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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 151 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0467

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Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗

Nommen, Preis monatlich 20 Pfg,

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

blalt 32 Pfg. — Wird in der ganzen

Stadt verteilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.

Mr. 151.

ME“ Zur heutigen Nummer
ein Beiblatt, "I

Naturhist, med, Verein,
Freitag, den 2. Juli‘ 1886.
. F. Noll:

Die Richtungsbewegungen dorsiventraler
Pflanzen -Organe.
H.Schapira:

Ueber ein einheitliches Princip zur Classi-
_fication von Grössen und Functionen.

Baeh Verein.

Dienstag, den 6. Juli, präcis 8 Uhr
im Gartensaale des Museums:
allgemeine Damenchorprobe.

Dienstag, den 6. Juli, abends 7 Uhr
im Schulhause, Ecke der Plöck
und Sandgasse: Probe für die
Herren vom Bass.

Mittwoch, den 7. Juli, abends 7 Uhr
in dem nämlichen Lokale: Probe
für die. Tenore.

Donnerstag , den 8. Juli, punkt
8 Uhr beginnend Gesamtchor-

“probe,








Heute &


zeitag 4370
Nattfinden fol, wird um vollzähliges Er⸗
[Deinen gebeten. Der Vorſtand.

Freiwillige Feuerwehr,
) Die Steigermannjhaft wird hiermit aufacfor-
rt, fi Sonstag, den 4. Juli, morgens 7 Uhr,
ie Eprigen: und Wafjermanfchaft Montag, den
« Iuli, nachmittags 6 Uhr zur Üebung (im leinenen
DC und Müge) im Sprigenkaufe einzufinden.
Das Kommando: Jac. Keſſelbach

Cäcilia.

abend halb 9 Uhr Probe in der



ute

He









Kirche. Ser Vorſtand.
TE Samstag,
den 3. Inli,
9 Ahr

General-
Ver-
Sammlung

vo im Zokal zum



* dr Baltjährige Me
Richterſcheinen wird beſtraft.

— Der Vorſtand.
Cenlral⸗Krunken⸗ und Sterbekaffr

der Eiſihler ett.

Samstag, den 3. Juli, abends halb



Sonr
rechnung




Den Mitgliedern diene zur Nadhricht, doß
don jet ab. feine Beiträge, mehr in der
ohnung des Kaſſiers, ſondern außer den
erſammlungsabenden nur noch Sonntag
Vormittag von 10 bis 11 Uhr in der
ormuthti angenommen werden, ebenda:
Telbit moikcd auch Krankengeld ausbezahlt.
Die Ortsverwaltung

Puddl.

Heute abend Vorſtandswahl.

& Rote Plüldh-Garnitur, Sofa mit [HS
fühlen, gutcz Pianino (Stuttgarter Fabrikat)
zu shalber zu verkaufen, Bergheimerſtraße 91,














Freitag, den 2. Juli

—î— —







Alle Zuſendungen werden franko
erb ten.

Für die Aufnahme von Anz:igen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über—
nommen.









(obere
mit freundlichſt eingeladen werden.

2⸗ Uhr:

20 Big. am Einq

8
9
.
8
8
8



Anfang 81 Uhr.

Samstag, den 3

Konzert vom a

Aufang 6 Uhr.



Konzert von

bei Herrn Kaufmann Th. Kloh,
dem 1. Juli auf

stellung der Zeitung erfolgt in der






Bezugnehmend




































Hälfte)

arrkirche.

Aufführuͤng von 6 Ge⸗
e des Bezirkspräſidenten

religibſer Spezial-⸗Chöre von

Liturgiſchen



Stadt-Orcheſter.

NR. Wollweber.

ten Brücke.

M. Zelſe.




Heidelberg, Haup'strasse 203, mit

ale übergeben zu wollen... Die Zu-
bisheri,en Weise.
Hochachtungsvoll

Bad. Landes:-Zeifung,

Hof kansthandlung,





Damen⸗Schwimm—

und Bade-Anſtalt





Der Treppen.



Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(29 Fortſetzung.)

In „Ich will Dir für, diefe Stunde danken, ſo
ge id atme, Yulisfa, Mein Vater nannte mich
Men Mörder, — Du Haft nidht an mir gezweifelt,
u bliebſt treu, als mich Alles verließ, — dafür
Gehört Dir mein ganzes ferneres Leben.“
als Seine Lippen glühten auf ihrer Hand, aber
® fie ſich laut ſchluchzend in feine Arme werfen
ollte, ſchob er ſie ſanft zurück.
ich „Unlen liegt der Tote, Juliska! — Adieu jetzt,
ig gehe von hier, ohne Dich wiederzufjehen, aber
h ſchreibe Dit bald. Adieul“
M Sie rang die Hände. „Was willſt Du thun,
atthias ? Weshalb verläßt Du dies Haus, ohne
fi 1) mit Dir zu nehmen? — Soll ich denn wahn:
nnig werden?”
der Er ſchüttelte den Kopf. „Ich muß den Mör⸗—
finden, Juliska. O, Du weißt nicht alles. Auch
eine Kametaden halten mich für ſchuldig, Paul
pingen iſt hier geweſen, ohne mich aufzuſuchen.
u Ber Gott, wenn e8 mir nicht gelänge, den Thäter
&.Mtlarven, wenn ich in den Augen der anderen
iliziere immer heimlich als Mörder gelten jollte,
Der ertrüge ich nicht. Lieber tot, als ein entehrtes
Mein weiterſchleppen!“
M Juliska zitterte. „Du willſt den Thäter finden,
atthias ? — Wo ? Hegſt Du irgend einen Verdacht?“
„Wi Cr fuhr mit der Hand über die heiße Stirn.
ſollte ich, Juliska? Krafft's Privatverhältniſſe
un Mir ganz fremd. Aber irgendwo auf Erden
ünn er ja leben nnd wenn wir erft eine Spur,
bie Anhaltspunkt beſitzen, ſo forſche ich Weiter,
ich ihn entdeckt habe. Dieſer Ünbekannte iſt

Mein & . * —
Can Todfeind, if der, welcher mein Leben der
e8 ee der Verzweiflung überliefert, — wundert

Deren wenn ich, jede Stunde, jeden Gedanken
e, um ihn an’8 Licht zu ziehen, und mi
ſelbſ zu retten 8 A a zichen. %

1

{

{



Glieder lief ein Shauder, den fie nicht verbergen
konnte. „Wie ſchrecklich,“ bebte es Über die farb-
loſen Lippen, „Matthias, Du kannſt doch vielleicht
dereinft vergeffen! — Laß fie alle, Deine Kameras
den, Deine Freunde, laß uns nur — —"
„Juliska!“ rief er leidenſchaftlich, „darüber ſollte
nie ein Weib urteilen! — Den Degen tragen, wäh⸗—
rend meine Vorgeſetzten, meine Waffenbrüder mich


gehen, belaſtet mit ihrer heimlichen Verachtung, -— nie,
nie, [hon der bloße Gedanke Könnte mich wahnſin—
nig madjen. Ih muß den Schuldigen entdecken,
Gott wird mir helfen, — id muß meinen Kameraden
gegenüber unbeſcholten daftehen, Fein anderer Gedanke,


und höchſten Ziel entfremden.“

Juliska ſenkte den Kopf. „Und wenn Du ihn
niemals finden ſollteſt, Matthias? — Wenn alle
Nachforſchungen vergeblich wären?“


giebt einen Satz, den Du kennſt, zuweilen wird er
ürplötzlich, ſo gleichſam wie eine Art von Schickſals—
frage, dem Menſchen vorgelegt, die Entſcheidung
kann dann nicht mehr zweifelhaft ſein; Lieber leblos,
als ehrlos!“

Sie wandte ſich ab, ihr Spitzentuch verhüllte
das zuckende Geſicht. „Du ſprichſt, als hätte der
unbekannte Mörder Dein ganzes Lebensglück, alles
was Du hoffteſt und wünſchteſt, auf einen einzigen
Schlag zerſtört, Matthias. Ich ſelbſt alſo, mein armes
unbedeutendes Ich, gelten Dir nichts, höchſtens
in zweiter Linie, nad) Deinen Kameraden, — nach
tauſend elenden Rückſichten.“

Er drückte freundlich, aber ſehr beſtimmt ihre
kleine Hand. „Wir dürfen darüber nicht ſprechen,
Juliska. Gewiß, ich bin Dir dankbar, ich erkenne
vollfommen Dein weicheS, freundliches Herz, aber
e8 giebt eben Dinge, über die im ANgemeinen das:
Weib nicht ganz Mar urteilt, So leb’ denn nun
wohl, Liebe, ich ſchreibe Dir bald.“


thias, wie unglücklich ich bin!“

Und da ſchüttelte er den Kopf. „Das ſagſt
DOu mir, Juliska, mir, der im Verdacht des gemei⸗
nen Meuchelmordes ſteht? — Fluch Dem, deſſen
Sünde ich trage!“

Sie winkle ihm, ob zum Abſchied oder aus
Entſetzen, ſeiner unſtillbaren Trauer gegenüber, er
wußte es nicht, er ſah ſie nur „auf den Teppich
ſinken, ſchluchjend, außer ſich vor Schmerz, er hörte
von ihren Lippen die abgebrochenen Laute eines
| Gebete, und mit erftidtem Seufzer fuchte er fein
f eigenes Zimmer auf.

„Lieber leblos als ehrlo8,‘ — er wiederholte

es ſich auch jetzt.
Während diejes ganzen Tages lag das Schloß
wie ausgeſtorben, und erſt am folgenden Morgen
verſammelte ſich die Nobleſſe der Umgegend zur
Teilnahme an der Trauerfeierlichkeit. Matthias beob⸗
achtete heimlich, er biß die Zähne zuſammen vor
Schmerz, — es kümmerte ſich Niemand um ihn.
Dein alten Grafen wurden die Beileidsbezeugungen
zu teil, ihm nur ein ceremonieller, möglichſt kühl
gehaltenet Gruß, ſelbſt der Geiſtliche beſchränkte
ſich auf wenige unerläßliche Worte.

Er war ſtumm, aber ganz beſtimmt aus dem
excluſiben Kreiſe der Verſammelten ausgeſchieden;
man überſah ihn vollſtändig.

Von ſeinen Regimentskameraden hatte ſich Fein
einziger. zum Begräbnis eingefunden, — Krafft's
ehemalige Waffengefährten, mehrere Infanterieoffiziere
hielten ſich ihm gegenüber in ſolcher Reſerve, daß
ihr Hierſein für ihn zu einer Art Herausforderung
wurde; er war blaß bis in die Lippen, aber er
ſchwieg. Das erſte Wort, unter dem Einfluß ſol—
cher Stimmung geſprochen, hätte verhängnisvoll wer⸗
den müſſen.

Als man die übliche Schaufel voll Erde auf
den Sarg warf, [Hienen ihn. aller Augen zu beob-
achten Würde er wagen, fich dem offenen Grabe
zu nähern s



Cr fay e8 und lächelte mit zudenden Lippen,

090000000000000000























Vormerkungen für die Tribür

Köster’schen


jenplätze zum historischen Festzug


Buchkdie., Hauptstr. 60.



Der Ausflug findet Sonut
Witterung, ſtatt.


ag, den 11, Juli, bei günftiger



bead ſtattfindenden Sitzung zahlreich und



punktlich erſcheinen zu wollen.
Der Vorstand,





Sonntag, 4. Yultf,

Militär-








nachmittags 4 Uhr


Oonzert





) Matroſen⸗Marſch au der Operette „DZ Matroſen Heimkehr“ . Suppe,
2) Ouverture z. Op. „Raymond“ .Thomas.
8) Zug der Frauen a. d. Op. „Lohengrin“ — Wagner.
4 Schatz⸗Walzer ad. „Zigeunerbaron“ . — . Strauß,
2, Abteilung:
5) Ouverture „Die Vehmrichter“ Berlioz.
6) Alla stella confidente, Romanze — Robandi.
7) Arie d:8 Sarastro a, d, Op. „Die Zauberflöte“ . . * .Mozart.
(Solo für 4 Poſauniſten).
8) Fantafie über ſpaniſche Rationalweifen ; — . Gevaert.
3. Ableilung:
9 Tanz der neapolitaniſchen Fiſcher a. d. Suite Bal Costume“ Rubinſtein.
10) Jung Werner's Abſchiedslied „Behüt' dich Gott, es wär zu
ſchn geweſen“ a. d. Op. „Der Teompeter von Säkkingen“. Neßler.
(II Ber8: Solo in der Entfernung.)
11) „Mit Humor!“ humoriſtiſches Potpourri . Schreiner.
12) Chor der Gofjenduben a. d. Ob. „Carmen“ — Bizet.



Münchener ſcho
Mannh
Hoidel

E

2





Altes Zinn und Blei fauft zum höchſten
Preis. Beiler, Sandgaſſe 6.


verließen ihn feine Kräfte; ohnmächtig vom Ueber:
maß der entſetzlichſten Nervenaufregung ſank er zu—
rück in die Arme des alten Grafen.

Und bleiche Geſichter ſahen rings einander an.
War das ein Gottesurteil?

Unter beklemmendem Schweigen zerſtreuten ſich
an der KirdhHhofpforte die Teilnehmer der Trauerfeier-
lichkeit, — etwas Faltes Waffer, von der Frau des
Totengräbers mitleidig geſpendet, rief ſchnell die
Lebensgeiſter des jungen Mannes zurück, ſeinem Vater
gegenüber ſaß er wortlos in der Kutſche, ſo unglücklich,
ſo ganz verzweifelt wie nie zuvor.

Auch hier wurde kein einziges Wort geſprochen.

Im Schloß flüſterte mit verſtörter Miene die
Dienerſchaft Matthias ſah, wie der Kammerdiener
die Flügelthüren des Saales öffnete und wie er
dann leiſe, als ſei ein Unglück geſchehen, ihm ſelbſt
näher trat.

„Der HerrPremierlieutenant vonCppingen wün-
ſchen den Herrn Grafen zu ſprechen!“ flüſterte er
unruhig.

Matthias hätte beinahe laut gejubelt. Sein
Herzensfreund, der Genoſſe mancher heißen, tot—
uͤmdrohten Stunde, — Paul Eppingen kam zu ihm,
um an ſeiner Seite zu ſtehen, wie einſt. Nun war
Alles gut.

Cr erreidhte mit drei Schritten den Salon, er
breitete {Hon feine Arme aus, um voll tiefer Cr:
ſchütterung den Freund, den legten, an feine Bruſt
| zu ziehen, aber ebenfo {nel ergriff in ein ſonder⸗
bar beflemmendes Gefühl. Cppingen ftand mitten
im Salon, in dienftliher Haltung, mit Bliden, die
Schlimmes zu verkünden {Oienen, er trug in der
Hand ein Papier, fein ganzes Ausfehen zeigte, daß
er nicht zum Zweck eines Beſuches im Schloſſe war.

„Paul,“ rief Matthias, „lieber Junge, was
giebt es?“

Der Premierlieutenant behielt ſeine durchaus ab⸗
weiſende Haltung. „Ich bin hier auf Befehl des
MegimentscommandexrS, Zreiherrn von Schellen⸗










rr pro Fl. 50 Pfg.
” 40 ”
35














eizer Tüllspitzen

w

erden fhnell und billis geflochten
bei A. Do tter, Schſffaaſſe 4
dorf,“ antwortete er, „und zwar um Sie, Herr
Graf zu verhaften. IH bitte Sie, lefen zu wollen.“

Matthias nahm mechaniſch das dargereichte
Blatt. „Mid zu verhaften ?” wiederholte er beftürzt.
„Weshalb? — Und das fagit Du mir in dieſer
Weiſe, Paul?“

Der andere ſchien die vertrauliche Frage nicht
gehört zu haben. Ich bitte, zu leſen,“ wiederholte er.

Matthias entfaltete das Dokument. Schon der
erſte Blick auf ſeinen Inhalt zeigte ihm zur Genüge,
um was es ſich handelte, — der Staatsanwalt
hatte dem Garniſonsälteſten eine Mitteilung gemacht,
infolge weicher ſich die Militärbehörde veranlaßt
ſah, den Lieutenant Matthias von Harrach wegen
dringenden Verdachtes, feinen Bruder meuchlings
erſchoͤſſen zu haben, — hiermittelſt verhaften zu laſſen.

„Sch bitte alfo um ihren Degen,“ fügte Eppingen
bei. „Meine Leute warten, — Sie wollen fi gütig]t
nach Möglichkeit beeilen.“

Dunkle Röte überzog das Geſicht des unglück—
lichen jungen Mannes. „Ihre Leute?“ wiederholte
er, „Sie haben Bedekung mitgebracht?“

„Meine Ordre lautet 10.“

Das Papier fiel auf den Teppich, — als Mat-
thias den Degen hingab, war es ihm wie einem
Verurteilten, der den Nachrichter vor ſich erblickt.
Mechaniſch folgte er dem Freunde, deſſen bittere
Veraͤchtung jeder Blick bekundete; ohne mehr als
nur einen dumpfen, laſtenden Druck zu empfinden,
warf er ſich in die kaum verlaſſene Kutſche, während
mehrere Ulanen, Leute ſeiner eigenen Schwadron,
rechts und links vom Wagen ihre Plätze nahmen.

Als das Gefährt über den Hof rollte, ſahen
ihm halbverhüllt von den herabgelaſſenen Vorhängen,
zwei Augen nach, — dle des alten Grafen. Er
bewegte ſich nicht, er ſprach auch keine Silbe, aber
al8 {päter am Abend der Kammerdiener mit den
übrigen Domeſtiken flüſterten, da ſchüttelte er ſich
vor Grauen.

Gott ſtehe uns bei, er ſah aus, wie ein wan⸗
delndes atmendes Geſpenſt.“

(Sortjepung folgt.)







 
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