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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 4
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Hoemann, Reinhold: Hecken und ihre Verwendung in der Gartengestaltung [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0066

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(Fortsetzung von Seite 55)
Je nach der Holzart, aus der eine Hecke gebildet ist, und
nach ihrem Zweck kann ihre Farbe vom hellsten bis tief dunk-
lem Grün wechseln. Als Hintergrund für Rosen und
andere Blumen ist die samtig dunkle Hecke aus Eibe,
Fichte oder auch schwarzgrünem Lebensbaum (Thuja
gigantea atrovirens) ausgezeichnet. Je kleiner, glanzloser
und dunkler die Belaubung ist, um so belser die Samt-
wirkung. Allerdings beeinflußt im Frühling der hellere
Ton des jungen Grüns die Wirkung vorübergehend et-
was. Samtwirkung läßt sich auch in andern Farbtönen
bei Verwendung von blau- und gelbgrünen Chamäecy-
parisspielarten erzielen. Stein- und Bronzegebilde heben
sich vor ihnen ausgezeichnet ab. Bei Hecken aus Laub-
gehölzen wirkt feines Laubwerk belser wie große Blätter,
die stumpfe Blattoberfläche ruhiger wie die glänzende.
Man vergegenwärtige sich Hainbuche gegenüber Tilia
euchlora, Ulmus campestris mit kleinem Blatt und fein-
zweigigem Wuchs gegenüber Ulmus montana oder effusa,
Acer campestre gegenüber etwa Platanus occidentalis,
Ligustrum vulgare gegenüber L. ovalifolium, Ribes al-
pinum gegenüber Crataegus coccinea.
Erwähnt seien der Vollständigkeit halber auch Hecken
aus Prunus Pissardi oder Blutbuche, deren dunkelrote
Belaubung unter Umständen als Complementärfarbe gegen
saftig-helles Grün oder als Hintergrund von leuchtendem
Blumengelb im Vordergrund sehr wirkungsvoll sein kann.
In England versucht man zuweilen auch gestreifte Hecken
zu erziehen, indem man gelbblättrigem mit dunkelgrünem
Liguster streifenweis abwechseln läßt. Das sind Spiele-
reien. Unvorteilhaft wirkt auch politurartiger Glanz der
Blattoberflächen wie z. B. bei der wegen ihres dunklen,
auch über Winter haltenden Laubes geschätzten Ilex. Eine
s olche Hecke wirkt infolge des von denBlättern zurückgewor-
fenen Lichtes scheckig und hart und gleicht den polierten
Grabsteinen aus Syenit, Granit oder Diabas auf Familien-
grabstätten, zu deren Einfassung sie vielfach benutzt wird.
Anderseits kann maßvolle Farbigkeit gut wirken, wie es
bei den Zierhecken aus Mahonia aquifolium der Fall ist,
deren Belaubung häufig hell- und dunkelgrün, rötlich
und braun getönt ist. Ein gutes Beispiel für die samt-
artige Wirkung von Hecken bieten kleine Zierhecken aus
Teucrium oder Lonicera nitida.
Die Materialfrage ist natürlich höchst wichtig. Sie setzt
gewisse biologische Kenntnisse voraus. Man muß nicht
nur die Ansprüche zu verwendender Holzarten an den
Boden kennen, sondern auch ihre Schattenfestigkeit. Ein
Forstmann hat einige unserer Gehölze, mit den schatten-
festesten beginnend, in folgender Reihe zusammengestellt:
Eibe 6; Tanne 2,25; Buche 2,05; Fichte 2; Hainbuche
1,88; Linde 1,7; Eiche 1,6; Kiefer 1,3; Birke 1. Also
die Eibe kann sechsmal mehr Schatten vertragen wie die
Birke oder umgekehrt hat die Birke sechsmal soviel Licht
nötig wie die Eibe. Man lieht wie wertvoll die Kenntnis
der Schattenfestigkeit der Gehölze für den Gartengestalter
ist; denn erste Voraussetzung für die Schönheit einer
Hecke ist deren Gesundheit, und nur bei sonst günstigen
Lebensbedingungen wird die Hecke den dauernden Schnitt
vertragen.
So ist denn die Sortenwahl abhängig von Boden- und
Lichtverhältnissen des Standortes. Wenn eine Hecke unter
dem Kronendach von lichtabschließenden Bäumen ge-
pssanzt werden soll, muß eine sehr schattenfeste Holzart
gewählt werden und umgekehrt dürfen über einer Hecke

mit größerem Lichtanspruch nur lichtdurchlallende Bäume
wie etwa die Robinie oder Birke gepssanzt werden. Unter
unsern Heckengehölzen sind Ribes alpinum und Ilex
aquifolium schattenfeste Gehölze. Stark lichtbedürftig
sind Berberis Thunbergi und Cotoneaster Simonsi. Sie
vertragen Überschattung nicht, ohne an ihrer Schönheit
Einbuße zu erleiden. Auf guten Böden (lehmigem Sand
oder sandigem Lehm) wachsen fast alle unsere Hecken-
pssanzen gut: Ligustrum vulgare und Berberis vulgaris
sind bescheidener wie Ligustrum ovalifolium und Quercus
pedunkulata.
Ich brauchte schon vorgreifend den Ausdruck Hecken-
pssanzen. Als solche bezeichnet man Gehölze, die in
Reihen dicht nebeneinander gepssanzt und dem Schnitt
mehr oder weniger unterworfen, die Fähigkeit haben,
immer wieder kurztriebig auszuschlagen und bis zum
Boden geschlossene Wände zu bilden. Es gibt aber auch
Gehölze, die in Reihen dicht gepssanzt und wenig be-
schnitten schöne freiwachsende Hecken bilden, die ihren
natürlichen Wuchs entfalten und gerade dann besonders
sckön wirken. Ich erwähnte an anderer bereits als hier
in Betracht kommend die Syringen. Auch auf Spiraea
arguta, Spiraea Vanhouttei, Spiraea Bumalda, Symphori-
carpus orbiculata und racemosa, Rosa pimpinellifolia, ru-
biginosa und rugosa sowie einige Polyantharaosen trifft
das zu. Für mittelhohe, im Schnitt zu haltende Hecken
eignen sich besonders Taxus, Buxus, Ilex, Mahonia, viele
Thuja- und Chamäcyparis-Arten, Fichten, Tannen, Rot-
buchen, Hainbuchen, Cotoneaster, Cornus mas und san-
guinea u. a. Für hohe Hecken kommen von Laubhölzern
Hainbuche, Rotbuche, Eiche, Linde, Fichte, Tanne, Lebens-
bäume und Scheinzypressen in Betracht. Wenn man seine
Pssanzen richtig zu behandeln und zu verwenden weiß,
gibt es eigentlich nur wenig Gehölze, die sich dem Zwang
der Heckenbehandlung nicht willig fügen, immer vor-
ausgesetzt, daß man ihre sonstigen Lebensansprüche (Boden,
Licht, Feuchtigkeit, Klima) ausreichend berücksichtigt. Die
ganz niedrige Zierhecke kann aus Buxus suffruticosa,
Teucrium, Lonicera nitida (leider nicht ganz hart), Evo-
nymus radicans und ähnlichen Pssanzenarten gebildet
werden.
Die Frage, welche Pssanzenart man wählt, hängt also nicht
nur von künstlerischen Ansprüchen ab, die man in bezug
auf Form, Farbe, Höhe und Breite usw. stellen möchte,
sondern ebenio sehr davon, welche Gehölzart unter den
jeweiligen Verhältnissen ihre Ansprüche an Klima, Boden
usw. befriedigt findet.
Auch Schlingpssanzen verschiedener Art können hecken-
artig verwendet werden, bedürfen aber natürlich eines
tragenden Gerüstes (Laubengang oder dergl.). Ich er-
innere an die immergrünen Wände, die man auf diese
Weise mit Hilfe des Epheus bilden kann. Fast alle winter-
harten Schlingpssanzen (Loniceren, Clematis, Aristolochia,
Glycine, Akebia) sind solcherart zu verwenden. Selbst-
verständlich auch die winterharten Rankrosen.
Wenn also auch in bezug auf die Form eine gewisse
Einfachheit bei Hecken Voraussetzung ist, so kann bei
der Verschiedenartigkeit des Heckenmaterials doch wie-
derum eine große Mannigfaltigkeit erzielt werden, zumal
neben dem erprobten Alten noch vielerlei Möglichkeiten
für neuzeitliche Ansprüche bestehen. Das ist wichtig.
Denn der Garten unserer Zeit stellt der Heckenverwen-
dung vielseitige Aufgaben. Man denke nur an die mannig-
 
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