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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 11
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Biermann, Georg: Ein Museum antiker Architektur in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0364

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rechtigung des Wiegandschen Planes. Diese Räume nämlich lassen sich auch
jetzt noch anders ausnützen und ganz im Sinne des von Wiegand geforderten
Museums antiker Architektur äuswerten.
Aber nur dann, wenn dieser Gedanke ganz im Sinne der vorhandenen Frag-
mente selbst seine künstlerische und kunstgeschichtliche Ab- und Ausrundung
erfährt:
Das heißt, man beschränke sich in diesen Sälen zunächst einmal auf die
museumstechnisch vorbildliche Aufstellung der Originale und lasse den Ge-
danken der Rekonstruktion antiker Architekturen fallen, der unkünstlerisch ist
und dessen Ausführung unter Zuhilfenahme von Gips und Eisenbändern pp. viele
Hunderttausende kosten würde. Ergänzend aber stelle man in Holz oder Gips von
jedem einzelnen Monument, von dem die originalen Fragmente stammen, ein klei-
neres Modell etwa in der Größe von i: ioo auf, das dem Beschauer erklärt, welche
künstlerische Funktion einmal diese antiken Architekturen besaßen und wie ihre
Anlage an sich und innerhalb des gesamten Stadtbildes gedacht war. Ja, man
verallgemeinere die verdienstvolle Entdeckerarbeit der Archäologen im Sinne
einer wirklich lückenlosen musealen Darstellung griechischer Architektur über-
haupt, indem man ähnlich durch Modelle, Auf- und Grundrisse das gesamte Ge-
biet veranschaulicht, was nicht nur den Architekten, sondern jedem gebildeten
Laien äußerst willkommen sein müßte. Die Originale von Pergamon, Priene
und Milet wären dann die künstlerischen Grundpfeiler dieses neuen Museums
antiker Architektur, die Modelle der einzelnen Monumente und der dazugehören-
den städtebaulichen Anlagen (ebenso wie die Auf- und Grundrisse) willkommene
Hilfsmittel für die Anschauung und für die Verdeutlichung eines einzigartigen
Kapitels vergangener Kultur, mit der auch der moderne Mensch hundertfältig
verwachsen bleibt. Die architektonische Auswertung der einmal vorhandenen
Räume wäre durch entsprechenden Einbau von Galerien, die ihrerseits eine
Flucht gutbelichteter Kabinette ergeben könnten, für den größeren Gedanken
dieses in seiner Art wirklich vorbildlichen Museums ohne Aufwand erheblicher
Mittel möglich, worüber vielleicht später noch ein besonderes Wort zu sagen ist.
Auf solche Weise aber würde man ganz im Sinne der Wiegandschen Pläne
nicht nur der von den Archäologen geleisteten Entdeckerarbeit museal gerecht
werden, sondern dem ursprünglichen Gedanken eine Ausrundung geben, die zu-
gleich eine vorbildliche Lösung der ganzen Frage bedeutet.

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