Baukunst —- Institute
Baukunst
GENF
Nach monatelangen Vorarbeiten hat eine
internationale Jury den Bauplatz und die
Bedingungen festgelegt, nach denen das
„Haus der Nationen“ in Genf erstellt wer-
den soll. Auf seigneuralem Terrain mit al-
tem Baumbestand, am Ende der Stadt, mit
weiten Perspektiven auf See und Gebirge,
soll sich das Haus des Völkerbunds erhe-
ben (Kosten des Grundstückes 21/2Millionen
Franken). Wie die Richtlinien im einzel-
nen lauten, wird erst am 25. Juli bekannt wer-
den, das ist der Termin, an dem auch das
weitest entfernteVölkerbundsmitglied( Neu-
seeland) die Bedingungen in Händen haben
kann, jedenfalls war das Bemühen des Preis-
gerichtes darauf gerichtet, diese Bedingun-
gen so zu formulieren, daß dem einzelnen
Architekten die größtmögliche Gestaltungs-
freiheit gegeben wird.
Es handelt sich um eine Konkurrenz größ-
ten Stiles (Prämien: 165000 Fr.), doppelt be-
grüßenswert, da sie international sein muß!
54 Staaten haben das'Recht der Anteilnahme.
Außerdem noch: Deutschland (und Danzig)!
Die Schätzung, däß über 1000 Projekte ein-
laufen werden, von Deutschland allein viel-
leicht 300, ist wohl nicht zu hoch gegriffen.
Hier interessiert uns nur die Frage, ob
durch dieses große Projekt (Völkerbunds-
versammlungshaus wird allein mit 8 Mill.
Fr. in Rechnung gesetzt) der Architektur
genützt werden kann, oder ob zu befürch-
ten ist, daß schließlich — wie etwa bei der
letzten großen internationalen Konkurrenz
(Wolkenkratzer der „Chicago Tribüne“) —
eine architektonische Nichtigkeit zur Aus-
führung gelangt.
Wie immer heute hängt das Resultat we-
sentlich vom Geschmack und Horizont des
Preisgerichtes ab. Ist dieses ohne Perspek-
tive, so nützen die besten Arbeiten nichts.
.Was ist zu erwarten? Das Preisgericht for-
muliert die Aufgabe, daß die Architekten
in neuem und praktischem Sinn die ver-
schiedenen Probleme lösen und vorab durch
die Reinheit des Stiles und die Harmonie
der Linien die hohe Bestimmung des Ge-
bäudes symbolisieren sollen. So erfreulich
diese Forderung ist, so kann ihre Verwirk-
lichung doch in sehr verschiedenem Sinne
verstanden werden.
Heute kann nur das Preisgericht selbst
analysiert werden. Es zeigt Namen, die aus
der Geschichte der neuen Baukunst nicht
fortzudenken sind, vorab der große Bahn-
brecher H. P. Berlage (Holland), der auch im-
mer jung geblieben ist. Der Belgier V. Horta
— seine Blütezeit liegt zwischen 1890/1900
ist leider in seiner Frühperiode stecken ge-
blieben (Jugendstil), wie im letzten Jahr der
belg. Pavillon der Pariser Ausstellung zur
Genüge zeigte. Daß Jos. Hoffmann (Öster-
reich) seiner ganzen Entwicklung nach einer
fortschrittlichen Lösung nicht feindlich sein
wird, ist selbstverständlich.
Neben Berlage tritt vorab Karl Moser
(Schweiz). Vielleicht kommt der Schweiz
als Gastland durch irgendwelche damit ver-
bundenen Imponderabilien ein erhöhter'Ein-
fluß auf die Urteilsfällung zu, was im Sinne
einer vorgreifenden Lösung fast unerläßlich
wäre. Die übrigen Namen haben in der Ge-
schichte der europäischen Baukunst weni-
gerBedeutung. Neben demEngländer J.Bur-
nett, dessen englisch-klassizistische Bauge-
sinnung seinem kühl-praktischen Sinn nicht
entgegensteht, amtieren noch: der Italiener
A. Muggia, der Franzose Levasquier, Stil-
architekten im Sinne des ig. Jahrhunderts,
ferner der Schwede Tengboom, der sich in
allen Stilen, eklektizistisch modernisiert,
ohne Erquicklichkeit versucht. Das Resul-
tat wird davon abhängen, ob die zukünftig
orientierten Mitglieder der Jury die Ober-
hand bekommen. Die Zusammensetzung ist
so, daß fortschrittliche Lösungen durchaus
nicht von vornherein unter den Tisch fallen
müssen. Oiedion.
Institute
DAS INSTITUT FÜR KUNST-
GESCHICHTE DER UNI-
VERSITÄT KÖLN
Anfang Mai fand die Eröffnung des neu-
erbauten Instituts für Kunstgeschichte an
der Universität Köln statt. Der selbstän-
dige neben der Universität gelegene Bau
ist ein Werk des Hagener Architekten
Leopold Ludwigs, erwachsen in engster
Zusammenarbeit mit dem Ordinarius für
Kunstgeschichte Prof. Dr. Brinckmann, ge-
fördert durch das Kuratorium der Univer-
sität unter Vorsitz des Oberbürgermeisters
Adenauer und durch eine Anzahl privater
Gönner. Der Bau hat eine Grundfläche
von rund 14 zu 17 Metern, ist eingeschos-
sig fast 6 Meter hoch, worüber ein aus-
gebautes Dachgeschoß kommt. Der ge-
samte Bau ist in Eifeltuff ausgeführt, die
Eindeckung in Moselschiefer. Die For-
men sind schlicht und ähneln im Charak-
ter der Baukunst um 1760, ohne zu histo-
risieren. Ein einheitliches Fenstermotiv
wurde auf 3 Seiten benutzt, nur die Ein-
gangsfront erhielt ein großes Portal und
entsprechende Fenster zu Seiten. Die
Grundrißanordnung ist streng symmetrisch.
Der Eindruck größter Klarheit und Be-
502
Baukunst
GENF
Nach monatelangen Vorarbeiten hat eine
internationale Jury den Bauplatz und die
Bedingungen festgelegt, nach denen das
„Haus der Nationen“ in Genf erstellt wer-
den soll. Auf seigneuralem Terrain mit al-
tem Baumbestand, am Ende der Stadt, mit
weiten Perspektiven auf See und Gebirge,
soll sich das Haus des Völkerbunds erhe-
ben (Kosten des Grundstückes 21/2Millionen
Franken). Wie die Richtlinien im einzel-
nen lauten, wird erst am 25. Juli bekannt wer-
den, das ist der Termin, an dem auch das
weitest entfernteVölkerbundsmitglied( Neu-
seeland) die Bedingungen in Händen haben
kann, jedenfalls war das Bemühen des Preis-
gerichtes darauf gerichtet, diese Bedingun-
gen so zu formulieren, daß dem einzelnen
Architekten die größtmögliche Gestaltungs-
freiheit gegeben wird.
Es handelt sich um eine Konkurrenz größ-
ten Stiles (Prämien: 165000 Fr.), doppelt be-
grüßenswert, da sie international sein muß!
54 Staaten haben das'Recht der Anteilnahme.
Außerdem noch: Deutschland (und Danzig)!
Die Schätzung, däß über 1000 Projekte ein-
laufen werden, von Deutschland allein viel-
leicht 300, ist wohl nicht zu hoch gegriffen.
Hier interessiert uns nur die Frage, ob
durch dieses große Projekt (Völkerbunds-
versammlungshaus wird allein mit 8 Mill.
Fr. in Rechnung gesetzt) der Architektur
genützt werden kann, oder ob zu befürch-
ten ist, daß schließlich — wie etwa bei der
letzten großen internationalen Konkurrenz
(Wolkenkratzer der „Chicago Tribüne“) —
eine architektonische Nichtigkeit zur Aus-
führung gelangt.
Wie immer heute hängt das Resultat we-
sentlich vom Geschmack und Horizont des
Preisgerichtes ab. Ist dieses ohne Perspek-
tive, so nützen die besten Arbeiten nichts.
.Was ist zu erwarten? Das Preisgericht for-
muliert die Aufgabe, daß die Architekten
in neuem und praktischem Sinn die ver-
schiedenen Probleme lösen und vorab durch
die Reinheit des Stiles und die Harmonie
der Linien die hohe Bestimmung des Ge-
bäudes symbolisieren sollen. So erfreulich
diese Forderung ist, so kann ihre Verwirk-
lichung doch in sehr verschiedenem Sinne
verstanden werden.
Heute kann nur das Preisgericht selbst
analysiert werden. Es zeigt Namen, die aus
der Geschichte der neuen Baukunst nicht
fortzudenken sind, vorab der große Bahn-
brecher H. P. Berlage (Holland), der auch im-
mer jung geblieben ist. Der Belgier V. Horta
— seine Blütezeit liegt zwischen 1890/1900
ist leider in seiner Frühperiode stecken ge-
blieben (Jugendstil), wie im letzten Jahr der
belg. Pavillon der Pariser Ausstellung zur
Genüge zeigte. Daß Jos. Hoffmann (Öster-
reich) seiner ganzen Entwicklung nach einer
fortschrittlichen Lösung nicht feindlich sein
wird, ist selbstverständlich.
Neben Berlage tritt vorab Karl Moser
(Schweiz). Vielleicht kommt der Schweiz
als Gastland durch irgendwelche damit ver-
bundenen Imponderabilien ein erhöhter'Ein-
fluß auf die Urteilsfällung zu, was im Sinne
einer vorgreifenden Lösung fast unerläßlich
wäre. Die übrigen Namen haben in der Ge-
schichte der europäischen Baukunst weni-
gerBedeutung. Neben demEngländer J.Bur-
nett, dessen englisch-klassizistische Bauge-
sinnung seinem kühl-praktischen Sinn nicht
entgegensteht, amtieren noch: der Italiener
A. Muggia, der Franzose Levasquier, Stil-
architekten im Sinne des ig. Jahrhunderts,
ferner der Schwede Tengboom, der sich in
allen Stilen, eklektizistisch modernisiert,
ohne Erquicklichkeit versucht. Das Resul-
tat wird davon abhängen, ob die zukünftig
orientierten Mitglieder der Jury die Ober-
hand bekommen. Die Zusammensetzung ist
so, daß fortschrittliche Lösungen durchaus
nicht von vornherein unter den Tisch fallen
müssen. Oiedion.
Institute
DAS INSTITUT FÜR KUNST-
GESCHICHTE DER UNI-
VERSITÄT KÖLN
Anfang Mai fand die Eröffnung des neu-
erbauten Instituts für Kunstgeschichte an
der Universität Köln statt. Der selbstän-
dige neben der Universität gelegene Bau
ist ein Werk des Hagener Architekten
Leopold Ludwigs, erwachsen in engster
Zusammenarbeit mit dem Ordinarius für
Kunstgeschichte Prof. Dr. Brinckmann, ge-
fördert durch das Kuratorium der Univer-
sität unter Vorsitz des Oberbürgermeisters
Adenauer und durch eine Anzahl privater
Gönner. Der Bau hat eine Grundfläche
von rund 14 zu 17 Metern, ist eingeschos-
sig fast 6 Meter hoch, worüber ein aus-
gebautes Dachgeschoß kommt. Der ge-
samte Bau ist in Eifeltuff ausgeführt, die
Eindeckung in Moselschiefer. Die For-
men sind schlicht und ähneln im Charak-
ter der Baukunst um 1760, ohne zu histo-
risieren. Ein einheitliches Fenstermotiv
wurde auf 3 Seiten benutzt, nur die Ein-
gangsfront erhielt ein großes Portal und
entsprechende Fenster zu Seiten. Die
Grundrißanordnung ist streng symmetrisch.
Der Eindruck größter Klarheit und Be-
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