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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 8
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Biermann, Georg: Neu aufgetauchte Böcklins und Feuerbach zugeschriebene Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0275

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Neu aufgetauchte Böcklins und
Feuerbach zugeschriebene Bilder
Mit drei Abbildungen auf einer Tafel

Die nachfolgenden Ausführungen gingen dem Cicerone aus der Schweiz mit
der Bitte um Veröffentlichung zu. Dieselben haben für sich Gewicht
genug, um zunächst ohne Kommentar unsern Lesern bekannt zu werden.
Der Herausgeber.
IM Cicerone wurde letzthin aus Basel über die dortige Ausstellung der „Römi-
schen Landschaften Böcklins“ berichtet. Der Verfasser dieses Berichtes wirft
die Frage auf, ob Böcklin der Urheber dieser kleinen Bilder sei oder ob nicht
ein anderer der „aus der Düsseldorfer Malerschule hervorgegangenen Meister“
als Autor angenommen werden müsse. Er erwähnt, daß man in Basel „der
Sache im ganzen viel skeptischer gegenüberstehe als in Berlin“. Er gibt damit
den Eindruck wieder, den damals auch die Züricher Kunstkreise von den neu
aufgetauchten Landschaften gehabt haben. In Zürich meinte man allerdings,
daß man vielleicht doch dem guten Rufe der Düsseldorfer Schule zu nahe
treten würde, insbesondere dem reifen und soliden Können Achenbachs, wenn
man diese Studien und Veduten mit der damaligen deutschen Malerei in
Zusammenhang brächte. Denn von ihnen führt kaum eine Verbindung zu
jenen prächtigen Landschaften Böcklins hin, die ein oder zwei Jahre
später entstanden sind, und die die Museen von Hamburg und Leipzig
bewahren, deren großartige Naturanschauung sich kaum mit diesen neu
aufgefundenen Skizzen vergleichen läßt. Prof. Schmid, der bekannte Böcklin-
Biograph, meinte kürzlich in einem längeren Artikel über die Baseler Aus-
stellung in der „Nationalzeitung“ vom 6. Januar ig26, daß sich auch die
besten der neuaufgetauchten Bilder „mit diesen (etwas späteren) Gemälden
nicht mehr messen“ könnten, es fehle ihnen „nicht nur die Reife, die Böcklin
seit Mitte 1851 erlangt habe, sondern auch der poetische Zauber“. Er sowohl
wie der Basler Prof. Paul Burckhardt, der in den „Basler Nachrichten“ vom
15. Januar ig26 seine Ansicht präzisierte, bringen zum Ausdruck, daß man
vielleicht nur ein Paar dieser Bilder als Naturstudien für Böcklin in Anspruch
nehmen könne.
Die Sammlung überrasche übrigens dadurch, daß „nur wenige dieser Bilder
Motive aus der Umgebung jenes Ortes Albano darstellten, wo Böcklin den
Sommer 1851 verbrachte. Es sind vielmehr zum Teil Gegenden, die der Meister
überhaupt nicht oder erst viele Jahre später besucht hat, wie z. B. „Partien der
französischen Riviera“ und „unverkennbar die Felsenberge der Insel Capri“.
Ist nicht des Rätsels Lösung in jener Notiz gegeben, die man in derBöcklin-
Monographie von Ostini findet, die ja auf Äußerungen des Künstlers selbst oder
seiner Angehörigen fußt und die folgendes sagt: Böcklin befand sich im Jahre
1851 in einer so verzweifelten Lage, daß er „für einen industriellen
Amerikaner nach einer neuen Erfindung Ansichten nach Pho-
tographien malte, daß er „Kun s th ä n d 1 er k i t s c h“ verfertigte.
Er hat seinen Stolz freilich bald wiedergefunden.“ Danach sind die Bilder also
von der Hand des Meisters. Ob es aber Böcklin je gewünscht hätte, daß diese
Bilder neben seinen unsterblichen Werken Aufnahme in den Galerien finden,
ist eine andere Frage, die man nach seiner eigenen Entschuldigung solcher
Jugendsünden wohl verneinen darf.
Wenn es sich aber so verhält, dann ist es unbegreiflich, daß Museen solche

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