stoff
erfordert. In einem einleitenden Abschnitt
setzt er sich mit dem Problem des schon
im Hochbarock als Nebenströmung spür-
baren Klassizismus auseinander, entwickelt
dann die künstlerisch-stilistischen Beson-
derheiten des auf reiche Farbigkeit gestell-
ten klassizistischen Wiener Porzellans und
schließt mit einer Übersicht über die Haupt-
maler dieser Epoche, deren bezeichnete
und bezeichnende Werke zusammengestelit
werden.
Auf 45 Quarttafeln, von denen 14 farbig
sind, wird ein reiches Abbildungsmaterial
nach Techniken geordnet vorgeführt. Daß
die bewußt und mit der Absicht, „durch
einen wirklich greifbaren Hintergrund“ die
Objekte in einer der natürlichen Erschei-
nung gemäßeren Form darzustellen, ge-
wählte Reproduktion der Porzellane auf fal-
tenwerfenden Stoffdraperien überall das
richtige trifft, kann ich nicht zugeben, bei
voller Anerkennung des Grundsatzes, daß
es falsch ist, die keramischen Objekte —
wie der Verfasser sagt — „in einer Art un-
endlichen Raumes“ zu reproduzieren. Ma-
lerische Gruppierungen eines Services und
Überschneidungen, wie sie etwa die Tafeln
5, 8, g, 13, 27 wo (ebenso wie auf Tafel
38) Becher und Schalen in der Luft zu
schweben scheinen -- sollten unbedingt
vermieden werden. Max Sauerlandt.
Die Hamburger Fayencen des 17.
Jahrhunderts von Konrad Hüseler,
Hamburg. Jahrbuch Nordelbingen, S.
479—532.
Zum ersten Male werden hier die be-
kanntlich eine Ausnahmestellung in der
deutschen Fayencekunst einnehmenden
Hamburger Fayencen des 17. Jahrhunderts
erschöpfend behandelt. Damit ist dankens-
werterweise eine Lücke ausgefüllt, und
sind wir in der Erkenntnis der deutschen
Fayencekunst wiederum einen erheblichen
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