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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 17
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0607

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Sammler und Markt

den, weil das Pendel auf Jahrzehnte hinaus
immer nur ein Hilfsmittel bleiben muß,
solange die Ergebnisse nicht in ein festes
System gebracht sind.) Besagter Prof. Oe-
lenheinz aber hat dem Unterzeichneten in-
zwischen bestätigt, daß von den sechs be-
sagten Bildern vier unzweideutig echte
Böcklins seien, die zwei anderen dagegen —
darunter der von mir als Achenbach ange-
sprochene Bergweg und „Capri“ jeweils
zwei verschiedene Hände verrieten, wobei
ausdrücklich erwähnt werden darf, daß ich
ohne jeden besonderen Hinweis Herrn Prof.
Oelenheinz den Fallintoto unterbreitet hatte.
Man soll trotz dieser Feststellung die
Zeugenschaft des siderischen Pendels nicht
überschätzen, aber sicher wird eines Tages
dieser heiß gewordene Kampf um die von
Dr. Wendland getätigte reizvolle Böcklin-
entdeckung (die in sich ganz fraglos eines
der interessantesten Kapitel deutsch-römi-
scher Landschaftsmalerei verschließt) dahin
enden, daß Böcklin zwar nicht alle 31 Bil-
der, wohl aber den größten Teil derselben
gemalt hat und man dankbar sein muß, daß
überhaupt durch diesen seltenen Fund un-
sere bis dato völlig unzulängliche Vorstel-
lung vom jungen Böcklin wesentlich berei-
chert wurde.
Justi hat die Absicht, im nächsten Jahr
im Stil der Thoma und Corinth-Ausstel-
lungen die Nationalgalerie für eine große
Böcklinausstellung freizumachen (gegrün-
det auf den 25. Todestag des Meisters). Ich
hoffe, daß diese Schau in erster Linie dem
jungen Böcklin bis etwa 1875 gewidmet
sein wird. Denn wenn Justis Ansicht zu
Recht besteht, daß Böcklin der größte deut-
sche Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts
gewesen ist, dann kann er dies nur erhärten,
indem er uns den jungen Böcklin wieder-
entdeckt. Ob solcher Absicht wollen wir
ihm heute schon danken, mehr noch für die
Möglichkeit, dann im Rahmen dieser Aus-
stellung jene etwa 20 Landschaften vom
Jahre 1851 beisammen zu sehen, die nach er-
neuter Prüfung als unzweifelhaft authentisch
von den 31 bestehen werden und die alles
andere als „Kunsthändlerkitsch“ sind.
Biermann.
VOM AMERIKANISCHEN MARKT
Die sehr lebhafte und erfolgreiche Auk-
tionssaison schloß Ende Mai mit dem Ver-
kauf in den Anderson Galleries von einer
der bedeutendsten Büchereien in Amerika,
der Sammlung elisabethanischer und früher
Stuartdrucke des Mr. John L. Clawson aus
Buffalo. Es wurden dabei sehr hohe Preise
erzielt. Die bekannte Firma des Dr. A. S.
W. Rosenbach allein kaufte Schätze im

Werte von fast $450000 ein, etwas über
zwei Drittel des Gesamtergebnisses der er-
staunlichen Versteigerung. In manchen Fäl-
len mußte Dr. R. das Vierfache dessen zah-
len, wofür er selber die betreffenden Werke
vor fünf Jahren verkauft hatte. Derart sind
die Preise für seltene englische Werke jener
Zeit gestiegen.
Während der Saison wurden in den
Hauptauktionssälen um fast fünfzehn Mil-
lionen Dollars Kunstwerke und Bücher usw.
abgesetzt, und dabei wurden keineswegs
immer hohe Preise erzielt; im Gegenteil wa-
ren diese oft außerordentlich niedrig. Diese
sowie die enorme Tätigkeit der Auktions-
häuser aber beeinträchtigten unzweifelhaft
das Geschäft der Kunsthandlungen, die
außerdem vom Beginn des neuen Jahres
an schwer unter verschiedenen ungünstigen
Umständen, vor allem den Börsenstürzen
im März und der durch sie erzeugten Un-
sicherheit zu leiden hatten. Trotzdem sol-
len einige Firmen mit weiten Verbindungen
in der Provinz recht gut abgeschnitten ha-
ben, und man erwartet im allgemeinen eine
gute kommende Saison, falls sich nicht
etwa wieder die internationalen Verhält-
nisse verschlechtern sollten.
Die enorme Zahl von Kunstwerken, die
während des ersten Viertels dieses Jahr-
hunderts nach Amerika gewandert ist, er-
gibt im Wert eine halbe Milliarde Dollars.
Von Ankäufen bzw. Verkäufen der letzten
Zeit wurden u. a. bekannt der Ankauf eines
Männerporträts von Dierck Bouts auf einer
Pariser Auktion seitens der F. Kleinberger
Galleries und der in Berlin erfolgte des neu-
entdeckten Vermeer van Delft aus Rußland
seitens Duveen Bros; und der Verkauf einer
„Verkündigung“ von Petrus Christus an den
bekannten Sammler Michael Friedsam
durch die Kleinberger Galleries; eines
El Greco, „Bildnis eines spanischen Edel-
mannes“ an einen Sammler in Minneapolis
durch die Reinhardt Galleries und des sei-
nerzeit hier erwähnten, jüngst gefundenen
Selbstporträts von Rubens, des einzigen
außerhalb einer öffentlichen Sammlung be-
kannt gewordenen, an einen anonymen
Sammler durch die Gallery Mr. P. Jackson
Higgs. F.
BEVORSTEHENDE
VERSTEIGERUNGEN
BERLIN
Das Kunstauktionshaus Jac. Hecht hält
am 14. September seine Eröffnungsauktion
in seinen neuen Räumlichkeiten (Kantstr. 162)
ab, die sich auf einem qualitativ guten Ni-
veau halten wird.

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