Nr. 122.
B Diemerei 6 Uhr. B
Ahlelen⸗Cnb Heidelherg.
Sonntag, den 30. Mai 1886, abends
8 Uhr findet in der Konzert⸗Halle ine
Vorſtellung
in außerordentlichen Kraftübungen, ſowie
im Heben und Stemmen von ſchweren Gr⸗
wichten ſtatt.
Fur außerordentliche und ſchöne Leiſtun⸗
gen find für die Mitwirkenden Preiſe aus⸗
geſetzt.
Die Pauſen werden durch eine Geſangs⸗
Abteilung ausgefüllt. ;
Einkritts-Preiſe: 1. Platz 50 Pfg.
Lokal 30 Pfa., Gallerie 20 Pig.
Der Vorſtand.
Derein der FIrifeur-
Gehilfen.
Morgen abend d Uhr General⸗Ver⸗
jammu lung im Lokal, wozu fämtlidhe
Kollegen zu erſcheinen haben.
Der Vorſtand.
NB. Slraf-8 kommt in Anwendung,
Dankſagung.
Nuf unfere Bitte für die Anftalt für
fHwahfinnige Kinder in Mosbad) (iD
un8 folgende Gaben zugegaugen:
a. Durch
Einzeichnungsliſte Mk. 624 50.
b. Durch Gaben:
Bei Heſta Stadtpfr Hönig: JM. 2Mk.
Fr. Str. 10 Mb. = 12 Mi. — Bei Ern. Dlan
Schelenberg: Fl. O. 10 ME, Gr. Ab. 10 ME,
Dir. W. 1ML, G h.-Rat RX 5 M., FA.S. 1 ME.
Frau BE S, 3 ME, Gih.-N. G, 100 ME, Ung,
ME. 1.50, Una. 3 Mk, L. M. 10 ME. = ME. 144.50.
Bei Hru. Stadtpf. Schück: Herr Verw. H. 5 Ml.
— Bei Hru. Stadipf. Schwarz: Ungen. 6 Mk.
©. 20 Me, Ungen. 2 Mi., X. S. 5 ME, Fl. Z.
1 Mi, v.S. 3 Mb, Ung, 20 Mb, K. F. 2 ML,
F. S. 3 Mt — 62 M. — Bi Hrn. Buchhdlr
Winter E. W. bo Mt., H. A. 100 Ml., Fr. D.
D. 50 Me, H. 2 ML, W. 10 Mi, Show. Cor.
gejammelt: 11 ME, Frl. Fr. 10 ME, W. N. 10 M.,
Dr. W..H. 10 M., Urg. 2 ME, SE. M. SG. 5 Mk.,
Sch. 1 Mi. — 261 Mi., zuj. 1109 ME,
Wir Iprehen für dieje reichen Gaben barm⸗
herziger Liebe unſern innigſten Dauk aus Sie
werden zu der am Himmelfahrtstage ſtaltfin⸗
denden Grundſteinlegurg des Nrübaues ein glück⸗
berheißender G:uß au der Jubilänms-Stadt ſein.
Hönig. Schellenberg. SHÜük, Schwarz .
6. Winter,
Bekanntmachung.
Das Baden im Neckar betr,
Wir bringen Hiermit zur Sffentlichen
Kenntnis, daß nad der, mit den hiefigen
Badanſtaltsbeſitzern: Heinrich Book, Philipp
Gamber II. Wwe., Jakob Üeberle, Jakob
Maurer Wwe, und Philipp Fries Wie.
getroffenen Nebereinkunjt, Die Dienft:
boten und SGewerbsgehilfen hie:
figer Stadt gegen eine Beraütung
von je 10 Big. berechtigt find, die
genannten Badeanftalten in der Zeit vo
morgens 6-8 Uhr und abends nach 7 Uhr
zu benüßen.
Heidelberg, den 24. Mai 1886.
Der Stadtrat:
G. Walz.
Löſch
Heute Mittwoch wird
geſchlachtet.
W. Lehmann.
Apfelwein,
reinen ſelbſtgekelterten.
Callhaus zum Schwarzen Bären,
Um des Mammsns willen.
Roman von W. Höffer.
(48. Fortſetzung.)
Matthias fühlte es mehr, als er es ſich deftnieren
konnte. Unruhig geworden durch die ſeltſame Unruhe
ſeines Vaters, wattete er der Dinge, die da kommen
würden. Irgend etmas Fatales war es ohne Zweifel.
Der Diener brachte eine Karte im Convert,
— Polizeikommiſſar Walther, las Matthias,
was bedeutet das?
„Führen Sie den Herrn Hierher, Friedrich 1”
Ein ältlider Mann, dem noch ein Jüngerer,
wie e8 {chien Untergeordneter folgte, fam in das
Zimmer und fragte zunächft nad) dem Hausherrn,
dann, nachdem er Auskunft erhalten, trat er dem,
überrafchten jungen Offizier etwas näher.
„Ich habe da einen unangenehmen, ja einen
ganz feltjamen Auftrag, Herr Graf, Etwas, das die
inneren Familienverhältnifje des Haufes Harrach
betrifft und eng berührt, aber ich muß, 10 leid e8
mir tHut, meinen Befehl dennoch pünfktlid ausführen,
das erkennen Sie als Soldat ohne Zweifel vollftändig.
Und nun zur Sache. 8 lebt hier ein gewiſſer Mr.
Morris, ein amerikanifcher Ingenieur, nicht wahr?“
„Sa,“ verfeßte der Lieutenant, „Seit einem
halben Sahr bereits. Aber ich [ehe nicht ein, weshalb
Jich die Polizei um den einſamen und liebenswürdigen,
dabei hochgebildeten Mann ſonderlich bekümmern
jollte. Er verlekt gewiß Feines ihrer Gebote.“
Der Kommifjar zuckte die Achfeln. „Aber er
kann e8 in früheren Zeiten gethan haben. Sie Fennen
ohne Zweifel die ED Ihres verſchollenen Oheims,
des Grafen Cecil, nichi wahr? — Nun, diefer Mr.
Morris ift gefiern der Polizeibehörde denunziert als
jener Gefluchtete, es erſcheint ſoͤmit ziemlich gewiß,
daß ich leider im Begriff ſein muß, aus Ihrem
eigenen Hauſe hinweg den Bruder des Herrn Grafen
zum Unterfudungsgefängnis zu führen!”
„Herr Kommiſſar!“
„8 ift, wie id Ihnen zu jagen die Chre hatte,
Bekanntmachung.
Den Gebrauch der Bäder im
Frauenarmenhauſe dahier betr.
Ne. 4878. Mit dem 15. Mat d. I.
wurde die in dem Frauenarmenhauſe, Plöck-
ſtraße Nr. 6 dahier errichtete Badeanſtalt,
welche beitimmt ij, den weniger bemittel-
ten Bewohnern Heidelberg3 — Erwadhjenen
jowohl al8 Kindern — den Gebrauch von
Heilbäbern zu ermöglichen, wieder eröffnet.
Daſelbſt können außer warmen Wannen-
bädern, Sool⸗, Fichtennadel⸗ Schwefel- und
Stahlbäder genommen werden.
Wer von diejfen Bädern Gebrauch machen
will, hat auf dem Armenrats⸗Secretar iat
ein ärztliches Zeugnis vorzulegen, worin
außer der Bezeichnung der Krankheit auch
die Art und Zahl der nötigen Väder angege⸗—
hen ſein muß.
Ganz Unbemittelte erhalten die Bäder
unentgeltlich; nicht völlig Mittelloſe zahlen
jür da8 einfache Bad 40 Pfennig; Zuſätze
an Soole, Fichtennadel-Extrakt u. ſ. w.
find nach dem Selbſtkoſtenpreis beſonders
zu vergüten.
Zur Legitimation wird jedem Kranken
eine auf ſeinen Namen lautende Badekarte
ausgeſtelli. Dieſelbe iſt dem derzeitigen
Hausarzte des Armenhauſes, Herrn Hof⸗
rat Brofefjor Dr. von Dujdh, Direktor
der medicinijhen Poliklinik, vorzulegen,
welchem die befonderen Anordnungen Über
den GebrauGH der Bäder zufiehen.
Die Badeanitalt {ft vom 15. Mai bis
30. September 1. I. geöffnet.
Heidelberg, den 20. Mai 1886.
Der Armenrtat:
G. Walz. Dürr.
Ocfentlidhe Prrſteigerung.
Wegen Geſchäfts-Aufgobe läßt Herr
Chrift, Franz, Mannheim 3. 4, 10.
Donnerstag, 27. Mat D. I.
r
gegen ſofortige Barzahlung durch Unter⸗
zeichneten, als:
1) 2 SBictoria-Wagen,
9) 1 Meiner Bictoria - Wagen
mit abnehmbarem Bock, |
3) 2 Heine Sinfjpänner-Wagen,
4) 1 Conpe-Bictoria- Wagen,
5) 1 Randauer Wagen (Rohbau
vom Wagner)
offentlich verſteigern.
Gg. Anstott, Auckionator.
Franzöſ. Blumenkohl,
Pariſer Carotten, Gurken,
Rettihe, Spargeln, reife Malta-
Kartoffeln, Erdbeeren etc,
Fromage cröme frais, Gervais
suisse und carr6e, Camembert, Brie,
_ Roquefort, Chester, Gauda,
Edamer, Emmenthaler, Münster-
thaler ete. ete.,
lüglich friſche üßtahmbulltt,
Pampernicel elt.
empfiehll beſtens
Georg Groebe, q
1556.
geſamlen Ftadk-⸗Orcheſter.
R. Wollweber.
Feuerverſichern
Herrn Friedr. Goos,
ugs⸗Geſellſchaft.
Kaufmann in Heidelberg,
Friedr. Goos.
empfiehlt in großer Aus w
al zu billigen Breifen; auch
Ludwig Müller.
Preiſen.
und ME. 3.8
O0 per Meter.
63 Möcitraße 63.
Gin Baar ind ſche Fint n bell g zu herkaufen,
Oberneckalſtroße 1, hartırre.
——
Fodesurteil beſteht heute noch zu Recht.“
Matthias waͤr vorSchreck faſt unfähig, zuſammen⸗
hängend zu Denken. „Hieſer Mann ſollte meines
Baterz Bruder fein? Und ev Hätte fich zwecklos
ſo tolldreiſt, ſo offenbar wahnwitzig in die Gefahr
hineingewagt? — Ich kann es nicht glauben!“
„Wenigitens müßte er fehr zwingende Gründe
gehabt haben, Aber möchten Sie Befehl geben, den
Herrn zu rufen, Herr Graf?“
Matthias zog die Klingel. „I Tafle Mr.
Morris bitten 1”
Als ſich der Diener entfernt hatfe, ging er mit großen
Schritten durch das Zimmer. „Gebe Gott, daß hier
ein Irrtum vorliegt! — Der Unglücliche, wenn er
e8 wäre, wenn meine8 Vaters Bruder hingerichtet
wiirde! -— Nein, nein, noch will id) es nicht glauben 1“
„Meißner, Sie führen das Wort,” inſtruierte
der Criminalift ſeinen Genoſſen. „Ich bekümmere
mic vorläufig um gar nichts.”
Die Thür wurde geöffnet, der Diener meldete
den Ingenieur und Mr. Morris trat ein. AS er
die beiden Fremden bemerkte, [chien ein plötzliches
Erſchrecken ſeine Seele zu durchbeben, er ſah von
einem zum anderen, offenbar bemüht, ſich zu faſſen.
Erſt nach kurzer Pauſe wandte er ſich zu dem jungen
Offizier. „Sie haben befohlen, Herr Graf!“
„Dieje Herren wünfjhen mit Ihnen zu ſprechen,
Mr. Morris.“
Wie weich und traurig das Hang! Matthias
Hatte ein Gefühl, als verwalte er in Ddiejem Augen:
blig das ehrloje Amt eines Henkers.
„Sch werde Ihnen zur Seite ſtehen, wie und
wo e8 mir möglich ift, Herr Morris,“ ſetzte er beinahe
leidenſchaftlich hinzu
Der Amerikaner reidhte ihn die Hand. „Das
war gut gefprochen, Herr Sraf, des deutſchen Edel⸗
manns wůrdig. Ich danke Ihnen von Herzen.“
Sept nahın Meißner das Wort, der Kommiſſar
dagegen ſaß ſtumm in einer Ecke und beobachtete
jede Miene, jede Bewegung des Angeſchuldigten.
Er warf keine einzige Bemerkung mit hinein.
F. Lukan, Pöckſtraße 3.
Ein gutes Pferd
zur verkaufen, Rahmenaafle Nr, 145, Neuenheim
„Und wenn niemand Sie auf Ihrem Srund und
Boden willfommen geheißen Hätte, wenn ale8 gegen
Gnade gewährt wird.”
Der Amerikaner lächelte ruhig. „Thun Sie
die Unterfudhung ihren Gang gehen, es ſchmerzt
mich nicht, einſtweilen Gefängnisluft zu athmen.
Freund!“
Er wollte die Droſchke beſteigen, während beide
ſtehend tranken und ſich dabei aus Menſchlichkeit
begegneten ſeine Blicke den beſtürzten Zügen der
und ſlog jetzt, unbekümmert um ſo viele Zeugen,
dem. alten Freund entgegen.
„Herrr Morris, um des guten Gottes Willen,
was geht hier vor?“
Cr drückte ihre Hand. „Still, Franziska ſtill.
Wollen Sie mir einen großen Dienſt leiſten, liebes
Kind?“
„Alles, alles, Herr Morris, aber —*
„Wir Haben Feine Zeit zu verlieren, Liebe. Fühlen
Sie hier in Ihrer Hand meinen Schlüffel? — Wohl,
der gehört zu meiner Zimmerthür. Nehmen Sie
ihn und verbergen Sie zu gelegener Stunde ein
gefiegeltes Päckchen mit Papieren, das ſich im Ofen⸗
kohr befindet, vor Jedermanns Blicken. Wollen Sie
es thun?“
Gewiß, verlaſſen Sie ſich auf mich, lieber Herr
Morris,“ antwortete zitternd daß junge Mädchen.
„Co danke ich Ihnen tauſendmal, Franziska!
Und noch eins. 68 ift in meinen Verhältnifjen,
in jenen Dokumenten nichts enthalten, das nicht