Ausstellungen
Proben der Monumentalmalerei des 14. Jahr-
hunderts ausgestellt. Die Malereien der Us-
penijekirche in Volotowo bei Nowgorod in
ihrer wundervollen Farbigkeit schließen
sich an die frühe Paläologenkunst an und
erinnern stilistisch an die Mosaiken der
Kahrie-Dschami Konstantinopels. Erbaut
wurde die Kirche 1352. Daß um diese Zeit
die Beziehungen zu Byzanz rege waren, be-
weist der Zyklus der 1374 errichteten Spas
Preolwazhenijekirche in Nowgorod, dessen
Schöpfer der Grieche Theophanes ist.
In ihm besitzen wir die erste greifbare
Künstlerpersönlichkeit Rußlands. Von ihm
geht dann Andrej Rublow aus, von
dessen Fresken in der Uspenijekirche in
Vladimir um 1408 einige Kopien eine gute
Vorstellung geben. Auch von dem großen
Zyklus des Dionysios und seiner Söhne
im Theraponkloster (1500—1502) stellt das
russische kunsthistorische Institut Proben
aus.
Von diesem entwickelten Stil führt der
Weg zu der Ikonenmalerei, die gut in etwa
60 Originalen vertreten ist. Sie stammen alle
aus deutschem Privatbesitz.
Wir finden gute Beispiele der Nowgoro-
der Schule, diese vor allem aus der Samm-
lung Dr. Winkler, Königsberg, der nord-
russischen Provinzschule, der Moskauer
Schule, einige ausgezeichnete Beispiele der
miniaturhaften Stroganowschule und der
späteren Provinzschulen. Die Italo-byzan-
tinische Schule und Ikonen des christlichen
Orients zeigen die Ausbreitung der byzan-
tinischen Kunst außerhalb Rußlands.
Unter den frühen byzantinischen
Arbeiten sieht man einige ausgezeichnete
Originalbruchstücke von Fresken aus Per-
gamon aus dem Kaiser-Friedrich-Museum.
Ferner stellte dieses Museum eine Reihe
seiner interessanten Kopien aus den Lath-
mosklöstern und aus Mazedonien aus. Hier
ist ein wichtiger Anfang zu einer Kopien-
sammlung mittelalterlicher Wandmalerei
geschaffen, zu dem hoffentlich Proben der
ausgestellten russischen Fresken kommen
mögen. H. F. V.
BARMEN
Der Kunstverein hat kürzlich aus Anlaß
seines 60 jährigen Bestehens in der Ruhmes-
halle eine Ausstellung von Werken neuerer
Malerei aus Barmer Privatbesitz veranstal-
tet, die über die Vielseitigkeit der örtlichen
Sammeltendenzen interessante Aufschlüsse
gibt. Diese beweisen, wieviel erstklassige
Werke moderner Kunst in Barmen vorhan-
den sind. Vom Thoma angefangen bis auf
die Führer der jüngsten Bewegung, wie
etwa Macke, Marc, Paula Modersohn, ver-
einigt die Ausstellung rund 86 Nummern
bester europäischer Malerei, deren große
Treffer, die beiden Bilder von van Gogh,
das Selbstbildnis Gauguins, Arbeiten von
Hodler, Liebermann, und nicht zuletzt die
beiden prachtvollen und berühmten Bilder
Corinths sind, der Florian Geyer von 1906
und die Salome von 1900, um die man von
jeher Barmen beneiden durfte. Dr. Reiche,
der der gute Geist der von ihm betreuten
Sammlergeneration ist, hat auch als Direk-
tor der Barmer Ruhmeshalle dieser Aus-
stellung ein kluges Katalogvorwort ge-
schrieben. B.
BERLIN
In den schönen Räumen der tüchtigen
Galerie Neumann-Nierendorf ist
eine Jubiläumsausstellung zum 60. Geburts-
tag Kandinskys zu sehen. Man möchte
hier etwas Angenehmes sagen, den Künst-
ler feiern, der so viel Charakter und Un-
beirrbarkeit gezeigt, aber —. Nicht anders
als bei der Kirchner-Ausstellung, über die
wir das letztemal berichten konnten, hat
man den Eindruck des Überlebten. Was
Kandinsky um 1913 herum bedeutete, kann
niemand bestreiten. In jener großen Ent-
scheidungsstunde, als es galt, den Impres-
sionismus zu überwinden, der in eine Sack-
gasse gelangt war, der unfähig geworden,
der jungen Generation die Möglichkeiten
der Äußerung zu geben, war das künstle-
rische Manifest Kandinskys eine Befrei-
ung, eine Erleuchtung. Sein Werk ist aber
mit der Zeit immer trockener geworden.
Die Liebe zur schönen Farbe, zur klang-
lichen Differenzierung ist geblieben, den
Weg aber, den der Künstler in den Kubis-
mus hinein beschritten, hat den Schöpfun-
gen ihre Frische genommen. Die Geometrie
hat ihn nicht unterstützt, sondern eher be-
hindert, und eine wahrhaft befriedigende
Synthese ist nicht entstanden. Man hat das
Gefühl einer Abseitigkeit, eines Laufens im
eigenen Kreise, einer Lösung vom starken
Strom der Zeit zugunsten einer esotheri-
schen ästhetischen Spekulation.
In der Galerie Wiltscheck, Viktoria-
straße, wird eine Ausstellung Tsche-
choslowakischer Maler gezeigt. Mehr
eine diplomatische als eine künstlerische
Angelegenheit von besonderer Bedeutung.
Es muß begrüßt werden, daß uns Gelegen-
heit geboten wird, die Kunstprodukte frem-
der Nationen zu sehen, und es kann gar
nicht genug auf diesem Gebiete geschehen.
Falsch jedoch wäre es, wenn die Kritik
durch die freundliche Geste der Gastfreund-
schaft soweit beeinflußt würde, ihr Urteil
zu fälschen und wenn sie einen anderen
Proben der Monumentalmalerei des 14. Jahr-
hunderts ausgestellt. Die Malereien der Us-
penijekirche in Volotowo bei Nowgorod in
ihrer wundervollen Farbigkeit schließen
sich an die frühe Paläologenkunst an und
erinnern stilistisch an die Mosaiken der
Kahrie-Dschami Konstantinopels. Erbaut
wurde die Kirche 1352. Daß um diese Zeit
die Beziehungen zu Byzanz rege waren, be-
weist der Zyklus der 1374 errichteten Spas
Preolwazhenijekirche in Nowgorod, dessen
Schöpfer der Grieche Theophanes ist.
In ihm besitzen wir die erste greifbare
Künstlerpersönlichkeit Rußlands. Von ihm
geht dann Andrej Rublow aus, von
dessen Fresken in der Uspenijekirche in
Vladimir um 1408 einige Kopien eine gute
Vorstellung geben. Auch von dem großen
Zyklus des Dionysios und seiner Söhne
im Theraponkloster (1500—1502) stellt das
russische kunsthistorische Institut Proben
aus.
Von diesem entwickelten Stil führt der
Weg zu der Ikonenmalerei, die gut in etwa
60 Originalen vertreten ist. Sie stammen alle
aus deutschem Privatbesitz.
Wir finden gute Beispiele der Nowgoro-
der Schule, diese vor allem aus der Samm-
lung Dr. Winkler, Königsberg, der nord-
russischen Provinzschule, der Moskauer
Schule, einige ausgezeichnete Beispiele der
miniaturhaften Stroganowschule und der
späteren Provinzschulen. Die Italo-byzan-
tinische Schule und Ikonen des christlichen
Orients zeigen die Ausbreitung der byzan-
tinischen Kunst außerhalb Rußlands.
Unter den frühen byzantinischen
Arbeiten sieht man einige ausgezeichnete
Originalbruchstücke von Fresken aus Per-
gamon aus dem Kaiser-Friedrich-Museum.
Ferner stellte dieses Museum eine Reihe
seiner interessanten Kopien aus den Lath-
mosklöstern und aus Mazedonien aus. Hier
ist ein wichtiger Anfang zu einer Kopien-
sammlung mittelalterlicher Wandmalerei
geschaffen, zu dem hoffentlich Proben der
ausgestellten russischen Fresken kommen
mögen. H. F. V.
BARMEN
Der Kunstverein hat kürzlich aus Anlaß
seines 60 jährigen Bestehens in der Ruhmes-
halle eine Ausstellung von Werken neuerer
Malerei aus Barmer Privatbesitz veranstal-
tet, die über die Vielseitigkeit der örtlichen
Sammeltendenzen interessante Aufschlüsse
gibt. Diese beweisen, wieviel erstklassige
Werke moderner Kunst in Barmen vorhan-
den sind. Vom Thoma angefangen bis auf
die Führer der jüngsten Bewegung, wie
etwa Macke, Marc, Paula Modersohn, ver-
einigt die Ausstellung rund 86 Nummern
bester europäischer Malerei, deren große
Treffer, die beiden Bilder von van Gogh,
das Selbstbildnis Gauguins, Arbeiten von
Hodler, Liebermann, und nicht zuletzt die
beiden prachtvollen und berühmten Bilder
Corinths sind, der Florian Geyer von 1906
und die Salome von 1900, um die man von
jeher Barmen beneiden durfte. Dr. Reiche,
der der gute Geist der von ihm betreuten
Sammlergeneration ist, hat auch als Direk-
tor der Barmer Ruhmeshalle dieser Aus-
stellung ein kluges Katalogvorwort ge-
schrieben. B.
BERLIN
In den schönen Räumen der tüchtigen
Galerie Neumann-Nierendorf ist
eine Jubiläumsausstellung zum 60. Geburts-
tag Kandinskys zu sehen. Man möchte
hier etwas Angenehmes sagen, den Künst-
ler feiern, der so viel Charakter und Un-
beirrbarkeit gezeigt, aber —. Nicht anders
als bei der Kirchner-Ausstellung, über die
wir das letztemal berichten konnten, hat
man den Eindruck des Überlebten. Was
Kandinsky um 1913 herum bedeutete, kann
niemand bestreiten. In jener großen Ent-
scheidungsstunde, als es galt, den Impres-
sionismus zu überwinden, der in eine Sack-
gasse gelangt war, der unfähig geworden,
der jungen Generation die Möglichkeiten
der Äußerung zu geben, war das künstle-
rische Manifest Kandinskys eine Befrei-
ung, eine Erleuchtung. Sein Werk ist aber
mit der Zeit immer trockener geworden.
Die Liebe zur schönen Farbe, zur klang-
lichen Differenzierung ist geblieben, den
Weg aber, den der Künstler in den Kubis-
mus hinein beschritten, hat den Schöpfun-
gen ihre Frische genommen. Die Geometrie
hat ihn nicht unterstützt, sondern eher be-
hindert, und eine wahrhaft befriedigende
Synthese ist nicht entstanden. Man hat das
Gefühl einer Abseitigkeit, eines Laufens im
eigenen Kreise, einer Lösung vom starken
Strom der Zeit zugunsten einer esotheri-
schen ästhetischen Spekulation.
In der Galerie Wiltscheck, Viktoria-
straße, wird eine Ausstellung Tsche-
choslowakischer Maler gezeigt. Mehr
eine diplomatische als eine künstlerische
Angelegenheit von besonderer Bedeutung.
Es muß begrüßt werden, daß uns Gelegen-
heit geboten wird, die Kunstprodukte frem-
der Nationen zu sehen, und es kann gar
nicht genug auf diesem Gebiete geschehen.
Falsch jedoch wäre es, wenn die Kritik
durch die freundliche Geste der Gastfreund-
schaft soweit beeinflußt würde, ihr Urteil
zu fälschen und wenn sie einen anderen