Arſcheint taglich, Sonntagh ausge
Tömmen, Preis monatlich 20 Pfa.
Eit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
Ölatt 38 fg, — Wird in der ganzen
Sieht berteilt und an den Straßen
eden angeſchlagen.
Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.
Für die Auſnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichkeit übers
nonmen.
Ir. M.
„HKHeidelberger
Militär-Verein.
Das Waldfeſt wird auf
Sonntag, den 27, Juni
berlegt.
Der I. Vorstand.
Leldelberger Schach-Club.
Jeden Mittwoch und Sams⸗
tag abend
a Spiel= Abend.
Gäſte ſind willkommen.
— —
3 2
liegenſchafls⸗Nerfleigerung.
Auf Artrag des Erbpfleger8 werden
M Freitag, den 2. Iuki 1886,
7 morgens 9 Uhr
in dem Geſchäfts immer des Unterzeichneten
mM Hauſe Köſter's Bank hier, zwei Treppen
Dom, die unten be] Hriebenen, zum Nachlaß
8 Kohlenhändlers Martin Krüger von
ler gehörigen Liegenſchaften Öffentlich zu
tentuin verſteigert und endgiltig zuge—
hlagen, wenn mindeſtens die Schaͤtzungs⸗
Teile geboten werden.
E 1) 1 Ar 50 qm. Flädhenraum an der
PbelGeimerftraße, worauf mit Nr. 2 be
kichnet: ein zum Teil drei=, zum Teil vier»
Öfiges Wohnhaus mit gewölbtem Keller,
je Ozimmer-Einzichtung, zweiföciger Sei-
enbau mit Knieſiock, gewölbtem Keller,
Knut jind, begrenzt öftlih Jakob Siegel,
nic felbft, rördli Valentin Gamber,
dlich Eppelheimerſiraße, lariert zu
18,000 IM.
5 2) 4 Ar 23 qm. Bauplak alda, begrenzt
Ski jelbft und Valentin Gamber, w. ftlich
riedrich Buchenau und Jakob Lauberi
hefrau, ſudlich Eppelheimern, nördlich
zwar:
der Teil gegen die Bergheimerſtraße
in der Länge entſprechend der Tiefe des
Gamber'ſchen Hauſes und in paraleller
Linie mit der Bergheimerſtraße abge⸗
b) grenzt, Tax 5000 Mk.
a)
Tox 3000 Mk.
Heidelberg, den 4 Juni 1886,
SGroßbh. Notar:
A. Starck.
Anwendung von Lachgas,
—
Samstag, den 19. Juni
1886.
14. Sant,
Uhlig.
zeit Kinder angemeldet werden.
daß ich die
übernommen habe,
zu erhalten.
Aktienbrauerei (vorm. Kleinlein)
preiswürdige Küche beſtens aufmerkſam.
wozu ich meine Freunde und Gönner einlade.
Achtungsvoll
E. DelIp.
Fißler.
ergebenſt ein
einer Partie zurückgeſetzter
mE
3
E. Pfaff zur Traube.
Impfſchein anzumelden.
Die Direktion: Salkzer.
5}
"Zn
Versand dieser Biere in !Aı und
Grösse, frei in’s Haus.
Louis Schaaff.
lückſtr.
t. 32.
Plöckſtr.
Stahl= 20. -⸗-Bäder.
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Von dem rühmlichſt bekannten und
Auszeichnungen prämiierten
Daniel Baer.
neuerdings wiederum mit den höchſten
der Geſellſchaft für Brauerci, vormals
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jeder Tageszeit.
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— ein, das Viertel zu 12 Pfg. ſowie
% dere E orten, wie befanrt, zu den billigen
nn ſowie verſchiedene Sorten Kuchen
Feinbäckerei⸗Waren.
Leh.
tz ‚Solid: Arbeiter Können Hoff erhalten. Näh -
Brurnenoaffe 16. 1. Stod,
Roman von W, HSffer.
(25. Fortſetzung.)
— und links ernteten Schnitter die vollen
Ute en, bogen fiH in den Gärten die Fruchtbäume
er ihrer Laftz zuweilen tönte von den Weiden
weil tr das jubelhelle Singen der Hirtenfnaben, zu:
r ein SG{öclein — vielleicht von einem Leichen:
Ser, dem der Prielter voranging und dem trauernde
Br en folgten, vielleicht von dem Chrenwege einer
feli mit Rranz und Schleier, mit einer füßen,
ee Erwartung des Glüdes, {Hön genug, um
Ur villen al’ die hHerben Täuſchungen der Wirk—
At in den Kauf zu nehmen.
Und Immer höher hinauf in das Gebirge! Hie
neg ſchwebte durch die helle Luft ein goͤldbrau—
Nob lnifterndes Blatt, ein Erſtling derer, die der
feat Mberfturm zu Milliarden von den Zweigen
Dir Mehr und mehr erftarben die Laute aus den
den EIN da unten, enger und enger wurde zwijhen
elscoloſſen der Weg.
I nt A oben, ganz oben wohnte Sulamith. Er
Qewär den braven Förfter, deffen Haus ihr Schuß
ban rte, er wußte, daß liebevolle Fürſorge die Tod-
ſchage Getragen und behütet, ein Brief. hatte ihm
Tag Geftern Abend mit ihren Grüßen zugleich die
ben Aicht des glücklich vollbrachten Umzuges gege—
do Mochte jeht Graf Maximilian fuchen, wo er
dufe, das einſame Gebirgsdorf lag nicht mehr
Son dem Grund und Boden der Herrſchaft
ingen, — Sulamith war ſeiner Hand entrückt.
Zur Don ſchimmerte zwiſchen den Bergſpitzen der
dä des Kirchlein8 erfennbar hervor. Rote Ziegel
© Tagen in feinem Echatten, weiter unten dehn:
Herren „
feinſt Rahmkäſe
in Heidelberg übertragen.
I 2
billigem Preis
Hauptſtraße 102
zu Original-Fabrikpreiſen unter Garantie
Ware zu kaufen.
gemacht (Normal⸗-Stiefel).
Schuhwaren⸗ Fabrik, Hauptſtr. 16,
naang Neugaſſe.
dahin, undurchdringliches Dickicht verſperrte den Pfad.
Nur zur Höhe führten die Stufen hinab an der
andern Seite — —
Wieder ein Glöcklein, — tiefes ernftes Tönen, eine
Trauermuſik, fernher flingend, dabei, kaum ganz
erkennbar, windgetragen und eis verhallend, aber
doch freundlich, doch tröftend wie liebe vertraute
Menſchenſtimme.
Der am Kreuz iſt meine Liebe,
Meine Lieb' iſt Jeſus Chriſt.
Und hell auf das Haupt des Gottesſohnes
ſtrahlt der ewige Glanz von oben, hell ſchimmert
ſelbſt das plumpe goldgefärbte Holzwerk der Dor⸗
nenfrone, Unten am Fuße Iniet Maria, fieben Schwer:
ter haben ihre Bruſt durchbohrt, — die Geſchichte
der Menſchheit, all' ihr Hoffen und Leiden, all' ihr
Kampf und ihre Erlöſung ſind zuſammengefaßt in
ein einziges Bild.
Tief erſchüttert ſteht auf einſamer Höhe der
Mann mit dem bleichen Anlitz und dem Herzen
voll Trauer, — tief erſchüttert und doch in ſtiller
Zuverſicht des Troſtes gewiß. Wer ſo der Welt
Sünde trug, wer das Leben dahingab um ſeiner
Brüder willen, wird er den Fluch hören, mit dem
ein Vater ſeinen Sohn verſtieß aus Haus und
Herzen? Wird er erfüllen, was men|Hlidhe Bermef-
ſenheit heraufbeſchwor?
Horch, von oben her, vom Dorfe bringt wie—
der der Wind eine Strophe des frommen Liedes:
Wer verdammt nun? Gott iſt hier!
Gott verzeiht durch Chriſtum mir.
Und er nimmt, ohne es zu wollen, ohne es
zu wiſſen, leiſe den Hut vom Kopfe. Ihm iſt, als
{ch weige des
den vor feinen Bliden allmählich die achtzehn Jahr—
Hunderte, melde das Heute trennen von jenem Tage,
in dem Herzen des einjamen Mannes, noch liegt
Teine Hand am Kreuze, aber er denkt doch des Wes
geS vor ihm, des Schhmerzenswege8 an ein Ste be:
Jager, ein offenes Grab, er fühlt, daß c8 fein eige-
nes Golgatha iſt, dem er entgegengeht, und daß
nur die männliche Ergebung in den Willen der ewi-
ger Mächte ihnı Helfen kann, das Schwerfte zu er-
tragen.
Weiter! — Dem Verhängten, ewig Beftimnz
ten entgegen.
Da biegen fih zur Linken die Zweige, das
Vögelchen fliegt jäh erſchreckend davon und durch
die Stille der entlegenen Einöde rollt lang wider:
hallend der Donner eines Schuſſes. Die Stätte,
wo eben noch ein Menſch geſtanden, iſt leer, aber
rote Blutwellen ſpritzen aus zum Tode getroffener
Bruſt hoch empor und träufeln von den Wundma—
len des Gekreuzigten wie funkelnde Rubinen herab
auf die ſtille zuſammengeſunkene Geſtalt am Fuße
des Stammes.
Nur der Wind rauſcht und die Berge tragen
verhallend das Echo, ſonſt iſt alles {till wie in ei
ner Kirde. — — — —
Sulamith ſtand am Fenſter des Förſterhauſes
Noch geſtern ſo matt, ſo blaß, ſchien ſie heute neu
erblüht in roſiger, trügeriſcher Schönheit, die ſtechen⸗
den Schmerzen hatten nachgelaſſen, der Kopf war
wie befreit von Druck und Banden. Sie lächelte,
obwohl Thränen in ihren Augen ſchimmerten.
Krafft's Brief, ſeitenlang, ein Heiligtum der
Liebe, lag verſteckt auf dem Herzen, das ſo treu
für ihn ſchlug, er hatte alles berichtet, alles der
Geliebten mitgeteilt und ſie dringend gebeten, dem
alten Förſter ünter das ſchützende Dach feines Hau-
ſes zu folgen. Sulamith mußte nachgeben, obwohl
Worte, die Gottes Ohr hören durfte, — war es
wirklich Sünde?
Ein Zittern durchflog ihre Glieder, die Stirn
brannte. So eng, ſo eng das fremde Haus, ihr
fehlten die Zauberſtimmen des Waldes, das Rau—
ſchen und Raunen ſeiner Blätter, das Murmeln
der Quelle von Stein zu Stein.
Hinter ihr öffnete ſich geräuſchlos die Thür und
erſchreckend betrat die Förſterin das Meine Zimmer.
Wie konnte ſich doch ihr Schützling aus dem Bette
wagen! — ſolche Unvernunft, ſolcher Leichſinn!
Sulamith lächelte. „Bin ich krank, Mütter⸗—
chen? Alle meine Schmerzen ſind geheilt, nur trin⸗
ken möcht' ich immerfort, — es brennt in der Bruſt.
Bitte, holt mir recht kaltes Waſſer!“
Die brave Frau ſchüttelte draußen ſeufzend
den Kopf. „Das iſt das letzte Aufflackern, die Gna⸗
denſtunde vor dem Scheiden,“ flüſterte fie, „In
dieſer Nacht noch geht alles zu Ende!“
Sulamith trank das kalte Waſſer, aber die
Unruhe im Blut wollte ſich nicht ſtillen laſſen. Ihre
Augen glänzten, die Hände zitterten immer ganz
Teife. „Schon nach drei Uhr — um dieſe Zeit
wollte er doch hier ſein!“
Die alte Jlona kam nicht mehr. Das Chriſten—
haus war ihr verhaßt, ſie hatte den Kopf geſchüt—
ielt und allerlei Unverſtändliches in ſich hineinge—
murmelt, — als Sulamith den wandernden Stamm
verließ, da folgte ihr nur der Hund, Fingal, ihr
Freund, ihr Belhüßer, er lag auch jeßt als Wäch-
ter vor der Thür und einmal fnurrte er fogar z0r-
nig, fuhr mit geflräubtem Haar auf den Hof hinaus,
das junge Mädchen ſchauderte, Tenrecks liſtiges Geſicht
ſah in's Fenſter, über ſeine Züge glitt ein Frohlocken,
das ſie erſchreckte, dann war er eben ſo ſchnell, ſo
Körper beherrſchte, zuweilen drehte ſich mit ihr alles
im Kreiſe, aber dennoch bezwang ſie ſich tapfer.
Fingal horchte, er begann leiſe zu winſeln.
Die matten Hände ſtr ichelten das ſchwarze
Zell. „Hörft Du. feinen Schritt, mein Tier? —
Seh’, bringe ihn Hierher, Deine Herrin {ft müde
zum Sterben,“
YWber der Hund blieb ftehen, er Inurrte, er
ſchien unſicher, plötzlich aufſpringend ſtürzte er mit
lautem Gebell vorwärts,
Das war der Augenblick, in welchem das Don⸗
nern jenes Schuſſes weithin durch die Berge dröhnte,
— Sulamith ſchrie auf vor Entſetzen.
Krafft! — O barmherzger Gott, Krafft!“
Und nun ſtürzte fie vorwärts im halben Irrfinn,
dem Hochplateau zu, denn e8 gab feinen anderen Weg,
die Stufen hinauf, — zum Tode, zur Freiheit.
Fingal leckte die Hände des regungslos Dalie⸗
genden, ſein Klagen tönte erſchütternd durch die
Stille ringsumher, er trauerte um einen geliebten
Verlorenen, — Sulamith ſah es, ehe ſie neben dem
Kreuze auf ihre Knie ſank.
Noch einmal war es ihr vergönnt, in die Augen
des Geliebten zu ſehen, in das Paradies ihrer Jugend,
ihres Glückes — noch ein mal vorm Scheiden.
Krafft lebte, er gab Blick um Blick, aber ohne
zu ſprechen, — ſie nahm leiſe wie im Traum feinen
Kopf und legte ihn an ihre Bruſt, ſie ſtillte mit
dem dunklen entfeſſelten Haar das Blut, deſſen
Ströme unaufhaltſam dahinfloſſen.
„Krafft, mein Geliebter, — jetzt ſcheidet uns
nichts mehr, nichts, — Gott hat verziehen, er ſchenkt
uns eine gemeinſame Sterbeſtunde.“
Und dann kam doch über die erkaltenden Lip—
ein Laut, ein einziger, und mit ihm floh das
eben:
ie thalwärts die wenigen Fruchtfelder und an welchem der Sünder die frohe Botfchaft Hörte: | fie e8 ungern that. Das fremde Mitleid ſchmerzt, plötzlich wieder verſchwunden. ; . „Sulamith mein ſüßes Lieb!“ —
Regel, auf einem gru numbuſchten Hochplateau zur Wahrlich, du wirſt noch heute mit mir im Paradieſe ſie fühlte ſich gieich allen Unglücklichen in der Ein⸗ Vor mehreren Stunden ſchon, jetzt neigte ſich Sie küßte ihn, ſie umſchloß ihn eng mit beiden
e
ſedten erhob ein ſogenannter Kalvarienberg die
öhe zum Himmel.
® Abgründe zogen fich zwiſchen ihren Wurzeln
ſein!
Ein Vögelchen ſchwirrt plötzlich hervor aus dem
Gebüſch, es ſetzt ſich auf die Zaden der Dornen:
krone und zwitſchert fröhlich von Glück und Liebe —
ſamkeit wohler als unter Menſchen.
Heute wollte er kommen, Fieberhitze wechſelte
in ihren Adern mit plötzlicher Kälte. War es wirk—
lich Sünde?
der Tag, — Krafft blieb immer noch aus,
Sie ging langſam in den Garten hinaus,
getrieben von einer Unruhe, die fi nicht bannen
ließ, Jeder Schritt zeigte die Schwäche, welche den
Armen. Seltſam, jetzt war auch das ruheloſe Klopfen
aller Pulſe geſtillt, ein ſanfter Friede ſenkte ſich tiefer
und tiefer herab, auf ihre heiße Stirn.
(Fortſetzung folgt.)