kiſcheint täglich, Sonntags ausge⸗
Nmmen, Preis monatlich 20 Big,
Mit Sem Suftrierten Unterhaltungs:
it 32 Big. — Wird in der ganzen
kadt verteilt und an den Straßen
ecken angeſchlagen.
— —
Alle Zuſendungen werden frauko
erbeten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,
wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nommen.
Ur. 278
an
Anterhaltungsblaätt.
Concordia.
Nächſte Probe Donnerstag.
Der Vorſtand.
— * N *
Zither-⸗Verein.
Heute abend 9 Uhr Probe.
Gemeinnühiger Verrin.
Nachdem die Milglieder unſeres Vereins
en Nr. 245 dır „Heidelberger Zeitung“
Ye öffentlichen Erflärung wegen Einführung
er MWohHnungsziele: 1. Januar, 1. April,
% Juli und 1. Oktober beigetreten find,
üden wir alle Hiefigen Hausbeſitzer
dur Unterfdgrift ein und bitten um lebhafte
guetligung, da nur bei gemeinjamem
orgehen die Mißſtände der ſeitherigen
u beſeitigt und die neuen Ziele von
Behörden als ortsüblich erklärt werden
nnen,
Liſten zur Einzeichnung liegen auf
Unjerm Wohnungsbüreau, bei Herrn Adolf
Sredhter, Hauptſtraße 85 und auf dem
ompioir des Unterzeichneten auf.
Heidelberg, 24. Nov mber.
Der Ausſchuß
Bekanntmachung.
m Mittwoch, 1. Dezember 1886,
nachmittags 2 Uhr beginnend,
erfallenen Pfander gegen Barzahlung
ffentlich verſteigert.
N Am Verſteigerungstag bleibt die Anftalt
Vvrmittags geſchloſſen.
| & Heidelberg, den 27. November 1886.
| Städt, Leihhaus-Berwaltung.
liegenſchafls Verſleigerung.
Auf Antrag des Vormunds wird das
dem entmündigten Weingärtner Carl
Friedrig Bayerbad) hier gehörige
rundftück
im Wingertsbezirk im Berg
7 Ir 22 qm. Aderland,
5 68, Weinberg,
I „60 „ Wald und
nn 20 „ Steiurtegel,
($ ar 70 qm. ®.- Maß im Gjelqrund,
Ctrenzt: gegen Norden Joh. Carl Caſpar
Immer, gegen Süden Jakob Lehr, gegen
Werten teils die Albertsgafie und teils
terweg gegen Oſten Stadtwald im An⸗
lag von 600 ME. am
onnerstag, 16. Dezember d. J.,
mittags 2 Uhr,
N Meinem G:jhäft8zimmer, Hauptfr. 220,
W verſteigert und endgiltig zuge—
lagen, wenn mindeſtens der Schaͤtzungs-
reis dafür geboten wird.
Heidelberg. den 26. November 1886,
Winter,
Waiſenrichter.
Dankſagung.
Allen Freunden und Bekannten, welche unſe—
unvergeßlichen Tochter
Marie Zimmermann
hrend ihrem ſchweren Krankenlager ſo lirbevoll
Nager zur Seite ſtanden, unſern innigſten
ter
Die tieftrauernden Eltern.
——
Morgen Dienstag
wird
Dur eigene Sh u ld.
Roman von A. Lütetsburg.
(25 Fortſetzung.)
Lieſe war jedes klaren Gedankens unfähig. Sie
te nur, daß man fie hier nicht finden durfte,
Un ihrer Todesangſt kletterte ſie die Leiter hinauf
Xi ftand gerade auf der oberfien Sproffe, als die
get durch welche Garmer verſchwunden war, auf⸗
tiſſen wurde und
Du
„Heuer! Feuer!“ fchrie eine gellende Stimme.
Ur „Die rote Liefe! Des Stabtjhreiber8 Liefe!“
% eine andere Stimme. „Sie hat das Haus
Leſteckt!“
Lieſe taumelte noch ein paar Schritte vorwärts
np Rauch 30g nah der anderen Seite ; fie Hätte
In ſt ‚fofort eritiden müffen — dann fhwanfkte fie
Ar in der nächften Minute wäre fie zu Boden
De Urzt und hier ein Naub. der Flammen geworden,
Yan nicht die Todesangft ihre Kräfte aufrecht er:
en hätte. Sie floh vorwärts, enıfchloffen, {ich
irgend ein Fenſter hinabzuſtürzen.
Tony Der Boden beichrieb einen Winkel und Hier be:
Be en {ih drei Lucden. Sie, waren nicht fehr hoch,
Un. dennoch hoch genug, um einen Sprung hinab
N Aroße Lebensgefahr fein zu laſſen. Lieſe beſann
Aug Wit. Nur einen Augenblick hatte fie gezögert,
do ſo lange, als ſie bedurfte, um ſich zu überzeugen,
niemand unten ſei. Sie flog hinab.
[Om Ginige Minuten, lag fie wie betäubt. Dann
Orcte fie, wie von Tobesangijt gepeinigt, auf.
Ne fü Glieber ſchmerzten, aber fie glaubte nicht, daß
A ich ernſlichen Schaden zugefügt habe. Sie befand
An ‚In dem Garten des Garmer’jhen Haufes, der
Nena“ einen Seite von den Wirtſchaftsräumen be—
Hy iele fühlte fiH. wie von Verzweiflung erfaßt.
in ACtloh ftieg eine mächtige Feuerfäule Ferzengerabe
Aagı Luft und e8 war ein großes SGlüg, daß die
Ib t fill war und fein Luftzug fich regte, unab-
%re8 Glenb wäre über die alte Stabt hereinge-
Montag, den 29. November
1886,
U Museum.
Donnerstag, den 2. Dezember. findet ‚der
IL. Winter-Ball
Karten zum Abendessen zu Mk. 2.— werden bis nachmittags
vorzuzeigen.
Die Direktion.
Jedermann hat freien Zutritt
zu dem Mittwoch, den 1. Dezember, präcis 9 Uhr, im Gartenſaal der
Harmonie ſtattfindenden Vo trag des Herzn Dr. Wdolf Koch über:
„König Rigard der Dritte von England“,
Der Verein für Yolksbildung.
Märchen
und andere O:Igentälde des
Yrofelor Guß, Gräf,
ausgeſtellt
20
eni® im Muſeum.
Die Ausftelung Hit geöffact v. 9—9 Wr
täglich. Bei Dunkelheit Reſleetorbeleuch⸗
tung. Entre 530 Pfg.
|
Zufikurort Heidelberg.
VBechre mich anzuzeigen, daß ih von Heute obengenannte Wirtjhaft übernommen
habe und lade das verehrliche Publikum, ſowie Freunde und Bekannten, unter Zuſiche⸗
rung aufmerkſamer Bedienung, zu recht zahlreichem Beſuch ergebenſt ein. — Gute
Heidelberger Instrumental-Verein.
Montag, den. 29. November‘ 1886
Zweites Abonnement-Konzert
im Saale. des Museums
unter Leitung des Herrn akadem. Musikdirektors Boch und gefälliger
Mitwirkung von Fräulein Auguste Hohenschild, Konzertsängerin aus
Berlin und von Herrn Hugo Becker (Violoncello) aus Frankfurt a. M.
Anfang präcis 7 Uhr.
Saalkarten A Mk. 2.— u. Gallerie a Mk. 1.50 bei den HH. Bangel & Schmitt
G. Guttenberger und E. Pfeiffer, — Sperrsitze ä Mk. 3.—, sowie Abonne-
ments für die 5 Konzerte zu Mk. 12,50 bei Herrn E. Pfeiffer.
Preise an der Kasse: Sperrsitz Mk. 3 50. Saal Mk. 2.50. Gallerie Mk. 2.—
Für die vielen Beweije Herzliher Teilnahme an dem
ſchweren Verluſte unſerer unvergeßlichen Tochter und Schweſter
Elise Braun,
ſowie für die überaus zahlreichen Blumenſpenden ſprechen wir
unſern tiefgefühlteſten Dank aus. . .
Die frauernden Hinterbliebenen.
Heidelberg, den 29. November 1886.
Ammann's Konzert⸗Halle.
Montag, den 29. und Dienstag, den 80. November
Nur zwei Konzerte
des Kölner Trio’s “5
unter Mitwirkung von Fräulein Eleonore Herzog, karnevaliſtiſche Liederſängerin.
Anfang 8 Uhr. Entree 30 Big.
Anſtich Lichlenhainer Bier.
Küche, ausgezeichnete Weire und Bier.
Heidelberg, den 29. November 1886
früher langjähriger Kellner im Gafthof 3
Die beitebten warmen
f
x xy
vo⸗
um Rıtter, bisher Wirt zum roten Löwen.
Mützen
Hengstler.
zur Verbesserung von
Suppen, Saucen, Gemüsen;
zur sofortigen
Herstellung
einer nahrhaften,
SS
— — —
ES Man verlange nur echte
wohlschmeckendstes und leichtest assimilirbares
kranke, Schwache u.Reconvalescagten,
Kenmerich’sche FleischPräparate! -
Türk & Pabst, Frankfurt a/M.
das Zahnen der Kinder.
Gafhans;. Schwarzen Büren
Asa Morgen Dienstag wird
geſchlachtet.
Deldorf.
Ein ächtes rotgelbes Bologneſer
Hundchen zu verkaufen, Plöck 89 im
Hinterhaus.
brochen ſein. Entſeht ſtarrke ſie auf das Flammen⸗
meer und dann floh ſie davon.
Die Umgebung war taghell erleuchtet, kein
Winkel, kein Mauervorſprung, der dem entſetzten
Mädchen zum Verſteck hätte dienen können. Aber
die Helle zeigle ihr nun den Ausgang. Es gab
nur einen einzigen und wenn er verſchloſſen war —
Aber er war nicht verſchloſſen — dem Himmel
ſei Dank! Sie floh hinaus — wie von Furien
gefolgt — hinaus auf die Straße. Sie hörte das
Wimmern der Turmglocke, das Raſſeln der Spritzen,
ſie hörte wildes Geſchrei und laute Verwünſchungen,
ſie glaubte den eigenen Namen zu hören in Haß
und Wut. Wenn man ſie fand!
Sie ſah Bäume und Buſchwerk, aber ſie war
durch eine niedere Mauer davon getrennt. Sie
inußte hinüber um jeden Preis Spiße Nägel waren
zum Schutze über die Mauer gelegt, ſie fragte nicht
darnach, ob ſie die Kleider zerriß, ob ſie die kleinen
Hände zerfleiſchte, daß das warme Blut daran nied er⸗
ſtrömte, ſie dachte nur daran, daß ſie unter dem
Buſchwerk und dem Geſtrüpp ſich verſtecken könne.
Nun war fie hinüber — in demfjelben Augen-
blicke ſchwand auch ihr Bewußtſein und fie Janf
in das kühle, feuchte Gras nieder. Aber die Luft
war mild und lind und umfächelte die glühende
Stirn des unglüclihen Mädchens,
Der Morgen brach an, kühl und thaufriſch,
aber wunderbar ſchön. Die Sonne glänzte vom
tiefblauen wolkenloſen Himmel und ſchaute verwundert
auf die bleiche Mädchengeſtalt, die zuſammengekauert
unter einem Buſche hart an der Kirchhofsmauer
ſaß. Hier hatte Lieſe Schutz gefunden,
Anfangs, als ſie in der Nacht zum Be—
wußtſein erwachte, war ſie fröſtelnd zuſammenge—
ſchauert, als ſie die Entdeckung machte, daß ſie auf
einem Kirchhofe ſei und auf einem Grabhügel zu—
ſammengeſünken war. Die Leichenſteine hoben ſich
geſpenſtiſch von dem Dunkel ab und einen Augen-
vlick war es ihr geweſen, als müſſe fie auch von
hier flüchten. Aber ſie brauchte die Toten nicht zu
fürchlen, ſondern nur die Lebenden. So blieb ſie.
B
Preis per Büchse 1 Mark.
Rhein. Apfelkraut
per Pfund 50 Pfg.; bei Mehrabnahme billiger
bei
€. W. Reuss,
Hauptſtraße 20.
Bordtan· . Kheinweinflaſchen
u kaufen geſucht Plockſtraße
Hier ſuchte ſie niemand. Ihr Kopf aber brannte
in Fieberglut, ihre Hände waren geſchwollen und
und febten voll geronnenen Blutes. In dumpfes
Hinbrüten verloren, jaß fie da, Feines Maren Se:
banfen8 fähig und von einer grenzenlofen Furcht
gepeinigt
Lieſe war froh, als die Sonne fih zum Unter:
gange neigte und die Schatten der Nacht fich hHerab-
zufenfen begannen. Almälig wurde e8 {tiller auf
der Siraße und von der Zeil Herüber hHörte man
nur noch das Gewirr und Summen des Alltags:
lebens. Lieſens Kopf ſchmerzte, ihre Wangen brannte
in Fieberglut, ihre Hände zitterten und ein qual—
voller Onrft verdörrte ihre Lippen, Ihre Gedanken
verſchwammen wie in einem Nebel. Sie wußte
nur noch, daß ſie hier nicht bleiben könne und dann
dachte ſie an Doktor Leonhard, dem ſie verſprochen
hatte, zu ihm zu kommen, wenn ein Wechſel in
ihrem Leben eintreten ſollte.
Nun war er da. Entſetzlich! Konnte ſie zu
ihm gehen? Aber ſie hatte keinen Menſchen, an
den fie ſich wenden konnte. Zu dem Vater zurück—
kehren? Nein — nein — lieber ſterben.
Soweit war ſie mit ihren Betrachtungen ge—
kommen. Dann ſchwand ihr Bewußtſein und ſie
lag abermals wie eine Tote!
140. In Areuer Pflege
Das furchtbare Sreignis der Nacht hHattte den
alten, ſchwachen Stadtſchreiber derart erſchüttert,
daß er am Morgen nicht imſtande war, ſein Lager
zu verlaſſen und anſcheinend die Sprache verloren
hatte. Später, als die Nachbarn eine Weile ratlos
ſein Lager umſtanden, ſprach er plötzlich den Namen
Doktor Leonhard aus und da war man ſofort ge—
gangen, dieſen zu holen. Als der Stadtſchreiber
den Doklor ſah, flog es wie ein Lächeln über das
alte gute Geſicht, dann rollten zwei große Thränen
in den eisgrauen Bart und er winkte dem Doktor,
näher heranzutreten. Aber es wollte ihm doch nicht
gelingen, ein Wort über ſeine Lippen zu bringen.
ein. Liste eirculiert.
Hochachtungsvollst
Adolf Schüler.
Der belichte
Der Doktor jandte nach feinem Haufe zurück und
Shuupftabak
Blechdoſen à 10 Pfa. bei
Garantie guter Ware abgebe.
welche ich zu den billigſten Preiſen unter
rechnung angefertiat,
ihm gelang, die fliehenden Lebensgeiſter noch ein
wenig länger zu feſſeln.
Offenbar hatte der Stadtſchreiber die Abſicht
des Doktors begriffen, denn ſeine Augen waren
begierig der Thuͤr zugewendet und als endlich der
Boͤte zurückkam, ſah er den Doktor bittend an.
Aber es war zu ſpät. Das Leben hing nur
noch an einem Faden. Doktor Leonhard verſuchte
zwär, den Patienten aufzurichten, aber es gelang
ihm nicht und die Tropfen, die er ihm einflößen
wollte, waren nicht über die Lippen zu bringen.
In der der nächſten Minute lag der Leidende mit
geſchloſſenen Augen da.
Leiſe beugte ſich der Doktor zu ihm nieder.
Er atmete noch, aber kaum hörbar. Dann hob
er mit einem Mal feinen Arm in die HShe und
deutete. mit der Hand in die eine Cde des Zimmers.
„Ge — funden! Kleider! Tot!“
Wie Geiſterſtimmen hatten die Worte des Doktors
Ohr erreicht. Sein Auge folgte der angedeuteten Rich-
tung, aber er {ah nicht8 al8 einen alten Koffer. Wieder
auf den Kranken blickend, ſah er, daß deſſen Hand
an der rechten Bettſeite herabgeſunken war und
ſeine Augen ſich für immer geſchloſſen hatten.
Der Stadtjchreiber war tot, aber fein Geheimnis,
an das er eine lange Reihe von Jahren kaum ge
dadt und das ihn doch in feinen legten Stunden
ſchwer bedrückte, nahm er mit in8 Grab.
Vielleicht brauchte er ſich nicht ſo ſehr darum
zu quälen. Sie hatten ihm geſagt, Lieſe ſei unter
ben Trümmern begraben und war es nicht in dem
Falle einerlei, ob ſie oder anderer Leute Kind das
Unheil angerichtet ?
8 that ihm leid, daß e8 fo mit ihr gefommen war,
aber Neigung hatte er nie zu dem fremden Kinde laſſen
können — es paßte nicht zu ihm und feinem Haufe,
Der Doktor erteilte einer Nachbarfrau die nötigen
Anweiſungen und kehrte dann nach feinem Haufe
zurück. Es war beinahe Mittag darüber geworden
und er war feſt entſchloſſen, das Haus für die Dauer
des Tages nicht mehr zu verlaſſen. Er fühlte ſich
mide und angegriffen, ſein Kopf ſchmerzte und es
war ihm, als habe er nie ſo ſehr ſeine Einſamkeit
empfunden, als in dieſen Stunden.
Träge und bleiern ſchlich der Tag vorüber und
endlich, endlich ſenkten ſich die dämmernden Schatten
auf die Erde herab. Verſchiedene Patienten harrten
noch ſeines Beſuches, aber er war nicht imſtande
geweſen, von der Stelle zu gehen und vielleicht zum
erſten Male in ſeinem Leben verſäumte er ſeine Pflicht.
Der Gedanke an Lieje verurfachte ihm unnenn-
bare Qualen. AI man ihm die furchtbare Mit
teilung gemacht, daß des Stadtſchreibers Lieſe, die
Bettelprinzeſſin zur Brandſtifterin geworden war,
wollte er förmlich zufammenbrecdhen. Wie bitter
hatte er ſich in dem Kinde getäuſcht und wie ſchnell
hatte er das warme, ſeltſame Gefühl erſtickt, das ſo
pᷣlötzlich in ihm lebendig geworden war!
Mit ruhelofen Schritten durchwanderte er fein
Gemach, ſelbſt kaum wijfend, was ihn fehlte. Was
kümmerte ihn das traurige Schidjal diefes Kindes,
noch dazu, da e8 ein verdientes war? Eine Sünde
war und blieb diefe Brandftiftung, welde Motive
Liefe dabei auch geleitet Haben mochten und er
mit ſeinem ſtrengen Rechtlichkeitsgefühl konnte am
wenigſten verſuchen, ſie zu entſchuldigen.
Es war 10 Uhr geworden. Der Doktor fand
am Kamin und blidte ſinnend in die FeuerSglut,
die fein Seficht gefpenftildh fahl beleuchtete, den Kopf
gegen das marmorne Geſims gelehnt.
Plötzlich fuhr er zuſammen. Es war ihm, als
habe ein Finger ſchüchtern an die Thür geklopft
uͤnd nun knarrte ſie auch leiſe in ihren Angeln.
„Barmherziger Gott — Lieſe!“
Es war das Einzige, was der Doktor über
ſeine Lippen brachte. In der nächſten Sekunde aber
ſah er das Kind wanken und lautlos zuſammenbrechen.
Der Doktor ſah es, aber er war dennoch im
erſten Moment unfähig, auch nur ein Glied zu rühren.
Tauſenderlei Gedanken fuhren ihm durch den Kopf,
doch war ihm nur das Eine klar, daß vorläufig
Niemand von Lieſe's Anweſenheit in ſeinem Hauſe
erfahren dürfe. (Fortſ. folgt.)