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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 141 - Nr. 150 (19. Juni - 1. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0449

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oe töglig, Sonutags ausge
win Breis nrnmatli 20 Big.,
Matt a0 Zluſtrierten Unterhaltungs⸗
An fg. — Wird in der ganzen
erteilt und an den Straßen»

den angefölagen.


















Alle Zuſendungen werden franto
erbeten,

Für die Auſnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen

wirb keine Verantwortlichleit Übers
nomnmen.



At. 136.
delberger Shad-Club.|




taq abend

N Spiel= Abend.

Gäſte ſind willkommen.

Einladung.

Yemir Teitglieder der Bärenkafjje werden

Ma mittag& 1 119r zur Halbjahr-Rech-
fi $ im Gifighaus bei Strafvermeidung
kingufinden.

heit ſprechung wchtiger Vereinsangelegen⸗ |

Der Vorſtand. )

Kapitalien
erſtes Unterpfand in Liegen—







fl
6



qgten werden fortwährend aus:
| ann von dir Sparkaffe für

Atay gemeinden in Heidelberg,
| (Yet *mieftraße 4 und wollen VBırlag:
yMe dafelbft eingereicht werd:n.

Niverfitäts-Fnbiläum betr,

bau Sit Dekorierung der ftädtijhen‘ Ge: ME
| 00” Sefthalle 2c. bedürfen wir circa f

on Id. Meter Fichtenreis = Guirlanden
I500m18 Mir. Durdmefjer; ferner: c'rca
d.Mir. deßal. von 0,20 Mir Durchm ;
;* Circa 150 Stücf runde Kränze von:
De Durchm
ef „Texten für die ganze oder teilweije
derjel ges der Guirlanden ſamt Aufhängen
88° an den Gebäuden, find bis zum
Önau ‚Mi8., vormittags 10 Uhr bei ung
(ati eichen, woſ lbſt auch die Bedingungen
ſchen eingeſehen werden können.
kidelberg den 17. Juni 1886,

= Stadtbauamt.

Einwirtfhaft & Feinbäckerei

he Rohrbacherſtraße 16.

Vein blehle einen guten Ueberrheiner
das Viertel zu 12 Pfg., ſowie
gie

Orten, wie bekannt, zu den billigjten
ſowie verſchiedene Sorten Kuchen
einbäckerei⸗Waren.

Leh.

@
Schwarzer Adler,

Handſchuhsheim
Mugen biebte meine reingehaltene Gand-
Toy Primer alte und neue Weine,
Bey “Orguten Apfeltwwein u. ff. Lager:
AUS der Brauerei Lenz dahier.

Y Grieser.

en Fruchkhrunnlwein
Ill,
en Nordhäufer, Arak, Rum,
uaß, Benever, Franzbrannt-
ͤn alkes Zwellcigenwaſſer,

Varzwälder Kirfdenwafer,

4 ſowie
lederrhein. Weineſſig,

| np loniaL-Zurker u. ſ. w.

vr C. W, Rom.
ii dtuchlbranntwein
reinen Nordhäuſer

zum Anſetzen im
Gr

oßen Faß.

| Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(27. Fortſetzung.)

der. die Mz
dhii Männer draußen trugen eine Bahre, dicht
Sa dten & lebten behutjam ihre Laft auf den durd-
| Gr rdboͤden. Einer von ihnen ging auf das
ch und wenige Sekunden ſpater erſchallte
—u Klopfen.
ertönten wieder geſcheucht die eiligen

[5 &

9 Ampere das Herz des Grafen mit elsfalter,
pen feine Pernder Fauſt. Jeder dieſer Schläge
Gr a Heiße Hämmernde Stirn zu treffen.

I ic Nca Fenfter auf. „Wer ift da?“
Hit üben ünnerftimme gab Antwort. „Halten
et Herr Graf! der Förſter von Eßüngen
hör. 8 eilt, wir Ffönnen nicht warten.“

| Um
Ray AU 5
kulezund müßt gerade mich ſelbſt ſprechen, ihr









ver

80, na

„ SE gnadigſter H dig.“

zü Der gilter Herr, notwendig.

| Hin Sete Sraf ließ den Fenſterflügel offen, er ent⸗
auch ein Licht, taftend ging er die Treppe

zNie wi ns
We Wesen Ct in dies Haus! für mich bift Du tot!“
Qrget au {5 hatte er e8 doch gefagt? Kam das
| Bl eg UM zurüg, grinfend, ein hohnlachendes,

5 Auf Seſpenſt
| die ath Blur fanden mehrere Dienftboten,
| Gi Shi Dias mitten unter ihnen; er hatte {hon
Mi Ungem ce Ofinet, bevor der Sutsherr erfchien.
de in es Licht ſtrömte in die Halle, mit der
Yan, Alten er Hand trat ein Mann in Kägertracht
Ring Say Fafen näher. Sein Ausjehen, feine
Ce Day 28, jeder Bug des ehrlichen Gefichtes
leberbringer einer Hiobspoſt.

en wirft einen ſchwaͤrzen Schatten vor
eg, es ſendet Boten, denen niemand

vermag.

er Herr Graf, es iſt ein gar traurig

lg erhleic

el den
KA ‘Blauen
” Snädigf






Blatt.



Hauptstrasse 72

empfehlen





Samstag, den 26. Juni









Eingang vorzuzeigen.

Die





Vergnügungs-Kommission.






wozu die Mitglieder einladet


Die Ball-Direktion.















Einzel-

SA


Impfſchein anzumelden.



1886.

in allen
Sorten, geschmack-


A



e.

Die Direktion: Salzer.



Monfag, den 28. Juni j

Umlagen-Ausſchlag für 1886,
Entleerung der Abtrittgruben.

DT









Guſtav-⸗-Adolf-Verein.

Zum diesjährigen gemeinſamen Feſte des Orts-⸗, Frauen und Studenten⸗

Nr. 14 ſtalt und liegen die Akten über dieſe Gegenſtände indeſſen in der Stadtrats—
Kanzlei zur Einſicht der Mitglieder offen, auch wird den Letzteren bei der perſönlichen
Einladung ein CGremplar der gedruckten Borlageberichte des Stadtrates und des Rechen-





Vereins der









Der Verstand.



Sohwatzwälder II

in vorzüglicher Ware empfiehlt

Konditorei CE, Haas am Markt. |

botſchaft! Gott weiß, wie tief e& mich ſchmerzt!“

Der Gutsherr bezwang ſich mühſam, er konnte
nicht verhindern, daß ſeine Stimme bebte. „Redet,
Förſter,“ ſagte er, „ich bin ein Mann und muß
ertragen können, was mir das Schickſal ſendet.“

Der Förſter trat ihm näher. Mitleidig, ein
Menfjch dem andern gegenüber, legte er die braune
arbeitsharte Hand auf die des Grafen „Gnädiger
Herr, das Wort würgt mich, aber es muß heraus, '
ih fann night anders, — wir bringen einen Toten, '
einen Mann, den die verruchte Fauft des Mörders
am Wegesrande erſchlugl —

Ein leißer Schrei durchdrang die tiefe Todes-
ſtille, welche dieſen Worten folgte, Matthias hatte
ihn ausgeſtoßen. „Krafft!“ rief er nur.

Der Gutsherr ſenkte den Kopf. „Iſt es wirklich
— wirklich mein Sohn?“ preßte er kaum hörbar
hervor, {

„Sa, Herr -Graf; Wir fanden ihn mit durch: !
ſchoſſener Bruſt auf dem Kalvarienberge am Eßlinger
Wege.“ |

Matthias ſtürzte hinaus. Im Angeſicht der
Dienerſchaft und der fremden Männer, welche die
Bahre umſtanden, ohne ein Wort der Erklärung,
nahm er von dem Antlitz des Toten das Tuch und
ſah ſtarr in die bleichen, jetzt ſo friedevollen, rühigen
Zuͤge. „Krafft,“ murmelte er, „mein Bruder! —

Und aufſchluchzend nahm er den Kopf der Leiche
zwiſchen ſeine beiden Hände, küßte er die eiskalten
Lippen. „Vergieb mir, Krafft, vergieb mir!“

Das war im Uebermaß der Empfindung mit
erſtickter Stimme geflüſtert, aber dennoch hatten es
die Umſtehenden gehört. Sie ſahen einander verſtohlen
an, ſie ſchüttelten die Köpfe, als Graf Matthias,
außer Stande, ſich zu beherrſchen, in den dunklen
Park hinausging, als müſſe er ohne Zeugen, in
tiefjter Cinjamfeit, einen Schmerz, zu groß, zu gewaltig


ehe ihn andere beobachteten oder ihn zwangen, zu
ſprechen.
Der Gutsherr regte kein Glied, er ſtand da






Antiquarifd zu kaufen gefudt
Brahms ungarifde Tänze zu 4 Händen und

Hofmanns Serenaden zu 4 Gänden, Offerten
mit Preisangabe erbeten unter D. 4 an die Exped.

brochenen Schlages, ſelbſt ſeine Augenlider ſanken
ſchwer herab, die Stimme klang heiſer und tonlos.

„Habt Ihr von dem Mörder keine, — gar
keine Spur, Leute?“

„Nein, gnädiger Herr. Die Gegend iſt ſogleich
durchſucht worden, aber es fand ſich nichts.“

Det Graf nickte Jangjam. „Bringelt die Leiche
in das Haus, Leute. € [oll alle8 bezahlt werden,
— morgen.“

„DO, gnäbigfier Herr, daran denkt gewiß Feiner
von uns.”

Der Erfchoffene wurde vorfichtig aufgehoben
und die Treppe hHinaufgetragen, vorbei an den Zim-
mern der jungen Sräfin und in das Atelier, defjen

Ruck ſprengte. Gerade hierher ſollte die Leiche gebracht
werden, hierher an die Stätte, welche der Lebende

angrenzenden Schlafzimmer ein Rollfoja herein,
und dann, nachdem das Nötige beforgt worden,
blieb der unglückliche alte Mann allein mit dem
entſeelten Körper feines Sohnes,

Eine Lampe brannte Halbverhüllt auf dem Neben⸗
ti{H, Teife und eilig tidte aus dem Winkel hervor
die Schwarzwälder Uhr, das Familienftück mit den
bäuerlih bunten Blumen und dem Kukuk, wertlos,
aber doch vom Bater auf den Sohn jo hoch geehrt,
weil fie feit einem Jahrhundert die Schicfale der

fündet Hatte,

Bleierne Stille laſtete rings umher; ſelbſt ſtumm
wie der Tod ſatz Graf Maximilian neben der Leiche
ſeines Sohnes, nur zuweilen brach ſich aus dem
gequälten Herzen ein tiefer Seufzer Bahn, dann

unb flüſterte leiſe ein einziges Wort — Krafft!
Wie ihn dieſe Nacht an jene andere erinnerte,

auch eine Sommernacht, ſtill und kühl, als er ſo

am Bette ſeines jungen Weibes ſaß, in den Armen




ſchaftsberichtes zu 1. behändigt werden.
Heidelberg, den 23. Juni 1886.
Der Oberbü

und wollen Verlagſcheine auf dem



Den Futer⸗Ertrag zu verkaufen, Wolfe-
brunnenweg 22.

rgermeiſter:




Bureau der ſtädtiſchen Spar—




rat.

9




Altes Zinn und Blei Kauft jum höchſten
Preis, Beiler, Sandgaſſe 6.



huſchten goldige Sonnenſtrahlen, Einlaß begehrend,
zwiſchen den Spalten der Vorhänge herum; er lächelte
voll Vaterglück, voll ſtolzer Freude. „Krafft ſoll
er heißen, der Junge, wie meine Vorfahren! Unſere
Zeil iſt zu fein, zu elegant geworden für den urdeut—
ſchen Namen, aber ich will ihn wieder zu Ehren
blingen. Krafft von Harrach! — heißa, klingt das
nicht prächtig?“

Achtundzwanzig Jahre waren zerfloſſen ſeit jener
Stunde, aus dem neugeborenen Kinde wurde ein
Mann und zwiſchen Vater und Sohn drängten ſich
die Qualen, die Kämpfe des Erdendaſeins, ſpitzten
ſich zu bis zum unheilbaren Conflict, bis zum Fluche,
der das Band löſte für alle Zeit.

Die Uhr tickte raſtlos, hoch und höher ſchoſſen in
Garben die Sonnenſtrahlen empor am Himmel;
der alte Graf ſaß immer noch ſtumm an dem Lager
ſeines Sohnes Er war wie erſtarrt, wie gebrochen,
das Unerwartete hatte ihn niedergeworfen.
Gegen zehn Uhr Fam aus der Stadt ein Unter:
{uchungSrichter in Begleitung des Arztes und mehrerer
Polizeibeamten, auch) der Vogt war antwejend, Das
Zimmer des Ermordeten wurde zunächft in Augen:
jhein genommen, dann die Leiche von den Sachverz
{ftändigen unterfidht und diein der Brufthöhle gefun:
dene Kugel mit Bejdhlag belegt. Der Unterſuchungs—
ridter nahm ein volljtändiges Protokoll auf, er
verhörte jeden einzelnen der Hausgenoſſen, ſelbſt
den alten Grafen und die Witwe des Erſchoſſenen.
Juliska fiel von einer Ohnmacht in die andere,
ihre Ausjagen waren fo verworren, {9 ungenügend,
daß fie fehr bald entlafjen wurde, mit dem Suts:z
Herrn und dem Lieutenant dauerte das Verhör länger
Der Brief an daS Gericht, die Verfügungen
über ſeine Arbeiten, die ganze Art und Weije, wie
Krafft disponiert Hatte, Alles fam zur Sprache.
„BWußten Sie, daß ihr Herr Sohn abzureijen
im Begriffe ftand ?“ fragte der Richter. „Und wohin
in dieſem Falle?“



das neugeborene Kind, feinen erften Sohn! — Im



„Sr hat mir darüber Feine Mitteilungen gemacht,“

„om, — Sie Fannten aber, wie e& [Heint, doch
die Ablicht.. Wußte die Frau Gräfin um die Reife
ihres Herrn Gemahls?“

„Auch darüber kann ich keine Auskunft geben.“

Der Ünterſuchungsrichter ſah langſam von einem
der beiden Männer zům andern. „Die Ehe zwiſchen
dem Verſtorbenen und feiner Gemahlin ſoll eine
durchaus unglüclidhe gewefen, fein“, fuhr ev fort.
„Hatte Graf Krafft einen perfönliden Segner? gab
e8 Jemand, der aus feinem Tode Gewinn zu ziehen
hoffte, der überhaupt mit ihm in ausge[prodener
Feindſchaft lebte?“

Diesmal blieb die Antwort aus, kein Laut
wurde gehört, aber Matthias wandte ſich ab, leichen⸗
blaß, unfähig, zu ſprechen. Er ſah aus dem Fenſter,
zerriſſenen Herzens, voll jener Reue, die beinahe
erdruͤckt, eben weil nichts das einmal Geſchehene,
rückgängig machen kann. Und gab es auch kein
Verbrechen, das ihn in feinem eigenen Bewußtſein
angeflagt, wie Vieles Hätte er doch Heute um den
Preis des ganzen Lebens zurücdkaufen mögen! wie
viel Bitteres, das er gejagt und gethan, vergiftete
jede‘ Stunde des nun auf ewig dahingefchiedenen
Bruders. Und zwildhen ihm und jenem erhob fich
ein Grabhügel, — fein Wort, Fein herzliches Bitten
klang hinüber in das unbekannte JenfeitS, von defjen
Ufern fein Wanderer zurücfehrt, Feine Antwort dem
Herzen, Crlöfung bringt.

Der Richter {hloß das Protokoll, e8 dien, als
Habe er genug gehört und geſehen. Krafft's Leiche
wurde unten im Salon aufgebahrt und das Atelier
verfiegelt, jeder einzelne Diener, jedes Haubinädchen


ſich die Kommiſſion, um den Thatort ſelbſt zu unter—
ſuchen und dort die amtlichen Erhebungen fortzuſetzen.

Juliska blieb während dieſes ganzen Tages in
ihrem Zimmer, auch die von allen Seiten herbei:
eilenden Freunde des Haufes empfing fie nidht und
als am Abend der Tijchler famnı, um den Sarg zu
bringen, da ftürzte die Franzöfin voll Schreck in
das Wohnzimmer und bat um Beiftand, — ihre
Dame lag in den Heftigften Krämpfen, GB.


 
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