Erſcheint täglich, Sonnkags ausge⸗
nommen. Preis monatlich 20 Pig.
mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
blatt 32 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.
Alle Zuſendungen {werden franko
erbeten,
Zür die Aufnahme von Anzeige ı
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,
wird keine Verantwortlichkeit über⸗—
nommen.
Dienstag, den 12. Oktober
und insbeſondere
ſowohl, als auch
Es wurde ein herrenloſer Hund (grau und
weiß gefleckter Pinſcher) eingefangen und Bei
aſen meiſter Job untergebracht.
Der Hund wird getötet werden, wenn er
nicht innerhalb 2 Tagen von dem Eigentümer ab⸗
geholt werden ſollte.
— — Sroßh. Bezirksamt.
Ein herrenſoſer Hund (Rattenfänger) wurde
Angefangen und bei Wafjenmeifter Job unterge-
Bracht, Der Hund wird getötet werden, wann er
Nicht innerhalb zwei Tagen von dem Eigentürter
abgeholt werden ſollte.
Großh. Bezirksamt.
Bach Verein.
Da die Chorstimmen zu dem
aufzuführenden Chorwerke in den
Nächsten Tagen nicht eintreffen
können, so fällt die Dienstags-
Damen-Chorprobe aus und die
Gesamt - Chorprobe wird von
Donnerstag, den 14. auf Samstag,
den 16. Oktober, abends, präcis
8 Uhr verlegt.
Harmonie.
Au8 der Bibliothek können vom
Mittwoch, den 13. ds. Mis.
an, wieder Bücher e=Aiehen werden.
Heidelberg, 11. Oktober 1886,
Die Bibliotheks-Kommiffion.
Kapitalien
duf erſtes Unterpfand in Liegenſchaften
werden fortwährend, jedoch nicht unter
3,000 Mark, ausgeliehen von der
Spargeſellſchaft für Landge—
meinden in Heidelberg und
ſelben, Akademieſtraße Nr. 4, ein
Lereicht werden.
Brauerei. Schwarzen Schiff,
i/ Heute Dienstag
3 wird geflachtet.
Durch eigene Sch u1Ld.
Roman von A, Lütet8burg,
(11. Fortfegung.)
‚. Sohann Brand fand fpradlos und ehe er
lic gefaßt Hatte, filhlte er ſich au h ſchon mit Streng
Sebunden und fortgejhHoben. Der frijdje, freudige
ut war gebrochen und an feine Stelle Verzweiflung
Betreten. So hatten feine Feinde doch den Sieg
Über in gewonnen und er mußte fo jung, ohne
rbarmen eines gewaltjamen Todes erben.
2 MAl3 die Soldaten Johann Brand fortführten,
rängte ſich mit ihnen zugleich die junge Dirne,
welche dem dandmann den Beſuch angemeldet hatte,
AUS der Thür der „Traube“. Rudi folgte gewiß
Nur einer momentanen Eingebung, indem fie zu
diſen wünſchte, wohin der Gefangene gebracht werden
W Der ftattliche, Hübjdhe Burjche Hatte ihr gefallen ;
< war gut und freundlich mit ihr gewejen, bie bis
hin nur gewöhnt war, im Hauſe hierhin und
orthin geſtoßen zu werden. Durch alle Glieder
zuckte es hei ihr, als ſie gehört hatte, daß er kein
Andmann, fondern ein vornehmer Herr und dem
ode verfallen ſei.
f Sich dicht im Schatten des Hauſes haltend,
Ste Rudi ungejehen dem Sefangenen durch alle
traßen der Stadt bis nach der Wache, wo er
Wweifellos ſo lange bleiben würde, bis das Kriegs
hericht ihn abgeurtent.
Die Friſt, welche Johann noch blieb, ſeine irdi⸗
Den Angelenheiten zu regeln, war gewiß nur nad
j tunden bemefjen, darüber täufchte fich felbjt das
ichte Bürgermädchen nicht.
J Als Johann Brand mit ſeinen Begleitern im
nern des Hauſes verſchwunden war, blieb Rudi,
igh in tiefes Sinnen verloren, ſtehen. Sie fühlte
ſchwer von dem Gedanken bedrückt, daß dieſer
uge, fröhliche Mann ſein Leben würde laſſen müſſen,
Yan ihr ſchlichter Sinn ihr auch fagte, daß er
fü Vet gethan, fich alS einfader Landmann einzu:
Ören, Wenn fie gewußt Hätte, daß er ein Herr
—
I. 24, Oktober:
Il. 11. November: I, Ball.
III. 2. Dezember: IT. Ball.
IV. 13. Januar: III. Ball.
Y.. 27. Januar:
VI. 17. Februar:
VIE: 3. März:
Mitglieder,
VIII. 10, März: Reunion,
holt darauf aufmerksam, dass hier in „Pensionen“ wohnende Fremde
nur dann an den Vergnügungen teilnehmen können, wenn sie
vorher Mitglieder unserer Gresell-
schaft geworden sind.
Die Direktion.
Sonntag, d
Tanz-Unt
Aufang 8 Uhr.
en 17.5.0
erhaltune.
Die Balldirektion.
Weisser
Schwan.
Ein 54er Bieycle
fehr billig zu verkaufen, Harpifiraße Nr. 100,
2. Stock
— — — —
aus vornehmem Stande ſei, ſo würden in ihrem
Herzen nicht die ſeltſamen Wünſche und Hoffnungen
entſtanden ſein, die ſich an ſeine Perſon knüpften.
Aber war es ſeine Schuld, daß ſie ſich Grillen in
den Kopf ſetzte.
Sie errötete bei dem Gedanken. Er ſagte ihr
nur, was hundert Andere vor ihm geſagt hatten:
daß ſie ein hübſches Mädchen ſei und es ihr an
einem wackeren Mann nicht fehlen könne. Wenn
ſie einen anderen Sinn in die Worte gelegt, ſo war
es nicht ſeine Schuld und als ſie jetzt darüber nach⸗
dachte, mußte ſie ſich geſtehen, daß er ihr niemals
Veranlaſſung zu dem Glauben gegeben habe, daß
er ſie liebe.
Während ſie noch ſo daſtand und mit ihrer
Schürze die Thränen trocknete, ſah ſie in einem der
unteren Räume des ihr gegenüberliegenden Hauſes
einen Lichtſchimmer aufblitzen. Er kam und war
verſchwunden, machte aber in dem Mädchen, das
in dieſem Augenblick keinen andern Wunſch hatte,
als den jungen Mann zu retten, ein Gedanken
lebendig, den ſie eifrig feſthielt. Ihre Thränen
floſſen nicht mehr; ſie drückte ſich tiefer in den
Schatten und beobachtete ſchärfer das Haus.
Rudi ſtand noch eine Weile und horchte. Als
aber kein Laut mehr die tiefe Stille unterbrach, ſchlüpfte
ſie raſch über die Straße und glitt dann an dem
Hauſe entlang bis zu der Stelle, an der ſie vorhin
das Licht geſehen.
Abermals lauſchte ſie — es war und blieb
alles ſtill. Genau an derſelben Stelle, an der ſie
den Lichtſchimmer geſehen, befand ſich in der Mauer
ein vergittertes Fenſter.
Man mußte dem Fenfter mit dem Lichte un:
mittelbar nahe gefommen fein, fonft hätte Nubdi
unmöglich den Schimmer fehen fönnen, Sie pochte
jebßt feit mit dem Finger dagegen, jedoch felbjt vor
dem Geräuſch erſchreckend.
Drinnen und draußen regte ſich nichts. Sollte
ihre Hoffnung, daß man den Sefangenen Hierher:
gebracht, fie dennoch betrogen Haben ?
Rudi wartete eine Weile, ehe fie das Klopfen,
Zu verkanfen
Schränke, Bettung, Waſchtiſch, Soͤfa und noch ver⸗
ſchiedenes, Ziegelgaſſe 11.
gleichzeitig brachte ſie ihren Mund ſo dicht als
möglich an das Fenſter.
„Jakob Bornheim!“ rief ſie mit unterdrückter
Stimme. Und wiederum blieb es ſtill, und das
Herz wollte ihr vor Angſt und Furcht in der Bruſt
zerſpringen. Der Gedanke, daß er ſterben ſollte,
hatte etwas Schreckliches für ſie.
Da, in dieſem Augenblick wurde das Klopfen
erwidert. Sie Hätte vor Freude bald laut aufge:
{Orieen und nun näherte fie ihren Mund wieder
dicht dem Fenfter.
„Jakob — ſeit ihr da?“
„Ja,“ tönte ſeine Stimme deutlich von innen
heraus.
„Gelobt ſei Gott! Kann ich Euch helfen?“
„Viel — ſehr viel, Rudi. Gott ſegne Dich
und wenn ich je frei werde, will ich Dir Deine
Treue lohnen.“
Ein ſchwerer Seufzer wollte ihren Lippen ent—
ſchlüpfen, aber ſie drängte ihn zurück.
„Rudi,“ fuhr er fort, „fliege zu Herrn Lang—
beck. Wenn Du ihn nicht mehr in ſeinem Hauſe
antriffſft — ſo kehre ſogleich in die „Traube“ zurück
und erwarte ihn. Ich verlaſſe mich auf Dich, Rudi,
daß er ſeinen Verfolgern entkommt. Sage ihm,
alles ſei verraten — Johann Brand Gefangener.
Geh, geh' — eile Dich, ehe es zu ſpät iſt.“
„Und Ihr? Soll ich nichts für Euch thun?“
fragte das Mädchen enttäufcht.
⸗„Jetzt nicht. Ihue, was id Dir fagte, und
wenn Du meinen Auftrag ausgeführt Haft, dann
fomm, wenn Du- willjt, wieder an dieje Stelle.“
Das Mädchen {prang auf; fie hatte feine dringende
Bitte verfianden. Wie ein gejHeuchtes Reh floh
e8 die Straßen entlang und in Schweiß gebadet
ftand e8 endlid vor dem Haufe des Herrn Lang:
en und ließ dröhnend den Klopfer gegen die Thür
allen.
Die Sekunden wurden ihnt zur Ewigkeit, bis
endlid die Magd Sffnete und nach ihrem Begehr
fragte.
und Vaters
Johann Nellinger,
Poſtſchaffner
erwieſene Teilnahme, ſowie für die zahlreiche Leichenbegleitung, beſonders
von Seiten der Poſtbedienſteten und für die überaus reichen Blumen⸗
ſpenden, ſagen den herzlichſten Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
eauration Brand, Lauerfirape 16.
Heute Dienstag, den 12, Oktober
Großes Komert und Borfelung
der berühmten Sänger-Geſellſchaft Heiterkeit. Auftreten der Hier fo beliebten
Sängerin Frl. Oretdhen. Zum Vortrag Kommen die neueften Duette, Couplet8 und
komiſche Solo-⸗Scenen.
Anfang abends 8 Uhr.
Diemerei.
Bringe meine neue Kegelbahn in empfehlende Erinnerung.
Geſchäftls Eröffnung und Empfehlung.
Ich erlaube mir hiermit, die gefällige Mitteilung zu machen, daß ich unterm
Heutigen mein Geſchäft als Schuhmacher in dem Hauſe Kettengaſſe 7 angefangen
Habe und empfehle mid im Anfertigen von Herryen:, Damen- und Kinder:
ftie feln in jolider Ausführung. Reparaturen prompt und billig. E83 wird mein
Beftreben Jein, meine werten Kunden auf’? befte zu bedienen und
zeichnet mit Hochachtung
Bernhard Kopp, Schuhmacher,
Kettengafje Nr. 7.
Heidelberg, den 12. Oktober 1886,
Geſchäfts-Verlegung und Empfehlung.
Zeige meinen werten Kunden und Freunden hiermit an, daß ich mein Geſchäft
von Hauptſtraße 197 nach Hauptſtraße 93 verlegt habe und halte mein Lager in
Filz⸗ und Seiden⸗Hüten beſtens empfohlen. Achtungsvoll
Th. Kessler.
„Iſt Herr Irmo Langbeck zu Haufe?“ fragte „Laſſen Sie mich los, halten Sie mich nicht
Rubdi keuchend. auf. Mein Herr wird mich eine Herumtreiberin
Wenn Ihr zehn Minuten früher gekommen nennen, wenn ich nicht zeitig zurückkomme.“
wäret, ſo hättet Ihr ihn getroffen, aber, wenn Ihr „Wer iſt ihr Herr?“
wollt, daß ich — „Der Traubenwirt.“
Weiter floh Rudi, ohne eine Antwort zu geben. „Das ſein die Rudi,“ warf ein Anderer das
Die alte Magd warf, ärgerlich über ein ſolcheszwiſchen. „Wir wollen ſie freigeben. Du Niemand
Betragen, die Thür ins Schloß, indem ſie etwas geſehen, Rudi?“
von allerlei Thorheiten ihres jungen Herrn vor „Keine Menfchenjeele — wer wagt fih noch
ſich hin brummte. zu dieſer Zeit auf die Straße? Nur ein ſo armes
Rudi nahm indeſſen den kürzeſten Weg nach Tier muß es ſich gefallen laſſen, hinausgeſchickt
der „Traube“. Sie fühlte, daß ihre Kraft fie zu [zu werden.“
verlaffen drohte. Ihre Wangen brannten; in den Damit eilte fie davon, der „Traube“ zu.
Schläfen hämmerte und pochte es, als wolle das Rudi war nicht einmal vermißt. Der Wirt
Bluͤt die Dämme durchbrechen. Vergebens rang und die Wirtin hatten vollauf in der Schenkſtube
fie nach Atem und ſie mußte ſich gegen eine Mauer zu thun, denn die Gäſte drängten ſich. Man hatte
lehnen, obſchon die Lichter der „Traube“ bereits davon gehört, daß in der Schenke ein vornehmer
herüberſchimmerten. Doch nun wollte ſie — mußte Herr feſtgenommen ſei und wollte nun Näheres
fie weiter; und wenn es ihr das Leben koſtete, ſeinen wiſſen. Rudi ſteckte den Kopf durch die Thür der
Auftrag wollte ſie ausführen. Wirtsſtube, fragte nach dieſem und jenem, zu zeigen,
Aber in demſelben Moment hörte ſie Schritte. daß ſie anweſend ſei.
Sie preßte die Hand auf das hochklopfende Herz, Wenige Minuten ſpäter verließ ſie zum zweiten
als fürchte fie, daß es ſie verraten möge. Eine Mal das Haus und ſchlug denſelben Weg ein, den
Geſtalt leuchtete vor ihr auf — er war es. ſie vorhin genommen hatte.
„Herr Langbeck, kehren Sie um. Gehen Sie Es war elf Uhr, als ſie abermals vor dem
nicht nad) der „Traube“, wo ihre Feinde Sie er=| Fenfter der Meinen Wache ſtand und an das Fenſter
warten, Herr Johann Brand [Hidt mich, Ihnen } MNopfte. In demjelben Augenblid fiel auch ſchon
zu fagen, daß man ihn nach der Wache gebracht | Mirrend ein Stückchen Glas zu Boden.
und Alles verraten fei.“ „Haft Du ihn gefunden?“ fMlüfterte Johann
„Hölle und Tod!“ kam e8 Über Irmo Lang=| Brand atemlos.
beck's kreideweiße Lippen. „Er iſt gerettet; es hätte nicht viel gefehlt und
In demſelben Augenblick war's, als ob man er wäre Euren Feinden in die Hände gefallen.“
von der „Traube“ her Waffengeklirr höre. Ein Seufzer der Erleichterung entſchlüpfte Jo⸗
„Zurück! Zurück!“ ſtieß Rudi atemlos hervor, | Hanns Lippen, Der Sedanke, daß auch Irmo ein
„Sie find es!“ Opfer des Verrats werden Fönne, Hatte ihn in diejen
Sa, fie waren e8. Kaum war Irmo Lang- | Stunden beinahe zur Verzweiflung gebracht und
beck im Dunkel verfwunden und Rudi ruhig ihres | er dankte dem Himmel, daß wenigjtens dieje Lajt
Weges gegangen, um feinen Verdacht zu erweden, | jekt von ihın genommen war.
als auch ſchon ein Halb Dugend Männer auf fie „Und nun zu Euch, Herr,“ fuhr Rudi fort.
zutrat, von denen der eine ſie rauh am Arm faßte. | „Hier Habt ihr Handwerksgerät; feht zu, daß Ihr
„Sacrebleu! Was ſie ſich treiben auf der Straße | entfommt.
hier, Mademoifelle ?* (Fortfegung folgt.)
Entree frei.