Erſcheint käglich, Sonntags ausge⸗
lommen. Preis monatlich 20 Pfg.
mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
blalt 82 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen
ecken angeſchlagen.
Ar. 253.
Ale Zufendungen werden franko
erbeten,
Zür die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,
wird keine Verantwortlichkeit über⸗
Samstag, den 30. Oktober
ein
nommen.
1886.
Daniel Baer am
Steigerungs-Ankündigung
Der Eıhteilung wegen wird am
Samstag, den 6. November D, 3.
nachmittags 3 Uhr
Mehr geboten wird,
Stein erbaut if.
litt
Heidelberg, den 18. Oktober 1886.
Großh. Gericht? = Notar:
& Hagenunger.
Fahrnis Verſleigerung
,
Im Auftrag des Herrn Nittmeifter
D. Naegels verſteigert der Unter
kichnete
Mittwoch, den 3. November,
vormittags 10 Uhr
1) Auguftinergafje Nr, 9:
3 Partie gebrauchte Fenfter, Läden, Bor-
fenſter, derſchiedene Oefen und Ofen⸗
töhre und fonftiges Hausgerät, ſowie
nachmittags 2 Uhr
) im
Saal):
1 Büffet in Eihenholz, 2 Fanteuil8,
1 hodyeleganter, großer Spiegel und
Confol mit Marmorpfatte, 1 Wandfpiegel,
Bilder, 6 eingelegte Stühle, 1 antiker
Schreibtijd mit Auffag (eingelegt), ein
deßgl. Kommode mit Marmorplatte, ein
Mahagoni-Sofatijch, 1 Gewehrgeftell, ein
Schrank, Teppiche, HirJhgeweihe, Kinder-
wagen und Kinderſpielſachen, verſchie⸗
dene Kleidungsjtüce, Nippfachen, feines
Porzellan 2.
Gg. Kayßer, Taxator,
Burgweg 5.
Durch eigene Schuld.
Roman von A. Lütetsburg.
(I6 Fortſetzung.)
% Doch nun fragen Sie nicht weiter, ich könnte
en keine Antwort geben. Wir werden die
der tauſchen und Sie verlaſſen an meiner Statt
Wache.“
dem Haufe Nr. 62 im Stadtteile
Schlierbach.
)) 55 qm. Sofraite, worauf mit Nr, 62a
Markt.
Daniel Baer am Markt.
önlichen Einkaufsreiſe zurü
und insbeſondere
ſowohl, als auch
Daniel Baer am
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Ss reichhaltigſt aſſortiert iſt.
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Markt,
A
Hauptstrasse Nr. 6.
und wollen Verlagſch
kaſſe — Rathaus 8
+
WM
werer A
für Herren
den feinen,
Kraut "wird ihöx und Billig et 1geichmitten
in und außer dem Haufe, Plöcitrake 5, Prima
Sauerkraut das Pfund zu 12 Big.
nicht länger, ehe e8 zu {pät ift. Bedenken Sie, daß
Ihr Leben in der hoͤchſten Gefahr ift, daß irgend
ein unbedeutender Vorfall Sie ſchon in der nächſten
Stunde dem Tode in die Arme führen kann, während
ich nichts wage. Man wird mich nur eine Zeit
lang gefangen halten.“
Johann ſah, daß ſein Schwager Recht hatte,
und dennoch mußte Letzterer noch lange reben, ehe
„Und Sie glauben im Ernſt, ich könnte mein
n aus Ihrer Hand annehmen, indem Sie das
© für mid in die Schanze ſchlagen? |
„Sie thun e8 nicht für mich, fjondern für Silvia.”
J „Sie werden mich nicht zů einem ſolchen Schritt |
ig gen Richard, Was würde Silvia Jagen, wenn :
— Tages vor fie hinträte und ihr mitteilte, }
har !O aus dem Gefängnis entfommen bin? Mit!
I Der Verachtung würde fie auf mich bliden, wenn |
fe te wie ih an dem Manne gehandelt, den ;
ie 7 —
lu Die Liebe ift erloſchen,“ ſagte der Baron voll
lletkeit
Yun Niemals, Richard!“ rief Kohann mit bligenden
den aus. „Sie Fränfen or Weib ſchwer, wenn
hy das ſagen.“ „Die Liebe, welche Silvia
A Sie hegt, überdauert Tod und Grab. Gott
da wiſſen, was vorgefallen iſt; aber ich abhne,
Dan werden eines Tages beklagen, daß Sie ſich
ihr losgeriſſen.“
DJohann, ich wiederhole Ihnen, es kann nur
i, werden, wenn Sie frei find. — Sie tönnen
Ay Mic ſprechen — Fein Anderer. Wenn Sie den
A CCleiden, wird fie mir die SoOuld daran bei:
n.“
Ar Richard Hatte die Woete voller Leidenſchaft hervor⸗
Ben, und es lag eine fefte Neberzeugung darin.
Sollte e8 wirklich fo ftehen ?
% „Aber ich kann ein ſolches Opfer nicht annehmen,
In, teuil,“ ſagte Johann endlich. Wenn man Sie
einer Statt zum Tode führte?”
I „Seien Eie unbeforgt, man wird e8 nicht thun,
krn mich nad) einer geraumen Weile freigeben.
er ſich entſchloß, von dem Anerbieten Gebrauch zu
machen. Er that es um ſeiner Schweſter willen,
kein anderer Grund hätte ihn zu einem ſolchen Schritt
vermocht.
Endlich war die Kleidung gewechſelt und obgleich
Johann um ein Bedeutendes ſchlanker gebaut war,
bemerkte man doch keinen Unterſchied. Des Barons
weiter Mantel machte ihn unkenntlich.
Wenige Augenblicke ſpäter war die Umwandlung
vollſtändig geſchehen und der Baron händigte Johann
Brand das Schriftſtück des Lieutenants Féval ein.
„Verlaſſen Sie unverzüglich die Siadt, das
Papier wird Ihnen überall ein freies Geleit geben.
Sie find Baron Richard Chevreuil- und werden
e8 unter allen Umftänden bleiben, bis die Verhält⸗
niſſe ſich geändert haben. Sollten Sie Silvia eher
wieberfehen, als ich, fo grüßen Sie dieſelbe beſtens
von mir.“
Kaum eine Viertelſtunde ſpäter war Johann
Brand in Freiheit. Gr atmete tief auf, al8 er den
ſternenbeſäeken Nachthimmel über ſich ſah, er hatte
nicht daran gedacht, daß er ihn wieder ſchauen werde,
aber leicht und froh Fonnte e8 ihm nicht werden.
Nur langſam ſchritt er vorwärts und der Gedanke,
daß es beſſer geweſen ſei, dem Anſinnen des Schwagers
Widerſtand zu leiſten, wollte nicht von ihm weichen.
6 Ein Ehrenwort.
Richard Chevrenil befand fich allein. Als die
Thür hinter feinem Schwager zufiel, feufzte er ſchwer
auf, Er war ſich vollſtändig deſſen bewußt, was
er gethan, er zweifelte keinen Augenblick, daß er
morgen in der zwölften Stunde vom Leben zum
Daniel Baer am Markt.
-
Der Verwaltungsrat.
Auswahl
Varen,
werben dauerhaft arflochten
und repariert, Mittelbad-
Rohrſtühle
gaſſe 10, Hinterhaus,
haben,
Es war beſſer ſo; das Leben an Silvia's Seite
war ihm nicht weniger als ihr eine Qual, die ein
Ende nehmen mußte. Der Gedanke an das ver
Torene Sind ließ Keinen Schimmer von Glüg mehr
auffommen und ihr ferner fo zur Seite gehen —
unmöglich,
Der Baron dachte, daran, fih zum Schlafen
niederzulegen, er firedte fih auf eine Stunde auf
bas harte Lager auS, aber der Schlaf wollte nicht
in ſeine müden Augen kommen. Tauſenderlei Ge:
danken ſtürmten auf ihn ein und darunter waren
einige, bie ihn mit Befriedigung erfüllten. Silvia
würde eines TageS erfahren, welches Opfer er ihr
gebracht, und fie mußte in Ddemijelben doch feine
große Liebe erfennen, wenn dieje ihn aud auf Irr-
wege geführt.
Endlid — e8 war nad Mitternacht — über:
wältigte ihır die Müdigkeit. Ein leichter Schlummer
ſenkte ſich auf ihn herab, aber er war weder lief,
noch anhaltend. Vielleicht träumte er auch, aber
ihm war's, als hörte er ein ununterbrochenes, gleich—
mäßiges Pochen in ſeiner unmittelbaren Nähe und
dazu herunterfallende Steinchen oder Mörtelſtücke
Anfangs fhlummerte’er weiter, aber plötzlich glaubte
er eine Stimme zu hören, ganz. in feiner Nähe;
„Baron, helfen Siermir —- wie fönnen Sie
ſchlafen? Wir haben Feine Minute zu verlieren.
Das Loch ift weit genug und von meiner Belle
aus gelangen wir mit leichter Mühe in’s Freie.“
Baron Chevreuil richtete fi auf, im erften
Augenblick war er ſehr erfchroden, Wer wußte ſeinen
Namen, In der nächften Minute Jah er aber ein
fremdes Geſicht durch eine beinahe zirkelrunde Oeff⸗
nung in der Mauer blicken.
„Wer ſind Sie — was wollen Sie?“
„Mein Name {ft Wilhelm Dettmar. Was ich
will? Nicht ſterben. Ich bin noch jung und habe
keineswegs Luſt, um eines Schurken willen mein
Leben vorzeitig auf eine ſchlechte Art zu beſchließen.
Daniel Baer am Markt.
11. November: I Ball.
2. Dezember: IT, Ball.
13. Januar: II. Ball.
27. Januar:
17. Februar: Masken-Ball
3. März: Konzert des
Mitglieder.
10, März: Reunion.
. November I. Winterball.
. Dezember Weihnachtsfest.
daran liegen, hier herauszukommen. Eilen Sie!“
Cinen Augenblid regte fih in dem Herzen
des Baron8 der Gedanke an die Möglichkeit einer
Befreiung, aber nur flüchtig, — vorübergehend, Er
hatte dem Lientenant Feval fein Wort gegeben, daß
er ihn nicht in Verlegenheit bringen wolle und war
feſt entſchloſſen, das gegebene Wort einzulöſen.
„Nein, mein Freund, ich werde nicht gehen,“
entgegnete er dann. Ich danke Ihnen für Ihre
Teilnahme und würde gern bereit ſein, mit Ihnen
zu flüchten, wenn ich nicht mein Chrenwort verpfändet
hätte, zu bleiben,“
Herr Baron — verzeihen Sie den Ausdruck
— Sie werben nicht fo toll fein und Hier Bleiben,
Sie haben eine Frau, eine Geliebte oder eine Schwefter
— Sie werben ihr nicht das Herzeleid anthun wollen.“
„Man wird mich kaum vermiſſen.“
€8 lag eine überzeugende Wahrheit in den
Worten und Wilhelm Dettmar begann feine Hoff:
nung, diefen Mann zu retten, aufzugeben. Dennoch
bünfte e8 ihın unmöglich, allein zu gehen.
„So bitte fie um alle8 in der Welt, Herr
Baron, kommen Sie nicht zu ſpät zur Einficht,
Sie Fönnen nachher noch immer thun, was Sie wollen,
machen Sie nur erfi, daß Sie hier herauskommen,“
drängte Wilhelm. „Die kennen keinen Pardon und
morgen Mittag liegen fie tot im Sande.
Auch diefe Vorftellung verfehlte ihre Wirkung.
„Seben Sie fig feine Mühe, junger Freund.
Yür fie hat das Leben vieleicht Wert, für mich keinen.
SZeder Augenblik, den Sie zögern, bringt fie dem
Tode näher, IH bleibe.“
Dieſe Worte waren mit einer ſolchen Entſchieden⸗
heit geſprochen, daß Wilhelm ſofort jede Hoffnung
aufgab, den Baron anderen Sinnes zu machen.
Er ſeufzte tief auf, denn es that ihm leid, daß er
allein gehen ſollte und ein Schauer durchriefelte
ihn bei dem Gedanken, daß dieſer Mann, welcher
jetzt lebend in ſeiner Nähe war, morgen ein Toter
ſein ſollte.
Tode geführt werden würde, aber er Konnte nicht
„So war Zeuge Ihrer Unterredung mit Ihrem Schwa⸗
"HADUG uw aoug ſolurg
"oe mo JOB JoTUBA
(ohne. Entree).
Instrumental - Vereins für die
Vergnügungen machen wir wieder-
Die Direktion.
ischer Aufführung.
8. Januar Dreikönigsball.
29. Januar Maskenkränzchen.
5. Februar Herren-Abend.
19. Februar Maskenball.
19. März
die Musik-Rommission.
welcher Fein Wort gelprodhen war, der Baron ver:
folgte mit ungeteiltem Interefje das Fortſchreiten
der Arbeit. Wilhelm Dettmar war von Beruf ein
Schloſſer und befaß eine ungewöhnliche Körperkraft.
Mit großem SGefchid Hatte er die ſchweren eiſernen
Stangen gelodert und bald lag bie eine derfelben
am Boden, dann au die zweite. Noch einmal
verfuchte der junge Mann den Baron zu beſtimmen,
daß er ihn begleite, aber als er auch dieſes Mal
eine Fehlbitte that, da wandte erſich beinahe zornig ab.
„Da ift die Freiheit,“ fagte er. „Sie Haben
bis Tagesanbruch noch einige Stunden Zeit und
ich hoffe, daß Sie bis dahin vernünftiger geworden
ſind, denn es iſt eine Sünde, wenn Sie ſich ſchwei⸗
gend in Ihr Schickſal ergeben. Wäre es umgekehrt
geweſen und Ihre Feinde hätten Ihnen ihr Wort
gegeben, fie würben nicht auf Sie gewartet Haben.”
Wenige Augenblide {päter hatte Wilhelm Dettmar
fein Gefängnis verlaffen. Kaum ftand er hoch aufge:
le da, al8 er fich plötzlich an der Surgel ergriffen
fühlte.
„Hund! Dachte ich es doch!“ ziſchte Robert
Hellers Stimme an. feinem Ohr. „Oder glaubſt
Du, es ſoll Dir ſo leicht werden? Hilfe, Hilfe!“
Der Vorgang war das Werk weniger Augenblicke.
Trotz der Dunkelheit fah er die Mündung einer
Waffe auf fidh gerichtet. Mit einer energiſchen Bewe⸗
gung aber hatte er ſie zurückgeſchlagen, ein Knall
— und Robert Heller wälzte ſich in ſeinem Blute,
Wilhelm's Zelle hatte an der hinteren Seite
des Gebäudes gelegen und [o vergingen einige Minuten
ehe, der Hilferuf oder noch mehr der Schuß die
Wache hHerbeibrachte. Ein wildes Durcheinander ent:
ſtand. Flüche und Verwünſchungen wurden laut
und wenige Augenblicke ſpäter wuͤrde die Thür der
Zelle, in welcher ſich Baron Chevreuil befand, auf⸗
geriſſen und Lieutenant Féval erſchien mit vier
franzöſiſchen Soldaten im Hintergrund auf der
Schwelle.
Keine halbe Stunde war vergangen, während
(Fortſetzung folgt).