daß Gerrit de Haen im Haag lebte, also in der Heimat des Jan van Goijen und
jener Künstler, die sich um ihn gruppieren. So erklärt sich auch der Einfluß
dieser Maler auf Gerrit de Haen, der sich sowohl in der Auffassung, als auch
im Kolorit des Budapester Bildes bemerkbar macht.
6. Die Israeliten nach dem Durchgänge durch das Rote Meer
von Adriaen Gael II.
Die Künstlerfamilie der Gael stammt aus Haarlem. C. Hofstede de Groot
hat ihren Stammbaum zusammengestellt1. Cornelius I. und Adriaen I. waren
Brüder eines Nichtkünstlers, der Sohn des ersteren war Barend, der des zweiten
Adriaen II. und Cornelis II. Von Comelis I. kennt man keine Bilder, von
Cornelis II. nur ein einziges im Museum zu Mainz (Nr. 101). Am bekanntesten
ist Barend Gael, der vielleicht um 1630 geboren sein mag und noch 1687 tätig
war. Manche seiner Werke bestätigen die Nachricht Houbrakens, daß er
Schüler des Philipp Wouwermans war, andere wiederum zeigen ihn als Nach-
ahmer der beiden Ostade.
Adriaen Gael II. ist zwischen 1618 und 1624 geboren, 1640 war er in der
Haarlemer St. Lukasgilde und starb 1660. Er scheint ein Schüler des Jacob
de Wet (ca. 1610 bis nach 1671) gewesen zu sein, denn seine Bilder zeigen, den
starken Einfluß dieses Rembrandt-Schülers. Bredius2 zählt eine ganze Reihe
von Bildern des Adriaen Gael II. auf, die in dem Nachlaß-Inventar des Amster-
damer Kunsthändlers Hendrick Meyeringh (1687) erwähnt v/erden: „Elias
offererhande (Opfer) tegens de Baalspriesters“, „Jacob en Joseph in Egypte“,
„Paulus und Barnabas offerhande“, „Jerobeams offerhande“, „De Kalverdans
(der Tanz um das goldene Kalb) van de Israeliten in de Woestijn“, „Mosis in
de Woestijn de steenrots slaerde“ (Moses Wasser aus dem Felsen schlagend),
„Een Rebecca“, „Pharao in’t Roomer“ (im Roten Meer), „de Geboorte Christi
in de Looghte“, „Het vroatgen in overspei“ (die Ehebrecherin) — lauter Dar-
stellungen aus dem Alten Testament mit Ausnahme zweier Bilder, deren
Sujets aus dem Neuen Testament3 genommen sind.
Die Bilder von Adriaen Gael II. sind selten. Bezeichnete Werke finden sich
in der ehemaligen Sammlung Semenov in Leningrad (jetzt in der Eremitage),
bezeichnet A. gael, im Kestner-Museum zu Hannover und in der Sammlung
Gubin Leningrad, andere erwähnt Hofstede de Groot (a. a. O.). Wir möchten
hier auf zwei weitere Werke des Künstlers aufmerksam machen. In der
Sammlung des Baron Ludwig Tomyay in Budapest befindet sich ein auf Lein-
wand gemaltes Bild (45,5X64 cm), das unten rechts die Künstlersignatur
A. Gael trägt4. Ob es sich hier um eine Szene aus dem Alten Testament han-
delt, ist fraglich. Man sieht eine im Kreise um eine mit Girlanden bekränzte
Säule auf hohem, breitem Sockel tanzende Gesellschaft von männlichen
und weiblichen Personen. Zwei am Boden sitzende Musikanten, denen sich
eine junge Frau zugesellt hatte, spielen zum Tanze auf. Hinter der Säule steht
ein alter bärtiger Mann mit Turban auf dem Kopf und ausgestreckter Rechten,
wie wenn er den Takt schlagen würde. Am hohen Sockel der Säule sitzt ein
Junge. Ist hier vielleicht nur eine ländliche Unterhaltung oder irgendeine be-
1 U. Thieme, Allg. Lexikon der bildenden Künstler XII, S. 35.
2 Bredius, a. a. O. I, S. 335 bis 341.
In dem bereits zitierten Nachlaß-Inventar des H. Meyerinck ist ein Bild unter Nr. 171
also erwähnt: „Een varckens en een vis marckt von Geel“, das dem Sujet nach gewiß
von Barend Geel herrührt.
4 Erworben auf der XXVII. Versteigerung des Ernst-Museums (1924) in Budapest,
Nr. 297, abgebildet daselbst.
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jener Künstler, die sich um ihn gruppieren. So erklärt sich auch der Einfluß
dieser Maler auf Gerrit de Haen, der sich sowohl in der Auffassung, als auch
im Kolorit des Budapester Bildes bemerkbar macht.
6. Die Israeliten nach dem Durchgänge durch das Rote Meer
von Adriaen Gael II.
Die Künstlerfamilie der Gael stammt aus Haarlem. C. Hofstede de Groot
hat ihren Stammbaum zusammengestellt1. Cornelius I. und Adriaen I. waren
Brüder eines Nichtkünstlers, der Sohn des ersteren war Barend, der des zweiten
Adriaen II. und Cornelis II. Von Comelis I. kennt man keine Bilder, von
Cornelis II. nur ein einziges im Museum zu Mainz (Nr. 101). Am bekanntesten
ist Barend Gael, der vielleicht um 1630 geboren sein mag und noch 1687 tätig
war. Manche seiner Werke bestätigen die Nachricht Houbrakens, daß er
Schüler des Philipp Wouwermans war, andere wiederum zeigen ihn als Nach-
ahmer der beiden Ostade.
Adriaen Gael II. ist zwischen 1618 und 1624 geboren, 1640 war er in der
Haarlemer St. Lukasgilde und starb 1660. Er scheint ein Schüler des Jacob
de Wet (ca. 1610 bis nach 1671) gewesen zu sein, denn seine Bilder zeigen, den
starken Einfluß dieses Rembrandt-Schülers. Bredius2 zählt eine ganze Reihe
von Bildern des Adriaen Gael II. auf, die in dem Nachlaß-Inventar des Amster-
damer Kunsthändlers Hendrick Meyeringh (1687) erwähnt v/erden: „Elias
offererhande (Opfer) tegens de Baalspriesters“, „Jacob en Joseph in Egypte“,
„Paulus und Barnabas offerhande“, „Jerobeams offerhande“, „De Kalverdans
(der Tanz um das goldene Kalb) van de Israeliten in de Woestijn“, „Mosis in
de Woestijn de steenrots slaerde“ (Moses Wasser aus dem Felsen schlagend),
„Een Rebecca“, „Pharao in’t Roomer“ (im Roten Meer), „de Geboorte Christi
in de Looghte“, „Het vroatgen in overspei“ (die Ehebrecherin) — lauter Dar-
stellungen aus dem Alten Testament mit Ausnahme zweier Bilder, deren
Sujets aus dem Neuen Testament3 genommen sind.
Die Bilder von Adriaen Gael II. sind selten. Bezeichnete Werke finden sich
in der ehemaligen Sammlung Semenov in Leningrad (jetzt in der Eremitage),
bezeichnet A. gael, im Kestner-Museum zu Hannover und in der Sammlung
Gubin Leningrad, andere erwähnt Hofstede de Groot (a. a. O.). Wir möchten
hier auf zwei weitere Werke des Künstlers aufmerksam machen. In der
Sammlung des Baron Ludwig Tomyay in Budapest befindet sich ein auf Lein-
wand gemaltes Bild (45,5X64 cm), das unten rechts die Künstlersignatur
A. Gael trägt4. Ob es sich hier um eine Szene aus dem Alten Testament han-
delt, ist fraglich. Man sieht eine im Kreise um eine mit Girlanden bekränzte
Säule auf hohem, breitem Sockel tanzende Gesellschaft von männlichen
und weiblichen Personen. Zwei am Boden sitzende Musikanten, denen sich
eine junge Frau zugesellt hatte, spielen zum Tanze auf. Hinter der Säule steht
ein alter bärtiger Mann mit Turban auf dem Kopf und ausgestreckter Rechten,
wie wenn er den Takt schlagen würde. Am hohen Sockel der Säule sitzt ein
Junge. Ist hier vielleicht nur eine ländliche Unterhaltung oder irgendeine be-
1 U. Thieme, Allg. Lexikon der bildenden Künstler XII, S. 35.
2 Bredius, a. a. O. I, S. 335 bis 341.
In dem bereits zitierten Nachlaß-Inventar des H. Meyerinck ist ein Bild unter Nr. 171
also erwähnt: „Een varckens en een vis marckt von Geel“, das dem Sujet nach gewiß
von Barend Geel herrührt.
4 Erworben auf der XXVII. Versteigerung des Ernst-Museums (1924) in Budapest,
Nr. 297, abgebildet daselbst.
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