Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 26-49 Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
phenweiser Abstimmung sämmtlich mit großer
Majorität angenommen, dagegen stimmten die
Katholiken und die Conservativen.

Berlin, 16. Febr. Der „Ttaatsanzeiger"
veröffentlicht eine vom Baron v. Scheel-Plessen
und von 18 andern Mitgliedern der holsteini-
schen Ritterschaft unterzeichnete und vom 23.
Januar datirte Zuschrift an den Grafen von
Bismarck, in welcher die Unterzeichner die un-
berechenbaren Nachtbeile beklagcn, welche das
Provisorium und die augustenburgische Agita-
tion für die Herzogthümer mit sich.führen. Am
Schluffe der Zuschrift beißt eS: „Wir sprechen
es unumwundcn auS, oaß wir das Wohl und
das Heil wnsereS Vaterlandes nur in der Ver-
einigung desselben mit der preußischen Monar-
chie erblicken können. Wir vertrauen der WeiS-
heit deS Königs, daß dieselbe dic dastin führen-
den-Schritte werde zu erwählen rvissen, und
daß den demnächst unter dem prcußischen Scep-
ter verbundenen Landen ihre cigenthümlichen
. Einrichtnngen. soweit dies mit dem Gemeinwohl
vereinbar ist, werden erhalten werden. Möge
das crsehnte Ziel bald erreicht werden, damit
der Zustand der Ungewißheit und Schwankung
dem Lande nicht noch tiefere Wunden schlage!"

Flensburg, 16. Febr. Die hiesige „Nord-
deutsche Ztg." hört, daß die Hamburger Ver-
einsbank damit umgeht, hier eine Commandite
zu errichten.

Eckernförde, 16. Febr. Die „Eckernf.
Zeitung" meldet das Verbot der „Deutschen
Reichszeitung" im Herzogthum Schleswig.

Paris, 16. Febr. Die „Corresp. Havas"
veröffentlicht eine Hamburger Depesche vom
Heutigen, welcher zufolge die Ritterschaft von
Schleswig-Holstein in einer an den Grafen
v. Bismarck gerichteten officiellen Adresse die
Vereiniaung (reumon) der beiden Herzogthü-
mer mir der preußischen Monarchie verlangte.

der Jugend. *)

So sehr wir die Nützlichkeit dcs Schultur-
nenS anerkennen und die Vcrdienste zu würdi-
gen wiffen, die sich bewährte Meifter der Turn-
kunst (wie Hpieß, Waßmannsdorf, Kloß u. A.)
durch Wort und That auf diescm Gcbiete er-
worben haben, so gegnerisch sind wir in der

Jngendwehrfrage gestimmt, die in neuerer Zei t
immer mehr aufgctaucht ist und die wir mit
einem entschiedenen Nein beantworten zu müssen
glauben. Die soldatischen Uebungen der Ju-
gend können wir nur für eine zeitraubcnde und
nutzlose Spielerei oder für ein bloßeS militär-
Lhnliches Zustutzen halten, das dadurch, daß
es die Jugend von den' nothwendigen und ern-
steren Beschäftigüngen ablenkt, auch leicht einen
Geisi in sie pflanzt, dcr ihr nicht wohl ansteht
und mit den Grundsätzcn einer vernünftig-sitt-
lichen Erziehung im Widerspruche steht, sogar
nachtheilig wirken kann. AlleS zu seiner Zeit
und in der rechten und naturgemäßen Weise:
das gilt auch hier und sollte der leitende Ge-
sichtspunkt scin, unter dem die jugendlichen Ue-
bungen in den Waffen zu beurtheilen sind.
DaS Beispiel der alten ^partaner, die sich um
die Wissenschaften und Künste nicht kümmerten
und eine ganz andere politische Erziehung em-
pfangen mußtcn, als sie heutzutage und in un-
sern Staatenverhältnissen möglich ift oder er-
forderlich wäre, verfängt hier nicht, und auch
die Berufung auf die erprobte Wehrtüchtigkeil
deS Volkes in den deutschen Befreiungskriegen
ist hier nicht zulässig, weil damalS der aufge-
standenen Volkskraft keine jugendlichen Wehr«
übungen voraugingen, und jüngerc und ältere
Männer von Begeisterung für die gute und
gerechte Sache, die stets den rechten JmpulS
zn jeder Waffenübung gibt, hingerissen dem
Rufe deS VaterlandS folgten. Diese Begeiste-
runcs schafft heute noch Männer, wie und wo
man sie brauchr; die Jugend aber soll der
Schule und der Fachübung zugewiescn bleiben
und die ernsten KLmpfe der Wissenschaft oder
die Anforderungen des Gewerbfleißes bestehen,
oder in der Führung deS GeisteSschwertes, daS
in jeder Berufsart geschwungen werden muß,
wenn man etwaS Erhebliches leiften will, sich
recht gründlich befähigen. Jst einmal der Ju-
gend eine tüchtigc Vorbereitung für den künf-
tigen Beruf zu eigen geworden, so gibt sich bei
der zu erwartenden allgemeinen Wchrpflichtig-
keit (nach dem preußischen System) die Tüch-
tigkeit in den Waffenübungen in kurzer Zeit
und ganz wie von selbst, während bei den
Waffenübungen der lernenden Jugend viel Ge-
künsteltes und Mühseliges trotz alles äußern
Glanzes, der nur Unkundige oder absonderliche
Liebhaber der Soldatenspielerei besticht, mitun-
terläuft. Fragt man verständige Eltern und
ebenso wissenschaftlich als practisch tüchtige Pä-
dagogen übcr ihre Ansicht in diejer Sache, so
wird man vorherrschend eine solche dei ihnen
antreffen, die mit der hier ausgespröchenen voll-
kommen übereinstimmt. Jn Freistaaten, wie
in Frankfurt und der Schweiz, mögen sich die
Dinge anderS gestalten; das ist aber kein Grund,
bei unS ein System aufkommen zu lassen, das
zu unseren Verhältnissen nicht paßt, und das
über eine jugendliche Spielerei, an der auch
viele Alte itzr Wohlgefallen haben, nicht hin-
ausreicht. Will man aber eine rüstige uno
tüchtige Grundlage zur Wehrhaftmachung der
männlichen Bevölkerung eines Landes schaffen,
so führe man — wie es auch bei uns nach
der neuen Schulgesetzgebung geschehen wird —

das Turnen verordnungsmäßig in allen Kna-
benschulen und wissenschaftlichen Anstalteu als
eincn obligatorischen UnterrichtSzweig ein, wie
solcheS schon längst aus allen Krcisen heraus
verlangt worden ist, und sorge dafür, daß mit
der geistigen Bildung die körperliche in Ueber-
einstimmung gebracht werde und dadurch jener
tiefste Grundsatz aller gesundcn Erziehungskunft
factisch zur allgemeinen Geltung komme: „ut

gesunde Seele in einem gesunden Körper sei).

8 Neckargemünd, 16. Febr. Gestern. Abend er-
ergnete sich in unserer Nähe ein belrübender Unglücks-

dnr 20.^d^M. AbeudS 7 Uhr.^hcilt Herr Medicinalrirth

^ Karl Grunert.

Lweiten Gastrolle den von ihm übersetzten und^bearbei-
lcten Tarlüffe des ersten LustspieldichterS Moliere
gewählt hat. Der jkunstgenuß wird noch dadurch er-
hoht, daß er nach der Vorstellung des Tartüffe Schil-
lers Glocke vortragen wird. Jn der Eharacterdar-

thode Jfflands und EglairS mit der künstlerischen Re-

Neue einen Mann auf unserer Bühne begrüß'en zn
können, der in dem Hofburgtheater zu Wien, in den
Hoflheatern von Berlin, München, DreSden, Stuttgart
u. s. w. seine Triumpbe feierte und sich einen bleiben-
den Namen iu der Reihe dcr ersten dramatischen Büb-
nengrößen unserer Zeit errnngen hat.

Gottesdienst in Heidelberg.

Sonntag, den 18. Febr., BormittagS 9 Ubr, predigen
in der Heiliggeistkirche (Abendmahl): Hr. Skadtpfarrer
Schellenberg; in der Providenzkirche (Abendmahl) :
Hr. Vicar Schwarz.

NachmittagS 2 Uhr,

in der Heiliggeiükirche: Hr. Decan Dr. Zittel.
Seminargottesdienft in der Providenzkirche 11

Uhr: Hr. Candidat Lürz.

Mittwoch, 9 Uhr, in der Heiliggeistkirche: Hr. Decan
Dr. Zittel.

Berichtigung. Jn der gestrigen LandtagScorrespon.
denz ist stalt Obrigheim „Obergi mpern" zu lesen.

Obrigkeitliche Bekanntmachungen und Pnvat-Anzeigen.

Bekanntmachung

wtrd bis-l. Mat d. I. erledigt un^oll dnrch et-

300 fl. zu letsten im' Stande ist, brsetzt werden.
Drwerber wollen fich daher schristlich an die unter-
zeichnete Lommisfion wenden.

Hetdrlbrrg, drn 12. Februar l866.

Die Leihhaus-Commission:

(2)__ SachS.

Bekanntmachung.

3n der Abficht, alleS was für unsere Stadt Het-
oelberg unb deren Umgegcnd von geschichtlichem
^verthe ist zu sammeln, und vor zweckloser Ver-
fireuung oder Untergang zu bewahren, bat der Ge-
mrtnderath eine Commjssion gebildet, bestehend
aus dewHerren W. Hoffmeister, ll. Bürgermeister,
A Thiele, Gemeinderatb, L. Spitzer, Gemeinde-
rath, und A. Mays, Mitglied ves engern Aus-
schusses, welche mit lleberwachung des berelts Vor-
chandenen und mit Aufsuchung noch für die Samm-
lung greigneter und zu erwerbender Gegenstände
beauftragt ist. °

Wir ersuchen mrn diejentgen Bewohner unserer
Stadt, welche im Befitze von schriftlichen (gedruck-
ten ober geschrtebenen) Aufzeichnungen, bildlichen

VorsteUungen oder anderer Gegenstände sind, die
s^ch auf unsere Sta^dt nUmgegend^oder einzelne

Heidelbcrg, ben 1. Februar 1866.

M Krausmann.

Sievert.

Fahrnißversteigerung.

b ^Dienstag^den 20. d. Mts.,
NachmlltagS 2 Uhr,

in der BauamtSgaffe Nr 9 1 Commode, 2 Lana-
pee, 1 Kletderscbrank, 1 Cbiffonier, l' Pfetlercom-
modchen, 1 vollständigeS Bett, 1 Spiegel gegen
Baarzahlung vepsteigerl.

Hetdelberg, den 12. Februar 1866.

Der GerichtSvollzieher.

Fr e v.

Zu verkaufen sÄLÄL ?,?'°^

Gemeinderath Diemer
t» Wi-Sl-ch.

Lchöffengerichtsiitzung.

Am Mitlwoch, den 21. d. MlS kommen vor dwr Schöf-
srngericht ddhier sol>tende zerichtliche Straffälle -III
Verbandlung:

1) dt, ÜntersnchungSsache grgen Adam Reih »°n
Mannhiim, z. Z. sn Rodrbach, wegen bvShaftrr
SachbeschLbigring;

2) vie UutersuchllngSs-chi gegen Bierbrauer üon-
rad Zäger iu H-idelberg, wegcn Rör»-iverl,bu»g:

3) di- llnt-rsuchungssache gegen Mil. St-phan
»on Eppelhcim, wegcn llnterschlagnng;

dte UntersnchungSsache gegen Emma u. Eu-
fanna Zorn von Heid-lb-rg, w,grn BetrugS;

ö) die UutersuchungSsache g-gen Zohann Eppin.
ger und Jacob Huck von Vet-rSthal, rocgen Rör-

6) die Anklagesache gcgen Elifobetha Hufnagel
oon H-iligkr-utfi-inach,^. Z. iu Zirgilhausrn, wi-

7) die Anklag-sache a,g,n Zoh Bbtl. Bfiii-r-r
von Evprlheim, wegen Ehrenkrä»kung.

Verpachtung.

Das hinter melner Schncidcmiiblr licgende Gar-
tenstück, welcheS fich -uch zur Lagerung von Rutz.
holz rc. eigmt, beabfichtige tch zu oervacht-u. ,1)
H-rrr-nmühlc. tz Genz
 
Annotationen