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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0065

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Utidrlbkrger Ztilmig.

KreisvcrküiidiguilgSblatt für den Kreis Hcidelberg unü aintliches Äerküuüiguugsblatt für üie Amts^ und Aiuts-
GcrichtSbrzirke Heidelbcrg u»d Wicsloch uud dcn Amtsgcrichtsbczirk Rcckargcuiünd.


Frcitag, 1S Zanuar


Nk IS

* Politksche Umfchau.

Die neueste Berliner „Provinzialcorrespon-
denz" erklärt, dic Berleihung dcs schwarzen
Adlerordens an dcn König von Jtalien sei ein
Anzeichen dcr zwischen beiden Hösen bestehen-
den freundschafllichen Beziehungen, wclche sich
ncuerdings sowohl in dem Abschlusse deS Han-
delSvcrtrageS, als auch kn andcren Beziehungen
wirksam bewährt hatten. .

Jn Gemäßhcit des rivt nvt ist der Belage-
rungSznstand über die Stadt und die Graf-
schaft Du blin verhängt wordcn, um nament-
lich das Anfsuchen der angeblich in großer
Menge dasclbst verborgcncn Waffen zu crleich-
tern. Die Bestimmung beginnt mit dem 16.;
jede Verletzung ist mit zweijährigem Gefäng-
niß bedroht.

Dem Pariser „Moniteur" wird aus Madrid
vom 13. Januar geschrieben. daß der Militär-
aufstand als völllg bcendigt angesehen werden
kvnne. Die Nebcllen sind entmuthigt, zersprcngt,
vou Erschöpsung und Huuger geplagt, und sn-
chcn, auf vollcm Nückzuge, jcnseitS de.r portu-
giesischcn Greuze eine Znflnchtsstätte zu gewin-
nen. Die Gencräle Zabala und Echague sind
noch immcr hintcr ihncn her und lassen sie
nicht zur Nuhe kommcn. Die Ueberblcibscl dcr
nach dcn portugicsischcn Provinzen Beira und
TraS oS Montcs geflüchteten Garnisonen von
Avila sind in Coimbra intcruirt und ihre
Waffen von den portugicsischen Truppen dcn
spanischeu Behördcn ausgeliefert wordcn.

Deütschleind.

Knrlsruhe, 16 Jan. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog haben dcm Geheimen Nath
und ordcntlichen Professor Dr. v. Vangerow
in Heidclbcrg die Erlaubniß ertbeilt, dcn ihm
von Sr. Maj. dem Kaiser von Nußland vcr-
liehencn St. Stanislaus-Ordcn II. Klasse mit
Stcrn annchmcn und tragen zu dürfen. Die
gleiche Erlaubniß erhiclt der Gcheime Nath nnd
ordentliche Profcssor Dr. Bunsen in Heidel-
berg, für den ihm von Sr. Maj. dem König
von Baycrn vcrliehencn MaximilianS--Orden
für Wisicnschaft und Kunst.' .

Se. Königl. Hoheit dcr Großherzog haben
mit höchstcr Entichlicßnng vom 12. d. M.,
Nr. 28, gnädigst gcrnht, den AmtSvorstand in
Wertheim, Oberamtmann v. Stengel, zum
Stadtdirector, und den zwciten Beamten des

BezirksamtS Freiburg, Amtmann Max Stößer,
zum Oberamtmann zu ernennen, und dem
Privatdocenteu Dr. Wilhclm Oncken in Hei-
delberg den Charaktcr als außcrordentlicher
Profcsior zu vcrleihen. Dcm tcchnischen Trans^
portinspcctor bei der Direction der Verkehrs-
anstalten, Karl DeliSle, wurde die crledigte
Stclle eincS VorstandcS der Eisenbahnhaupt-
werkstätte und dcS Hanptmagazins übertragen,
und Jngenienrpraktikant Wilhclm Troß von
Mannhcim znm technischen TranSportinspector
bci der genanntcn Dircction ernannt.

Karlsruhe, 16. Zan. DaS VereinSgesctz
soll, wie man hört, nach durchweg libcralcn
Grundsätzcn aufgcfaßt und dabci daS Princip
anerkannt worden sein, wie cs im Wesentlichen
den der NcactionSgeictzgebung vorhergehenden
Gesetzen zn Grunde lag. Hiernach wäre die
Versinsbildung principiell frei und es bliebe
dem Gcsctz überlasien, etwaige strafbare Aus-
schreitungm zu nntcrdrückett. Umgckehrt mischt
sich nach dem Gcsetz von 1851 die VerwaltungS-
bchörde schon in die Vercinsbildung. (S. M.)

Wiesbaden, 14. Aan. Zur Charakteristik
unserer Znstände möge unter Andcrem auch
die Thatsache diencn, daß yon den 29 liberalen
Mitglicdern der zwei Kammern bei Weitcm die
Mehrzahl wegen „politischer Vergehen" in Un-
tersuchung steljt in Folge von Auklagen. welche
unter dem Consnlate von Schcpp und Werrcn
die nasiauische Ncgicrung direkt oder indirekt
gegen sie erhoben hat. 'Wegen Verbreitung
von libcralen Wahlaufrnfen ohne polizeiliche
Concession — einer kleinen Polizei-Contravcn-
tion, die mit einer Geldstrafe von drei Guldcn
bedroht ist — sind übcr 100 HauSsuchunqcn
bei den liberalen Bnrgern dcs Landcs abgehal-
ten worden. . Währcnd dcr „AnSschuß für con-
servative Wahlcn", bestchcnd auö Beamten und
Geistlichen, ebenfalls ohne polizciliche Concession,
das Land mit Flngblättern übcrschwemmte, die
durch dic Maßlosigleit ihrer Schrcibweise und
durch ihre pcrsönlichen Jnvcctiven an 1848
erinnertcn, nnd während dieser conservative
Ausschuß so zu sagcn in Pcrmanenz war, hat
der Amtmann JSbert in Limburg in ciner vcr-
traulichen Privatbesprechnng über die Wahlen,
wclche die liberalen Abgeordneten Dr. Braun,
Victor v. Eck nnd Dr. Lang am 27. Mai v.
I. mit einigcn Gesinttungsgcnosien in Limburg
abhieltcn, eine Verletzung dcs Vereinsgesetzcs
gcfunden und die genannten drci Kammermit-

18««

glieder in jlntersnchnng gczogen wcgen ^Ver-
anstaltung nnd Lcitung ciucr vcrbotcnen poli-
tischen Versammlung", wclches Vergehen Mit
Gcsängnißstrafe bedroht ist.

Nieder - Jngelheim. Um den immer
kühner hervortrctcnben ultramontanen und pie-
tistischen Uebergriffen zu begcgnen, hat sich eine
Anzahl hicsiger Aiänner und Frauen zu einem
religiösen Ncformverein vercinigt.

Berlin, 15. Ian. Jm Herrenhause fand
bcreits Heute die Präsidentenwahl statt; wie in
der vorigen Scssion, wurde Graf Stolbcrg zum
Präsidcnten, Graf v. Frankcnberg-Ludwigsdorf
zum ersten und Graf Brühl zum zweiten Vice-
präsidenten ernannt.

Graf v. Stolbcrg nimmt die Wahl an und'
hält folgende Ansprache-r

„Mcine Herrcn! Jndem ich die auf mich
gefallene Wahl als cin Zcichtn Jhres fort-
dguernden Vertrauens mit Dank annehme,
fnhle ich wohl, daß es mciuerseits nicht allein
ernenerter, sondern vermehrter Thätigkeit und
Gewisienhaftigkeit in diescm'Amte bcdarf, um
Jhrcn gcrechten Anforderungen zn entsprechen
und hierzü habe ich den fcsten Willen. Datz
Sie mir Jhre Nachsicht und Unterstützung wie
bisher zu Theil werden lasien, darum bitte
ich Sie. '

Währcnd der Zeit, .in wclcher wir hier nicht
anwcsend gewcsen sind, hat die StaatSregiernng
ihrcn G,ang mit Kraft nach Außen, mit Ein-
sicht, Festigkeit und Milde nach Jnnen fortgd-
führt, wie wir dies nntcr dcn Monarchen auS
nnserem erhabcnen KönigSstamme bci dcrcn
Trcue für ihren Bcruf und bei dcr Gewissen-
haftigkeit in der Erfi'illnirg ihrer Ncgentenpflich-
ten gcwohnt sind. Mit weiscr Sparsamkeit ist
gewaltet nnd die Ergcbnisse dcr Finanzwirth-
schaft rechtfcrtigen. wie Sie sich davon hente
selbst überzeugt habcn werdcn, voÜko.mmcn daS
Vertrauen, welchcs dicfeS HauS bei verschiede-
nen Gelegcnheitcn und bcsondcrS bei seincn
Beschlnssen üb-r daS Bndget dem StaatSmini-
stcrium ausgesprochen hat. Nach allen Nick-
tungcn hat die Negierung Sr. Majestät THL-
tigkeit nnd ernstcö Bcstrcben gezeigt, die wahre
Wohlfahrt der Staatsangehörigen zu fördern,
bercchtigte Forderungen zu befriedigen, Ne.cht
und Gerechtigkeit zu übcn. Auch das Hcrrcn-
hauö insbefvnderc hat sich eincs ActcS königl.
Großherzigkeit zu crfrcuen gehabt. durch wclchen
feine Organisation zu eincm fcsten Abschluß

Wasser, ein höchst schädlicher Vusatz zu
fertigem Sier.

Sehr häufig hält man rine Sacke für unschäd-
lich, vte es in der That nicht, sondrrn höchst schäd-
lick ist. So hält gewiß jeder Drauer unp Schenk-
wirth Waffrr für drn unschädlichsttn Zusatz, drn
<r dem fcrtigrn Birre gibt, und doch ist gerade
dirses höchst unschädlich schrinende Waffrr, das er
zusrtzt, rin Znsatz, der srin Bier bitter und der
Gcsundheit nachtbeilig macht, so daß ein schwach
gebrautes Birr viel weniger schädlich ist, alS ein

zusrtzt.

Ohne dirsen nachthetligrn Lrfolg des Waffrr-
zusatzes wäre derselbe nur rine Bctrügcrei; so aber.
ist der Zusatz zu fertigrm Biere ein wirklich schäd-
lichrr Zusatz. Warum? Man mache den Versuch
und laffe ein bcliebigeS Quantum gutrs, rrinrS
Braurrbirr auf cinrm Porzellantrller an der Luft
freiwilkig vrrdampfrn, bis etn klriner Rrft synip-
artiger Eonststrnz zurückbleibt; dirsen versuche man,
uud er wird ntcht bitter schmrckrn; auf daS Auge
cinrr Katze grbracht, wird er die Pupille derselben

nicht erweitern; er ist mithin nicht narkotifch, nicht
! betäubend.

Brunncnwassrr zugesetzt und dann ebrn so ver-
dampft, wird etrirn Rückstand lassen, drr höchst
bitter schmcckt; auf die Pupille drS Angrs grbracht,
bringt rr die Erscheinung riner starkrn Erwritrrung
dersrlben hrrvor, zeigt somit etne narkotische (gif.
tigr) Wirkung an. Dcr Wassrrzusatz hat also das

rinrr weiterrn Prüfnng würdigen! Es ist anzu-
nrhmen, daß das Nirkotische uud Bittrre drS
HopfcnS in etnem gnt grbrauten Biere mit drm
unvrrgohrrnen Malzzucker yder Malzgummt, die
durch den gesammten Bra.iproceß aus drm Stärk-
mehl drr Grrste entstanden sind, tn riner inntgen
chemischen Verbindung strhrn, so daß durch Hinzu-
kommrn anderer Stosfe diese Verbkndung zersetzt
und daö Rarkotischr und Bittere freigemacht wird.
Ein solcheS ZersrtzungSmittrl ist nun daS tn ge-

winnsüchtigrr Absicht von dem Verkäufer zugrfrtzte
Brunnrnwasser. Von ihm für rin unfchädlichrs
Strcckmittrl gehalten, ha^ er dadurch sein grsundeS
Bier tn eine betäubende, bittere, giflige, der Ge-
sundhrit höchst grfährliche Flüssigkeit verwandelt,
denn er hat nun daS tn seiner Verbindung mit
Milckzucker rc. grsunde, seiuer narkotischen Eigrn-
schaft beraubte, nickt mrhr giftige Princip deS
Höpfrns wirdrr frei gemacht und so ein grsundeS
Grtränk auS Gcwinnsucht dadurch vergistet. BiS
jetzt ist es nicht gelungen, diese Verbinbung von
narkotischem und bittcrm Princip des HopfrnS mit
dem Malzzucker und Gummi isolirt darzustellen;
doch ader ist der oben angegebene Versuch jedrS-
mal glrichlautend auSgefallrn, so daß eS nölhig
war, dirse intcrrffante Thatsache bekannt zu machen,
damit ein Grtränk, daS fast von allrn Ständen
und vorzüglich von drr arbeitenden Llaffe fast al-
Nahrungsmittel beirachtrt und grnossen wird, selbst
auch durch ctnen schrinbar unschuldtgen Zusatz nicht
verdorben wrrde.

Ss mag sich darauS drr Umstand erkkären, daß
in der Rrgel der Brauer brt drr Visitation seiner
Biere im Krller uur Bier von dester Qualitat hat.
 
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