Kabinenkoffer von Vuitton. Auf diesem Gebiet bestehen ver-
nünftige und der industriellen Entwicklung entsprechende
Problemlösungen, während sie auf dem Nachbargebiet des
Wohnungsschrankes noch fast ganz fehlen
Malle „Vuitton". Solution rationnelle et industrielle d'un probleme
semblable ä celui de l'armoire d'appartement qui veste ä resoudre
Cabin trunk. Here we find excellent Solutions of the problem. fully
in accordance with industrial development, whereas such Solutions
are almost entirely lacking in the neighbouring territory of the house
cupboard
Aufhängevorrichtung „Zyx", verwendet in einem Typen-
schrankmodell von R. Ginsburger, Paris. Beim Herausziehen
wächst die Entfernung zwischen den Doppelhaken, so daß
Anzüge beim Einhängen nicht verdrückt werden können
„Le Zyx", disposition pour suspendre les vetements, employee dans
un modele d'armoire-type de R. Ginsburger. L'extension produit
l'ecartement des double-crochets, de sorte qu'on ne froisse pas les
vetements en les rangeant
Hanging contrivance „Zyx", R. Ginsburger model, in use in a „Normal"
coupboard. When pulled out, the space between the double hooks
increases so that the suits cannot become crumpled when hanging
them up
wird, daß in der modischen Verkleidung eines gut
funktionierenden Apparates oder in dem Verkauf
von rein dekorativen Beleuchtungskörpern für den
Wiederverkäufer mehr Verlustgefahr als Gewinn-
möglichkeit besteht! Die Lager dieser Gesellschaft
liegen noch voll von Kunstformen der letzten zehn
Jahre, die nie mehr verkauft werden, weil sie schon
aus der Mode sind. Das läßt die Hoffnung zu, daß
der Wiederverkäufer solche Apparate eines Tages
nicht mehr in Ankauf, sondern nur noch in Kommis-
sion nehmen wird. Die Folge davon wird sein, daß
die Fabriken von ,.künstlerischen" Schöpfungen auf
diesem Gebiete entweder zugrunde gehen oder sich
ganz auf die Herstellung rationeller Apparate um-
stellen.
72
Als Beispiele für Erzeugnisse eines Handwerks,
das nicht künstlich am Leben erhalten wird, sondern
sich trotz der Konkurrenz der Maschine weiter
erhält, weil es konkurrenzfähig geblieben ist, haben
wir Reise-, Brief- und Damentaschen, Aktenmappen
und Etuis der „sellerie", des Sattlergewerbes, ge-
zeigt. Bei diesen Dingen beschränkt sich die Ma-
schinenarbeit heute noch auf das Nähen, kann aber
die Qualität der Handarbeit nicht erreichen, weil an
bestimmten, stark beanspruchten Stellen nur die mit
der Hand geführte Nadel den richtigen Abstand vom
Lederrand einhalten und, wenn nötig, die Naht ver-
stärken kann. Das ist ein Nachteil bei den starken
Rind- und Schweinslederarten, welche die Seiliers
verwenden. Es ist keiner bei der „maroquinerie", wo
das verarbeitete Leder meist weniger dauerhaft ist
als die wenn auch mit der Maschine gemachte Naht.
Das Bemerkenswerte an diesen handwerklichen
Lederwaren ist, daß sie ganz frei von dekorativen
Zutaten und Modeformen geblieben sind, daß sie im
Grunde nichts sind als zweckentsprechende Ge-
brauchsgegenstände. Es wäre interessant zu wis-
sen, weshalb dies Gebiet gerade frei von den Muse-
umseinflüssen des letzten und von dem Wirken der
Stilerfinder dieses Jahrhunderts geblieben ist!
Wenn die Möbel der jüngeren Innenarchitekten,
die wir zeigen konnten, weniger als vollkommene
Problemlösungen denn als Versuche, zu solchen
Lösungen zu kommen, zu bewerten sind, so liegt
gerade die Schuld daran, daß die Hersteller von
Wohnmöbeln vollkommen den vernünftigen Wertmaß-
stab verloren haben. Sie denken nicht im geringsten
daran, daß ein Stuhl gut ist, wenn man gut darauf
sitzt, ein Sessel, wenn man gut darauf ausruht. Sie
wissen nicht, daß die Hälfte des formalen Problems
solcher Sitzmöbel durch die Haltung des heutigen
Menschen beim Sitzen oder Ausruhen und durch die
durchschnittlichen Körperverhältnisse bestimmt
wird. Sie wissen vor allem nicht, daß die andere
Hälfte dieses Problems, das keines ist, durch das
Material (Holz, Stahlrohr, gepreßtes Blech), durch
die Konstruktion und durch einige praktische Rück-
sichten (Vermeiden von Kanten, an denen man sich
weh tut. Vermeiden des Anstoßens der Lehne an der
Wand u. a. m.) festgelegt ist. Den Holzstuhlfabri-
kanten des Faubourg Saint Antoine ist die Höhe
der Lehne, also die Sitzweise des heutigen Men-
schen, kein Problem. Sie ist bei ihnen das Ergebnis
der Zeichnung eines Modellzeichners, an der die
Form (Oval. Achteck oder Kreis) und das Ornament
(Relief oder Intarsie) die Hauptsache ist. Sogar bei
dem einzigen Haus, das sich auf die Herstellung
von Sitzmöbeltypen für die Wohnung spezialisiert
hat, wird die Aufnahme neuer Modelle noch viel zu
sehr von modischen statt von wirtschaftlich-indu-
striellen Motiven bestimmt. Von Modellen, die dieses
Haus gebracht hat, weiß ich, daß sie in einer Serie
von 25 Stück hergestellt worden sind. Die Lizenz
für ein Modell, das ihm angeboten wurde, wollte
dieses Haus zum Preis von 700 franz. Franken
ankaufen. Das beweist genügend, wie sehr auch
solch eine namhafte Firma noch von dem Gedanken
besessen ist, daß ein Stuhl einer künstlerischen
Laune, einem formalen Einfall entspringt. Würde sie
wirklich denken wie ein Automobilfabrikant, dann
würde sie erst prüfen, ob ein Modell allen Anforde-
rungen des Zwecks, der leichten Konstruierbarkeit
nünftige und der industriellen Entwicklung entsprechende
Problemlösungen, während sie auf dem Nachbargebiet des
Wohnungsschrankes noch fast ganz fehlen
Malle „Vuitton". Solution rationnelle et industrielle d'un probleme
semblable ä celui de l'armoire d'appartement qui veste ä resoudre
Cabin trunk. Here we find excellent Solutions of the problem. fully
in accordance with industrial development, whereas such Solutions
are almost entirely lacking in the neighbouring territory of the house
cupboard
Aufhängevorrichtung „Zyx", verwendet in einem Typen-
schrankmodell von R. Ginsburger, Paris. Beim Herausziehen
wächst die Entfernung zwischen den Doppelhaken, so daß
Anzüge beim Einhängen nicht verdrückt werden können
„Le Zyx", disposition pour suspendre les vetements, employee dans
un modele d'armoire-type de R. Ginsburger. L'extension produit
l'ecartement des double-crochets, de sorte qu'on ne froisse pas les
vetements en les rangeant
Hanging contrivance „Zyx", R. Ginsburger model, in use in a „Normal"
coupboard. When pulled out, the space between the double hooks
increases so that the suits cannot become crumpled when hanging
them up
wird, daß in der modischen Verkleidung eines gut
funktionierenden Apparates oder in dem Verkauf
von rein dekorativen Beleuchtungskörpern für den
Wiederverkäufer mehr Verlustgefahr als Gewinn-
möglichkeit besteht! Die Lager dieser Gesellschaft
liegen noch voll von Kunstformen der letzten zehn
Jahre, die nie mehr verkauft werden, weil sie schon
aus der Mode sind. Das läßt die Hoffnung zu, daß
der Wiederverkäufer solche Apparate eines Tages
nicht mehr in Ankauf, sondern nur noch in Kommis-
sion nehmen wird. Die Folge davon wird sein, daß
die Fabriken von ,.künstlerischen" Schöpfungen auf
diesem Gebiete entweder zugrunde gehen oder sich
ganz auf die Herstellung rationeller Apparate um-
stellen.
72
Als Beispiele für Erzeugnisse eines Handwerks,
das nicht künstlich am Leben erhalten wird, sondern
sich trotz der Konkurrenz der Maschine weiter
erhält, weil es konkurrenzfähig geblieben ist, haben
wir Reise-, Brief- und Damentaschen, Aktenmappen
und Etuis der „sellerie", des Sattlergewerbes, ge-
zeigt. Bei diesen Dingen beschränkt sich die Ma-
schinenarbeit heute noch auf das Nähen, kann aber
die Qualität der Handarbeit nicht erreichen, weil an
bestimmten, stark beanspruchten Stellen nur die mit
der Hand geführte Nadel den richtigen Abstand vom
Lederrand einhalten und, wenn nötig, die Naht ver-
stärken kann. Das ist ein Nachteil bei den starken
Rind- und Schweinslederarten, welche die Seiliers
verwenden. Es ist keiner bei der „maroquinerie", wo
das verarbeitete Leder meist weniger dauerhaft ist
als die wenn auch mit der Maschine gemachte Naht.
Das Bemerkenswerte an diesen handwerklichen
Lederwaren ist, daß sie ganz frei von dekorativen
Zutaten und Modeformen geblieben sind, daß sie im
Grunde nichts sind als zweckentsprechende Ge-
brauchsgegenstände. Es wäre interessant zu wis-
sen, weshalb dies Gebiet gerade frei von den Muse-
umseinflüssen des letzten und von dem Wirken der
Stilerfinder dieses Jahrhunderts geblieben ist!
Wenn die Möbel der jüngeren Innenarchitekten,
die wir zeigen konnten, weniger als vollkommene
Problemlösungen denn als Versuche, zu solchen
Lösungen zu kommen, zu bewerten sind, so liegt
gerade die Schuld daran, daß die Hersteller von
Wohnmöbeln vollkommen den vernünftigen Wertmaß-
stab verloren haben. Sie denken nicht im geringsten
daran, daß ein Stuhl gut ist, wenn man gut darauf
sitzt, ein Sessel, wenn man gut darauf ausruht. Sie
wissen nicht, daß die Hälfte des formalen Problems
solcher Sitzmöbel durch die Haltung des heutigen
Menschen beim Sitzen oder Ausruhen und durch die
durchschnittlichen Körperverhältnisse bestimmt
wird. Sie wissen vor allem nicht, daß die andere
Hälfte dieses Problems, das keines ist, durch das
Material (Holz, Stahlrohr, gepreßtes Blech), durch
die Konstruktion und durch einige praktische Rück-
sichten (Vermeiden von Kanten, an denen man sich
weh tut. Vermeiden des Anstoßens der Lehne an der
Wand u. a. m.) festgelegt ist. Den Holzstuhlfabri-
kanten des Faubourg Saint Antoine ist die Höhe
der Lehne, also die Sitzweise des heutigen Men-
schen, kein Problem. Sie ist bei ihnen das Ergebnis
der Zeichnung eines Modellzeichners, an der die
Form (Oval. Achteck oder Kreis) und das Ornament
(Relief oder Intarsie) die Hauptsache ist. Sogar bei
dem einzigen Haus, das sich auf die Herstellung
von Sitzmöbeltypen für die Wohnung spezialisiert
hat, wird die Aufnahme neuer Modelle noch viel zu
sehr von modischen statt von wirtschaftlich-indu-
striellen Motiven bestimmt. Von Modellen, die dieses
Haus gebracht hat, weiß ich, daß sie in einer Serie
von 25 Stück hergestellt worden sind. Die Lizenz
für ein Modell, das ihm angeboten wurde, wollte
dieses Haus zum Preis von 700 franz. Franken
ankaufen. Das beweist genügend, wie sehr auch
solch eine namhafte Firma noch von dem Gedanken
besessen ist, daß ein Stuhl einer künstlerischen
Laune, einem formalen Einfall entspringt. Würde sie
wirklich denken wie ein Automobilfabrikant, dann
würde sie erst prüfen, ob ein Modell allen Anforde-
rungen des Zwecks, der leichten Konstruierbarkeit