Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

DOI issue:
Nr. 21 - Nr. 30 (26.Januar - 5. Februar)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0059

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


— ——

— — —

—í— —









Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗

Bömmen, Preis monatlich 20 Pfg.,

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

latt 82 Pfg. — Wird in der ganzen

t verteilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.







Heidelberger Liederkranz.

; Bei der Ausloſung unſerer Darlehens-⸗
Heine am 22. d. $%., wurden folgende

ummern gezogen:
5. 7. 8307: 86. 40; 56.
59. 62. 81. 184. 220. 235.

Soupon Nr. 2 diejer Scheine werden nicht
er eingelöst. Die Rückzahlung der aus-
often Scheine. erfolgt am 1. Juli bei
em Caſſier Herrn Hoſpauer, Theater—
ſtraße Nr. 2.

— . Der Vorſtand.

Liederkranz.





Sonntag, den 31. Januar

B. 0

ih Die verehrl. Mitglieder haben
Te Legitimations-Karten am Ein-
Sange vorzuzeigen. Einführungs-
Scht auf hiesige für die Folge ganz
AUfgehoben. Auswärtige sind be-
\Ufs Einschreiben in. die Fremden-
iste anzumelden.

okalöffnung ?/45, Anfang 5 Uhr.

pm Der Vorstand
Crntral-Sranken- und Sterbekaffe
der Cifdler etc. (€, 9.)

in Samötag, 30. Januar, abend3 129 Uhr
S er Hormuthei Beitragerhebung, Ab-
Qungs-Vorlage der Haupikafje vom
Öiefigen 8 DEN un Dein 4. N a *
ahlſtelle. itgli
zu OT e e Mitglieder haben
Die Ortsverwaltung.
—II]0II)IDI
er Maurer, Steinhauer, Gypſer
(Tüncher.)
Ven onntag, den 1. Februar, mittags 2 Uhr
rag · Erhebung im Lokal Hormuthei.
nahme neuer Mitglieder.
— Ser Ortsvorſtand.

Fidelia.

Morgen Samstag, abend 8 Uhr
General⸗Verſammlung.
Tages-Ordnung:

Lokalfrage.
Nächſte Abend-Unterhaltung.
Not ollzähliges Erſcheinen {ft unbedingt
wendig

Der Verwaltungsrat.

Einladung.
und Sämtliche hieſigen Flaſchner⸗Gehülfen
geb verwandten. Berufsgenoſſen werden
eten, behufs einer Beſprechung, ſich
ustag, den 30,, abends 9 ubr
er Hormuthet einfinden zu wollen.
Mehrere Collegen.
u Unlerzeichneter iſt von feinem
laub zuͤrückgekehrt.
roßh. Notar für den Stadt—
Diſtrikt J.:
—_A.Starck. _
my. Spülid mit Abfälle

La hen, Angaitinergoffe 2.

J



Alle Zuſendungen werden Fran! D
erbeten.

Fur die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nonnmen.

1886.



ESFEDETEOR nm

Arbeiter-Bildungs-Perein.

Sonntag, den 31, Januar findet eine

im Saale zum „Silbernen Anker“ über der alten
. Brücke ſtatt.
Zur Aufführung kommt:

) Friſch, Fromm, Froh, Frei
oder: Vival Hoch die Turnerei.
Dramatiſches Gedicht mit Geſang in 1 Akt von Paul.

2) Eine Soldatenfamilie.

Genrebild in einem Alt von Vasmüller.

3) Jas liederliche Kleeblalt.
Poͤſſe mit Gſang vbon Mylius.
Anfang 8 Uhr. Sintritt für Nichtmitglieder 25 Pfg.
Hierzu ladet die Mitglieber, ſowie Freunde
und Gönner des BereinZ freundlich ein

Der Vorſtand.
Die Mitglieder müſſen ihre Vereinskarten
vorzeigen.

Holz⸗Verſteigerung.
Die Großh. Bezirksforſtei Heidelberg verſteigert
mit Borgfriſt aus den Domänenwald = Schlägen
„Betermännlegwald und Lärchengarten“, zwiſchen
Biegelhaufen und Schönau, jeweils früh Halb 10 Uhr
im Adler in Ziegelhauſen, am

Montag, den 1. Februar 18386:
20 Ster hambuchenes Nutzſcheitholz, 1 Meter








lang, 16 Ster buchenes Scheitholz II. Klaſſe,
417 Ster buchene8, 296 Ster eichenes, 102 Ster
birkenes und 208 Ster gemiſchles Scheitholz
I. Klaſſe, 265 Ster buchenes Prügelholz.

Mitiwoch, den 3, Februar 1886:

329 Cighftämnme und Kurvenhölzer, 4 Rotbuchen⸗,
6 Hainbuchen= und 41 Wirkenftämme, 13 eichen,
Stangen mit. zu]. 340 Feftmeter, darunter [Höne
und ſchwere Hölzer.

Die Domanenwaldhüter Sauer in Ziegel⸗
hauſen und Kuhn in Schönau zeigen das Holz
auf Verlangen: vor und geben Auszüge aus den
Aufnahmsliſten.

Steigerungs -Aukündigung.
Der Erbteilüng wegen werden am
Samstag, den 30. d. Mts.

nachmittags 3 Uhr

auf meinem Ämtszimmer (Hauptſtraße 87)

folgende zur Verlaſſenſchaft der Heinrich

Bahnleiter Witwe von hier gehörigen

Kiegenſchaften dffentlih zu Eigentum ver-

ſteigeri, wobei der Zuſchlag erfolgt, wenn

der Schäßungsprei oder mehr geboten wird.

1) 66 in der Ziegel-

gaſſe hier, worauf mit Nr. 9 bezeichnet

a. ein zweiftödiges Wohnhaus von Stein-

riegel mit Baltenkeller und Dachzimmer,

b. ein zweiſtöckiges Hintergebäude von

gleidher Bauart, mit Wohnung und BVer-

bindungaSgang, erbaut find.
Tax 6000 ME.

2) 13 Ar 49 qm. Adfer-

fand im Oberfeld in der Gewann

Galgenweg. ax

z) 10 Ar 62 qm. Ackerland

im Handſchuhsheimer Gartchen.

Tax 1000 „
Summa 13,000 Wk.

Die Steigerungsbedingungen Können

jederzeit bei mir eingeſehen werden.

Heidelberg, den 11. Januar 1886.
Hagenunger, Notar.

Die Sahruis-Perfeigerung
der Konkürsmaſſe der Witwe Stein⸗
thal, Gaisbergſtraße 15 hier wird am
Sienstag, den 2. und Mittwoch,

den 3. Februar,
morgens 9 Uhr und mittags 2 Uhr
anfangend, ſortgeſetzt.

Winter,

Konkursverwalter.

Alle diejenigen, welche an Herrn
William B. Gregory eine Forde⸗
rung zu machen haben, wollen ihre
Rechnung ſpäteſtens Samstag, den
30. Januar an mich einſenden, be⸗
hufs Auszahlung.

6000







| F. Kirchhoſfer, Neugaſſe 1.





Das Fräulein von Birkeniveiler.
Roman von A, Lütet3 burg.

(36. Fortſetzung.)

zu „Und Sie haben noch die Abſicht, Ihre Familie

irsaterben und Ihr ganzes ungeheure Vermögen
S oe Stiftungen zu hinterlaſſen?“ fragle Herr
Borwane und in den Worten lag ein nicht geringer

ie ein, wenn aud) mit meiner Familie nicht
gemeint 8 Freiherr v. Birkenweiler ſche Familie
einem rn IH habe andere Erben,“ febte fie mit

er Gun Hierenden, faſt glückſeligen Lächeln hinzu.
anund 4 Advokat {ah Die alte Dame beinahe beftüirzt

ie ſchien ſich an ſeiner Ueberraſchung zu weiden.
laſſen ihr Bruͤder in Amerika Verwandte hinter⸗
allen ie fi nachträglidh gemeldet Haben ?“ fragte
er ann. „Sie müffjen da jehr vorfichtig fein.“

Die Miene des alten Fräuleins verfinfterte {id
raſch und fie wurde {ehr bleich

„Nein,“ entgegnete fie beinahe raubh. „Sie
wiſſen, der gegenwärtige Freiherr von Birkenweiler
Hatte einen ülteren Bruder, der hier auf eine ſehr
unerwartete Weife zu Tode kam, in derjelben Nacht,
als Der alte Freiherr farb.“

„O, ja — ih erinnere mid des jungen Herrn
noch ſehr wohl, ein offener liebenswürdiger edler
Charakter. Es war ſchade um feinen frühen Tod,
der auch den Tod feines beflagenSwerten jungen
Weibes zur Folge hatte.“

Eine Pauſe trat ein, das alte Fräulein holte
tief Athem. Dann richtete ſie ihre grauen Augen plötz⸗
lich mit durchdringender Schärfe auf ihr Gegenüber.

„Haben Sie nie daran gedacht, daß Paul ein

Kind hinterlaſſen haben könne?“
Die Worte kamen langſam und deutlich über
ihre Lippen während Herr Bornheim nicht ſehr
überraſcht ſchien, er glaubte nicht an ſolche Mög—
lichkeit — man Hätte doch etwas davon erfahren
müſſen.

davon gehört.“

„Ich glaube es Ihnen,“ ſagte die alte Dame
wieder, bedächtig mit dem Kopfe nickend, „es iſt
aber geradezu unerflärlich, wie etwas Derartiges
verborgen bleiben Fonnte. Vielleicht wäre e8 auch
nicht der Fall gewefen, wenn mich nicht die Gemein:
heit der Welt an diefe, Scholle gebunden, wenn fie
mir nicht meinen Verftand, mein Mares Nachdenken
geraubt Hätte.”

In den legten Worten lag eine furchtbare Bitter-
Feit, ein unüberwindlidher Groll, der tief in dem Gemüt
diefer einſamen Frau Wurzel geſchlagen hatte.

„Dennoch hat Frau von Birkenweiler ein Kind
hinterlaſſen und dieſes Kind hat ſeit beinahe zwölf
Jahren auf dem Schloſſe gelebt,“ fuhr ſie dann fort.
Haben Sie nicht davon gehört, daß die Freiherrin
vboͤr Jahren eine Spielkameradin für ihre Tochter
angenommen hat?“ ;

„Nie, — Sie wiffen, gnäbiges Fräulein, ich bin
nit mit der Familie des Freiherrn in Berührung
gekommen.“

„Ja, ja — ich weiß. Man hat es Ihnen
nicht derziehen, daß Sie ſich meiner angenommen
unb darum die geſchäſtlichen Beziehungen mit Ihnen
gelöſt. Doch ich will Sie nicht länger mit Fragen
und Andeutungen peinigen, ſondern verſuchen, Ihnen
Alles möglichſt klar und deutlich zu ſetzen. Beant—
worten Sie mir nur noch eine Frage: Kennen Sie
dieſe Frau?“

Sie hielt dem Advokaten das Miniaturporträt
entgegen, welches Helene vorhin in ihre Hände
gelegt hatte.

Nur einen Augenblick betrachtete Kerr Bornheim
die feinen geiftreichen Züge,

„Frau Leſtoq;“ ſagte er dann ohne Befinnen.

„Sch glaube nicht, Herr Bornheim, eine Aehn—
lichkeil täuſcht Sie, wie ſie mich im erſten Augen⸗—
blick getäuſcht hat. Sollte das Bildnis nicht Das:
jenige ihrer Tochter, der Gattin unfjeres Paul fein ?
Meine gute Leftoqg hat mir oft gejchrieben, daß fie



„Nein, gnädiges Fräulein ich habe. weder

Doch ein wenig einem alten Aberglauben verfallen

Freitag, den 29. Januar

il I






Fabrik-Niederlage

strasse.







tiertes Lager in:

8
2

I I? „9m

Fransen,
Tressen,
Spitzen,
Sternen,
Münzen,
Flittern,
Schellen,
Colliers,

5* 99 33

33 33 ”

33 93 99

9” 99 29

39 9 59

37 33 9

22 22 9

35 39

9




Woter Löwe,
\/ Morgen Samstag wird
2 geſchlachtet
Königſtuhl.
Ausgezeichnekes Münchener Pſchort
und Mannheimer Fagerbier.
Sonntags Bier vom Fass,
Friſche Sendung
eingetroffen:

Ja. Native-Austern,
febende Hummern,

gerüucherker Kheinſalm,
frischer Rheinsalm,

Aſtrachan⸗ und Ural⸗Cabiar

bei
Georg Groebe, eb.
Zu verkaufen ein Glas⸗Verſchlag, geeignet
für Kbiellung eines Zimmers oder Ladens. Zu
rkregen Heumarkt 8.


Mutter Unglück für das Kind herleiten wolle, Sie
it immer der Meinung gewefen, ihre Marianne
{ei ihr frappant ähnlich, In den Jahren, wo meine
Freundin ihre SGlanzperiode feierte, war derartige
Malerei nidht Mode, fie dürfte mit: Mariannens
Jugend zuſammenfallen.“

Herr Bornheim mußte ihr Recht geben und
dann zeigte ſie ihm das andere Bild, ſie ſelbſt als
zwanzigjähriges Mädchen darftellend. Auch dieſes Bitd
mußte er als dasjenige der [Hönen Karoline von
Birken weiler anerkennen, die dereinft durch ihre Anmut
und HerzenZgüte alle Welt bezaubert hatte.

„Sch bin befriedigt,“ fagte die alte Dame mit
lächelnder Miene. „Obſchon ich die Faſſung des
Bildes noch zu genau kenne, war doch immer die
Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß dieſelbe ſpäter
wieder für ein anderes Porträt verwendet war. Wenn
man aber {0 alt geworden ift und das runzelige
Geſicht im Spiegel betrachtet, da ift es [hon möglich,
daß man nicht jo recht an eine IWentität glauben
fann. Nun aber will id Ihnen alles Bezügliche
mitteilen und dann Ihren Rat Hören, was ih hun
muß, um das Kind meines armen Neffen in feine
Rechte einzuſetzen.“

Mit ſehr gemiſchten Gefühlen folgte Herr Born:
heim der mit großer Ruhe und Klarheit erfolgenden
Auseinanderfeßung des alten Fräuleins und ſeine
Miene wurde von Minute zu Minute ernſter, un⸗—
gläubiger. Er urteilte nicht nach Gefühlen, nicht
nach Möglichkeiten und Vermutungen, ſondern nach
Thatſachen uͤnd ſolche waren wenig vorhanden nach
ſeiner Änſicht. Wotin beſtanden ſie? Sin junges
iebhaftes Mädchen Hatte in einem Koffer auf dem
Boden des alten Schloffe8, neben einiger Wäſche,
zwei Bilder gefunden, die ja fehr wohl aus dem
Nachlaß der Frau Marianne von Birken weiler
ſtammen und auf irgend eine Weile in den Koffer
geraten fein fonnten. 3 wilchen dem jetzigen Freiherrn
nd Tante Karoline einerſeits und dem älteſten,
verftorbenen Bruder Hatte immer ein geſpanntes






Verhältnis beſtanden und hieraus konnte er ſich

Süddeutsche


Fabrik= Niederlage





eim.


Miniſterium und die Kammern


zu richten.
Zu dieſem Behuf erlauben wir uns,


die Staatsbürger und Ausmärker Neuen—
Mts., nachmittags 5 Uhr


Die Bertretier der
Prof. Dr. A. Eisenlohr.

Staatsbürger:
Dr. Klose.



Münchener

Löwenbräu.




Allein-Verkauf bei


an verhaßte Perfonen erinnert zu werden, eine aller-
dings jehr wertvolle Fafjfung außer Acht ließ. Was
nun die fraglichen Wärdegegenftände mit den Buch:
ſtaben H. v. B. anbetraf, ſo konnten ſie kaum als
Beweis dienen. Hatte das junge Mädchen in ſeinem
Eifer, in der Furcht, überraſcht zu werden, nicht
vielleicht andere Büchſtaben geſehen und war es
möglich, Helenens Worten, daß fie in dem einen
Bildnis ganz genau ihre verftorbene Mutter wieder
erfenne, Glauben beizumeſſen? Das Alles wollte
wohl erwogen fein. Wie konnte ein ſechszehn- bis
ſiebenzehnjaͤhriges Mädchen ſich der Züge einer Mutter
erinnern, die es zum letzten Male als ſechs⸗ oder
ſiebenjähriges Kind geſehen?

Nichtsdeſtoweniger war er kein unachtſamer
Zuhörer und doch auch neben dem Advokaten
Menfch. Manches, was das alte Fräulein erzählte,
mußte auffallen, wenn e8 auf Wahrheit beruhte
und jedenfalls waren vor Jahren fehr zweifelhafte
Gerüchte über die Ehrenhaftigkeit des Freiherrn im
Umlauf geweſen. Herr Bornheim erinnerte ſich
noch lebhaft der Zeit, wo hochachtbare Männer die
Gemeinſchaft des Freiherru gemieden Hatten und
erſt nach und nach waͤr Gras über die Geſchichte
gewachſen.

Das alte Fräulein war im höchſten Grade
erſtaunt, daß ihr Freund nicht alle ihre Mutmaßungen
als bis zur Evidenz erwieſen anſah — wie konnte
man nur zweifeln ? Sie verhehlte ihre Mißſtimmung
auch nicht und erſt als Herr Bornheim ihr die
Verſicheruͤng gab, daß es nicht ſo große Schwierig-
keiten verurſachen würde, ſich Aufklärung zu ver—
ſchaffen, da es doch Menſchen geben müſſe, die mit
Paul von Birkenweiler's und ſeiner Gattin Verhält⸗
niſſen genau bekannt geweſen, wurde ſie ruhiger
und nur ihre Bedenken, wie ſie Kenntnis von all
den Dingen erhalten ſolle, da ſie ſelbſt zu ſchwach
ſei, um eine Reife unternehmen zu können, waren
noch nicht beſeitigt.

„Wenn Sie mir vertrauen wollen, gnädiges
Fräulein, ſo ſtelle ich Ihnen meine Perſon zur



Verfügung. Ih glaube zwar, daß Sie ſich nutzlos
beunruͤhigen, denn ſo wenig ich auch Gelegenheit
gehabt habe, den Charakter Ihres Neffen von einer
ſchätzenswerten Seite kennen zu lernen, ſo glaube
ich auch doch wiederum nicht, daß derſelbe eines
ſolchen unerhörten Verbrechens fähig ſein würde.
Eine einzige Reiſe nach N. wird die ganze Angelegenheit
klar legen — im Uebrigen glaube ich gehört zu haben,
daß die Gemahlin Paul's von Birkenweiler ſpäter,
nach dem Tode ihres Gatten, wieder an e nem
R-——heimer Theater befhäftigt geweſen iſt und
noch viele Bewunderung erregt hat.“ N
„Weiß der Himmel, Herr Bornheim, ich wünſche
von ganzem Herzen, daß ich mich täuſche, ſo ſchmerzlich
es mir auch ſein würde, das einzige Weſen, das
ich liebe, nicht als mir zugehörig, wenigſtens nicht
al8 meine Verwandte betrachten zu dürfen. Set
dem aber, wie ihHın wolle. Mag fie den Namen
Birkenweiler oder Stein führen, fie wird meine
Erbin ſein.“
Herr Bornheim hielt es für zweckmäßig, zunächſt
die beabſichtigten Nachforfchungen zu erledigen, aber
die alle Dame beſtand mit einer nervöſen Haſt und
Unruhe darauf, daß wenigſtens die Vorarbeiten erledigt
und alle Beſtimmungen getroffen werden ſollten, ſo
daß der Advokat ſich ihrem Willen fügen mußte.
„Ich bin alt und krank, Herr Bornheim und
da Kann in einer Nacht viel geſchehen. Machen wir
vorläufig. für Helene Stein Alles in Ordnung, unter
welchem: Namen fie auf Schloß Birkenweiler lebt.
Iſt es der ihrige, ſo kann das Teſtament bleiben,
im andern Falle werden wir nad) Ihrer Rückkehr
ein neue8 machen.“ x
Dagegen ließ fi nichts jagen und im Laufe
des Tages entfaltete fi in der Klaufe eine fieber⸗
hafte Thätigkeit. Noch ſpät am Abend kamen der
Pfarrer und der Schüllehrer aus dem Dorfe, von
Frau Dietrich Herbeigeholt. Nachdem das Geſchäftliche
erledigt war, ging es noch eine Weile recht luſtig
in dem kleinen Häuschen her und die Herren wußten
die Vortrefflichkeit des Weines fürwahr nicht genug
zu loben. Gortſebung folgt.)


 
Annotationen