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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 211 - Nr. 220 (11. September - 22. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0681

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Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗

nommen. Preis monatlich 20 Pfg.

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

blait 82 Pfg. — Wird in der ganzen

Stadt verteilt und an den Straßen⸗
— angeſchlagen.

Ar. 216.









Alle Zuſendungen werden kranto
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeige

an beſtimmit vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über:
nommen.





1886

Hreitag, den 17, September








Erk


ürung.

Indem wir einem P. T. Publikum hierdurch die Anzeige
machen, daß unſer







— Freiwillige Feuerwehr.


hanſe einzufinden.
Heidelberg, den 16. September 1886.
Das Kommando: J. Keſſelbach.
8
2 7

elherger Curn-Perein.
Ta





zgemünd Sonntag, den



ES Für die vormittags Ab-
Qehaltener, Abfahrt 121° Uhr. Zu zahl⸗





lieben Sohnes und Bruders

Alfred

sagen innigsten Dank

Heidelberg, den 17. Sep




echtes Pılsener Bier

am Heidelberger Plake feither in feinem Reftaurant zum
Ausſchank gelangt und wir wegen der mit unſerer Marke daſelbſt
getriebene Fälſchung Anzeige bei der Großh. Staatsanwalt⸗
Mſchaft erſtattet haben, erklären wir hierdurch, daß unſer Bier
I nur durch unſeren General⸗Agenten

Herrn Max Abeles

1 in Frankfurt a. M.

3 zu beziehen und erfuchen alle jenen Wirte, die Ddasfelbe führen
2 wollen, {ih mit dem genannten Gerrn in Verbindung zu feken,












Payne






tember 1886.





Teider Beteiligung ladet ein

Der Zururat. empfehle mein Lager in Schreib⸗ und Zeichnen-⸗Materialien, Reißzeugen, Reißſchienen,

Winkeln, Linialen, Farbkaften, fowie einzelnen Farben, Federkajten, Bleiftiften und
Federn u. ſw. Schreibhefte von nur gutem Papier, genau nach Vorſchrift, für fämt- |

—IIIIIIII





Denſſcher Gewerk⸗Verein.

Soyutag, den 19. September,
mittags 2 Uhr

Harlsburg Beitrag-Erhebung.

Bauarbeiten·Lergebung.

Die für die Bauunterhaltung des Haupt⸗
ſteueramtsgebaudes und Warenntederlager-
gebäude dahier genehmigten Herftelungen
werden im Submiſfionswege in Accord
Gegeben.
Maurerarbeit veranſchagt zu Mk 170.05
Olmmerarbeit 75.80



chreinerarbeit ——227606 52
Schlofferarb eit — 6724 —
Tuncherarbeit —827 84

apezierarbeit * —2450

Die Voranſchläge und Bedingungen ſind
Di8 gum 23. d. M. auf diesfeitigem Bureau
dur Ginfiht aufgelegt und werden die
nach Einzelpreiſen zu ſtellenden Angebote
daſelbſt in Empfang genommen:
Heidelberg, den 16. September 1886,
Großh. Bezirksbauinſpektion:
v. Stengel.

Bekanntmachung.

Die Erneuerung der Pfänder vom

Mit Rr. 38,295 hat in der Zeit vom
20. September bis 25. September d. M.
Rottaufinden.

Heidelberg, den 14. Scıhtember 1886,

Städt, Zeihhaus-Perwaltung.

Üenes Mainzer Saueckraut,
„Sal und Effig-Gucken

F. O. Erbacher,

Hauptſtraße 184

+

Loſe:
Baden⸗Badener à Mk. 2.10 und Mk. 6.80,
Zarlsruher Zuchtvieh⸗Ausſt. 1.—
he darmadt. ferdemartti

Ec Amann, Heugaſſe





J

—IIIIIII

In Folge richterlicher Verfügung wird
am
Donnerstag, den 7. Oltober d. J.,

nachmittags 3 Uhr

im Rathauſe dahier die nachbeſchriebene
Liegenſchaft der Taglöhner Jakob Zimmer
Eheleute von hier, 3. Zt. in Brüſſel, einer
offentlichen Verſteigerung ausgeſetzt und als
Eigentum endgiltig zugeſchlagen, wenn
wenigſtens der Schätzungepreis erreicht
wird, nämlich:

81 qm. R. M. Platz an der Kleine⸗
mantelgaffe, worauf mit Nr. 20. bezeichnet :

ein einſtöckiges Wohnhaus mit gewölbtem
Keller und Flügelbau, nebſt Dachwohnung,
von Steinriegel erbaut iſt, begrenzt: einer⸗
ſeits Heinrich Traſchütz, anderſeits ein ge⸗
meinſchaftlicher Friedrich Nı]] el,
hinten Georg David Romer Witwe, vornen
die Kleinemantelgaſſe Tax 5210 Mt—

Heidelberg, den 26. Auguſt 1886.

Groß). Notar:
A. Starck.

Fahrnis-⸗Herfteigerung.
Hiontag, den 20. September,
mittags 2 Uhr,
verſteigere ich im Auftrag Hauptflraße
Nr. 18 im 3. Stock (Eingang Nugaſſ)

nachſtehende gut erhaltene Fahrniſſe:
ESofa, 1 nußbaum. 2thür. Schrank,
1 Nochttifh, Zijdhe und Stühle, Spirgel
und Bilder, 2 Beitladen mit. Rolt,
Matrotzen und Federbettung, Jehr gute
Frauenkleider, Herren- und Frauen⸗
Hemden, Weißzeug, Küchen= und fonft.

Hausgeräte
gegen Barzahlung,
Gg.



Kayßer, Taxator,
Burgweg 5.
Junge Hunde,

kleine Art, werden abgegeben, Neuen⸗
— — 199 a, nächft der neuen Brücke,



Durch eigene SqHu ld.
Roman von A, Lütetsburg,
(J. Forkſetzung.)
S Sein Gerz klopfte in bangen, ſtürmiſchen
hlägen, wenn er ſie ſo ſtill am Fenſter ſitzen
h die großen Kinderaugen kräumeriſch in die Ferne


nn Gedanken in die‘ Vergangenheit zurüd) und
id un vertiefte ſich wohl der melancholiſche Zug um
e Mundwinkei. Warum gab ihr der Hmmel
vo t früher einen kleinen Teil dieſes Reichtums,
dem dem fie jegt umgeben war? Sie Hätte dann
nen Vater eine forgenfreie Zukunft bereiten

„Silvia — an wen Denkt Du?“

blig Nicht ſelten Hatte Richard in ſolchen Angen⸗
aggen dieſe Frage an fie gerichtet. Dann war fie
in Woden zujammengefahren, eine heiße Röte ſtieg
unge gewöhnlich nur rofig angehauchten Wangen
* ſie blickte nicht felten zu Boden, wie auf einer
Was That ertappt. Sie Fonnte ihm. nicht jagen,
ei ſie dachte, ihn nicht an jene Zeit erinnern, wo
als ie arm ümd verlaſſen gefünden, denn ihr war's,
zu ie er daran denken, daß er eine andere Frau
wär emporziehen Fönne, die feiner würdiger geweſen
[ie Die arme, gedrückte Silvial Es war ſo
für °C zu begreifen, daß fie ihres Gatten Herz aus:
© Fonnte, und doch wäre es ihr einziger Wunfc
eſen, daß es der Fall ſein möge.

Richard Chevreuil hatte niemals auf feine Fragen
it Antwort empfangen, Anfangs gab ‚er, nicht
Gebe Acht darauf, aber in einer dunflen Stunde
Über NN die Erinnerung: an diefe Augenblide Gewalt

ihn und verfiärkte den peinigenden Verdacht,
a anderer Seite Nahrung. gefunden, Warum
gab n fie bei einer Jo unverfänglidhen Frage und
fie fi ne Antwort? War e8 nicht ein Zeichen, daß
© der Antwort ſchmte?
Nen A furze Traum von SGlüg war bald zerron-
Wachen wie bald! Um jo furchtbarer war das Er—
en. In dem Augenblick, als er die Entdeckung

fie für ihn war, ihn verraten, ihn betrogen, glaubte
Richard Chevrenilk, unter der Laft, die ſich auf feine
Schultern wälzte, zuſammenbrechen zu müſſen. Er
‘wäre für den Glauben an ihre Unſchuld und Herz
zensreinheit geſtorben und doch — doch ſah er fie
‚ in den” Arınen eines ‚Anderen.

Richard Chevreuil ſchauderte zuſammen, wenn
er an jene entſetzliche Stunde dachte. Er begriff
nicht, wie es ihm moͤglich geweſen war, ſich ſoweit
zu beherrſchen, daß er nicht zum Mörder an ihr
| wurde, ‚er war ſinnlos vor Schmerz und Rachſucht
geweſen. Und dennoch ſagte er nichtß — zwei —
brei Tage lang ſprach er fein Wort mit Silvia,
während das Blut wild durch alle ſeine Adern
rollte. Wie glühend glaubte er das falſche, treu—
loſe Weib zu haſſen, doppelt, weil es ſeine Falſch⸗—
heit und Treuͤloſigkeit hinter einer holden Maske
verbarg.

Sie trat ihm entgegen, als ob nichts geſchehen
ſei, und als er ſie mit ſchneidendem Hohn von ſich
gewieſen, da hatte ſie ihn nur mit einem Ausdruck
des Schreckens angeſchaut und war dann erbleichend
zurüdgewiden, aber Niemand Hätte in ihrem Unt-
ütze eine Spur von Scham entdefen Können,

Aber dann hatte ſich die ſchmächtige Frauen—
"geftalt aufgerichtet, Richard war beinahe erſchrocken
einen Schritt zurückgetreten, ſie ſchien plötzlich um
einige Zoll gewachſen und in ihren Augen blitzte
es ſeltſam auf.

„Richard — was iſt's mit Dir?“ hatte ſie
ihn gefragt. „Du biſt ſeit einigen Tagen ſeltſam
verändert.“

68 war feine Abficht gewefen, zu ſchweigen,
er mochte ihr durch, nichtS verraten, wie tief fie ihn
verlegt, fondern wollte weitere Beweiſe ſammeln.
A3 ob er derfelben nicht bereit3 genug Hätte! Die
Art und Weife aber, wie fie ihm jeßt gegenüber:
trat, mit einer unerhörten Frechheit, ranbte ihm
den legten Reſt von Beſonnenheit

„Findeſt Du das?“ fragte er voll ſchneidenden

Hohnes.






G. Gottmann, 56 Plöckſtraße 56.

Fahrnis Verſleigerung

Der unterzeichnete Waiſenrichter verſteigert
Montag, den 20. er., vormittags

10 Uhr

im Auftrage des Herrn N. Ladenburger
in Mannheim, in deffen ehHemaligem Fabrik |
gebäude dahier, eine volljtändige Fabrik:
und Padituben-Einridtung für ca. 40 Roller, |!
geteilt oder im Ganzen, gegen Barzahlung. |

(gegr. 1842).

Anfangs Oktober beginnt mein

Tanz Curſus.

Gefl. Anmeldungen Hauptſtraße 80 im Elfenbeinladen.
Rosa Kaltenthaler,
Tanzlehrerin auz Mannheim.








Unter Anderem mache ich auf eine Partie
von ca. 2500 Stüd gut erhaltenen Zormen
aufmerkſam.

J. Benz, Waiſenrichter.

Ladenburg, den 14. September 1886,



Noch tie große Sendung
Preiselbeeren

eingetroffen,



täglich friſch.

Hauptstrasse 116.



Preiserhöhung erlitten, ift e8 mir infolge

lich zu den früheren Preiſen bet gleich
guter Qualität zu verkaufen.
Ich offeriere ſomit noch

Kaffet's
per Pfd. von 80 Pfg. bis Mk. 2.,

Kaffer’s
her Bid. von 70 Pfg. bis ME. 1.60,
wovon meine werten Kunden fich gefälligjt

überzeugen wollen. i
Anton Meißer,

_. Marktplaß 198.

„Und bift Du e8? Haft Du. Dir Feine Bor:
würfe zu machen ? Kannſt Du mir gerade ins Geſicht
ſehen?“ ſtieß er ziſchend hervor.

Sie ſah ihn fragend, erſtaunt an, vielleicht
ſogar nicht ohne Beſorgnis. Richard Chevreuil
hielt diefen Geſichts ausdruck für den Höhepunkt vollen⸗
beter Verſtellungskraft. Er war ſeiner Sinne nicht
mehr mächtig.

„Und warum folte id) e8 nit?” fragte fie
hoheitsvoll.

„Weil Du eine Ehrvergeſſene — eine Dirne
biſt. Weib, wagſt Du zu leugnen, daß ich Dich
in den Armen eines Anderen ſah?“

Sie trat einen Schritt zurück, ſie war jetzt bleich
wie der Tod, ihre Augen hatten ſich erweitert. In
demſelben Augenblick fühlte ſie ſich am Arm ergriffen.

„Wagſt Du zu leugnen?“

Silvia hätte vielleicht nie im Leben eine Ant:
wort auf die Frage geben können, was ſie in dieſem
furchtbaren Augenblick gedacht, gethan. Ein gren—
zenlofer Schmerz erfüllte ihre Seele, aber zugleich
ein Zorn, der feinen Urfprung in der tiefen Dem:
tigung fand, welde fie in diefer Stunde erfahren.
Einen Augenblid ſchwebte Die Antwort auf ihrer
Lippe, aber fie, wurde fie wurde nie ausgeſprochen.

„Hah, Du wagſt alſo wenigſtens nicht zu leug⸗
nen,“ fuhr Richard Chevreuil tiefaufatmend fort,
indem er die junge empörte Frau freigab. „O,
mein Gott, mein Gott, — warum iſt mir dieſe
Entiäuſchung, die meinen Glauben an die Menſch—
heit vernichtet, nicht erſpart worden!“

In den letzten Worten lag ein ſolches Ueber—
maß von Schmerz, daß Silvia Mitleid mit dem
Manne empfand, der fie noch vor wenigen Minuten
10 tief verlegt Hatte.

Der Zorn ſchwand aus ihrem ſchönen mar—
morblaſſen Geſicht und in ihren Augen ſpiegelte
ſich ein weicheres Gefühl wieder. Sie wandte ſich
dem Satten 31.

„Richard, Du kannſt nicht ſo von mir denken,“


















DEE,

WBengaliſches

J„in rot, grün, gelb und orange






3 „Specialität“
von X








Edmund von Koenig.





Schellackfeuer!

brill. leuchtend.“




„Maſſen⸗Fabrikation“





Flaſche.




Kalender, Neuheiten aller Art empfiehlt

Verſchiedene Buͤcher von der mittleren Klaſſe



zu halten.“

„Keinen Grund!“ Er lachte Iaut und bitter
auf. Sener Augenblid trat ihn, wieder vor die
Seele, wo er das Entjegliche erlebt. Seine Hände
krampften ſich zuſammen, konvulſiviſche Zuckungen
erſchütterten ſeinen Körper, ſeine Augen glühten
rot im Zorn.

„Und jener Mann?“

Sie gab nicht gleich eine Antwort, Silvia {ah
ihren Gatten nie zuvor in einem ähnlidhen Zuftand
von Aufregung. Das Bild des BruderS trat; vor
ihre Seele, Konnte fie Richard jagen, daß er noch
unter den Lebenden weilte, daß er in der Stadt
gewefen, mit ihm, dem eingefleijchten Franzofjfen von
dem deutſchen Spion ſprechen, der eines Tages
von einem franzöſiſchen Offizier ergriffen, auf deſſen
Kopf ein hoher Preis geſetzt war und dem ſie im
Hauſe eines Franzoſen Aufnahme gewährt.

Würde er ihr Benehmen nicht tadeln? Und
doch — ſie wollte ihm die Wahrheit ſagen, obgleich
ſie dem Bruder zu ſchweigen geſchworen. Sie hob
die Augen flehend empor — das erlöſende Wort
kam nicht über ihre Lippen

„Ein An — verwandter —“ ftammelte fie end-
lich, kaum wiſſend, was ſie ſagte.

Ein zorniges Gelächter traf ihr Ohr.

„Gehen Sie, Madame, Sie ſind nicht allein ſchlecht,
ſondern auch feige. Ein Anverwandter! Ich bitte Sie,
ſich unverzüglich in ihre Gemächer zurückzuziehen und
dieſelben nicht ohne meine Erlaubnis zu verlaſſen.“

Sie ſagte nun nichts mehr, ſondern that, wie
man ihr geboten. Als die Thür des Gemachs ſich
hinter ihr geſchloſſen hatte, ging ſie ſtolz und hoch auf⸗
gerichtet. Niemand ſollte ſehen, wie tief man ſie
zu demütigen gewagt.

Mehrere Tage waren vergangen und während


beſchreibenden Zuſtand. Sie hatte ihren Gatten


ſchoͤne Traum hatte ſein Ende erreicht. Er, der
reiche, vornehme Mann heiratete ſie, um ſie zum

Spielball ſeiner Launen zu machen. Niemals würde
er gewagt haben, eine andere Frau ſo tief zu ver⸗
letzen und in ſolcher Weiſe zu verdammen, wie er
es gethan — ungehört. Sie war in tiefſter Seele
empört und wurde e8 don Stunde zu Stunde mehr,
je länger er fie allein und ihren SGebanken überließ,
Sie hatte gefehlt, nicht allein damals, wo fie die
Nachricht empfing, daß ihr Bruder noch unter den
Lebenden weilte‘ und ſie Richard davon nicht un⸗
verhohlen Mitteilung machte, obgleich ſein Haß gegen
die deutſchen Beſtrebungen, ſein Groll gegen Johann
ſie wohl mit Befürchtungen für deſſen Sicherheit
erfüllen mochte, ſondern doppelt, als ſie ihm im
Hauſe ihres Gatten Aufnahme gewährte. Aber es
war fein Vergehen, wofür nicht die Liebe eine, Ent:
jHuldigung gefunden haben würde und — Richard
Chevreuil Hatte. Feine Urfadhe, das Erbärmlichfte von
ihr zu denken und. fie ungehört zu verurteilen,

Acht Tage fhmwanden dahin in einer wer
zu beſchreibenden Qual. Die Dienerſchaft war der
Meinung, die junge Baronin ſei krank und die
Kammerfrau konnte dieſe Meinung nur beſtätigen.
Ihre Herrin ſah wirklich zum Gotterbarmen aus.
Sie ruͤhrte weder Speiſe noch Trank an und ging
umher wie geiſtesabweſend.

Dem Baron aber ging der Zuſtand ſeiner
jungen Gemahlin ganz außerordentlich zu Herzen
— er konnte ihren Anblick nicht einmal ertragen,
und ſah nicht minder leidend aus wie ſie ſelbſt.
So meinte der eine Teil der Dienerſchaft; der an⸗
dere dagegen fand es ſeltſam, daß der gnädige
Herr ſich nicht ein einziges Mal nach dem Ergehen
der Frau Baronin erkundige.

Cines Morgen3 aber Hatte die Herrin ihre
Gemächer verlaſſen und ſich direkt in das Privats
Arbeitszimmer ihres Gatten begeben. Silvia ſtand



ihrem SGemabhl plöglidh gegenüber und er ſchrack
vor ihrem Anblic zurück, wie vor einem Geſpenſt.
! Zugleich wecte er aber auch feinen leidenſchaftlichen
Zorn — ſie hatte ihn namenlos elend gemacht.
Mit finſter zuſammengezogenen Brauen empfing
er ſie. (Fortſetzung folgt.)


 
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