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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 18. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0599

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Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗

nommen. Preis monatlich 20 Pfg.

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

blatt 82 Pfg. — Wird in der ganzen

Stadt verteilt und an den Straßen:
ecken angeſchlagen.


































Freitag, den 13. Auguſt

Alle Zuſendungen werden frande
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nommen.





1886



Mr. 186. J

ES IS Beilage:
Unterhaltungsblatt,

Aufforderung.

Wir erſuchen die iſraelit. Ge—
meinde⸗Mitglieder, welche mit ihrer
Umlage pro 1886 noch im Rückſtande
ſind, ſolche binnen 8 Tagen zu bezahlen.

Geidelberg, 12. Auguft 1886.

Iſtaelit. Gemeinde-Verrechnung:

Carl Ehrmann,
Liederkranz.
Heute abend Probe.
Central Kranken: und Sterbekaffe

der Ülthler etc, ett.

Samstag, den 14. Auguft, abends Halb
9.UNGr in der Hormuthei Beitrag: Crhebung.
Die Mitgliedr werden erſucht, die rückftän⸗
digen Beiträge zu entrichten.

Die Ortsverwaltung.

Samstag,
14. Auguft,
abeuds 9 Ahr
Zufammen:
kunft
im ſokal.

15. Auguſt
Schritsheim
Abfahrt
früh 8 Ahr
Bismarckplah.

Malet Vetcin Heidelberg.

NächHjten Samstag, den 14. d. Mts.
abends Kalb. 9 Uhr
Monats-Verſammlung im
Lokal.
Punktliches und vollzähliges Erſcheinen

erwartet
Der Vorſtand.

Bekanntmachung.

Aus den für das Univerſitäts-Jubi⸗
läum eingerichtet geweſenen Maſſenquar⸗
tieren werden
Ca. 200 Ctr. Stroh,

500 Stüc neue eiſerne Betiſtellen,

300 Stüd neue Seegrasmatratzen,

300 Stück Heine Tijdhe,

350 Stüc Spiegel,
jowie eine größere Partie Wachstuch dem
Verkaufe ausgeſetzt und wollen Angebote
auf das ganze Quantum oder auf einen
Teil derſelben bei ung eingereicht werden.

Die Befichtigung der Gegenſtände kann
tägli vormittags zwijdhen 10 bis 12 Uhr
erfolgen.

Heidelberg, den 10. Auguſt 1886.

Stadtbauamt.

Todes⸗Anzeige.
Freunden und Bekannten
die traurige Nachricht, daß
unſer liebes Kind
Midacl Schellig
x Beute morgen Janft verjchie-
S den iſt.
2 Um flille Teilnahme bitten
Die trauernden Eltern:
Ernſt Schellig nebſt Frau.
Heidelberg, den 18. Auguſt 1888

Damen finden lie be volle und freundl. |

MESE

Illufirier tes



















Aufnahme in der Privat⸗Ent⸗
bindungs⸗Anſtalt v. Emma Lechner, Neu⸗
cafe 1, Heidelberg. — Strenafte Discretion.

Um des Mammons willen,
Roman von W. Höffer,
(40. Fortſetzung.)

Sie rang die Hände. „Und das iſt Dein feſter
Entſchluß, — Qu

Felſenfeſt. Ich habe, wie ich glaube, jetzt ſchon
kine Spur, und heute noch in dieſer Stunde will
ich ſie aufnehmen.“

Die beiden weißen, ſo ſchrecklich abgemagerten
Hände griffen fajt wild in die Luft. „Eine Spur,
Matthias ? — Cine Spur, faglt Du? -— Wo?“

_ „Xaß das jebt,‘ bat er, „mehr und mehr den
erſten furchtbaren Ausbruch der Verzweiflung über—
Windend, „laß e8, Juliska, ich möchte Dich nicht
umſonſt ängſtigen. Aber zum Biel fommen muß
beim Himmel es giebt keinen anderen Weg,
Un mich vor dem Irrſinn zu bewahren Jener
Order iſt mein Todfeind, — ich will ihn beſtrafen,
meinen bitteren, unverſönlichen Haß fühlen laſſen,

ie es recht und billig iſt.

F Tiefer und tiefer, wie gebrochen ſank die junge
rau in ſich zuſammen. „Dein Todfeind? — Und
an mich denkſt Du gar nicht?“
dus Cr ſtreichelte liebevoll das weiße kalte Geſicht,
u dem die Augen jo ohne Hoffnung, {0 todes:
Sun zu ihm emporjahen. „Für Kurze Zeit mur,
Uulisla, vielleicht für wenige Wochen, dann gehört
8 die Zukunft.“
J Aber ſie ſchüttelte den Kopf, leiſe weinend, wie
ee der Alles verloren giebt. „Es iſt alsdann
ſpät, Matthias, glaube mir, es iſt zu ſpät. Ich
erbe vorher“
ir Er erſchrack heimlich, aber dennoch ſuchte er
M ‚den trüben Gedanken auszureden. „Du lebt
& einſam, Juliska, ſiehſt keinen Menſchen bei Dir,
hrſt niemals aus, daher kommen dieſe quälenden
orſtellungen.“
„M i 2 i i i
eb aclziae bat Juliska, ſieh mich an. Hab

BEE

bei uns einreichen zu wollen.






Das Festzugs-Comite.





beſte entſchäͤdigt hat.

Dresden,
Heidelberg, den 12. Auguſt 1886.






Fe. W. Franke, Generalagent, Märzgaſſe 2.
Carl Welde, Inſp ktor, Bergheimerſtraße 56.




empfiehlt. in nur

billig besorgt.













Heidelberger

Vorzügliches Tafe]lwasser,
Haupt-Depot für Heidelberg bei
Die Beleidigung, weldhe ich gegen
Johann Heiß au8gejprocdhen habe, nehme
ich für unwahr zurück.
Frau Grün Witwe,
Handſchuhsheim

Silberner Anker

über der alten Brücke.
# Morgen Samstag wird
) geſchlachtet.

Brauerei A, Gulden.

Der Ausſchank des ff. Jubiläum s⸗
biers aus der Heidelberger Aktienbrauerei
wird fortgefekt ohne Preiserhöhung.

Edingen.
Den Gräfl. von Obern dor ſj' ſchen

Bier-Gartien

Hält den geehrten Herrſchaften als Aus—
flugsort beſtens empfohlen
Keller.

Neues Sauerkraut und
neue Poll-Heringe

per Stücg 12 Pig. empfiehlt
F · Qufan, Plöcjirake 3.













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Carl Will, Fiſchmarkt 4.

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für Ga8 unter dem Ankaufspreis aus.


















Jehſer, WMärzgaſſe 12.
itoph’8








Juluis Mayer.

Ecke der Neugasse,




Neucofje 17 a.



des Mörder8 aufgebe? — Nie, bei Sottes Gegen⸗—
wart, niel“

Sie {prach nicht mehr, aber ihr Ausjehen war
ſchrecklich. Hätten nicht die Augen das Leben ver-
raten, [jo würde Jeder, der fie Jah, die einjt jo ſchöne
junge Frau für eine Leide gehalten Haben.

Matthias füßte ihre Lippen, ihr Haar. „I
fomme wieder, IJuliska, morgen, alle Tage. Du
ſollſt nicht länger ſo einſam bleiben.“

Nur gewaltſam riß er ſich endlich los. Alle
Bitterkeit, welche ihn durchflutete, alle Sorge und
Unruhe concentrierte ſich in dem Gedanken an den
Zigeuner; er machte ſich ohne Zeitverluſt auf nach
dem berüchtigten, in der inneren Stadt liegenden
Gäßchen, welches ihm Franziskas Beſchreibungen
auf das Genaueſte gekennzeichnet hatten, auch das
Haus, eine Spelunke mit Backſteinfußboden und
ſchiefhängendem niederen Dache, fand er ſehr bald,
— aber gerade das, was er ſo emſig verfolgte,
ging hier verloren, die Spur des Zigeuners.

Tenrek hatte einige Tage in der Herberge ge—
wohnt, dann war er verſchwunden, — wohin, das
wußte Niemand.

Und nun riskierte Matthias eine letzte Frage.
„Beſaß der Zigeuner Waffen? Eine Kugelbüchſe
zum Beifpiel ?“

Die Leute Hatten nichts davon bemerkt,

Matihia8 wollte am. andern Morgen bei der
Polizei - feine Erkundigungen fortſetzen, für heute
ſehnte er ſich, wieder auf dem Balkon ſeiner Wohnung
zu ftehen und mit Franziska alles zu erörtern, was
im Laufe des Tages gefldhehen war. Aber zu feinem
Entjegen fand er die Wohnung des jungen Mädchens
leer. Da fiel ihm ein zujammengefaltetes Blatt,
auf dem Tiſche liegend, ins Auge. Mit Bleiſchrift
war in großen Zügen ſein Name auf die Vorderſeite
geſchrieben, — ein Brief an ihn alſo. Bon Franziska?
Sein Herz ſchlug ſchneller, er ergriff wie einen Schatz
das leichte Blätichen und riß es auseinander. Von
dem Srafen Cecil!“

„Io war heute in Deiner Wohnung, um Did



„Indem ich flüchte, indem id die Verfolgung

mit mir nad Hollingen zu nehmen, mein Kieber

Neffe, — bislang lag auf allen Bejuchen die Sperre
des gegebenen Chrenwortes, nicht wahr! Nun, wir
müſſen gemeinſchaftlich handeln, denn ich glaube
eine ganz neue Spur entdedt zu Haben, Der För-
{ter von Eßlingen beſuchte mich und erzählte mir
jeltjame Dinge. Morgen um 1 Uhr Mittags bin
ic bei Deiner Schwägerin, lieber Junge, möcdhteft
Du mir Zutritt verfhaffen ? Juliska empfängt mid
nicht, fie ift Frant und unglüclich, ich muß unter
allen Umftänden zu ihr gelangen, damit die Geld:
verhältniffe geordnet werden, Auf Deine Pünktlich:
keit bauend Dein aufrichtig ergebener Onkel Cecil.“

Auf Holingen verfiridhen die Tage in immer
gleichen Einförmigkeit und Stille, namentlich was
den Grafen Maximilian betraf. Er lebte im Grunde
das Daſein eines Verdammten. Hinter den Mauern
ſeines Zimmers als freiwilliger Gefangener lebend,
verbrachte er troſtloſe Tage.

Cecil ſprach mit ſeinem Bruder nie, er erwähnte
ihn nur und reſpektierte der Welt gegenüber den
äußeren Schein, — wie ſehr ihn Maximilian dafür
haßte, welch unſtillbaren Groll er im Herzen trug,
bas zu ſchiidern wollen wir nicht verſuchen.

Als der Tag kam, an welchem Matthias vor
das Kriegsgericht geſtellt wurde, fuhr Maximilian
zur Stadt. Auch er war vergebens in der leeren
Wohnung des Lieutenants, — faſt freute es ihn,
den Sohn nicht angetroffen zu haben. Er beſaß
ja keine Heimat mehr, in die er ihn Hätte führen
können, er durfte nicht ſagen: Begleite mich nach
Hollingen! — An dieſem Tage überſtieg das Maß
der Heimſuchung zum erſtenmale ſeine Kräfte, aber
nur um ihn zu erbittern, um das Böſe, Egoiſtiſche
ſeiner Natur ſo recht zur vollſten Entfaltung zu
bringen.

Gin Wort gab e8 ja, das den Grafen Cecil,
den Reihen, den Sieger Hätte beglücen können
über alles, ein Wort von feinen Lippen, nach dem
ber andere dürftete, wie der Wüſtenwanderer nach
dem Waſſer, — aber er ſprach e8 nicht. Cine Perle
gab es, um die der andere willig verlaſſen Hätte,

—— — ——
blieb — aber er ließ den Verhaßten fuchen, immerfort
ſuchen, frohlockend, wenn alles Bemühen vergeblich
ſchien.

Cecil ſprach auch an dieſem Tage mit ihm keine
Silbe. Die beiden Equipagen vom Schloſſe fuhren
eine hinter der anderen nach Hollingen zurück, die
Lakaien wechfelten ein verftohlenes Lächeln, ihre Herr-
jchaften nahmen von. fich gegenfeitig Feinerlei Notiz.

Aber des Lieutenants Zimmer wurden in Stand
gefeßt, Marimilian fahH e& und ein Schimmer von
Freude erhellte feine Seele. Der jüngere Hausge-
noſſe konnke zwiſchen den beiden Älteren durch fein
bloſes Erfdheinen zum Vermittler werden, Konnte
ausgleichen, glätten, — mit Ungeduld erwartete er
den Augenblick, weldher ihn bringen [ollte,

Cecil fuhr am nächjten Tage wieder in die
Stadt und ging, nachdem er den Wagen im Saft-
hof gelaffen, zu Fuß nach der Gartenfiraße. Bor
Juliska's Thür zog er die Uhr, -— noch eine Viertel-
jtunde, dann mußte Matthias konimen und ihm
Eintritt verſchaffen. Freilich hatte er auf die geſtrigen
Zeilen Feine Antwort erhalten, aber diefe gering:
fügige Artigfeit würde ihm ja der Neffe nicht fhuldig
bleiben,

Bon den dreimalhunderttaufend Mark, welche
die junge Frau in die Che gebracht, fand fi auch
nicht ein Pfennig vor; der Iuftizrat wußte, daß
die Gräfin ihre Pretiojen verkaufte, um zu leben,
— Das durfte nicht ge[hehen.

Cecil wollte aber nicht allein dieſe Ungerechtigkeit
materiell ausgleichen, ſondern daneben die junge
Frau den Augen feines Neffen möglichft weit ent-
rücken. Juliska ſollte, wenn auch das Kapital unwie⸗
derbringlich verloren war, doch die Intereſſen des—
ſelben bis zu ihrem Tode genießen, — unter der
Bedingung, an einen entfernten Ort zu ziehen und
wohlweislich mit der Klauſel, daß bei ihrer etwaigen
Verheiratung alle dieſe Vergünſtigungen wegfallen
würden.

So war dem drohenden Unglück beſtmöglich
gewehrt. Matthias befaß, nachdem ihn das Regi-





was fein war, ohne deren Befif alles übrige wertlos

ment aus feiner Mitte geftoßen, im Augenblid nichts,



er mußte auf Hollingen Gaſtfreundſchaft Juden und
konnte ſo mit leichter Mühe in die techniſche Carriere
hineingelangen, konnte ſich eine angenehme ſichere
Stellung erwerben, ohne erſt gleichſam von neuem
zu beginnen und die Entmutigungen des Anfangs
zu ertragen, ehe er das Ziel wirklich erreichte.

Aber ein8 war habei ganz fiher. Madame
Juliska durfte nicht zum zweilenmale Gräfin Harrach
werden.

Cecil ging vor der Thüre auf und ab. Er
mußte, um alle diefe Angelegenheiten zu ordnen,
notwendig mit der Witwe feines Neffen felbft ſpre—
hen, da fie m aber den Zutritt fo beharrlich
verfagte, wollte er in Begleitung des Grafen Matthias
erfcheinen. Wo blieb denn diejfer? In Grunde hätte
er 19on an Ort und Stelle fein können.

Noch ein Blick auf die Uhr. Auch das legte
Viertelſtündchen war verfloſſen, von dem jungen
Manne aber nichts zu entdecken.

Cecil ging entſchloſſen zur Thür. Er wollte
ein paar Worte auf eine Karte [Oreiben und ich
dadurch den Zutritt ſichern, — ſchlimmſtenfalls mochte
der Iuftizrat jehen, was fiH mit der eigenfinnigen
Dame machen ließ.

Gin Klopfen an die Hausthlir blieb erfolglos,
dann aber zeigte fih, daß diefelbe gegen alle [onftige
Gewohnheit offen war, Cecil konnte das Veſtibuͤl
betreten und die Treppen hinaufgehen, ohne irgend
einem lebenden Weſen zu begegnen.

Sonderbar! — Ob am Ende die junge Frau
das Haus heimlich wieder verlaſſen hatte?

Aber nein. Hundert Kleinigkeiten zeigten ihm,
daß es bewohnt war.

Ceeil klopfte an die Thür eines nach der Straße

belegenen Zimmers, — feine Antwort erfolgte, Er
probierte den Drücker; auch hier war das Schloß
offen.

Und nun trat er ein Aus dem zweiten, Nur
miftelft einer Portiere von dem erften getrennten Zim-
mer erflang eine Männerſtimme.

(Fortſetzung folgt!)




















































 
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