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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Bier, Justus: Die Bauten der bayerischen Milchversorgung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0095

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sung erheblich größere Widerstände entgegenstan-
den als bei der soziologisch und städtebaulich völlig
eindeutigen Aufgabe des Stadionbaus. Die Bauauf
gäbe des Nürnberger „Milchhofs", der größten Milch-
zentrale des Kontinents, war nicht nur durch die
Schwierigkeit der städtebaulichen Situierung er-
schwert, mehr noch dadurch, daß sie neben den Be-
triebsgebäuden auch ein Verwaltungsgebäude um-
faßte — eine Aufgabe, die nur zu sehr mit falschen
Repräsentationsansprüchen belastet ist, während
das Bestreben des Architekten auf eine einheit-
liche, aus der Funktion entwickelte Lösung des ge-
samten Baukomplexes ohne Scheidung in Zweckbau
und Repräsentationsbau gehen mußte.

An sich ist das Gelände, auf das die Gebäude zu
stehen kamen, ungewöhnlich günstig. Es schließt an
die Kreuzung wichtiger Hauptverkehrsstraßen an,
was für die Milchan- und -abfuhr von Bedeutung ist.
liegt zudem verhältnismäßig nahe dem Zentrum, so
daß sich die Erstellung des Verwaltungsgebäudes
unmittelbar neben den Betriebsgebäuden ermögli-
chen ließ. Nach rückwärts schließt es unmittelbar
an den Hauptbahnstrang an, der Nürnberg durch-
schneidet. Da der Bahnkörper am Rand des Peg-
nitzhochufers liegt, ließ sich der Geländeabfall für
den Fabrikationsvorgang ausnützen.

Der Mangel dieses Geländes lag in seiner Zer-
stückelung — zwischen gegebenen Straßen und
Fabrikanlagen mußten die noch freien Geländeteile
ausgenutzt werden. So war der unmittelbare An-
schluß an den Bahnkörper und Milchbahnhof für das
Betriebsgebäude, die Vorschiebung des Verwal-
tungsgebäudes an den Knotenpunkt der Verkehrs-
straßen nur möglich durch eine vollkommen lockere
Verbindung von Verwaltungsgebäude und Fabrik-
trakt. Beide sind vollkommen getrennt, sogar durch
eine Straße geschieden. Ihr baulicher Zusammen-
hang wird aber, trotzdem ihre Achsen — nur be-
stimmt durch die zweckmäßigste Verlagerung im Ge-
lände — ohne gegenseitige Beziehung sind, durch
das Garagengebäude hergestellt, das sich als
Mittelglied zwischen Verwaltungsgebäude und Fa-
briktrakt einschiebt. Diese lockere Aufreihung der
drei in ihren Funktionen streng geschiedenen, und
daher auch in ihrer formalen Erscheinung eindeuti-
gen Gebäude — Verwaltungsgebäude, Garagenbau,
Fabriktrakt, wozu noch der riesige monolithische
Eisenbetonkamin tritt — ist zu einer sehr sprechen-
den, klaren Abwicklung des Gesamtbaukörpers be-
nutzt, die den Eindruck der Bauten, sowohl vom
Pegnitztal wie vom Bahnkörper her bestimmt, zu
denen beiden der Baukomplex in seiner Gesamt-
erstreckung parallel verläuft.

Das Verwaltungsgebäude tritt mit seiner Stirn-
wand gegen den Wöhrder Talübergang, aber ohne
sich durch eine streng axiale Orientierung aus
seiner natürlichen Stellung abdrängen zu lassen,

Blick gegen die Annahmehalle. Die Milchkannen werden
auf Transportbändern selbsttätig von den Bahnrampen in
das Betriebsgebäude geführt

Perspective donnant vue sur la halle de reception. Les cruches
de lait sont transportees automatiquement, des rampes de la gare
jusque dans les bätiments d'exploitation, sur des bandes ä roulettes
Looking towards the receiving hall. The milk cans are transported
automatically from the platforms to the business premises on
running bands

Milchhof NUrnberg (Arch. O. E. Schweizer). Zufahrtstraße
für Landstraßenmilch zwischen Milchbahnhof und Betriebs-
gebäude, überbrückt von einem schmalen Betonsteg und
der großen Milchannahmehalle

Ferme laiterie, ä Nuremberg (architecte: O. E. Schweizer). Voie
d'acces pour le lait venant de la campagne entre la gare laitiere
et les bätiments d'exploitation; cette vois d'ncces est surmontee
d'un pont etroit en beton et de la grarde halle de reception du lait
Milk courtyard in Nuremberg (O. E. Schweizer, architeci) Street
of approach for country milk betwe^n the milk railway Station and
the business premises, t ridged over by a narrow concrete bridge
and the great milk receiving hall
 
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