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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 101 - Nr. 110 (1. Mai - 12. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0311

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—„ —

Erſchein tãglich, Gonntags ansge⸗

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N dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

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Wir. 103.



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Alle Zuſendungen werden frauke
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Für die Auſnahme don Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verantwortlichkeit Aber

—II


Dienstag, den 4. Mai


8





®
Berlin
1886
[Mitte Mai bis Oktober.





Mittwoch, den 5. Mai I. F.,
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3 Am Verfteigerungstage bleibt die Anſtalt
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Heidelberg, den 28. April 1886.

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Heidelberg, den 28. April 1886.
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Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.

(12 Fortſetzung.)
Das junge Mädchen nahm plötzlich feine rechte
Und hielt fie in dem SHein der Lampe. „Weißt
ein Dir die alte Ilona prophezeit, Liebſter?
—— vielleicht Äjt e8 Sünde gegen Gott,
Don gpine Stimme, die aus den Verhältniffen
das beginn ſprach und noch ſpricht, wer mag
die Q len 9 —. GCrfenn{t Du die feine Linie dort,
aba enslinie? Sie ift Kurz, endet gewaltfam, wie
der „iltten, Und nun vergleiche Deine Hand mit

Meinigen. Was fiehft Du?‘
lag os „weiß und durchfichtig wie ein Roſenblatt
8 ze (Omale Händchen in den feinen er und Fißte

U ohne zu {prechen.

noch a dieſen feinen rötlichen Strich, Lichfler,
Zeih tzer als bei Dir. Unſere Hände tragen dieſelben
Alps «ion jagt e8, überall diefelben, bi8 hinab
meſſen ne Auch Deine Bahn fann bald durch:

Sa
Dar

J

helt „Woran erkennt das die Alte?“
bis N ie bezeichnet die Bahn von der Handwurzel
Wie NT Querlinie al8 den Lebensweg überhaupt,
Dordri eit bis an ſeine äußerſten Grenzen der Menſch
* ngen ſoll, das zeigt der feine Strich. Duͤ
det ſechsundwandig Jahre, — Die Lebenslinie
le ung dem erften Dritteil ihres Lanfes, Dreimal
etgönn ee 800 wäre- ein hohe8 Alter, wenigen

ln. wurde im Augenblick zwiſchen ihnen ſehr
Vachtn hörte das leiſe Raunen und Flilſtern des
Mehhdindes in den Zweigen. So oft fich der
DIS lich und ſei eS felb{t ohne tieferen ernjten Grund,
Üben en Augenbli näher fieht, in welchem er
Stra ü reten ſoll auf das berhüllte Ufer jenſeits des
TS ebenſo oft geht durch jeine Seele ein
Aus en Schauer. E8 ift das unbekannte Land,
leblen Niemand zurückehrt, e8 ift die Stätte der

ntſcheidung — wer naht ihr ohne Beben?





Bekanntmachung.

, Wir bringen hiermit wiederholt zur öffentlichen Kenntnis, daß, der Beftätteret-Unternehmer der
badiſchen Bahn, Herr E, Mauk, verpflichtet ift, zu den gleichen Tariffäg n wie die Abfuhr, [0 auch die Ver⸗
bringung der Gil- und Fracigüter von der Behauſung des Abſenders nach den Güter:
hallen zu beſorgen. Die Anmeldekarten hiezu können entweder mittelſt unverſchloſſener in Briefs
form zuſammengefalteter Zettel mit der Aufſchrift „Güter-Anmeldung für die Großh. Badiſche Bahn
dahir“ ‚oder in Form von gedruckten Süter-Anmeldekarten in jeden beliebigen Poſtbriefkaſten der
Stadt unfranfkiert eingelegt werden,

Solche Anmeld. karten find unentgeltlich zu beziehen in den G ſchäftslokalen der Herren
C. W. Reuß Georg Groebe. C. W. Rom. Georg Morr. Julius Mayer. Wilh.
Bürkle, J. Mahler (Heumarkt) G. A. Thomas Nachf. Louis Frank. Jak. Schweikert.
Guſtav Fetzner. Joſeph Stauch Nachf. K. Weſter. Carl Ed. Otto. Ehriſt. Schwarz⸗
beck. A. Broger. Robert Krauth, Aug, Held, Karl Machler. .

Schriftliche und mündlide Aufträge nehmen auch alle Bebienfteten der Güter beftätteret, fowie
E. Kautz, Kettengaſſe 7, entgegen.

Heidelberg, den 14. Juli 1885

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ich, mir dasſelbe auch fernerhin bewahren zu wollen. Ich werde ſtets bemüht ſein,
meien geehrken ANbnehmern zur reelle Ware zu liefern und neue Arbeit nach Maß,
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Friedrich Zänglein, Brunnengaſe 14















der junge Mann. „Wahrlich, ich heiße es willkommen !

Sulamith küßte ſeine Hand, ſie ſchmiegte ihre
heiße Wange liebkoſend hinein. „Vielleicht iſt der
Weg von Dir zu mir jo bald zurücgelegt, Liebfter,
| vielleicht Das. legte Weh der Erde überftanden, ehe
| die Blätter von den Bäumen fallen. Wer weiß e8?
— Aber jetzt laß uns ſcheiden, meine Kräfte ſchwinden,
ich darf Dich nicht wiederſehen!“

Er ſchüttelte zweifelnd den Kopf. „Ein Wahn,
der traurige Gedanke, ein Wahn, — Kind, weshalb
ſich ſelbſt mit grauſamer Hand Wunden ſchlagen?“

„Geh!“ beharrte ſie, „Du ſollſt mich nicht
ſchwach ſehen, Liebſter. Jene iſt Dein Weib, ich
jegne jie, ich bitte fie, mir zu verzeihen.“

Gr Füßte die Augen, au8 denen fo viel [elbftlofe
Liebe ihm entgegenblickte. „Verſprichſt Du mir, die
alte Ilona zu ſchicken, wenn irgend etwas Unerwartetes
geſchehen ſollte, mein armes Herz? — wenn Du
mich doch, trotz aller Deiner ſelbſtquäleriſchen Ge—
danken, an dieſer Stelle wiederzuſehen wünſcheſt?“

Sie lächelte matt. „Das wird nie der Fall
ſein, Krafft, nie. Ich konnte nicht, — aber die
Erkenntnis ſcheuchte den Nebel! Du darfſſt nicht
mehr hierherkommen.“

Sie hielten ſich feſt umfaßt, ſie küßten ſich zum
legten Male. Es war der Traum ihrer Jugend,
den ſie ſcheiden ſahen in dieſer Stunde bitteren Leides.

„Leb' wohl, Liebſtex, leb wohl, bis wir ung
wiederſehen. Schaffe mir durch die Macht Deiner
Stellung ein chriſtliches Begräbnis, ehe Hardir und
Tenrek den Leichnam unter heidniſchen Ceremonien
auf dem offenen Felde verſcharren. Willſt Du das?“

Er nickte, unfähig zu ſprechen.

„Ich danke Dir, mein Freund, mein Geliebter!
— Und wenn Deine Stunde gekommen iſt, wenn
ſich die Schatten des Todes herabneigen auf Deine
Stirn, dann wiſſe, daß ich bei Dir bin. Sulamith
wartet, jeder Schritt, den Du gehſt, führt ihr entgegen.“

Er riß ſich los, blutenden Herzens, unfähig,
die Qual, welche ihn durchtobte, länger zu verbergen.
„Sute Nacht, mein Lieb, mein Glück, gute Nacht!“




dann fand er draußen, Die Bäume flüjterten, das
Mondlicht wob Schatten und breite helle Streifbänder,
— in dem flillen mitternädhtigen Walde legte der Hund
die mächtigen Bordertagen auf des . erfchüitterten
Mannes Schultern, Jah er ihn an mit Freundes
augen, wie tröftend, fajt zärtlich.

Krafft drückte das heiße SGeficht an den Kopf
des treuen Tieres, er umſchlang es mit beiden Armen,
gleich, als beſitze das vernunftloſe Geſchöpf eine Seele,
der er vertrauen dürfe in allem Wechſel. „Fingal,
mein Hund, willſt Du gute Wache halten? Willſt
Du Sulamith beſchützen gegen jeden Feind?“

Ein leiſes Winſeln antwortete ihm, ein Verſprechen
in ſeiner Art. Der Neufundländer kannte den Namen
des Mädchens, er hatte verſtanden, um was man
ihn bat.

Krafft ſtreichelte das ſchwarze Fell. „Geh' zu
deiner Herrin, Fingal, mein Hund nieder!“

Und dann, als ſich der unbeſtechliche Wächter
gehorſam vor dem Eingang auf das Moos legte,
— dann war Alles vorüber. Krafft wußte es,
fühlte es, hierher führte ihn ſein Weg niemals wieder

Er ging durch die Mondnacht langſam nach
Hollingen, Niemand begegnete ihm, obgleich er beinahe
hoffte, den Zigeuner aus dem Gebüſch hervortreten
zu ſehen. Jeht den Burſchen für ſeinen Verrat zu
züchtigen, wäre Seligkeit geweſen.

Äber Alles blieb ſtill und unwillkürlich kehrten
die Gedanken zurück zu der Einſamen, Sterbenden,
deren letzte Stunden von einer ſchrecklichen Gefahr
bedroht ſchienen. Juliska wußte Alles, ſie würde
die Gelegenheit zu ſo eclatanter Rache nicht unbenutzt
vorübergehen laſſen, vielmehr höchſt wahrſcheinlich
bei nächſter Veranlaſſung dem alten Grafen dieſe
unerwartete Entdeckung mitteilen und dadurch die
{Oh werften Folgen auf das Haupt der Schuglofen
herabziehen. Krafft kannte ja ſeinen Vater, ſelbſt
ein Etein würde eher Mitleid empfunden haben, als er.

DO, wenn doch. Sulamith einge willigt Hätte, in
irgend einem Bauernhaufe zu wohnen —- [0 im



offenen Walde war ſie dem Aergſten preisgegeben.

Der unglückliche Gedanke verließ ihn nicht mehr,
er ſchloß während der ganzen Nacht kein Auge,
beſtimmt überzeugt, daß ſchon morgen am Frühſtücks-
tiſch alles zur Sprache kommen werde. Geſchah
das, ſo eilte er ohne Zögern hinaus in das Zelt
der Verbannten, ſo ließ er den offenen Bruch mit
allem, was ſonſt den Menſchen bindet und feſſelt,
getroſt über ſich ergehen, um die Arme zu beſchützen

Sulamith ſollte nicht leiden, nicht gekränkt werden,
ein wilder, unerbittlicher Entſchluß durchglühte ſeine
Seele.

Aber bis zu dieſem Aeußerſten ſollte es allem
Anſchein nach, wenigſtens am folgenden Morgen,
noch nicht koinmen. Juliska plauderte unbefangen
mit dem Lieutenant, ſo harmlos, als ſei an dieſem
Familientiſche nie ein unliebſames Wort gewechſelt
worden, ſie trug die Koſten der Unterhaltung ſogar
ganz allein und wurde erſt verſtimmt, als Graf
Maximilian auS den Zeitungen etwas vorlas.

„Da wäre ein unheimlidher Saft pLöglich. wieder
erſchienen — der Typhus. Es bilden ſich bereits
Dainenvereine, liebe Juliska. Die beſten Namen
ſind vertreten, ich denke, Sie werden den Ihrigen
nicht fehlen laſſen!“

Die Gräfin erſchrak. „Wieder Krankheitsge—
ſchichten ! Mein Gott, das iſt nichts für mich Geld
will ich natürlich geben, aber eine ſolche Verſammlung
zu bejuchen oder gar die Samariterin zu ſpielen,
das überlaſſe ich doch lieber anderen.“

Der Graf lächeite in ſeiner cyniſchen Weiſe.
„Ich hatte natürlich nur die Liſt im Auge, Sie liebe
Heine Thbrin. Für die Predigt mit dem Werke
— von Hütte zu Hütte — wären Sie allerdings
wenig geſchaffen. Aber fo ganz nahe haben wir
das Unglüg aud noch nicht.“

Juliska wandte ſich plötzlich zu ihrer Geſell—
ſchafterin. „Apropos, Fräulein Weber, wie kommt
es denn eigentlich, daß Sie von den Ihrigen nie
mehr Briefe erhalten? Sollten Sie troß meines be:
{timmte Berbots dennoch Ihre Mutter befucht haben ?“
Franziska ſchüttelie ruhig aufblickend den Kopf.



„Nein gnädige Frau. Da Sie die Anſteckung ſo



jehr fürchten, würde mir mein Gewifjen nie erlauben,
Sie derielben auszujeben. Ich bin nicht hHingegangen.“

„Mh! — Aber weshalb kommen denn Feine
Briefe mehr? Früher wurde correijpondierk, als fet
die Trennung zZwijhen dem Sute und dem Dorfe
ein ſchreckliches Unglück!“

Die Gefellſchafterin lächelte. „Ich erhalte auch
jet noch ſehr Häufig Nachrichten von zu Haufe,
gnädige Frau, nur nicht mittelft der Pofl. Es iſt
Herr Morris, der mir dieſe Briefe bringt. Er geht
täglich in das Dorf hinab.“

„Herr Morris?“

Sowohl Juliska als auch Graf Maximilian
hatten beide den Namen des Amerikaners voll Erſtaunen
wiederholt. „Eine etwas eigentümlicheBekanntſchaft!“
rief ſpöttiſch die Dame. „Dieſer Herr geht alſo zu
Ihrer Mutter, zu den Franken Kindern? Und Sie
glauben, daß ih dazu meine Einwilligung gebe?”

Das junge Mädchen blieb volfommen gelaſſen.
„Deren bedarf es in dieſem Falle nicht, gnädige
Frau,“ war ihre ruhige, aber furchtloſe Antwort.
„Herr Morris kommt, wie Sie wiſſen. niemals hierher,
es kann Ihnen alſo durchaus gleichgültig ſein, welcher
Gefahr er ſich möglicherweiſe für mich ausſetzt.“

Die Augen der Gräfin flammten. „Wie finden
ſie das, Papa? — Die Dienſtboten wollen und
wir müſſen uns ohne Weiteres unterordnen.“

Der Gutsherr hatte längſt das Zeitungsblatt
ſinken laſſen. Die Worte ſeiner Schwiegertochter
ſchien er gänzlich zu überhören.

„In welchet Beziehung ſteht denn Herr Morris
zu Ihnen, Fräulein Weber ?“ fragte er mit heimlicher
Unruhe. „Wie kommt es, daß Sie ihn zum Am—
baſſadeur wählen ?“

„Cr bot fih mir zu diefer Dienftleiftung felbft
an, Herr Graf, id durfte das Haus meiner Mutter
nicht betreten, durfte, die Franken Kinder nicht tröften,
— Herr Morris that das Alles für mid und brachte
mir tägliche Nachrichten. ES ift ein ebenfo liebens⸗
würdiger wie gebildeter alter Herr, weshalb jollte
ich alſo zögern, ihm mein Vertrauen zu ſchenken.“

(Fortſetzung folgt.)









 
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