Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (6.1931)

einem gewissen Grad schon immer gegeben, Brunnen und
Denkmäler sind Beispiele dafür: Brunnen, seit ihr Wasser
nur mehr ein Augenspiel ist und keinem Nutzzweck mehr
dient, Denkmäler soweit ihre Bestimmung als Erinnerungs-
mal zurücktritt vor ihrem geistigen Wert als freie Ge-
staltung im Raum. Es ist bezeichnend, daß auch Gabo
auf solche Angaben hindrängt: unter seinen plastischen
Arbeiten sind eine ganze Reihe, die er als große Bauten,
als Brunnen oder plastische Gestaltungen im Freiraum
aufführen möchte: Zu den Wirkungen der Bewegung und
des Wassers möchte er bei diesen freiräumlichen Bauten
auch die Möglichkeit des künstlichen Lichtes ausnutzen,
so daß diese gläsernen Male neben ihrer Tagwirkung
noch eine eigentümliche, ihre Grundform variierende
Nachtwirkung erhalten, im nächtlichen Bild der Groß-
stadt mit dem ganzen Reiz jener Gestaltungsmittel, die
heute noch immer fast ausschließlich der Reklame dienen,
zu sprechen vermöchten.

Gabos Arbeiten haben schon in der kleinen und
mittelgroßen Ausführung, in der er sie in Hannover

N. Gabo. Raumplastik „Original" 1925

Aus der Ausstellung der Kestner-Gesellschaft

Composition decorative plastique « Original » de 1925
Presentee ä l'exposition de la Ste. Kestner

Sculpture "Original" 1925. From the exhibition of the Kestner Society

Foto: Rehbein, Berlin
Keine Glasplastik, sondern eine technische Form:
Mehrfachröhre der Firma Loewe A. G., Berlin

Ceci n'est pas un motif decoratif en verre, mais une
forme bien technique:

Lampe multiple de la Ste Loewe A. G., Berlin

Not a glass-sculpture but a technical form: a multiple

valve made by Loewe A. G., Berlin

zeigen konnte, eine erstaunliche Wirkung gehabt: Weit
über die Kreise hinaus, die sonst sich mit abstrakter Kunst
abgeben, hatte diese Ausstellung Resonanz gefunden.
Es wäre verdienstlich für die Entwicklung dieser neuen
Ideen, wenn Gabo nun einmal die Gelegenheit gegeben
würde, eine seiner Säulen oder Brunnenbauten in voller
Größe zur Ausführung zu bringen.

Gabo lebt seit 1921, als er von Rußland nach Deutsch-
land zurückkehrte, in Berlin, in Deutschland kaum be-
kannt: einzig die für die Darstellung der abstrakten Kunst
so wichtige, von Prof. Dorner aufgebaute moderne Ab-
teilung des Museums für Kunst und Landesgeschichte
Hannover besitzt ein Werk von ihm. Dagegen besitzen
viele der großen ausländischen Sammlungen moderner
Kunst Werke von ihm, so die Sammlungen Comte de
Noailles-Paris, Tristan Tzara-Paris, Essel-Paris, Miß
Dreyer-New York, Bornes-Chikago, Toorep-Amsterdam,
Olsen-Oslo und Lifar-London.

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