Mr. 144,
1886.
Militär: Derein
Geſangs⸗Abteilung.
Nächſte Probe erſt Montag.
Anwendung von Lachgas,
Zahnarzt Marcuse,
Hauptstrasse 167,
Eintracht.
Heute Mittwoch abend Probe.
Der Vorſtand.
LT RA. ll
Doanerstag, den 24. Juni
Speyer.
8Uhr Bismardplads.
Bauatbeiten-Dergebung.
Die für das Hicfige Schloß pro 1886/87
genehmieten Bau »Unterhaltungs = Arbeiten
werden im Submijfionswege in Accord ge-
geben und zwar:
Blechnerarbeit veranſchlagt zu Mk.
Schieferdederarbeit , — — 4.30
Schreinerarbeit 279 76
Glaſerarbeit — nn 48.21
Schloſſerarbeit 3439 08
Tüncherarbeit „27187
Tapezierarbeit mn 81.50
Pfläſtererarbeit — 424.06
Die Koſtenüberſchläge und Vedingungen
ſind auf diesſeitigem Bureau zur Einſicht
aufgelegt und werden die nach Einzel—
preiſen aufzuſtellenden Angebote bis zum
J. Juli d. J. daſelbſt entgegengenommen.
Heidelberg, den 22. Juni 1886,
Großh. Bezirksinſpektion:
v. Stengel.
Fahrnis⸗Verſteigerung
Im Auftrage werden die zum Nachlaſſe
der verſtorbenen Marie Bender, Schiff⸗
gaſſe Nr. 4 hier, gehörigen Fahrn ſſe am
Freitag, den 25. Juni d. J.,
nachmittags 2 Uhr anfangend,
öffentlich gegen gleich bare Zahlung ver—
ſteigert:
zweithüriger Schrank, J vollſtändiges
Beit, eine Kommode, J Tiſch, Stuhle,
1 Spiegel, eine Nähmaſchine, eiwas Gold,
Kleidung, Weißzeug und ſonſt verſchiedene
Gegenſtände.
Heidelberg, den 22. Juni 1886.
A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.
Oeffentliche Perſtrigerung.
nachmittags 2 Uhr
werde ich im Pfandlokal (Rathauſe) hier:
eine Kommode, 1 runder Tiſch, 2 Stühle und
eine Bettlade ſamt Roſt
gegen Barzahlung im Vollſtreckungswege öffentlich
verſteigern.
Heidelberg, den 28. Juni 1886.
üde,
Gerichtsvollzieh r.
Todes Anzeige,
A Freunden und Bekannten
N die traurige Nachricht, daß e&
Gott dem Almächtigen ge-
fallen Hat, untere Kiebe Mutter,
Sroß= und Schwiegermutter
Johanna Deierling,
geb. Greul,
geſtern nach langem, {dw en
Leiden zu ſich zu rufen.
Fr. Deierling.
P. Seierling, geb. Vauer.
Geidelb:rg, den 23. Juni 1886
Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(26. Fortſetzung.)
Die Hand ſuchte unter der Blutlache das
Herz, — es ſchlug noch, aber kaum wahrnehmbar,
immer ſchwächer und ſchwächer, dann ſtarb auͤch das
lehte leiſe Pulſen, die Lippen blieben unbeweglidh
Unter dem Druck des warmen Mundes, der ſie kuͤßte,
— Krafft war tot.
Sulamith weinte nicht, ſie hielt ihn in ihren
Armen, aber ſchwerer und ſchwerer ſank unvermerkt
ihr eigener Körper herab auf ſeine blutende, durch:
ſchoſſene Bruſt, langſam wich das irügeriſche Rot
von den eingefallenen Wangen, die Augen ſchloſſen
ſich, der Kopf lehnte gegen die Stirn, deren Käalite
ſie nicht mehr fühlte.
Armer Fingal! So oft hatte er die geliebte
Herrin ſtundenlang ſchlummern ſehen, ſo oft die
Unbeweglichkeit des ſchoͤnen Körpers kennen geiernt,
letzt täuſchte ihn der Tod vollſtändig.
Das Vögelchen ſang wieder von den nächſten
Baumzweigen herab, Alles war fill und feierlich,
bis vom Förſterhauſe die erſchreckten Menſchen gelau⸗
fen lamen und nun das Eniſetzen aus leichenblaſſen
Sefichtern ſprach. Gin Mord, ein Mord am hellen
age! —
Armer Fingal, — jebt erfuhrft Du alles. Und
doch, wärft Du ein vernünftiges Geſchöpf geweſen,
Du haͤtteſi nicht ſo bitterlich trauern können. Das
Antlitz Deiner geliebten Herrin zeigte ein Lächeln
des höchſten Gliſckes eine innige Seligkeit, wie fie
18 arme Leben nicht Fennt. — —
Sin Gewitter tobte über den Spikben der Berge
Und warf große Schloßgen herab auf die Blumen
im Part. In allen Zimmerm hatte man die Fenfter
verhängt und durch Kerzen und zahllofe Lampen
ine flutende TageShelle verbreitet, Gräfin Juliska
Nüchtete fi vor dem Blig, fie Jaß mit ihrer franzö-
ſiſchen Kammerjungfer und ließ ſich Gebete vorleſen
oder Fam eife, zitternd an allen Gliedern, in den
Noter Löwe.
Heute Wellfleiſch und friſche Wurſt.
Grüner Hof,
Handſchuhsheim.
Hente Mittwoch wird geſchlachtet.
Fruchtbranntwein
und reinen Nordhäuſer
zum Anſetzen im
Großen Faß.
Wegen großer Zufuhren:
friſches Reh,
ſehr billig, größte Auswahl,
beſtändige Vorräte in
Seefilden,
Malta-Kartoffeln etc.
Georg Groebe,
Nr. 18.
Iruchthrannkwein
von 40 Pfg. der Liter an,
fft. Kirſchen⸗ und Zwetſchgen⸗
waſſer
Franz Popp am Markt.
Zum Einmachen
empfehle
ff. Vein⸗Eſſig, fü. Burgunder:
Effig, Champagner-Effig,
Send: und Korn-Braunkwein,
Kirſchen⸗ und Zwehſchgenwaſer,
owie
echt indiſchen Kohrzucker.
FF. O0. Erbacher,
Hauptſtraße 184.
Fette Bratgänſe
von 8 Mk. an,
fette Enten
von 2 Mk. an und
junge Truthahnen
empfiehlt billigſt
Anterleiter, Neuenheim,
Acdten Nordhäufer Korbranntwein,
gutes Zwetſchgenwaſſer,
feinſles Kirſchenwaſſer,
Heidelbeergeiſt,
Cognat, Rum, Arac, alle Fquenre
in verfchiedenen Qualitäten empfiehlt
Wilk. Bürkle,
Haupiftrake 116,
Salon geſchlichen, um dort für wenige Augenblice
mit dem SGutsherrın und dem Srafen Mathias über
irgend einen gleichgültigen Gegenſtand zu ſprechen,
— bis wieder die Feuergarbe herabfuhr und der
Donner des Himmels die Fenſter erklixxen ließ,
dann ſchrie ſie laut auf.
„Du ſollteſt nicht lachen, Mathias. — Bete
doch! Bete doch! — Ach da war es ſchon wieder!
Alle Heiligen beſchützen uns!“
Auch der Lieutenant ſchien zerſtreut und von
heimlicher Unruhe gequält, er war bleicher als ſonſt wohl.
„Lege Dich ſchlafen, Juliska,“ fagte er, „Du
ſiehſt dann wenigſtens den Blitz nicht mehr.“
Aber ſie ſchuͤttelte den Kopf. „Nein, nein ich
vergehe vor Furcht da oben. Es klopft an die
Scheiben wie eine Hand, — wie Geſpenſter.“
„Aber liebe Juliska, — das iſt beinahe kindiſch!“
„Einerlei, ich kann es nicht ertragen. Zwei
Blitze zugleich Mathias, ſahſt Du es wohl? Der
Himmel ſcheint in einen Mantel von Flammen
gehüllt!“
Neue Regenſtröme rauſchten herab, einzelne große
Tropfen fIHlugen [Hwer an die Fenfter, der Wind
pfiff und heulte durch die Luft.
„Hörſt Du, Mathias? — Wir in Ungarn
glauben, daß an ſolchen Abenden der Wehrwolf
umgeht und mit feinen faljhen Augen in die Fenſter
fieht. Sein Blid findet den Lod.“
Diesmal blieben ihre Worte unbeachtet; beide,
der Graf und der Lieutenant mochten ihren eigenen
Gedanken nachhängen, fie [Owiegen, während draußen
das Wetter in ununterbrodhenem Toben Über die
Gegend dahinraſte. Zuweilen brüllte laut der Donner,
zuweilen praſſelten von allen Seiten ſchwere Schloßen
gegen die Scheiben, ſinnlos vor Furcht kauerte Juliska
in der entlegenſten Ecke, wo ſie das Geſicht, immer⸗
fort Stoßgebete murmelnd, vollftändig mit den Hän-
den verdeckte.
bei
Da tkönte vom Garten herein ein ſeltſam klagen—
der Laut, erſt ziemlich aus der Ferne, dann plößlich
näher und zulegt unmittelbar unter dem Fenſter:
hiermit zu einer Verſammlung auf
ergebenſt eingeladen.
C. Weidig.
verſchoben iſt.
ron leichnamstag
Der Vorstand.
abend 6 Uhr ftatt.
Anfang hakb 4 Uhr.
Anfang 83 Uhr.
Entr6e 30 Big.
M. Zeiſe.
Entroͤe frei.
Programm 5 Pig.
Hunt, abends halb 9 Ühr
Ein großes Hausſchild zu kaufen
geſucht, Ziegelhäuſerſtraße 20.
rief er.
„O barmherziger Gott, gebenedeite] Jungfrau,
— Gnade! Gnade!“
Mathias fuhr mit der Hand über die Stirn.
„Iſt's nicht, als laſte dieſe eingeſchloſſene Luft er—
drückend auf dem Gehirn? — Lieber mag der Regen
hereinſpülen!“
Er öffnete mit einem einzigen Ruck das nächſte
Fenſter und ließ den Sturm brauſend über ſeinen
Kopf hinweg eindringen. Ein kleiner brauner Vogel
ſah für Secunden mit großen, runden Augen in
das Zimmer, dann erhob er ſich lautlos und vom
nächſten Baum erſcholl wieder das unheimliche:
Kleemitt, Kleemitt!
Mathias ging ohne ein Wort auf die Flur
hinaus und nad wenigen Minuten fiel draußen
ein Souß, — das Schreien Hatte aufgehört.
Juliska zitterte immer noch. „Du kannſt es doch
nicht bannen, das Verhängnis,“ flüſterte ſie, als
der Lieutenant zurückkam. „Unter dies Dach tritt
der Tod.“
Er nahm ein Buch und bemühte ſich zu leſen.
Heute abend wollte keine Unterhaltung in Gang
kommen; als ſpäter das Gewitter einigermaßen nach:
ließ, entfernte ſich Juliska und die Zurückgebliebenen
hörten, wie ſie oben in ihrem Zimmer auf und
ab ging.
Die Schloßuhr ſchlug elf, draußen ſchoben die
Diener vor alle Thüren die ſchweren Eiſentiegel,
Graf Maximilian gähnte.
„Gute Nacht mein Junge. willſt Du nicht zu
Bette gehen.“
„Gleich Papal Iſt Krafft heute gar nicht herun⸗
tergekommen?“
„Er iſt nicht mehr in dieſem Hauſe.“
Mathias fuhr auf. „Nicht mehr, ſagſt Du,
Papa?“
„Ja, denn er wird es auch nicht wieder betreten.“
Der Lieutenant lächelte ſpöttiſch, er war blaß
wie die Lampenglocke vor ihm. „Krafft wäre alſo
„Kleemitt! — Kleemitt!“
abgereiſt, Papa, er — hätte wohl gar alle ſeine
Anu⸗ und Verkauf von Möbeln, Betten,
Schuhen und Stiefeln, Meidern und Weiß:
Zeug 2C., Unterftraße 16.
wie Jemand, der da weiß, daß er nicht mehr zurüd-
kehren wird? — Unmöglich! — Ich ſage, es iſt
unmöglich!“
Der Graf zuckte die Achſeln. „Es iſt vielmehr
vollkommene Thatſache,“ antwortete er. „Ih denke
übrigens, daß Du felbft diefer Angelegenheit Feines:
wegs ſo fernſtehſt, um in irgend ein Erſtaunen zu
geraten. Wahrlich, — es iſt weit gekommen mit
den Söhnen meines Hauſes!“
Das hübſche Geſicht des Lieutenants färbte ſich
plötzlich purpurrot. Er vermied es, ſeinen Vater
anzuſehen, aber er ſchüttelte einmal über das andere
den Kopf.
Krafft hatte letztwillige Verfügungen getroffen,
er war fort — die Nachricht traf ihn wie ein Blitzſchlag.
„Gute Nacht!“ wiederholte der Gutsherr. „Es
gereicht mir zur wahren Freude, daß Dein Urlaub
dieſer Tage abläuft. Der Himmel beſchütze mich
vor einem zweiten Jahre, wie es das gegenwärtige
geweſen iſt, — durch die Schuld meiner eigenen
Kinder.“
Er ging hinaus und Mathias folgte im bald.
Jetzt hatte der Regen aufgehört, balſamiſche Kühle
{trömte zu allen Fenftern herein, am Hiuumel glänzten
und fhimmerten in aller Pracht die Sterne und
weißes, weiches Mondlicht umflutete jeden Gegenſtand.
Graf Maximilian ſah in den Hof hinab. Die
Bohrarbeiten ruhten aus mehr als nur einem Grunde,
erſtens fehlte der leitende Techniker und dann auch
das Kapital, um Mafjcdhinen und Leute Herbeizus
ſchaffen. Unter anderen Verhältniſſen hätte ſich Geld
auͤfnehmen laſſen, jetzt war es unmöglich, jeder der⸗
artige Verſuch mußte nach dem Geſchehenen geraden
Wegs ins Zuchthaus führen, — nittlerweile aber
durchſchauten Hunderte von Augen den wahren Sach:
verhalt, es entſtanden Gerüchte, der Schaden dieſer
Unglückszeit ließ ſich vielleicht nie wieder einbringen.
Und das alles Kraffts wegen! Die junge Frau
beſaß noch Diamanten im Werte vieler Tauſende,
fie konnte oͤhne Mühe von dem ſteinreichen Magyaren,
ihrem Vater, die Bettelſumme, die wenigen taufend