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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 24. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0525

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Nr. 167.










1886.






Geſchäfts-Anzeige

und Cmpfehlung:



Geſchäft


übertragen zu wollen.

Achtungsvoll

Hech. Oberfeld Wwe.






Rheinweine.

per Fl. ohne Glas 4
Laubenheimer .‚ 065
Ockenheimer 9075
Niersteiner 1.
Markgräfler . . . 17
Geisenheimer . . . . 1.26
Oppenheimer Goldberg . + 1:50
Winkler Hasensprung —2—
Rüdesheimer Hinterhäuser . 2.50
Scharlachberger — 3
Rauenthaler Berg Auslese 4
Rüdesheimer » »— 5.—

Rotweine.
Ingelheimer ; . . 1
Affenthaler Auslese , 150
Assmannshãuser 3
Moselweine.

Pisporter Josefshöfer . . 1.50
Brauneberger Auslese . 250
Scharzhofberger . . d.—

Engl. Porter



Bordeauxweine.

per Fl, ohne Glas Ad.

Bonnes Cötes. , . . 1.10
Bordeaux Medoc . . 130
St, Estephe 1877er . ; » 1.75
St. Julien 1881er 225
Chäteau Margaux . . 350
» Latour 4—

» Lafitte . 5.
Beaujoulais 3—

Südweine.

Malaga alter . . . . 1.80
Madeira . — 280
Marsala . ; . . 3—
Sherry . 280
Tokayer . 3
Portwein. 4.

Moussierende Weine.
Oppmann’s Jubiläums-Sect
Goetz’scher Jubiläums-Sect
Kupferberg kupfer, silber, gold
Moöt & Chandon
Ruinart pere & fils,

& Pale Ale.


Bei Abnahme von 10 Flaschen billiger,

B Bartholomae B
Geſangrerein Berger Geſellſchaft.

Yın Mittwoch, den 21. 1. M. findet
abends 129 Nhr im Lokale eine General:
Verſammlung ſtatt.

) Halbjährliche Abrechnung.
2) Vereinsangelegenheiten.
Säãmtliche altiven und paſſiven Mit-
glieder haben zu erſcheinen. Der Straf-8
wird angewendet. Der Vorſtand.

Fahrnis Verſte igerung

Kommenden
Donnerstag, den 22. d. Mis,,

morgens 9 Uhr und mittags 2 Uhr
anfangend, werden

Friedrichſtraße Nr. 8 dahier:
2 Sofa, 12 Rohrſtühle, verſchiedene
Schränke, 1 Pfeilerſchränkchen, 1 Küchen⸗
ſchrank, 1 Weinſchrank, eine Kommode,
mehrere Nachttijche, Beitladen, 1 Kranken-
ſtuhl, Vorhänge, Rouleaux, Spiegel,
Bilder, Glas ünd Porzellan ꝛc. ꝛc.
öffentlich gegen Barzahlung verſteigert.
Heidelberg, den 19. Juli 1886.
Winter,
Waiſenrichter.

Schõne Aprikoſen

zu verkaufen, Plöckſtraße 52, 2. Stock.

Ein Apfel- und Birnenfamum

zu verkaufen, Schlierbach 87,

Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(34. Fortſetzung.)
Hier war ein Zettel, der wochenlang hinter
einem der Vorderfenſter gehangen, ſeit dem letzten
Abend verſchwunden, das angekündigte Zimmer mußte
alſo wohl vermietet ſein. Man hatie die Fenſter⸗
flügel geöffnet und notdürftig den Staub vertrieben,
dann aber erſchien am Nachmittag ein junges Mäd⸗
chen in Trauerkleidern mit einem Koffer, den ihr
ein Dienſtmann auf der Schulter nachtrug und nun
ging es zunächſt an ein Scheuerfeſt. Flüchtige Blicke
zeigten das Naͤchbargebiet als einen großen Garten,
in welchem ſich aͤußer Ziegen, Hühnern und Kindern
Niemand befand, den rings um das hübſche Haus
laufende Balkon leer und die Fenſter geſchloſſen,
— da lonnte man rislieren, ohne Fuͤrcht vot indis⸗
kreten Blicken die Aermel bis zum Ellenboͤgen hinauf⸗
zuſtreifen und ſeine ganze kleine zierliche Perſon mit einer
weißen Latzſchürze zu umhüllen. So! — das Seifen⸗
waſſer würde hier außerordentliche gute Dienſte leiſten.
Stunden vergingen, aber ohne jenen heiteren
Geſang, der ſonſt die Arbeit junger Mädchen meiſtens zu
begleiten pflegt; es mußten ſehr ernſte Gedanken
ſein, während die Hände ſo emſig ſchafflen, das Herz
der Achtzehnjährigen erfüllten, ſie war ſo blaß, daß
wohl ihr Anblick einen Seufzer erregen konnte, bei
aller Behendigkeit, allem Fleiße doch offenbar fo
bekümmert, daß zuweilen eine Thräne, ſchnell und
energiſch abgeſchüttelt, die ernſten klaren Augen ver⸗
bunfelte, Allein in dem Überfüllten Haufe, allein
Unter Menfchen, die in Feiner Beziehung ihHresgleichen
waren, — wie unglüdlih mußte fie fich fühlen!
Sanz zulegt, nachdem alles gefäubert glänzte
Tam der Koffer an die Reihe, fein Inhalt wanderte
In einen großen, bie finftere Ede füllenden € Hrank
und dann trat das junge MähdhHen zum Fenfter,
um Atem zu ſchöpfen.
Aber im nächſten Augenblick entſchlüpfte ihren
Lippen ein Teidhter Schrei, das blafle SGefichthen
war wie in Blut getaucht, gedankenſchnell flogen












Todes-Anzeige.

ZN Geſtern abend ſtarb unſer
„liebes, nahezu 3 Jahre altes

x Söhnchen, wa3 wir Freunden

und Bekannten tiefbetrübt mit⸗

teilen.
Marx Haeußler

— — und Frau.
Heidelberg, den 21. Juli 1886.

Zum Karpfen.

Reine Weine
in Flaſchen; in Gebinden von 20 Ltr.
an zu Engros-Preiſen.

Jeinſten Wein · Eſſig

zum Einmachen.

Blaufelchen,

groß, friſch und billig, Heute wieder ein-

treffend.
Georg Groebe, Sanptfirohe

Friſche Eiernudeln,
gutes Schwarzbrot,

d. 40 Pfg. Kettengaſſe 8.
Daſelbſt wird auch ein Junge zum Wecktragen
verlangt.
die Aermel des ſchwarzen Kleides herab bis zum
Handgelenk. Auf dem Balkon des Nachbarhauſes
fland mit verſchränkten Armen ein junger Mann
und ſah in die roien Gluten des verſinkenden Sonnen⸗
balles, er hatte jedenfalls eine nur angelehnte Thür
geräuſchlos geöffnet und wandte jetzt, als hinter
ihm der Ruf erklang, ſchnell den Kopf.

„Fräulein Weber!“

ünd da lächelte er doch, trotz des vergehenden
Grames, der ihn beherrſchte, da blitzte aus dem
eingeſunkenen Auͤge ein Strahl des alten Mutwillens.
„Wahrhaftig, Fräulein Weber, Ihre Arme ſind ſo
jdn, daß ſie des Verſteckens nicht bedürfen! —
OD, welches Glück, endlich wieder ein befreundetes
Geſicht zu ſehen!“

Er reichte ihr beide Hände und ſie legte die
ihrigen hinein, — der ſchmale Gang erlaubte es ja.

„Herr Graf, Sie ſind alſo frei, der ſchändliche,
empörende Verdacht iſt von Ihnen genoͤmmen?“


habe Hausarreſt auf mein Ehrenwort hin. Das
wäre ja zu ertragen, ach großer Gott, ich wollte
ieben wie der verlorene Sohn, wollte ärmer als
Hiob durch die Welt gehen, wäre nur meine Chre
rein von bieſem entſeblichen, ſchäündenten Flecken!“

Franziska Hatte ihre Hände wieder in das alte
Haus Hinübergezogen und auch die Schürze zu ent:
fernen gewußt. „Ih entfeßte mid), als mir Die
Sache zu Ohren Fam,“ ſagte fie. Das ift eine
{chwere Prüfung, aber ich bin überzeugt, Gott wird
den Schuldigen entlarven; Sie fönnen nicht für
das fremde Verbrechen büßen!“

Er ſah wieder in ihr offenes, freundlich blickendes
Auge. „Alſo Sie haben mich gleich von Anfang
an freigeſprochen, Fräulein Weber?“

„Natürlich! -— aber id habe das tieffte Mitz
leid empfunden, ich habe Ihnen gewünſcht, daß Sie
lieber fterben, al8 mit dem Verdachte einer ehrlofen
Handlung beladen durch das Leben gehen möchten !“

Er brach ſchonungslos die letzte purpurne Blüten ⸗
krone einer Geranie und bot ſeiner jungen Nachbarin
mit bebender Hand das Geſchenk „Ich danke Ihnen,





NN
N







4 %f







Illuminalion

des Gartens.


Der Verwaltungsrat,




Heute Mittwodh,

den 21. Juli 1886



Plſeifner,







Mittagstisch v. 12—2 Uhr.


empfiehlt

F. Schaefer.



ganz befonders reichlich verſehen

Habe, um allen und jeden An—













Guirlanden und Kräme

billigit zu haben, Beftellungen werden entgegen:
genommen

Frau Baumbuſth Lehergaſſe 3, 2, St.



aus, was meine ganze Seele empfindet! Lieber Ieblos,
als ehrlos! — Großer Gott, und wenn nun der
Mörder nie entdeckt werden würde, wenn es fort
und fortMenjchen geben dürfte,die mich für einen gemei:
nen Verbrecher, einen Meuchelmörder Halten müßten !“

Seine Stimme MNang unverfändlich, er lehnte
den Kopf gegen die Mauer. FJekt erft [ah Franziska
die Verheerungen des Kummers in dieſem hübſchen,
lebensfrohen Männerantlitz, die Furchen, welche Qual
und durchwachte Nächte um Stirn und Schläfe
ziehen, Sie legte voll Erbarmen, voll eines heiligen
Ernſtes die kleine Hand auf ſeine Achſel. „Eins
iſt es, was ſo bitteren Schmerz verurſacht, Herr
Graf, eines gräbt fich immer tiefer in Ihr Herz
und erfüllt es mit täglich wachſender Verzweiflung !
Sie haben Ihren verftorbenen Bruder gehaft, Sie
haben ihn totgefhlagen im Herzen, das können Sie
fi jebt nicht verzeihen! — DO, Herr Graf, wenn
heute mein geliebter Vater vor Ihnen fände, um
Sie zu tröften, dies wäre es, was er Ihnen jagen
würde. Aber feine Stimme dringt nicht mehr bis
zu uns, laffen Sie mich anftatt feiner zu Ihnen
Iprechen, Sie aufridhten und Ihnen den Weg zum
Frieden zeigen. Wer erkennt, was er fündigte, dem
ij vergeben, dem wird auch äußerlich geholfen werden 1“

Sie nahm leife feine beiden Hände und legte
fie ineinander, „Haben fie niemals gebetet, Herr
Graf?“

Die ſinkenden Sonnenſtrahlen umſpielten wie
ein Glorienſchein das zarte, ſchöne Mädchenantlitz.
Matthias ſah in die freundlichen und doch ſo ern—
ſten Augen, er war zum erſtenmale ſtumm und tief
erſchüttert einer Mahnung gegenüber, die ſeit den
Tagen ſeiner Kindheit Niemand mehr an ihn gerichtet.
Nur der-Kuß, mit dem er die Meine Hand berührte,
gab eine Antwort, dann verließ ev den Balkon,
außer ftande, fih länger zu beherrichen.

Hatte ihm nicht dies Kind, liebreich und doch
voll unerfchrodenen MutesS, gerade auf das Biel
zugehend, gejagt, was er quälend und aufreibend



zu jeder Stunde heimlich empfand? — der Tot|hlag




Vorzügliches Fleckenwaſſer,

beſonders für Kleider zu reinigen

Verkaufsſtelle, Dreikönigſtraße 9

im Laden.
im Herzen war geſchehen — und die Menſchen
nannten ihn einen Mörder. Durfte er ſich wirklich
darüber beklagen?

Während er den Kopf in den Polſtern des Sofas
verbarg, während er verzweifelt die Zähne zuſam—
menbiß, ging Franziska ordnend und überrall nach—
ſehend hin und her durch das Zimmer, ihr zartes,
blaſſes Geſicht hatte jetzt mehr Färbung gewonnen,
ihr Auge leuchtete, und nun ſang ſie auch, obgleich
ganz leiſe, — aber froh, tief im Herzen froh.

Nach dieſem erſten Tage geſtaltete ſich zwiſchen
ihr und ihrem jugendlichen Nachbar der Verkehr
immer reger. Matthias hatte fein Chrenwort gege-
ben, weder das Haus zu verlaffen, noch irgend einen
Beſuch zu empfangen, und er hielt dies Verjprechen
mit der größten Sewiffenhaftigkeit, obwohl es ihn
täglich neu verwundete, niemals einen feiner Name:
raden mit der Erlaubnis des Kommandeur8 eintreten
zu fehen, — niemals! fie desavonierten ihn alle,

Nur der Yuftizrat kam Häufig, er wollte die
Verteidigung übernehmen und benußte gutmütig die
daraus Hervorgehenden Rechte, um hie und da ein
Stündchen mit dem Gefangenen zu plaudern, eben[o
berichtete ev ihm alles, was inzwijdhen auf HoNlingen
geſchehen war, fo daß Franziska nur von ihren per-
{önliden Schidfjalen zu fpredjen brauchte.

Sie hatte anfänglich geglaubt, daß e8 ja leicht
fein werde, irgend eine Stellung zu erlangen, und
Hatte fi in ein Hotel begeben, wo das wenige Seld
wie Schnee vor der Sonne zuſammenſchmolz. Aber
e8 galt auszuharren; Mama ſollte am liebſten nichts
erfahren, bis ſie wieder in einem guten Hauſe placiert
war, — und ſo wurde denn alles hingegeben, alles,
aber die gehoffte Verſorgung fand ſich nirgends.
Man beanfpruchte Empfehlungen, man verlangte
über die plötzliche Entlaſſung von Hollingen genaue
Aufſchlüſſe, und zog ſich ſogleich zürück, wenn dieſe
lehteren ausblieben. Von Taͤuſchung zu Täuſchung,
von einer vergeblichen Mühe zur anderen ging es
bis zu jener Stunde, in der eine Wandlung der
Dinge unerläßlich wurde, — und dann kam, wie
immer, die Hülfe.


 
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