Bilder überhaupt erworben haben. Jedenfalls hat man in Basel den Irrtum be-
reits eingesehen.
Es hat den Anschein, als ob eben jetzt ein ähnliches Attentat auf den
Namen Feuerbach bevorsteht. In Paris nämlich hat man kürzlich bei einer
Concierge eine Mappe mit Skizzen und Ölstudien gefunden, die Feuerbach
einmal dort liegen gelassen hatte. Diese zum Teil mehr als zv/eifeihaften
Atelierreste werden jetzt sämtlich als Frühwerke des Meisters ausgegeben, Um
auch in Deutschland als große Entdeckung vorgestellt zu werden1.
Indes sind den meisten Stücken dieser Mappe gegenüber mehr oder
weniger Zweifel berechtigt. Die gelten besonders im Hinblick auf eine soge-
nannte Reiterszene, die aus dem Kreise Schreyers stammt, aber für diesen
Meister selbst zu gering ist; ferner angesichts eines Frauenkopfes mit dunklem
kurzgeschnittenen Haar, dessen harte und kalkige Behandlung weder mit der
weichen und flüssigen Malweise der Couture-Schule noch mit den sicheren
Jugendwerken Feuerbachs selbst übereinstimmt. Ein Männerkopf mit Schnurr-
bart ist viel zu hart und dilettantisch und deshalb unmöglich Unter die
frühen Düsseldorfer Arbeiten Feuerbachs einzureihen. Schon hieraus erhellt,
daß der größte Teil dieser Sammlung mehr als problematisch ist. Am eigen-
tümlichsten wohl berührt ein „Mädchen mit Tamburin“, das vor nicht langer
Zeit in der „Kunst für Alle“ farbig wiedergegeben war (Heft 4, Jahrgang 1926),
und geradezu von einer nicht zu überbietenden Kitschigkeit ist. Daß solche
Arbeiten in die Feuerbachsche Mappe gelangt sind, erklärt sich vielleicht da-
durch, daß sie Studien der Düsseldorfer Akademiegenossen des jungen Mei-
sters waren, die ihre Arbeiten damals untereinander ausgetauscht haben mögen.
Einige andere Studien, Zeichnungen zum „Hafis“ und zur „Medea“, ein in
der breiten Coutureschen Art g'emalter Mädchenkopf, eine Studie nach einem
Bischofsstab, ein Fuß mit Sandale, dürften wohl als Jugendarbeiten Feuer-
bachs aus der Pariser Zeit gelten können. Vielleicht weist auf diese absolut
belanglosen Stücke jener Satz in der Vorbemerkung zu dem Feuerbachband
der „Klassiker der Kunst“ hin, der sie schon damals als „wenige, völlig
verschollene und daher unerreichbare, im übrigen belangr
lose Stücke“-kennzeichnete. * *
*
Soweit unser Gewährsmann. In diesen Zusammenhang paßt übrigens vor-
trefflich eine weitere Folge von sogenannten Werken Feuerbachs, die uns seit
jener ersten Liste apokrypher Bilder (Cicerone 1925, Heft 13) neu zur Kenntnis
gekommen sind und mit den bewußten Attesten versehen, seit Monaten ver-
geblich auf dem deutschen Markt ausgeboten werden.
Abb. 1, ein junges Mädchen mit bekränztem Haar darstellend, gehört offen-
sichtlich in die Münchner Schule um 1860. Die Malerei auf dunklem Asphalt-
grund, von dem sich die hellen Farben abheben, entspricht der Technik, die
damals unter Mackarts Einfluß üblich war. Auch die dekorative Auffassung
des Kopfes erinnert an die Art Mackarts oder Piglheims.
Über die zwei anderen angeblichen Feuerbachs (Abb. 2 und 3) Worte zu
verlieren, hieße in der Tat den Meister beleidigen. Diese Bauernmädchen, die
allen Ernstes der erwähnte Feuerbach-Kenner dem Werk des Meisters an>-
gliedern will, sind so minder, daß das Andenken eines der Größten in der
deutschen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts unerträglich herabgewürdigt
wird, wenn man solche Schützenbilder überhaupt mit seinem Werk in Zusam-
menhang bringen oder als „einen hohen Gewinn für das Werk des Meisters“
zu bezeichnen wagt. Bier mann.
1 Ausstellung derselben zur Zeit bei Caspari in München. (Die Schriftleitung.)
reits eingesehen.
Es hat den Anschein, als ob eben jetzt ein ähnliches Attentat auf den
Namen Feuerbach bevorsteht. In Paris nämlich hat man kürzlich bei einer
Concierge eine Mappe mit Skizzen und Ölstudien gefunden, die Feuerbach
einmal dort liegen gelassen hatte. Diese zum Teil mehr als zv/eifeihaften
Atelierreste werden jetzt sämtlich als Frühwerke des Meisters ausgegeben, Um
auch in Deutschland als große Entdeckung vorgestellt zu werden1.
Indes sind den meisten Stücken dieser Mappe gegenüber mehr oder
weniger Zweifel berechtigt. Die gelten besonders im Hinblick auf eine soge-
nannte Reiterszene, die aus dem Kreise Schreyers stammt, aber für diesen
Meister selbst zu gering ist; ferner angesichts eines Frauenkopfes mit dunklem
kurzgeschnittenen Haar, dessen harte und kalkige Behandlung weder mit der
weichen und flüssigen Malweise der Couture-Schule noch mit den sicheren
Jugendwerken Feuerbachs selbst übereinstimmt. Ein Männerkopf mit Schnurr-
bart ist viel zu hart und dilettantisch und deshalb unmöglich Unter die
frühen Düsseldorfer Arbeiten Feuerbachs einzureihen. Schon hieraus erhellt,
daß der größte Teil dieser Sammlung mehr als problematisch ist. Am eigen-
tümlichsten wohl berührt ein „Mädchen mit Tamburin“, das vor nicht langer
Zeit in der „Kunst für Alle“ farbig wiedergegeben war (Heft 4, Jahrgang 1926),
und geradezu von einer nicht zu überbietenden Kitschigkeit ist. Daß solche
Arbeiten in die Feuerbachsche Mappe gelangt sind, erklärt sich vielleicht da-
durch, daß sie Studien der Düsseldorfer Akademiegenossen des jungen Mei-
sters waren, die ihre Arbeiten damals untereinander ausgetauscht haben mögen.
Einige andere Studien, Zeichnungen zum „Hafis“ und zur „Medea“, ein in
der breiten Coutureschen Art g'emalter Mädchenkopf, eine Studie nach einem
Bischofsstab, ein Fuß mit Sandale, dürften wohl als Jugendarbeiten Feuer-
bachs aus der Pariser Zeit gelten können. Vielleicht weist auf diese absolut
belanglosen Stücke jener Satz in der Vorbemerkung zu dem Feuerbachband
der „Klassiker der Kunst“ hin, der sie schon damals als „wenige, völlig
verschollene und daher unerreichbare, im übrigen belangr
lose Stücke“-kennzeichnete. * *
*
Soweit unser Gewährsmann. In diesen Zusammenhang paßt übrigens vor-
trefflich eine weitere Folge von sogenannten Werken Feuerbachs, die uns seit
jener ersten Liste apokrypher Bilder (Cicerone 1925, Heft 13) neu zur Kenntnis
gekommen sind und mit den bewußten Attesten versehen, seit Monaten ver-
geblich auf dem deutschen Markt ausgeboten werden.
Abb. 1, ein junges Mädchen mit bekränztem Haar darstellend, gehört offen-
sichtlich in die Münchner Schule um 1860. Die Malerei auf dunklem Asphalt-
grund, von dem sich die hellen Farben abheben, entspricht der Technik, die
damals unter Mackarts Einfluß üblich war. Auch die dekorative Auffassung
des Kopfes erinnert an die Art Mackarts oder Piglheims.
Über die zwei anderen angeblichen Feuerbachs (Abb. 2 und 3) Worte zu
verlieren, hieße in der Tat den Meister beleidigen. Diese Bauernmädchen, die
allen Ernstes der erwähnte Feuerbach-Kenner dem Werk des Meisters an>-
gliedern will, sind so minder, daß das Andenken eines der Größten in der
deutschen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts unerträglich herabgewürdigt
wird, wenn man solche Schützenbilder überhaupt mit seinem Werk in Zusam-
menhang bringen oder als „einen hohen Gewinn für das Werk des Meisters“
zu bezeichnen wagt. Bier mann.
1 Ausstellung derselben zur Zeit bei Caspari in München. (Die Schriftleitung.)