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Erſcheint täglio, Sonntags ausge»
Rommen, Preis monatlich 20 Pfg.,
Mit dem Snufirierten Unterhaltungs:
Blatt 32 fg, — Wird In der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen
ecken angeſchlagen.
Mr. 30.
Naturhist. med. Verein.
Freitag, den 5. Februar 1886
U J. Steiner.
eber das Grosshirn der Knochenfische.
General-Fechtſchule
fahr.
Verband Heidelberg.
Montag abend *.9 Uhr im
oberen Lokal des „IHwarzenSchiff“
| Haupt: Verjammlung.
TageS: Ordnung:
Neuwahl. des VBorftandes. Ent:
laſtung des Rechners. Beratung
über eine muſikaliſche Abendunter⸗
—
DA
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X
SEN Haltung.
er © bittet um recht zahlreiches Erſcheinen unſe⸗
<< Mitglieder Der Borftand,
Deulſher Gewerk⸗Perein.
io >onntag, den 7. d. Mis., morgen?
bis 12 Uhr Beitrag-Erhebung in der
Karlsburg.
Der Vorſtand.
Nachmittag Beteiligung des
Stiftungsfeſtes Rohrbach.
Zuſammenkun 122 Uhr in der Karl8butrg.
Steigerungs- Ankündigung.
& Der Erbteilung wegen werden am
amstag, den 6. Februar d. J.,
auf nachmittags 3 Uhr
Beam Ralhauſe dahier Folgende, zur
m rlaffenſchaft des Johann Peter Hor⸗
duth, Landwirt von Hier gehörigen
gen] haften öffentlich zu Sigentum ver-
dert, wobei der Zufjlag erfolgt, wenn
r Schatzungẽpreis oder mehr geboten wird.
Stadtbezirk,
1) 1 9x 12 qm. Bloß an der St. Anna-
de worauf N HOher N bezeichnet,
. ein zweıftödiges Wohnhaus mit ge=-
wolbtem Keller, ** Stein,
b. Wohnungsbau mit Stall, 3födig,
. es «pe Weh
opf mit Wohnung und Schwein⸗
Rat, 2{tö@ , von Holz, erbaut aa
Tar 12,000 ME,
9 Unterfeld.
nd )16 Ar 39 qm. Ader«
a In der vorderen Preußen⸗
maewann, Tor 1000
gWingertsbezirk im Berg,
) 48 Ir 20 qm. Wein:
6 Gebüjch und Wald im
Sarund Tor
4) 15 9x 97 qm. Aderland
Eſelsgrund, Tax
5 Oberfeld.
8 33 Ar 49 qm. Acker
er Sandgewann, Tor
Nr 6) 10 dr 29 qm. Ader
70 in der MI. Gewann
Rohrbacher Baubezirk —
Tax 4500 „
. Summa 23,800 Mi.
jede Die Steigerungsbedingungen Können
ge Yeit auf meinem Amtszimmer ein
ſehen werden.
Heidelberg, den 15. Januar 1886.
— Hagenunger, Notar.
„Restauration neben
em bayerijchen Hof.
Heute Freitag wird
geſchlachtet.
— C. Oppel.
Friſche Ziegenmilch
— geſucht, Gaisberg 7.
Ein Kinder⸗Sihwagen billig dn verkanfen,
von
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ber,
Eſe
im
2000
1100
i
N 3200
Das Fräulein von Birkenweiler.
Roman von A. Lütetsburg.
(38. Fortſetzung.)
So war er denn wohlgemut den ſteil
e gemut den ſteilen Abhan
; deswegẽ hinangeklettert und der Mond Hatte ihm
ige Wejentlidhe Dienfte geleiftet, wenn er ihn auch
Gef i8 ſchützen konnte, ſondern ihn dem dornigen
lan 9 den Tribut zahlen Iafjen mußte. Oben ange:
‚ war der alte Mdvokat nicht wenig erfreut,
die ans Bt Sicht zu feben, denn im Schlafe Hätte ev
te Tränfliche Dame doch nicht Hören mögen.
zeu hatte er an das Fenſter geklopft, feſt über—
Einlaß zu erhalten. Er war daher nicht
er g erſtaunt, als drinnen Alles ſtill blieb, trotzdem
Bela eine Geſtalt an dem Schreibtiſch Hatte
den äftigt und dann in dem Schlafgemache verſchwin⸗
ſchen Nach einer Weile wiederholte er ſein
Undtlen indem er ihr ſein Mißgeſchick auseinanderſetzte
Thirnmittelbar darauf ſah er ſie durch die jenſeitige
Gemachs verſchwinden.
nun advokat Botnheim kicherte ſtill vor ſich Hin,
Datte War ihın plöglid Alles FMar geworden. Sie
em einen großen ſchwarzen Mantel umgehabt.
Reghutlich war Tante Karoline ſchon im liefſten
Une geweſen und er brachte fie durch feinen
Tate artelen Neberfall ganz außer Faſſung. Er
inges Wieder und Iauter als zuvor. CS war ihm nie
Allen, daß die alte Dame nodh prüde fein Könne.
not Male wiederholte er noch fein Klopfen
i dem er erft ungeduldig geworden, wandelte
ſich er“ Ungeduld ſpäter in Unruhe. Sr erinnerte
zu im Worte, welche Tante Karoline nodh zuleßt
Ss Belprochen.
ſeſpry e war ängſtlich geweſen, fie hatte davon
Beute en, daß man nicht wiſſen könnne, was zwiſchen
Seftang morgen läge und Hatte {Hließlich darauf
an R en, daß er das Teſtament des alten Freiherrn
Tine Nehme. Was bedeutete das? Sie war
urchtſame Natur, hatte fie Ahnung gehabt und
Freitag, den 5, Februar
EEE
Heidelberger Instrumental- Verein.
Montag, den 8. Februar 1886
Fünftes Abonnement - Konzert
im Saale des Museums
unter Leitung des akadem. Musikdirektors Herrn Boch und gefälliger
Mitwirkung von Fräulein Anna Radecke, königl. Hofopernsängerin
von Wiesbaden (Alt) und Herrn Konzertmeister Hugo Becker
von Frankfurt a. M. (Violoncello).
Programm.
I. Abteilung:
Ländliche Hochzeit, Symphonie von Goldmark:
1. Hochzeitsmarsch, Variationen. — 2. Brautlied, Intermezzö.. — 3. Serenade, Scherzo, —
4. Im Garten, Andante, — 5. Tanz, Finale.
II. Abteilung:
1. Lieder, gesungen von Fräulein Radecke:
a) Kreuzzug
b) Haideröslein } * ° 0 * F. Schubert.
c) Wiegenlied . . . . ; . . . Brahms.
9, Konzert für Violoncello und Orchester (Cadenz von B..Cossmann) J. Raff,
vorgetragen von Herrn Becker.
3. Lieder, gesungen von Fräulein Radecke:
a) Frühlingsfahrt « . . . R. Schumann,
b) Ich hatte einst ein schönes Vaterland ‚ E Lassen.
c) Wanderlied . . x . . . s . R. Schumann.
4, Solostücke, vorgetragen von Herrn Beck er:
a) Träumereien . . . . * . .
b) Spanischer Carneval
c) Spinnlied 7 ;
5. Fest-Ouverture über »Alt-Heidelberg, du Feine« (Manuseript)
R, Schumann,
D, Popper.
* 0
Siegfried Ochs,
Anfang präcis 7 Uhr.
Saalkarten & Mk. 2.— und Gallerie A Mk. 1.50 bei den HH. Bangel & Schmitt,
GC. Guttenberger und E. Pfeiffer. — Sperrsitze a Mk. 3.— bei Herrn E, Pfeiffer,
Preise an derKasse: Sperrsitz Mk. 3.50. Saal Mk. 2.50. Gallerie Mk. 2.—. |
Im grossen Saale des Museums.
Samstag, 6. Februar, abends halb 8 Uhr
Kammermusik-Konzert,
gegeben vom Münchener Quartettverein
der Herren
Aenno Walter, Hans Ziegler, Anton Thoms, Hans Wihan und
unter Mitwirkung des akadem. Musikdirektors Herrn Philipp Wolfrum.
Programm.
1. Quartett in F-dur op. 18. Nr. 2 W. A. Mozart.
2. a) Praeludium und Sarabande aus
der III ‚englischen Suite BE J.S. Bach
a) Praeludium und Fuge in G aus (3 . .
dem wohltemporierten Klavier I }°
3. Klavier-Violinsonate F-dur op. 8. . E. Grieg.
4. a) Andante Klavier: J. Brahms.
b) Scherzo aus op. 1.
5, Klavierquintett B-moll op. 21 . Ph. Wolfrum,
Eintrittskarten: Sperrsitze a 3 Mk., Saal ä 2 Mk., Gallerie 4 Mk. 1.50 in den Musikalien-
handlungen der Herren Pfeiffer und Guttenberger und abends an der Kasse,
Dankſagung.
Für die Herzliche Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte unſeres
geliebten Gatten und Vaters
Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichkelt über⸗
KOMMEN,
1886,
nicht berücksichtigt werden.
“ Saalöffnung 7 Uhr.
Anfang '28 Uhr.
Der Vorstand.
geschrieben.
freundlich einladen.
——
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xzdgl| 1886.
Der Vorstand.
A — —
— EZ
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— 5 SE
ES —
Domino’S für Herren und
Türkiſche Fez in Seide
und Strohhüte.
Marketender⸗-Fähßchen.
Tambourins.
katuren).
Damen (auch zu verleihen).
und Biber, Stofifappen
Handſchuhe, 6-farbig.
J. G. Wimschult
Großer Schuhwaren-Ausverkauf.
Wegen Geſchäftsveränderung verkaufe meive ſämtlichen Schuhwaren zu herab⸗
gefebten Breijen. Bet größeren Einkäufen 5% Rabatt,
Friedrich Böhm, Hauptitrake_18.
jr „
Do
Eine gebrauchte Hobelbank
zu faufen gefucht, Zu erfragen in der Exped.
Rohrſtühle werden billig geflochten,
Anlage 36
Th. Schermers,
58 Haupiſtraße 58.
Harzer Kanarienvögel,
Bon memnem Edelroller ſtamm gebe ich
50 Weibchen und 20 bis 25 Hahnen zur Zucht ab.
Rıt erfrag n Gini8bergitrake 18, 4. Stod.
—— — EEE
ſtanden diefe Ahnungen mit irgend etwas im Zu: Das alte Fräulein lag wie eine Tode auf
Jammenhang, was da drinnen vorging? ihrem Lager. Er dachte im erfien Augenblick des
Die Unruhe des alten Herrn wuchs von Minute Schreckens ſogar, daß ſie tot ſei. Aber ſich über
zu Minute. Wenn er ſich doch nur hätte Eingang ſie herabbeugend und ihre Hände betaſtend, überzeugte
derſchaffen können. Er hatte eine Frauengeftalt | er fich, daß fie nod) lebte. Er dachte nicht daran,
daß e8 Hug fein würde, zunächft im Haufe Umſchau
gejehen, nun war e8 ihm far, daß.e8 nicht das
alte Fräulein gewefen fein fönne, jene Sejtalt war | zu Halten und jene Perfon zu fuchen, ſondern war
vor allen Dingen eifrig bemüht, Tante Karoline
um ‚einen halben Kopf größer gewejen und er hatte
ſich wohl nur getäufcht, weil er der Meinung war, | wieder in’s Leben zurückzurufen.
daß nur ſie es ſein könne, weil er nicht an die Das war nicht leicht. Alle Verſuche, ſie wieder
Anweſenheit einer zweiten Perſon in der Klauͤſe dachte. zum Bewußtfein zu erweden, erwieſen ſich als erfolglos
Und während er nun noch dachte und grübelte, | und nach und nach bemächtigte ſich feiner eine
große Furcht. Die Nachtluft, welde dur das
verbreitete fich plößlih ein heller Schein in dem
Semache und Herr Bornheim ftieß einen Schredensruf | zerbrodhene Fenfter voll hereinftrömte, Hatte den Rauch
aus. Barmherziger Himmel! Feuer! Da war Feuer !
Und Feine Hilfe, Feinen Beiftand, er war-allein, ganz
allein in dieſer Einöde.
In demfelben Moment aber hob er feine nervige
Fauſt empor und krachend flog das morſche Holz
des Fenſterrahmens in Splitter, klirrend zerſprang
das Glas, noch ein zweiter Schlag und er hatte
einen Durchgang, er konnte in das Innere der
Klaufe gelangen,
Das Alles war ſchneller geſchehen, als es hier
erzählt werden kann. In der nächſten Minute hatte
er auch die brennenden Thürvorhänge heruntergeriſſen
und duͤrch das Ueberwerfen eines Teppichs die Flamme
gedämpft. Noch einige weitere Maßregeln wurden
getroffen und dann war er des Feuers Herr, durch
das offene Fenſter drang die friſche belebende Nachtluft
und verdraͤngte den furchtbaren Qualm.
Herr Bornheim Hatte feine Ruhe nicht einen
Augenblig verloren, aber im erften Moment Konnte
er nicht jehen, was hier vorgegangen war, Der wider:
liche Gerüch, welchen der Inhalt der zerbrochenen
Rhiole verurfachte, wurde durch den Rauch verdrängt,
aber al8 e8 FMarer geworden in dem Gemache, als es
ihm gelungen‘ war; ein anderes Licht zu finden, als
das herabgebrannte, welches den Brand verurſacht
— ob mit Wiſſen und Willen jener zweiten Perſon,
ließ ſich vorläufig noch nicht beſtimmen —, da ſah
er auch ſofort, um was es ſich handelte.
nun völlig verdrängt, wenn auch noch ein brandiger
Geruch übrig geblieben war. Aber dieſem brandigen
Geruch gefellte fih jet ein anderer bei — was
war das? Herr Bornheim trat auf SGlasftücke und
ſich herabbeugend, bemerkte er, daß dieſer betäubende
Geruch einer Feuchtigkeit entfirömte, die von dem
Fußboden eingefogen war, Beftürzt taumelte er
zurück — noch ein Moment forgfältiger Prüfung
und er würde befinnungslos zu Boden geftüirzt fein.
Sofort war ihm Alles klar — eine furchtbare
Ahnung dämmerte in ihm auf. Nun kam Luftdurchzug
und er athmete tief auf, es war ihm, als ob eine
Centnerlaſt von ſeiner Bruſt genommen ſei.
Das alte Fräulein durfte unter keinen Umſtänden
in dem Schlafzimmer bleiben. Mit ftarkem Arm
hob er fie auf und-tvug fie in das Wohngemach,
wo er fie -auf das Sofa niederlegte und forgfältig
mit Gegenſtänden bedeckte, die er einer Garderobe
entnahm. Bon den Bettfiücken durfte er Feines
benugen, vielleicht waren fie mit der betäubenden
Flüſſigkeit in Berührung geweſen, womit der Fuß⸗
boden getränkt war.
Nun lag fie fill, wie zuvor, aber nichts verriet,
daß noch Leben in ihr fei. Herr Bornheim begann
zu überlegen. Sewip war hier vor allen Dingen
Hilfe nötig, aber wie ſollte er ſich dieſelbe verſchaffen?
Verlaſſen durfte er dieſes Haus nicht, bis jemand
fam, feine Stelle einzunehmen, Wer jagte ihm, daß
Werk zu vollenden? Den ſtarken Mann beſchlich
ein Grauen. Wenn er nur zehn Minuten ſpäter
kam, oder wenn er gar ſofort den rechten Weg
gefunden und nicht mehr nach der Klauſe zurück—
gekehrt war, welches Verbrechen war dann zur
vollen Ausführung gelangt? Die Klauſe würde
vollſtändig niedergebrannt und von Tante Karoline
kaum eine Spnr übrig geblieben fein.
Wer war der Thäter? Indem er fo dachte,
überlegte er, ob ev nicht einen Augenblid von Tante
Karolinens Seite gehen könne, um nad) der Verbrecherin
zu forſchen. Sie war durch jene Thür verſchwunden
— ſie mußte ſich längſt einen Ausweg geſucht haben,
beſaß doch die Klauſe deren drei. Er fühlte ſich zu
unſicher, um das alte Fräulein auch nur einen
Augenblick allein zu laſſen, wenigſtens wollte er den
anbrechenden Morgen abwarten
Nachdem er die Thür des Schlafzimmers ſorg⸗
fältig verſchloſſen und ſeine Belebungsverſuche erneuert
hatte, ſchien ſich die Geſichtsfarbe der alten Dame
zu verändern, obwohl ſie noch ſo ſtill dalag, wie zuvor.
Herr Bornheim fuhr eifrig fort, ihr Stirn und Schläfe
mit den ſtärkenden Eſſenzen zu reiben, die er auf
einem Tiſchchen neben dem Sofa gefunden. Dem
Himmel ſei Dank! Sie lebte.
Ihre Lider hoben ſich langſam empor und
ihre Augen waren dann mit verwundertem Aus:
drug auf Herzn Bornheim gerichtet, in defjen
gutmütigem Geficht die lebhaftefte Freude ausge:
drückt war,
„Was ift gefhehen ?“ fragte fie verwirrt. „Woher
kommen Sie?“
„Die letzte Frage kann ich Ihnen beantworten,
die erſte nicht — Sie müſſen das beſſer wiſſen.
Ich habe Sie in bewußtloſem Zuſtand auf ihrem
Bette liegend gefunden und wenn ich mich nicht
zufällig vom Wege verirrt und zufällig noch Licht
in der Klauſe bemerkt hätte — der Himmel mag
wiſſen, was dann geſchen wäre.“
Allgemach ſchien das alte Fräulein ſich des
Borgefallenen wieder zu erinnern,
„Sicht? Vicht? ſagle ſie nachdenklich. Dann
drückie ſich in ihren Zügen große Angſt und Furcht
aus und ihre Augen blickten ſich erſchrocken um.
„Die Freiherrin!“ kam es mühſam über ihre
Lippen.
Herr Bornheim fuhr ordentlich zuſammen, als
er das Wort hörte. Kein derartiger Gedanke war
ihm gekommen. Er hatte an ein gemeines Verbrechen
gedacht: Mord, Raub und Brandſtiftung, um die
Spuren zu verwiſchen.
„Sie haben daäs Teſtament?“ fragte ſie leiſe.
„Wohl verwahrt in meiner Mappe, gnäbiges
Fräulein,“
Ein Lächeln huſchte über ihr Seficht.
„Dem Himmel fei Dank, daß er e8 verhütet,
e8 hat ihr keinen Nugzen gebracht.”
Herr Bornheim -Jaß eine Weile fpracdhlos, er
wußte in der That nicht, was er dazu fagen follte.
NochH konnte er nicht an die Worte des alten Fräuleins
glauben — e8 war zu furchtbar. Ihr Haß gegen die
Familie des Freiherrn leitete fie irre und doch
wenn — wenn Helene das Kind Paul’8 fein würde,
dann enthielten ihre Ausſagen ein entſetzliches Licht.
„Verlaſſen Sie mich nicht Herr Bornheim,“
jagte fie nach) einer Paufe, „man fann nicht wiffen,
wäs geſchieht — ich bin hier fo allein. €8$ mag
zwar bald die Reihe an mid kommen, aber ich
möchte doch nicht gerade in foldher Weije mit dem
Leben abſchließen. Um ſieben Uhr fommt Frau
Dietrich und wenn Sie dann die Güte haben wollen,
aud) deren Mann zu beſtellen, daß er ſo lange
Wache bei mir hält, bis ich meine Sachen geordnet
habe, um von Hier fortgehen zu können, ſo werde
ich Ihnen dankbar fein.“
Herr Bornheim war erfreut, daß fie die Kaufe
dauernd verlaffen wollte. 4
„Sa,“ entgegnete fie mit einem Seufzer, „id
hatte gedacht, mein Leben hier zu befchließen und
e8 wird mir nicht leicht werden, Die liebgewordene
Einſamkeit aufgeben zu müſſen, aber ich werde die
Schrecken der legten Nacht nicht überwinden,
(Fortfegung folgt.)
Erſcheint täglio, Sonntags ausge»
Rommen, Preis monatlich 20 Pfg.,
Mit dem Snufirierten Unterhaltungs:
Blatt 32 fg, — Wird In der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen
ecken angeſchlagen.
Mr. 30.
Naturhist. med. Verein.
Freitag, den 5. Februar 1886
U J. Steiner.
eber das Grosshirn der Knochenfische.
General-Fechtſchule
fahr.
Verband Heidelberg.
Montag abend *.9 Uhr im
oberen Lokal des „IHwarzenSchiff“
| Haupt: Verjammlung.
TageS: Ordnung:
Neuwahl. des VBorftandes. Ent:
laſtung des Rechners. Beratung
über eine muſikaliſche Abendunter⸗
—
DA
!
X
SEN Haltung.
er © bittet um recht zahlreiches Erſcheinen unſe⸗
<< Mitglieder Der Borftand,
Deulſher Gewerk⸗Perein.
io >onntag, den 7. d. Mis., morgen?
bis 12 Uhr Beitrag-Erhebung in der
Karlsburg.
Der Vorſtand.
Nachmittag Beteiligung des
Stiftungsfeſtes Rohrbach.
Zuſammenkun 122 Uhr in der Karl8butrg.
Steigerungs- Ankündigung.
& Der Erbteilung wegen werden am
amstag, den 6. Februar d. J.,
auf nachmittags 3 Uhr
Beam Ralhauſe dahier Folgende, zur
m rlaffenſchaft des Johann Peter Hor⸗
duth, Landwirt von Hier gehörigen
gen] haften öffentlich zu Sigentum ver-
dert, wobei der Zufjlag erfolgt, wenn
r Schatzungẽpreis oder mehr geboten wird.
Stadtbezirk,
1) 1 9x 12 qm. Bloß an der St. Anna-
de worauf N HOher N bezeichnet,
. ein zweıftödiges Wohnhaus mit ge=-
wolbtem Keller, ** Stein,
b. Wohnungsbau mit Stall, 3födig,
. es «pe Weh
opf mit Wohnung und Schwein⸗
Rat, 2{tö@ , von Holz, erbaut aa
Tar 12,000 ME,
9 Unterfeld.
nd )16 Ar 39 qm. Ader«
a In der vorderen Preußen⸗
maewann, Tor 1000
gWingertsbezirk im Berg,
) 48 Ir 20 qm. Wein:
6 Gebüjch und Wald im
Sarund Tor
4) 15 9x 97 qm. Aderland
Eſelsgrund, Tax
5 Oberfeld.
8 33 Ar 49 qm. Acker
er Sandgewann, Tor
Nr 6) 10 dr 29 qm. Ader
70 in der MI. Gewann
Rohrbacher Baubezirk —
Tax 4500 „
. Summa 23,800 Mi.
jede Die Steigerungsbedingungen Können
ge Yeit auf meinem Amtszimmer ein
ſehen werden.
Heidelberg, den 15. Januar 1886.
— Hagenunger, Notar.
„Restauration neben
em bayerijchen Hof.
Heute Freitag wird
geſchlachtet.
— C. Oppel.
Friſche Ziegenmilch
— geſucht, Gaisberg 7.
Ein Kinder⸗Sihwagen billig dn verkanfen,
von
n
ber,
Eſe
im
2000
1100
i
N 3200
Das Fräulein von Birkenweiler.
Roman von A. Lütetsburg.
(38. Fortſetzung.)
So war er denn wohlgemut den ſteil
e gemut den ſteilen Abhan
; deswegẽ hinangeklettert und der Mond Hatte ihm
ige Wejentlidhe Dienfte geleiftet, wenn er ihn auch
Gef i8 ſchützen konnte, ſondern ihn dem dornigen
lan 9 den Tribut zahlen Iafjen mußte. Oben ange:
‚ war der alte Mdvokat nicht wenig erfreut,
die ans Bt Sicht zu feben, denn im Schlafe Hätte ev
te Tränfliche Dame doch nicht Hören mögen.
zeu hatte er an das Fenſter geklopft, feſt über—
Einlaß zu erhalten. Er war daher nicht
er g erſtaunt, als drinnen Alles ſtill blieb, trotzdem
Bela eine Geſtalt an dem Schreibtiſch Hatte
den äftigt und dann in dem Schlafgemache verſchwin⸗
ſchen Nach einer Weile wiederholte er ſein
Undtlen indem er ihr ſein Mißgeſchick auseinanderſetzte
Thirnmittelbar darauf ſah er ſie durch die jenſeitige
Gemachs verſchwinden.
nun advokat Botnheim kicherte ſtill vor ſich Hin,
Datte War ihın plöglid Alles FMar geworden. Sie
em einen großen ſchwarzen Mantel umgehabt.
Reghutlich war Tante Karoline ſchon im liefſten
Une geweſen und er brachte fie durch feinen
Tate artelen Neberfall ganz außer Faſſung. Er
inges Wieder und Iauter als zuvor. CS war ihm nie
Allen, daß die alte Dame nodh prüde fein Könne.
not Male wiederholte er noch fein Klopfen
i dem er erft ungeduldig geworden, wandelte
ſich er“ Ungeduld ſpäter in Unruhe. Sr erinnerte
zu im Worte, welche Tante Karoline nodh zuleßt
Ss Belprochen.
ſeſpry e war ängſtlich geweſen, fie hatte davon
Beute en, daß man nicht wiſſen könnne, was zwiſchen
Seftang morgen läge und Hatte {Hließlich darauf
an R en, daß er das Teſtament des alten Freiherrn
Tine Nehme. Was bedeutete das? Sie war
urchtſame Natur, hatte fie Ahnung gehabt und
Freitag, den 5, Februar
EEE
Heidelberger Instrumental- Verein.
Montag, den 8. Februar 1886
Fünftes Abonnement - Konzert
im Saale des Museums
unter Leitung des akadem. Musikdirektors Herrn Boch und gefälliger
Mitwirkung von Fräulein Anna Radecke, königl. Hofopernsängerin
von Wiesbaden (Alt) und Herrn Konzertmeister Hugo Becker
von Frankfurt a. M. (Violoncello).
Programm.
I. Abteilung:
Ländliche Hochzeit, Symphonie von Goldmark:
1. Hochzeitsmarsch, Variationen. — 2. Brautlied, Intermezzö.. — 3. Serenade, Scherzo, —
4. Im Garten, Andante, — 5. Tanz, Finale.
II. Abteilung:
1. Lieder, gesungen von Fräulein Radecke:
a) Kreuzzug
b) Haideröslein } * ° 0 * F. Schubert.
c) Wiegenlied . . . . ; . . . Brahms.
9, Konzert für Violoncello und Orchester (Cadenz von B..Cossmann) J. Raff,
vorgetragen von Herrn Becker.
3. Lieder, gesungen von Fräulein Radecke:
a) Frühlingsfahrt « . . . R. Schumann,
b) Ich hatte einst ein schönes Vaterland ‚ E Lassen.
c) Wanderlied . . x . . . s . R. Schumann.
4, Solostücke, vorgetragen von Herrn Beck er:
a) Träumereien . . . . * . .
b) Spanischer Carneval
c) Spinnlied 7 ;
5. Fest-Ouverture über »Alt-Heidelberg, du Feine« (Manuseript)
R, Schumann,
D, Popper.
* 0
Siegfried Ochs,
Anfang präcis 7 Uhr.
Saalkarten & Mk. 2.— und Gallerie A Mk. 1.50 bei den HH. Bangel & Schmitt,
GC. Guttenberger und E. Pfeiffer. — Sperrsitze a Mk. 3.— bei Herrn E, Pfeiffer,
Preise an derKasse: Sperrsitz Mk. 3.50. Saal Mk. 2.50. Gallerie Mk. 2.—. |
Im grossen Saale des Museums.
Samstag, 6. Februar, abends halb 8 Uhr
Kammermusik-Konzert,
gegeben vom Münchener Quartettverein
der Herren
Aenno Walter, Hans Ziegler, Anton Thoms, Hans Wihan und
unter Mitwirkung des akadem. Musikdirektors Herrn Philipp Wolfrum.
Programm.
1. Quartett in F-dur op. 18. Nr. 2 W. A. Mozart.
2. a) Praeludium und Sarabande aus
der III ‚englischen Suite BE J.S. Bach
a) Praeludium und Fuge in G aus (3 . .
dem wohltemporierten Klavier I }°
3. Klavier-Violinsonate F-dur op. 8. . E. Grieg.
4. a) Andante Klavier: J. Brahms.
b) Scherzo aus op. 1.
5, Klavierquintett B-moll op. 21 . Ph. Wolfrum,
Eintrittskarten: Sperrsitze a 3 Mk., Saal ä 2 Mk., Gallerie 4 Mk. 1.50 in den Musikalien-
handlungen der Herren Pfeiffer und Guttenberger und abends an der Kasse,
Dankſagung.
Für die Herzliche Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte unſeres
geliebten Gatten und Vaters
Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichkelt über⸗
KOMMEN,
1886,
nicht berücksichtigt werden.
“ Saalöffnung 7 Uhr.
Anfang '28 Uhr.
Der Vorstand.
geschrieben.
freundlich einladen.
——
IC
xzdgl| 1886.
Der Vorstand.
A — —
— EZ
— zz
— 5 SE
ES —
Domino’S für Herren und
Türkiſche Fez in Seide
und Strohhüte.
Marketender⸗-Fähßchen.
Tambourins.
katuren).
Damen (auch zu verleihen).
und Biber, Stofifappen
Handſchuhe, 6-farbig.
J. G. Wimschult
Großer Schuhwaren-Ausverkauf.
Wegen Geſchäftsveränderung verkaufe meive ſämtlichen Schuhwaren zu herab⸗
gefebten Breijen. Bet größeren Einkäufen 5% Rabatt,
Friedrich Böhm, Hauptitrake_18.
jr „
Do
Eine gebrauchte Hobelbank
zu faufen gefucht, Zu erfragen in der Exped.
Rohrſtühle werden billig geflochten,
Anlage 36
Th. Schermers,
58 Haupiſtraße 58.
Harzer Kanarienvögel,
Bon memnem Edelroller ſtamm gebe ich
50 Weibchen und 20 bis 25 Hahnen zur Zucht ab.
Rıt erfrag n Gini8bergitrake 18, 4. Stod.
—— — EEE
ſtanden diefe Ahnungen mit irgend etwas im Zu: Das alte Fräulein lag wie eine Tode auf
Jammenhang, was da drinnen vorging? ihrem Lager. Er dachte im erfien Augenblick des
Die Unruhe des alten Herrn wuchs von Minute Schreckens ſogar, daß ſie tot ſei. Aber ſich über
zu Minute. Wenn er ſich doch nur hätte Eingang ſie herabbeugend und ihre Hände betaſtend, überzeugte
derſchaffen können. Er hatte eine Frauengeftalt | er fich, daß fie nod) lebte. Er dachte nicht daran,
daß e8 Hug fein würde, zunächft im Haufe Umſchau
gejehen, nun war e8 ihm far, daß.e8 nicht das
alte Fräulein gewefen fein fönne, jene Sejtalt war | zu Halten und jene Perfon zu fuchen, ſondern war
vor allen Dingen eifrig bemüht, Tante Karoline
um ‚einen halben Kopf größer gewejen und er hatte
ſich wohl nur getäufcht, weil er der Meinung war, | wieder in’s Leben zurückzurufen.
daß nur ſie es ſein könne, weil er nicht an die Das war nicht leicht. Alle Verſuche, ſie wieder
Anweſenheit einer zweiten Perſon in der Klauͤſe dachte. zum Bewußtfein zu erweden, erwieſen ſich als erfolglos
Und während er nun noch dachte und grübelte, | und nach und nach bemächtigte ſich feiner eine
große Furcht. Die Nachtluft, welde dur das
verbreitete fich plößlih ein heller Schein in dem
Semache und Herr Bornheim ftieß einen Schredensruf | zerbrodhene Fenfter voll hereinftrömte, Hatte den Rauch
aus. Barmherziger Himmel! Feuer! Da war Feuer !
Und Feine Hilfe, Feinen Beiftand, er war-allein, ganz
allein in dieſer Einöde.
In demfelben Moment aber hob er feine nervige
Fauſt empor und krachend flog das morſche Holz
des Fenſterrahmens in Splitter, klirrend zerſprang
das Glas, noch ein zweiter Schlag und er hatte
einen Durchgang, er konnte in das Innere der
Klaufe gelangen,
Das Alles war ſchneller geſchehen, als es hier
erzählt werden kann. In der nächſten Minute hatte
er auch die brennenden Thürvorhänge heruntergeriſſen
und duͤrch das Ueberwerfen eines Teppichs die Flamme
gedämpft. Noch einige weitere Maßregeln wurden
getroffen und dann war er des Feuers Herr, durch
das offene Fenſter drang die friſche belebende Nachtluft
und verdraͤngte den furchtbaren Qualm.
Herr Bornheim Hatte feine Ruhe nicht einen
Augenblig verloren, aber im erften Moment Konnte
er nicht jehen, was hier vorgegangen war, Der wider:
liche Gerüch, welchen der Inhalt der zerbrochenen
Rhiole verurfachte, wurde durch den Rauch verdrängt,
aber al8 e8 FMarer geworden in dem Gemache, als es
ihm gelungen‘ war; ein anderes Licht zu finden, als
das herabgebrannte, welches den Brand verurſacht
— ob mit Wiſſen und Willen jener zweiten Perſon,
ließ ſich vorläufig noch nicht beſtimmen —, da ſah
er auch ſofort, um was es ſich handelte.
nun völlig verdrängt, wenn auch noch ein brandiger
Geruch übrig geblieben war. Aber dieſem brandigen
Geruch gefellte fih jet ein anderer bei — was
war das? Herr Bornheim trat auf SGlasftücke und
ſich herabbeugend, bemerkte er, daß dieſer betäubende
Geruch einer Feuchtigkeit entfirömte, die von dem
Fußboden eingefogen war, Beftürzt taumelte er
zurück — noch ein Moment forgfältiger Prüfung
und er würde befinnungslos zu Boden geftüirzt fein.
Sofort war ihm Alles klar — eine furchtbare
Ahnung dämmerte in ihm auf. Nun kam Luftdurchzug
und er athmete tief auf, es war ihm, als ob eine
Centnerlaſt von ſeiner Bruſt genommen ſei.
Das alte Fräulein durfte unter keinen Umſtänden
in dem Schlafzimmer bleiben. Mit ftarkem Arm
hob er fie auf und-tvug fie in das Wohngemach,
wo er fie -auf das Sofa niederlegte und forgfältig
mit Gegenſtänden bedeckte, die er einer Garderobe
entnahm. Bon den Bettfiücken durfte er Feines
benugen, vielleicht waren fie mit der betäubenden
Flüſſigkeit in Berührung geweſen, womit der Fuß⸗
boden getränkt war.
Nun lag fie fill, wie zuvor, aber nichts verriet,
daß noch Leben in ihr fei. Herr Bornheim begann
zu überlegen. Sewip war hier vor allen Dingen
Hilfe nötig, aber wie ſollte er ſich dieſelbe verſchaffen?
Verlaſſen durfte er dieſes Haus nicht, bis jemand
fam, feine Stelle einzunehmen, Wer jagte ihm, daß
Werk zu vollenden? Den ſtarken Mann beſchlich
ein Grauen. Wenn er nur zehn Minuten ſpäter
kam, oder wenn er gar ſofort den rechten Weg
gefunden und nicht mehr nach der Klauſe zurück—
gekehrt war, welches Verbrechen war dann zur
vollen Ausführung gelangt? Die Klauſe würde
vollſtändig niedergebrannt und von Tante Karoline
kaum eine Spnr übrig geblieben fein.
Wer war der Thäter? Indem er fo dachte,
überlegte er, ob ev nicht einen Augenblid von Tante
Karolinens Seite gehen könne, um nad) der Verbrecherin
zu forſchen. Sie war durch jene Thür verſchwunden
— ſie mußte ſich längſt einen Ausweg geſucht haben,
beſaß doch die Klauſe deren drei. Er fühlte ſich zu
unſicher, um das alte Fräulein auch nur einen
Augenblick allein zu laſſen, wenigſtens wollte er den
anbrechenden Morgen abwarten
Nachdem er die Thür des Schlafzimmers ſorg⸗
fältig verſchloſſen und ſeine Belebungsverſuche erneuert
hatte, ſchien ſich die Geſichtsfarbe der alten Dame
zu verändern, obwohl ſie noch ſo ſtill dalag, wie zuvor.
Herr Bornheim fuhr eifrig fort, ihr Stirn und Schläfe
mit den ſtärkenden Eſſenzen zu reiben, die er auf
einem Tiſchchen neben dem Sofa gefunden. Dem
Himmel ſei Dank! Sie lebte.
Ihre Lider hoben ſich langſam empor und
ihre Augen waren dann mit verwundertem Aus:
drug auf Herzn Bornheim gerichtet, in defjen
gutmütigem Geficht die lebhaftefte Freude ausge:
drückt war,
„Was ift gefhehen ?“ fragte fie verwirrt. „Woher
kommen Sie?“
„Die letzte Frage kann ich Ihnen beantworten,
die erſte nicht — Sie müſſen das beſſer wiſſen.
Ich habe Sie in bewußtloſem Zuſtand auf ihrem
Bette liegend gefunden und wenn ich mich nicht
zufällig vom Wege verirrt und zufällig noch Licht
in der Klauſe bemerkt hätte — der Himmel mag
wiſſen, was dann geſchen wäre.“
Allgemach ſchien das alte Fräulein ſich des
Borgefallenen wieder zu erinnern,
„Sicht? Vicht? ſagle ſie nachdenklich. Dann
drückie ſich in ihren Zügen große Angſt und Furcht
aus und ihre Augen blickten ſich erſchrocken um.
„Die Freiherrin!“ kam es mühſam über ihre
Lippen.
Herr Bornheim fuhr ordentlich zuſammen, als
er das Wort hörte. Kein derartiger Gedanke war
ihm gekommen. Er hatte an ein gemeines Verbrechen
gedacht: Mord, Raub und Brandſtiftung, um die
Spuren zu verwiſchen.
„Sie haben daäs Teſtament?“ fragte ſie leiſe.
„Wohl verwahrt in meiner Mappe, gnäbiges
Fräulein,“
Ein Lächeln huſchte über ihr Seficht.
„Dem Himmel fei Dank, daß er e8 verhütet,
e8 hat ihr keinen Nugzen gebracht.”
Herr Bornheim -Jaß eine Weile fpracdhlos, er
wußte in der That nicht, was er dazu fagen follte.
NochH konnte er nicht an die Worte des alten Fräuleins
glauben — e8 war zu furchtbar. Ihr Haß gegen die
Familie des Freiherrn leitete fie irre und doch
wenn — wenn Helene das Kind Paul’8 fein würde,
dann enthielten ihre Ausſagen ein entſetzliches Licht.
„Verlaſſen Sie mich nicht Herr Bornheim,“
jagte fie nach) einer Paufe, „man fann nicht wiffen,
wäs geſchieht — ich bin hier fo allein. €8$ mag
zwar bald die Reihe an mid kommen, aber ich
möchte doch nicht gerade in foldher Weije mit dem
Leben abſchließen. Um ſieben Uhr fommt Frau
Dietrich und wenn Sie dann die Güte haben wollen,
aud) deren Mann zu beſtellen, daß er ſo lange
Wache bei mir hält, bis ich meine Sachen geordnet
habe, um von Hier fortgehen zu können, ſo werde
ich Ihnen dankbar fein.“
Herr Bornheim war erfreut, daß fie die Kaufe
dauernd verlaffen wollte. 4
„Sa,“ entgegnete fie mit einem Seufzer, „id
hatte gedacht, mein Leben hier zu befchließen und
e8 wird mir nicht leicht werden, Die liebgewordene
Einſamkeit aufgeben zu müſſen, aber ich werde die
Schrecken der legten Nacht nicht überwinden,
(Fortfegung folgt.)