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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

DOI issue:
Nr. 91 - Nr. 100 (17. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0271

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Vom Mittwoch, den 21. d. M.
an iſt die Bibliothek wieder geöffnet.
Heidelberg, den 19. Mai 1886.




Concordia.

Um Oftermontag findet ein
Morgen-8paziergang
über Haarlaß, Guckkaſtenweg nach
der Philoſophenhöhe ſtait. Zuſammen
kunft um 8 Uhr über der alten Brücke.

Hierzu ladet die Mitglieder mit Familien

freundlichſt ein
Der Vorstand.

Steigerungs - Ankündigung.
In Folge richterlicher Verfügung wird am
Freitag, den 7. Mai de J

mittags 8 Uhr

im Rathauſe dahier, der Frau Louife

Steinthal Witwe von hier, die nach-

beſchriebene Kiegenſchaft der Gemarkung

Heibelberg dffentlich zu Eigentum ver—

ſteigert und wird dabei der Zuſchlag er—

teill, auch wenn der Schätzungspreis nicht

erreicht wird.

Beſchreibung der Liegenſchaft:
27 Ar 21 qm. FZlächenraum an der

Gaisbergſtraß⸗, worauf mit Nr. 15 bes

Zeichnet, erbaut find:



“»




mit Anieftock, gewölbtem Keller, Veranda,
Dachzimmer = Einrichtung, nebft ange-
bautem Kohlenſchopfen mit Zinkbe—
dachung;

Seitenbau rechts, zweiſtöckig, von Stein,
Steinriegel und Holz, mit Badezimmer
und Wohnung nebſt Gallerie;

. Zimmeranbau, einftödig an a und b
angebaut, von Steinriegel;

. Veranda, an a angebaut, mit Holz—
brüftung, einftöcig von Holz und Stein;

Hol ſchopfen, einſtöckig von Holz;

Gewächshaus, einſtöckig von Stein mit

Heizvorrichtung;

Gewächshaus, einſtöckig von Stein, un⸗—

vollendet;

Gartenpavillon mit angebauter Geſchirr⸗
kammer, einſtöckig von Stein und Holz;
begrenzt: eiaſerts Dr. Salbach Witwe,
anderje:tz Joh. Werner, oben der Senſen⸗
riedweg, unten die Gaisbergſtraße;

Taxiert zu 70,700 ME.
Heidelberg, den 9. März 1886.
Der Vollſtreckungs-Beamte:

Hagenunger, Notar.

8 7 v S *
Fahrnis-Verfteigerung
Inm Auftrage der Beteiligten werden
die der Fräul. Margaretha Wagner
hier, Hauptſtraße 111, Eingang Schiffgaſſe,
gehörigen Fahraifje am

Donnerstag, den 29, April,

{
}






verſteigert:
eine Kommode mit Schreibaufſatz (antik)
2 ein= und 1 zweithür. Schrank, 1 Sofa,


Tiſche, eine Beltlade mit, eine ohne Roſt
Bettung, Stühle, Spiegel, Bilder, eine
Wanduhr, Borlagen, Frauen kfleider, Weiß:
zeug, eiwas Gold, Kuchengeſchirr, 1 Erdöl⸗
herd und ſonſt verſch. Hausrat.
Heidelberg, den 20. April 1886,

A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.

Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(8. Fortſetzung.)

„Ruhig!“ rief mit lauter Stimme der Gutsherr
„Ihr vergeßt Euch beide gleich jehr, wie mir [Heint.“
% Keiner der Brüder Hörte ihn. „IM werde
er denfhaft verlangen,“ rief flammenden Blickes
ee Matthias. „IH dulde nicht, daß in meiner

egenwart eine Dame bejhimpft wird!“ Krafft
erhob fich, nahın feine Briefe und verließ das Zimmer.
„Du findeft mic bereit, Dir zu antworten,“ Jagte
er mit zornbrennender Stimme. „ES bleibt bei dem,
waß iq befehle, Dir und jedem anderen Menſchen
gegenüber.“

Die Thür fiel hinter ihm in's Schloß; zwiſchen
noch Zurückgebliebenen entſtand jenes peinliche
mine das niemand zu brechen wagte, weil
i en jedes Wort neuen Zündftoff birgt; Franziska
Zt die Tafjen, der Lieutenant ging mit dröhnenden
Scyritten auf und ab, während Juliska, blaß wie
N Sefpenft, immer noch vor dem Spiegel ftand
nn gedankenlos ihre Locken durch die Finger 309.

er Ausdruck des ſchönen, zarten Geſichtes war
erſchrecend, — ein Haͤß, den zu verbergen ſie ſich
nicht bemühte, ſprach eben ſo wohl aus den feſt zu—
ammengepreßten Lippen als aus dem Funkeln der
großen, ſtahlblauen Augen.
Graf Maximilian ſchloß die Poſttaſche und
chob ſie unter ſeinen Arm. „Matthias,“ ſagte er
ruhig, „komm in etwa einer Stunde auf mein Zimmer,
ich habe mit Dir zu ſprechen.“
i ‚Der Lieutenant verbeugte fich, obwohl er heimlich
te Lippen zerbiß, daß fie bluteten, Sin Streit mit
nn älteren Bruder hieß für ihn [o viel wieBerbannung
N feine Garnijon, er wußte e& und wäre doch lieber
geltorben, als daß er die ſchöne Verſucherin, welche
ier ihn in Banden hielt, freiwillig aufgegeben hätte.
Ein Blich ein Flüſterwort, dann verabſchiedete
ſich. Juliska vergrub hinter feſt verſchloſſenen

hüren das Geſicht in ein Polſter, ſie weinte nicht,





Hauptſtraße 167.

„Herren

„Kinder

pp

Unterröcke

Seidene Handſchuhe
Fil d’Ecosse

J Filet⸗Handſchuhe
Glacé⸗Handſchuhe
Weiße Herrenhemden






Preiſen abgegeben.


Dienstag, den 27. April,
mittags 2 Uhr
werden im Auftrag und wegen Wegzugs
einer Herrſchaft
eine Salon⸗, eine Wohn⸗ und
eine Schlafzimmer-Ginrichtung,


baumenen Möbeln, als:
eine Salon-Garnitur (Sofa u. Fauteuil8),
Fantaſieſtoff, 3 Chiffonniere, eine Kom:
mode, eine Walh-Kommode mit Toilette-
und Marntorplatte, 2 Nadhitijche mit des:
gleichen, 1 Pfeilerſchrank, 1 Klapptiſch,
3 unde Tiſche, verſchiedene Rohrſtühle
1Sekretär, 2 Bettladen in t Roſt, fernen:
1 zweithüriger großer Kle derſchrank,
1Küchenſchrank, eine zweiſchläfrige und


haar⸗ und Seegras-⸗Matratzen nebſt Kopf⸗
polſter ꝛc.


gegen Barzahlung verfteigert.

Die SGegenftände können am Vers
jteigerungStage von 10 Uhr an befichtigt
werden.

Gg. Kahßer, Tarxator,
Burgweg 5.








| Dr. Middelkump, |}
‘| American Dentist, Ludwigsplatz 14 |
(Laughing Gas administered.) MM

Moter Löwe.

ff. Lagerbier, guien Wein,
gu verkaufen

2 gut erhaltene abgenähte Strohſäcke, Sand-
gaſfe 7. 8. Stock.





ihre Finger zerriffen in tauf

reichen konnien. Es ſchien ihr Erleichterung zu
gewähren, daß die feinen ſeidenen Spitzenſtoffe wie
dürre Halme nach allen Seiten ftäubten,

Als ſie ſich nach langer Paufe erhob, Mang
von ihren Lippen ein bitteres Lachen, „Hüte Dich,
Krafft, Du wollteft erproben, wer von uns der Stärkere
jei, — mein Wort darauf, Du wirft es erfahren !“

Während dieſer Vorgänge hatte auch Graf
Maximilian ſich in feinem Zimmer eingeſchloſſen
Auf dem Grunbe der Poſttaſche lag noch ein Brief,
von niemand gefehen, ein Brief, der für ſich allein
Zentnerſchwere zu beſitzen ſchien. Jetzt nahm er
Sen Brief in die Hand, mit heißen verlangenden
Vlicken die Aufſchriſt betrachtend, zitternd vor Begier,
zu erfahren, was hinter dieſer kniſternden Hülle ver⸗
borgen lag.

„An den Privatingenieur Herrn Lionel Morris!“
— wenigften8 zwanzig Briefe von derfelben Hand⸗
ſchrift hatte ſein ſchweigſamer Beamter ſchon erhalten
und immer noch war e8 troß angefirengter Yach-
forfchungen nicht möglich geweſen, den Correſpondenten
desjelben zu entdefen. Der Amerikaner vertraute
nie ſeine Antworten der allgemeinen, täglich zwiſchen
dem Gute und der Stadt hin- und herwandernden
Poſttaſche an, er trug ſie vielmehr ſelbſt zur Station
im nächſten Dorfe, ſo daß ſich nicht ermitteln ließ,
an wen Diefelben gerichtet waren. Der Graf hatte
das Spiel lange beobachtet, — eS mußte für biefe
Geheimniskrämerei doch ein triftiger Grund vorliegen.

Hitze und Kälte wechſelten in ſeinen Adern
Wer waͤr der Mann mit dem verſchloſſenen, aber
feinen, ja ariſtokratiſchen Weſen?

Zuweilen glaubte er das Aergſte, zuweilen ſtand
er im Begriff, ihm plötzlich entgegenzutreten und
ihm zu ſagen: „Du biſt es, Cecil, ich erkenne Dich,
Hu biſt es!“

Und dann verſchwand wie durch einen Zauber
die Aehnlichkeit, welche er zu ſehen geglaubt, dann
nannte er ſich ſelbſt einen Thoren, dem die Geſpenſter
übertriebenfier Furcht jogar am hellen Tage nahen



Aber die Zähne preßten fih hörbar auf einander,

durften.












Arbeiter⸗Hemden
„ „50 „|SNragen für Herren nn 18 u
vw 50, nn „ Damen nn Adi
nn 30 5 ”„ / Kinder nn 1
— nn 90 Manſchetten e12

Cravatten nn Ay

Mädchen⸗Hemden 24790 %
nn 90” Schürze vn. 20,
„mn 16 „|Damen-Strümpfe „m 20,
„n» 20 „|Serren-Soden Rn 10
„nm L— „|Sinder-Strämpfe nn An
un 1.50 Korſetten nu W004




jchicden it.



















und Schürzen, Unterkleidern,

Krauſen aller Art.
Sämtliche Artikel werden
abgegeben und bietet ſich






iſt zu verkaufen. Zu erfragen im
Anzeiger.

Morris Hatte in jeinem Baterlande ge[Hhäftliche
Fehlihläge erlebt, vielleicht ein ſchweres Unglück
ſogar, er zog es daher vor, über das Weltmeer zu
gehen und zwiſchen ſich und frühere Verhältniſſe die
ganze Breite desſelben zu legen, das war Alles.
Gewiß, das war Alles.

Äber wer ſchrieb ihm ſo häufig? Graf Maximilian
wog zum hundertſten Male den Brief in der Hand.
Wozu das Geheimnis,

Er glitt mit dem Taſchentuch über die Stirn.
Einerlei, dieſe Unruhe war unerträglich, er mußte
ſich jetzt Gewißheit verſchaffen

Cine feine Bleifeder zwijhen die Ränder des
Couverts zu ſchieben und ſie leiſe rollend zu drehen,
iſt ja ſo leicht. Das Mandver war binnen Sekunden
vollbracht, auf dem entfalteten Blatte ſchimmerten
wenige kurze Zeilen den ſuchenden Blicken entgegen.

„Mein lieber alter Junge!

Schon jetzt könnte ich Dir mit gutem Gewiſſen
gratulieren, könnte ſagen, unſer Spiel iſt gewonnen!
aber ich will es nicht. Zwiſchen Lipp' und Kelches⸗
rand vollzieht fi noch Io manches, das wir nicht
herankommen ſehen, bis es urplötzlich da iſt und
die ganze Freudenjaat mit einem einzigen Schlage
vernichtet, Aber Hoffe nur, Freund, hoffe nur. Du
bift vom Ziel nidht mehr weit, alle Anzeichen deuten
darauf hin. Das heißt, was unferen Plan betrifft,
die andere Angelegenheit fann natlirlich erft dann
gefördert werden, wenn Wir mit ihm ſelbſt offen
zu ſprechen vermögen. Doch da giebt e8 |päter mehr
al8 nur ein Zwangsmittel, — denke vorläufig nicht
daran. Mit Gruß und Hand[dhlag

Dein unveränderlih treuer Ernſt“

Das SGeficht des Srafen war während diefer
Qectiüre fahl geworden. Durch feine, Seele ging
braufend jener Sturm, der das Beſſere, das menſchlich
Schöne wegfegt, als ſei es nie geweſen. Die Fluten
ſteigen hoch und höher, ſie ergreifen mit eiskalten
umffammernden Händen an die Kehle der Berurteilten,
ſie ſcheinen mit tauſend warnenden unheimlichen
Stimmen zu flüſtern: „Du felbft oder der andere!“ -—





































Hauptſtraße 167.

von 41.30an,



















Handtuchleinen und Sei: |
Hütdgen, Mäntel: |
Korſettchen und
Hoſen und









Strümpfen und Socken, Hande
Spitzen und

Haus-Berkauf.
Unter günftigen Bedingungen ein Haus zu
verkaufen in heiter Se/Häftzlage, — Zu erfragen
Hauptſtraße 140,

Cine Chimäre, ein Nichts. Die leichtgeubte
Tugend defjen, der nie in Verſuchung geführt wurde,
dem die Güter der Erde fo mühelos zufielen, daß
er ihrer nicht mehr achtet.

Sraf Maximilian ließ das Blati zu Boden
ſinken. Wer war diejer Lionel Morris, wer der
Freund, deffen Briefe täglih kamen und dem doch
die Klugheit verbot, in Schluß oder Anrede feines
Schreibens einen Namen zu nennen ?

Gin unterzeidhnete8 Blatt if ein Dokument, eins,
das feinen Namen trägt, ein nichts, verweht und
zerftäubt vom nächften Hauch.

In den Augen des Grafen ſprühte ein feſter Entſchluß.
Kampf bis auf's Meſſer, Auge um Auge, Zahn um
Zahn, — wer da kam, würde ihn gewappnet finden.

Er ſchloß das Couvert und als es getrocknet
war, ſchickte er es durch den Diener ſeinem Ingenieur,
der mit Meßſtangen und Ketten unten bei den Kohlen
gruben hantierte. Er ſah ihn durch das Fenſter,
ſah, wie ſorgſam der Amerikaner prüfte und erwog.
Ein ſonderbar beklemmendes Gefühl ſchnürte ihm
das Herz zuſammen.

Wir müſſen den Fluß abdämmen,“ hatte einmal
der Ingenieur geſagt, „ja, das hätte zu allererſt
geſchehen ſollen Quer durch den Park in’8 tiefe
Thal hinab, da Können uns die Fluten nicht ſchaden,
— Hier in der Nähe der Gruben beunzuhigen fie mid.“

Cr fuhr mit der Hand durch das [pärlihe Haar.
Hunderttauſende ſteckten in dem Boden ringsum,
— wenn das Waffer Fäme und fie fortjpülte.

Das Waffer, von dem die Zigeunerin gejagt

hatte, e8 werde ihn töten, ihn plöplich überfallen
und vernichten!
Cr wandte den Kopf, er {ah hinter fich, jählings
gepackt, von undefinierbarem Erſchrecken, erſt als
er bemerkte, daß ſich im Zimmer außer ihm Niemand
befand, hob ein tiefer Athemzug feine Bruſt.

„Ich werde noch wahnſinnig,“ dachte er.
wäre erft die Frift bis zur Todeserklärung vorüber!
— Auch das Nergfte ift leichter erträglich, als dieſe
martervolle Ungewißheitl“

O



Wer iſt in ſolchen Momenten unſer Nächſter?

Auf dem Tiſch lagen die Zeitungen von heute,


 
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