Rotbuchenhecke diese Grenze nach Nordosten um ein
Weniges zu überschreiten: die Bauern haben recht behalten
mit ihrer Meinung, daß das nichts Rechtes würde!
Die Lärche hingegen, ursprünglich nur in den Alpen und
Karpathen heimisch, scheint man oberflächlich gesehen mit
mehr Erfolg über ihr Ursprungsland hinaus zu verbreiten;
doch schürft man tiefer, so findet man gefühlsmäßige
und wissenschaftliche Gründe dafür, daß das trotz augen-
scheinlichen Erfolgs nicht richtig ist. Die Lärche ist der
ausgesprochenste Lichtbaum, der Baum ungebrochenster
Sonnenstrahlung, freier Weite, gewöhnt an ein scharfes
Klima; ist sie nicht völlig fehl am Platz im dunstigen
Tiefland? Sie mag dort wüchsig gedeihen — die Natur
selbst wird uns unbarmherzig, wie schon einmal, den
Beweis liefern, daß ihre Gesetze ehern sind und schließ-
lich längeren Atem haben als unser kurzlebiges Wollen:
wegen ihres schönen Wuchses und wertvollen Holzes
war die Lärche etwa von 1800 ab über ganz Deutsch-
land verbreitet worden, der gute Erfolg reizte zu ver-
mehrtem Anbau — und wie auf einen Schlag gingen in
den fünfziger Jahren alle ausgewachsenen Lärchen ein!
Warum? Solange die neuen Standorte der Lärche ver-
einzelt blieben, ging alles gut; als das Verbreitungsgebiet
lieh schloß, hatte der Lärchenkrebs freien Weg von den
Alpen, seiner Heimat, überall hin und vernichtete alle
Lärchen außerhalb des Alpengebietes, da sie der Krank-
heit nur dort, wo sie eben bodenstäntig sind, auch auf
die Dauer Widerstand leisten können.
So überschläglich nun diese Behandlung des Themas
„Fichte” sein mag, die nur Grundgesetze eines großen
Gebiets, keineswegs Bedingungen der einzelnen Land-
schaften aufzeigen kann, so erhellt doch aus ihr, welche
unübersehbare Fülle von Anregung und Wegen zu Erfolg
sich solcher Denkweise eröffnet.
Zwei weitere Beispiele sollen an die früher erörterte
dauernde Wandlung des Landschaftsbildes anknüpfen und
zeigen, daß der bodenständige Garten ebenso einem
kommenden wie einem vergangenen gerecht werden
kann.
Die Forstwirtschaft bestrebt sich, die heute wirtsehaft-
lichste Waldform, den Fichtenwald, auch in Gebiete zu
bringen, in denen unsere einheimische Fichte nicht gedeiht.
Mit einem Ersatz dieser durch die Douglastanne scheint
sie in manchen Gegenden Erfolg zu haben. Sobald dort
Douglaswälder in solchem Umfange heranwachsen, daß
sie am Aufbau des Landschaftsbildes bestimmenden Anteil
haben, ist diese Tanne bodenständig auch in dem Sinne,
daß sie als Leitpflanze in Schöpfungen der Gartenkunst
verwendet und etwa ein großer Park auf dem Vorwurf
„Pseudotsuga” auf gebaut werden kann; ohne den Rück-
halt an solchen neuen Tannenwäldern allerdings wäre
dieser Park ein schwer erträglicher Fremdkörper.
Als der Park von Schloß Nymphenburg im Sinne des
Landschaftsgartens umgebaut wurde, stand die Umwand-
lung der Eichen- und Lindenwälder der Münchner Ebene
in Fichtenforste noch in den Anfängen, war das ganze
Gebiet von Laim über Nymphenburg bis Karlsfeld be-
stimmt noch ein reiner Laubwald. Es bedeutete also eine
Steigerung des Eindrucks, wenn Sckell den Park von den
südlich und nördlich anschließenden Wäldern dadurch unter-
schied, daß er Nadelhölzer einstreute. Heute ist die Wir-
kung umgekehrt; die Eichenparks der Hochebene bestehen
nicht mehr; das Linden-Eschenwäldchen von Laim ist in
Hausgärten auf gegangen; der Hirschgarten ist nur noch
zum kleinen Teil Eichenpark und vom Schloßgarten durch
einen neuen Stadtteil abgetrennt; der Allacher Forst ist
größtenteils auch schon Fichtenwald, zudem durch Acker-
breiten und den Fichten-Fohrenwald des Kapuzinerhölzls
von Nymphenburg geschieden. So beruht die Wirkung
des Schloßgartens darauf, daß er noch mehr Laubholz
beherbergt, als man sonst in der Umgebung kennt; er
wäre eine Perle, wenn seine Mauern statt des in vielen Teilen
farblosen Gemisches, das alle landschaftlichen Anlagen des
späteren 19.Jahrhunderts aufweisen, jene ideale Parkland-
schaft aus Eichen, Linden, Hainbuchen und Eschen um-
schlössen, die dort Jahrtausende lang bodenständig war
und deren Erhaltung gerade durch die Heranführung von
so viel Wasser in das ursprünglich trockene Gebiet so
erleichtert wäre. Die Wiederherstellung des einstigen und
dem Wesen des landschaftlichen Parks soviel mehr ent-
sprechenden Zustands brauchte nicht das harte Werk eines
plötzlichen Entschlusses, sondern müllte das Ziel der lau-
fenden Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten sein. Statt
noch mehr fremde und fremdartige Gehölze hineinzu-
bringen, müllten Rodungen und Nachpflanzungen auf
allmähliches Verschwinden der Nadelhölzer und des boden-
fremden Buschwerks gerichtet sein, das auch Hallbaum
in seinem Buche als das Bild der klassischen Gartenland-
schaft Hörend empfindet. Zweifellos würde sich mit ge-
ringer Nachhilfe auch die alte prächtige Bodenflora wieder
einstellen. Selbst wenn man glauben müßte, die Eichen-
wälder der Hochebene hätten aus klimatischen Gründen
weichen müllen und ihr Lebensrecht verloren, so gälte
doch ein Ausschnitt wie der Nymphenburger Park durch-
aus auch heute noch als bodenständig, weil eine Pflege,
wie man sie dem Garten, nicht aber dem Wald ange-
deihen lallen kann, das Gebiet der Bodenständigkeit
eines solchen Vegetationsbildes räumlich wie zeitlich
erweitert.
Keineswegs darf aus diesen Erwägungen geschlolsen wer-
den, ich sei ein Feind ausländischer Gewächse. Ich will
nur, daß die heimische Pflanzenwelt den Grundton jeder
Schöpfung gibt, und auch das nur aus wirtschaftlichen
und künstlerischen Gründen. Dazu mag ruhig so viel
Fremdbürtiges kommen, als die Harmonie des Ganzen
verträgt; aus Gründen der künstlerischen Ökonomie dürfen
es jedoch nur solche Pflanzen sein, die anders nicht er-
reichbare Steigerung vermitteln. Gartenkunst hat mit
botanischen Neigungen und Pflanzenliebhabereien nichts
zu tun. Ein Gingko sieht dort, wo er wirklich gedeiht
und alt wird, schließlich aus wie ein Birnbaum; dieser
blüht außerdem noch — also wird oft genug ein Birn-
baum dem Gingko vorzuziehen sein.
In diesem Zusammenhang ist noch ein Sonderfall zu be-
sprechen. Im ersten Satz von Bodenständigkeit ist aus-
drücklich gesagt, daß bodenständig jene Pflanze ist, die
auf dem an g e st am m t e n Boden willig gedeiht. Unter
solchem Boden ist der ursprünglich am Gartenplatz vor-
handene verstanden samt den Veränderungen, die er bei
der Umwandlung zum Gartenboden durch Bearbeitung,
Düngung, Entwässerung oder Wasserstauung erleidet. Es
gehören also nicht dazu Moor- und Heidebeete, künst-
liche Moränen und Dünen. Wenn die physikalischen Vor-
aussetzungen nicht gegeben sind, daß sich ein größerer
Gartenteil dauernd in Moor umwandeln läßt — und ein
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Weniges zu überschreiten: die Bauern haben recht behalten
mit ihrer Meinung, daß das nichts Rechtes würde!
Die Lärche hingegen, ursprünglich nur in den Alpen und
Karpathen heimisch, scheint man oberflächlich gesehen mit
mehr Erfolg über ihr Ursprungsland hinaus zu verbreiten;
doch schürft man tiefer, so findet man gefühlsmäßige
und wissenschaftliche Gründe dafür, daß das trotz augen-
scheinlichen Erfolgs nicht richtig ist. Die Lärche ist der
ausgesprochenste Lichtbaum, der Baum ungebrochenster
Sonnenstrahlung, freier Weite, gewöhnt an ein scharfes
Klima; ist sie nicht völlig fehl am Platz im dunstigen
Tiefland? Sie mag dort wüchsig gedeihen — die Natur
selbst wird uns unbarmherzig, wie schon einmal, den
Beweis liefern, daß ihre Gesetze ehern sind und schließ-
lich längeren Atem haben als unser kurzlebiges Wollen:
wegen ihres schönen Wuchses und wertvollen Holzes
war die Lärche etwa von 1800 ab über ganz Deutsch-
land verbreitet worden, der gute Erfolg reizte zu ver-
mehrtem Anbau — und wie auf einen Schlag gingen in
den fünfziger Jahren alle ausgewachsenen Lärchen ein!
Warum? Solange die neuen Standorte der Lärche ver-
einzelt blieben, ging alles gut; als das Verbreitungsgebiet
lieh schloß, hatte der Lärchenkrebs freien Weg von den
Alpen, seiner Heimat, überall hin und vernichtete alle
Lärchen außerhalb des Alpengebietes, da sie der Krank-
heit nur dort, wo sie eben bodenstäntig sind, auch auf
die Dauer Widerstand leisten können.
So überschläglich nun diese Behandlung des Themas
„Fichte” sein mag, die nur Grundgesetze eines großen
Gebiets, keineswegs Bedingungen der einzelnen Land-
schaften aufzeigen kann, so erhellt doch aus ihr, welche
unübersehbare Fülle von Anregung und Wegen zu Erfolg
sich solcher Denkweise eröffnet.
Zwei weitere Beispiele sollen an die früher erörterte
dauernde Wandlung des Landschaftsbildes anknüpfen und
zeigen, daß der bodenständige Garten ebenso einem
kommenden wie einem vergangenen gerecht werden
kann.
Die Forstwirtschaft bestrebt sich, die heute wirtsehaft-
lichste Waldform, den Fichtenwald, auch in Gebiete zu
bringen, in denen unsere einheimische Fichte nicht gedeiht.
Mit einem Ersatz dieser durch die Douglastanne scheint
sie in manchen Gegenden Erfolg zu haben. Sobald dort
Douglaswälder in solchem Umfange heranwachsen, daß
sie am Aufbau des Landschaftsbildes bestimmenden Anteil
haben, ist diese Tanne bodenständig auch in dem Sinne,
daß sie als Leitpflanze in Schöpfungen der Gartenkunst
verwendet und etwa ein großer Park auf dem Vorwurf
„Pseudotsuga” auf gebaut werden kann; ohne den Rück-
halt an solchen neuen Tannenwäldern allerdings wäre
dieser Park ein schwer erträglicher Fremdkörper.
Als der Park von Schloß Nymphenburg im Sinne des
Landschaftsgartens umgebaut wurde, stand die Umwand-
lung der Eichen- und Lindenwälder der Münchner Ebene
in Fichtenforste noch in den Anfängen, war das ganze
Gebiet von Laim über Nymphenburg bis Karlsfeld be-
stimmt noch ein reiner Laubwald. Es bedeutete also eine
Steigerung des Eindrucks, wenn Sckell den Park von den
südlich und nördlich anschließenden Wäldern dadurch unter-
schied, daß er Nadelhölzer einstreute. Heute ist die Wir-
kung umgekehrt; die Eichenparks der Hochebene bestehen
nicht mehr; das Linden-Eschenwäldchen von Laim ist in
Hausgärten auf gegangen; der Hirschgarten ist nur noch
zum kleinen Teil Eichenpark und vom Schloßgarten durch
einen neuen Stadtteil abgetrennt; der Allacher Forst ist
größtenteils auch schon Fichtenwald, zudem durch Acker-
breiten und den Fichten-Fohrenwald des Kapuzinerhölzls
von Nymphenburg geschieden. So beruht die Wirkung
des Schloßgartens darauf, daß er noch mehr Laubholz
beherbergt, als man sonst in der Umgebung kennt; er
wäre eine Perle, wenn seine Mauern statt des in vielen Teilen
farblosen Gemisches, das alle landschaftlichen Anlagen des
späteren 19.Jahrhunderts aufweisen, jene ideale Parkland-
schaft aus Eichen, Linden, Hainbuchen und Eschen um-
schlössen, die dort Jahrtausende lang bodenständig war
und deren Erhaltung gerade durch die Heranführung von
so viel Wasser in das ursprünglich trockene Gebiet so
erleichtert wäre. Die Wiederherstellung des einstigen und
dem Wesen des landschaftlichen Parks soviel mehr ent-
sprechenden Zustands brauchte nicht das harte Werk eines
plötzlichen Entschlusses, sondern müllte das Ziel der lau-
fenden Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten sein. Statt
noch mehr fremde und fremdartige Gehölze hineinzu-
bringen, müllten Rodungen und Nachpflanzungen auf
allmähliches Verschwinden der Nadelhölzer und des boden-
fremden Buschwerks gerichtet sein, das auch Hallbaum
in seinem Buche als das Bild der klassischen Gartenland-
schaft Hörend empfindet. Zweifellos würde sich mit ge-
ringer Nachhilfe auch die alte prächtige Bodenflora wieder
einstellen. Selbst wenn man glauben müßte, die Eichen-
wälder der Hochebene hätten aus klimatischen Gründen
weichen müllen und ihr Lebensrecht verloren, so gälte
doch ein Ausschnitt wie der Nymphenburger Park durch-
aus auch heute noch als bodenständig, weil eine Pflege,
wie man sie dem Garten, nicht aber dem Wald ange-
deihen lallen kann, das Gebiet der Bodenständigkeit
eines solchen Vegetationsbildes räumlich wie zeitlich
erweitert.
Keineswegs darf aus diesen Erwägungen geschlolsen wer-
den, ich sei ein Feind ausländischer Gewächse. Ich will
nur, daß die heimische Pflanzenwelt den Grundton jeder
Schöpfung gibt, und auch das nur aus wirtschaftlichen
und künstlerischen Gründen. Dazu mag ruhig so viel
Fremdbürtiges kommen, als die Harmonie des Ganzen
verträgt; aus Gründen der künstlerischen Ökonomie dürfen
es jedoch nur solche Pflanzen sein, die anders nicht er-
reichbare Steigerung vermitteln. Gartenkunst hat mit
botanischen Neigungen und Pflanzenliebhabereien nichts
zu tun. Ein Gingko sieht dort, wo er wirklich gedeiht
und alt wird, schließlich aus wie ein Birnbaum; dieser
blüht außerdem noch — also wird oft genug ein Birn-
baum dem Gingko vorzuziehen sein.
In diesem Zusammenhang ist noch ein Sonderfall zu be-
sprechen. Im ersten Satz von Bodenständigkeit ist aus-
drücklich gesagt, daß bodenständig jene Pflanze ist, die
auf dem an g e st am m t e n Boden willig gedeiht. Unter
solchem Boden ist der ursprünglich am Gartenplatz vor-
handene verstanden samt den Veränderungen, die er bei
der Umwandlung zum Gartenboden durch Bearbeitung,
Düngung, Entwässerung oder Wasserstauung erleidet. Es
gehören also nicht dazu Moor- und Heidebeete, künst-
liche Moränen und Dünen. Wenn die physikalischen Vor-
aussetzungen nicht gegeben sind, daß sich ein größerer
Gartenteil dauernd in Moor umwandeln läßt — und ein
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