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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0022

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Gesundheit geschehen kann. Hiebei soll unter
der Rückkehr sowohl die freuvillige Abreise deS
Verpflegten, als auch die von der Obrigkeit
angeordnete Weiterschaffuug desselben verstanden
sein. Em Ersatz der hierdurch oder durch die
BeerdigMg entstandenen Kosten kann gegen
die Staats-, Gemeinde« oder andere öffentliche
KaHen deSjenigen StaateS, welchem der HilfS«
bedurftige angehört, nichl beansprucht werden.
Dabei soll jedoch der Vertrag nicht anzuwen-
den scin aus Personen, welche in öffentlichen
Diensten stehen, dieseS DiensteS halber im Ge-
biete des andern StaateS stch befinden und
dyrt erkrankeu. Für den Fall, daß der Hilfs-
bedürftige oder andere privatrechtlich Verpflich-
tctc zum Ersatz der Kosten im Stände sind,
sollen die Ansprüchc auf letztere vorbehalten
bleiben. — Diese, den Grundsätzen der Huma-
nität entsprungenen Bestimmungen haben auf
allgemeine Zustimmung Anspruch. —

Um dcn Befürchtungen, welche sich mehrfakh
an die Bildung der FortschrittSpartei geknüpft
haben, gründlichst ein Ende ;u machen, dürfte
eine authcntische Veröffentlichung der Häupt-
theile ihres Programms wünschenSwerth erschei-
nen. Die „Konst. Ztg." ist in der Lage, die-
selben nachftehelld zur öffentlichen Kenntniß
bringen zu können. — Ueber die „allgemeinen
Ziele derFortschritttpartei" sagt das Programm:
㤠1. Die von Mitgliedern der badischen VolkS-
vertretung gebildete Fortschrittspartei erstrevt
dcu AuSbau unserer VerfassungSgesetzgebung
näch den Grundsätzen des freielr, dnrch parla-
mentarische Regierung geleiteten RcchtSstaateS;
sowic die Durchführung der Selbstverwaltung
in allen hiefür geeigneten Jntereffenkreisen.
§ 2. Die FortschrittSpartei wirkt für die Ver-
einigung DeutschlandS in einem BundeSstaate
unter einheitlicher Centralgewalt, mit Vertre-
tung dcr Nation in eincm deutschen P»rla-
mcnte."

Ueber daS im Besondern Anzustrebende, zu-
nächst über die ihrem Verhalten während des
gegenwärtigen LandtagS znr Richtschnur die-
nenden Grundsätze, heißt es: „I. Jnnere Lan-
deS - Angelegenheiten: 1) Die staatSrechtliche
Grundläge des GesetzeS vom 9. Oktober 1860,
die rcchtliche Stellung der Kirchen und kirch-
lichen Vereine im Staate betr., ist zur AuS-
scheidung der kirchlichen Zuständigkeiten vom
Staatsgebicte in der gesammken AuSdehnung
folgerichtig durchzuführen, somit s) vor Allem
die Reform deS VolksunierrichtS — auf^der
durch obigeS Gesetz (§§ 6 und 12) gegebenen
Grundlage — im ganzen UMfange nvch wäh-
rend dc« gegenwärtigen Landtages zur gesetzli-
chen Erledigung zu bringen. Jn Verbindung
mit dieser Neform ist auch der BildungSgang
der Lehrer und die Einrkchtung der hiefür vor-
handenen BildungSanstalten diUer im Geiste
der Schulreform eingeführten neuen Ordnung
zu unterziehen. b) ES ist die Einsührung der
obligatorischen Civilche, sowie die Uebertragung
der StandeSbuchführung an hiezu vom Staate
aufgestellte Beamte zu erstreben. e) AlS ein
dringlicheS Ziel ist die der obigen Gesetzesgrund-
lage eütsprechende Regelung der Verwaltung
weltlicher Stiftungen herbeizuführen. 2) Als

behäfretkn Schlosser Knobbe unübertteffl/ch spiclt.
Die zahlreichen ^cunde,^ welche fich Hr. AlbinuS

Morgen kommt daS stets so gern gesehene Stück
„da« Käthchen von Heilbronn" zur Auffüh-
rung, worin Frl. Lilly Widmann, deren Talent
fich mit jeder Darstellung fchöner entwickelt, ihren
ersten größeren Versuch in der Titelrolle machen wird.

7 Haak?s Memoiren bekreffend.

Den zahlreichen Verebrrrn deS TheaterS wird
hierdurch eine Schrift gegeben, ^ie von einem

rrchtesten Anspruch machen konnte, und der bci
Ledzeiten dürch seine Kunst Tausende, die baS
Theater besuchten, erfrrute.

Es war ihm nicht daS Glück zu Theil, seinen
Hintrrbliebenen nach seinem Tode eine nothbefrette
«?ge zu grünben. Der hochbegabte Künstler, dessen
ganzrs Leben der Wissenschaft des Schönen gewid-
Met war, müßte die Eristenz seiner Witkwe der
Theilnahme wohlwollender Menschen anheim geben.
Zfi dieS nicht Aufforderung, die übrigen LebenS-
tage der hochbetagten Krau in ihren Sorgen zu
erlrichtrrn belfen?

Der Rein-Erlös diöser Schrift ist für hie
Wittwe des Derstorbenen bestimutt, die fich
keiner Penfion erfreut.

unverschiebliche Aufgaben werden bezeichnet:
a) die Erlangung eineS G^setzentwurfes über
Minifterverantworklichkeit; k) eints solchrn zur
Sicherung der Freiheit der Preffe «nd der Ver-
eine; e) eine- die Revision dcr Gemeindeord-
nung ausführenden Gesetzentwurfs. II Ange-
legenheiten auS dem Gebietc der deutschen Ge-
sammtintereffen. Jn dieser Beziehung wird die
FortschriltSpartei Kundgebungen der Kammer
itt nachstehender Richtung herbeizuführen su-
chen: 1) Jn Betreff der schleSwig-holstein'schen
Frage wird, in Uebereinstimmung mit den Be-
schlüffen deS deutschen Abgeordneidttiages vom
1. Okt. l. Z., festgehallen: s) daS Setbftbe-
stimmungsrccht des schleSwig.holstein'schen Vol-
kes schließt jede Vergewaltigung deffelben und
jede Entscheidung über sein Schicksal ohne freie
Zustimmung der LandeSvertretung auS; b)
dieses StlbftbestimmungSrecht ist nur beschränkt
durch die höheren Jntereffen DeutschlandS. 2)
Jn Betreff der sog. Frankfurter Angelegenheit
ist eine Jntcrpellation an den großh. Minister
der auswärtigen Angelegenheiten um AuskunftS-
ertheilung zu richten, und bei dieser Veranlas-
sung gcgen die etwa beabsichtigte Einmischung
der beiden deutschen Großstaaten in die Son-
derberechtigung der einzelnen Bundesstaaten,
im Jnteresse der Freiheit und auf Grund der
bestehenden VerfassungS- und BnndeSgesetzge-
bung, entschiedene Verwahrung einzulegen."

Bei'lin, 4. Jan. Das Criminalgericht ver-
urtheilte heute den Maurermeister Marquardt,
Erbaucr deS am 20. Oct. eingestürzten Neu-
baueS vor dem Königsthvre, zn sechSmonat-
lichem Gefängniß.

Berlin, 4. Zan. Der „Staatsanzeiger"
veröffentlicht eine Bekanntmachung des ChesS
örr preußischen Bank, Grafen Jtzenplitz, durch
welche eine Vcrsammlung der Meistbetheiligten
auf den 2. Februar einberufen wird, um sich
über dic beabsichtigte Erhöhung deS KapitalS
um 5 Millionen zu äußern, so wie über die
vorgefchlagene Aenderung der §§ 18 und 38
der Bankordnung und darüber zu beschließen,
ob dem Central-AuSschusse Vollmacht ertheilt
werden solle, die dem Lcmdtage bezüglich der
Bank zu machende Gesetzesvorlage mit der Ver-
waltung der Bank selbststänvig zu vereinbaren.

Altona, 4. Jan. Laut einem Btricht deS
„Altonaer Merkur" aus Rendsburg wird daS
Gouvernement von SchleSwig demnächst als
Erfatz für die abziehenden preußischen Regi-
menker eine Recrutirung unter der Bevölkerung
SchleSwigS im Maßstabe von Eins vom Tau-
send vornehmen und.die ausgehobenen Jnfan-
terie-Recruten unter die dort verbleibenden
preußischen Regimenter einreihen, theilweise
aber auch für die Marine recrutiren.

Rendsburg. 4. Jan. Die hiefigen Be-
satzungSverhältniffe find nach dem Vorbilde deS
BundeSfestungs-RegleMentS geortznet worden.
Obergouverneur 'wird Fthr. v. Gablenz, wäh-
rend der preußische Generalmajor v. Kaphengst
FestungScommandant bleibt.

Wien, 4. Jan. Sections-Chef Beke reist
ehestens nach Paris behufr Unterhandlung we-
gen des Staatsdomänenverkauss mit demselben
Consortium, welches die Silberanleihe über-
nahm.

Wien, 4. Jan. Em kaiscrliches Rescript
ruft die siebenbürgischen Abgeordneten nach
Pesth ein, zur definitiven Regelung der UnionS-
verhältnisse und zum Milwirken bei der Löfung
der staatsrechtlichen Frage. Die Sanction der
Union ist bis zur erfolgten staatsrechtlichen
Lösung vorbehalten. Der siebenbürgische Land-
tag ift mittlerweile vertagt.

G n g L a «

DuÄin, 4. Januar. Gestern wurde ein
Pistolenschuß auf den Lordlieutenant von Jr-
lattd abgefeuert, welcher jedoch glücklicher Weise
nicht getroffen wurde.

Reueste Rachrichten.

Schleswig, 5. Jan., NachmittagS. Die
Nächricht von einer in SchleSwig vorzunehmen-
den MilitärauShebung ist durchauS unrichtig.
Es ist keine dcrartige Verfügung erlaffen
wordeu.

Madrid, 5. Zan. Zwei in Aranjuez und
Ocunna cantonirte incomplete Cavallerieregi-

menter erhoben sich heute morgen unter Prim.
Drei Ckefs und die Mehrzahl der Officiere
waren kki der BewegNng unbetheiligt. Der
MarincUinister zog mit starker Colonne auf
Berfolgung der Jnsurgenten auS, welche sich
in Unordnung zurückzogen, wahrscheinlich um
die Cuencaberge zu ^ewinnen. Man legt dem
Ganzen keine Bedeutung bei, weil die Bewe-
gung keinen Anklang bei der Bevölkerung fand.
Madrid und die Provinzen sind vollkommen
ruhig.

Aus Baden. L-icherem Vernehmen zu-
fAge wird vorauSsichtlich die Eisenbahnstrecke
Offenburg-Hausach am 1. Zuli d. I. dem Ver-
kehr übergeben werden. — Zn der am 5. zu
Radolfzell stattgcfundenen SchöffengerichtS-
sitzung wurde, wie die „B. LdSztg." kerichtet,
der Redacteur der „Freien Stimme vom See
und Höhgau" wegen Ehrenkränkung des gr.
JngenieurS Beger von Stockach unter VerfÄ-
lung in sämmtliche Koften zu einer Gefängniß-
strafe von 14 Tagcn verurtheilt. — Hr. Berg-
rath a. D. v. Althaus in Freiburg ist nach
der „B. Ldsztg." von der philosöphischen Fakul-
tät der dortigen Universitat üonol-is vansa zum
Doctor promovir^ worden. — Die Stadt Pforz-
h e im ist in neuercr Zeit ebenfallS um ein Kreis-
gericht cingekommen; man zwcifelt jedoch, daß
diesem Wunsche willfahrt werden wird, indem
wir in Baden, im Verhältnisse zur Größe und
Einwohnerzahl des LandeS bereits eine genü-
gende Anzahl solcher Gcrichte besitzen, sogar
mehr als das an Flächeninhalt und Bevölke-
rungSzahl bedeutendere Königreich Hannover.

j:s Vom südSstlichen Schwarzwaloe, 4. Jan.
Mit großer Spannung wir!> bei uns der Borlage deS
neuen SchulgesetzeS enkgegengesehen, da< hoffentlich den
Forderungen der Zeit Geltung verschaffen wird. Es sei
hier ein wichligrr PnnIt berührt, der bei unS von
großem Jntereffc ist, wenn er al- zeitgemäß gesetzlich

sten Orten einen Sitz gegrÄldel. So nimml in den
rauhern Gegenden die Weitzstickerei, Mouffelin- oder
^rommeluickerci nnmer mehr^ein en^erfre^-

richt gemacht wurde^ aber eS ist erforderlich, daß die
Krnntnisse unserer Bauernsöhnc durch besondere Fort-
bildungSschulen eine Berricherung erhalten. Die

Vermisihte Nachrichteii.

in amerikanischer Auleihe. Die Verluste der Borse wer-
den nür auf etwa 50,lX)0 Thlr. geschätzt, dagegen steht
zu sürchten^, daß^ da- Vertrauen von Privatleuteu- von

Dirnst^vollständig vertr^ut hatten.

Dresden^, 1. ^Jan. Der Gutsbesitzer T h i ^m ^n

schlagen, seinen bciden andern Kindern tödlliche Wunden
beigebracht und fich selbst durch einen Sch"ß in den
Mund get'odtet.
 
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