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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 291 - Nr. 300 (14. Dezember - 24. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0981

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Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗

nommen. Preis monatlich 20 Pfg.

mit dem SNuftrierten Unterhaltungs:

Matt 32 Big, — Wird in der ganzen

Stadt verteilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.










Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nommen.



Samstag, den 18. Dezember

1886.













Bäaren-Kalle.
Sountag, ‚den 19. Dezember, mittag?
1 Uhr, findet im Lokal zum Ejfighaus die
jährliche Abrechnung Ralt, woau die
Mitglieder mit dem Bemerken, daß Nicht-
erſcheinen ſtatutengemäß beſtraft wird, hier⸗
mit eingeladen werden.

V * *
Steigerungs- Ankündigung.
In Folge richterlicher Verfügung wer⸗
den am
Montag, den 20. d. Mits.,
nachmittags 3 Uhr
au] dem Rathauſe Dahier der Witwe
und den Erben des Valentin Hiebeler
hier, folgende Liegenſchaften Hiefiger Ges
markung öffentlich zu Eigentum verſteigert,
wobei der Zuſchlag erfolgt, auch wenn der
Schätzungspreis nicht geboten wird.
) 3 Ar 84,85 ⸗Mir. Hofraite
und Hausgarfen in der Plöck,
worauf mit Nr. 10 bezeichnet,
a. ein dreiftöciges Wohnhaus mit
Knieſtock;
b. ein zweiftöckiger Seitenbau,
c. Rımife, worauf Wohnung,
d. Scheuer, zweiftöclig mit Knie⸗
Rod und Stall,
erbaut. find, Tax 32, 820 M
2) 15 Mr 34 Mtr Acker in
der XII. Gewann im Kirchhei⸗



merloch, Zar 650,
3) 12 Ar 60[ Mir. Ader und
Weg in der Sandlochergewann,
Tax 6650,
9 19 Ar 9NMtr. Acker in der
vorderen Buſchgewann, Tax 1000 ,,



Summa AM 35,120. |
Das Schaͤtzungsprotokoll mit näherer

Büurgermeifteramts-⸗Kanzlii zu jedermanns
Einſicht auf.
Heidelberg, den 6. Dezember 1886.
Der Vollſtreckungs⸗Beamte:
Hagenumnger,
Großh. Gerxichtsnotar.

Reſtanration neben
dem bayeriſchen Hof.



friſche hausgemachte Leber- und Grieben—
wurſt mit Sauerkraut, Bratwürſte, Schwar⸗
tenwagen, friſch gebackene Fiſche, Anſtich
hochfeines Exportbier aus der Schwetzin⸗
ger Aklien-Brauerei.

Dennler Bitter

Aug. Ir. Dennler in Interlacken.
Zu haben bei
HH. Chr. Haeberlein, Georg
Groebe Nachſ., A. Schermers,
A. Meiſter am Markt,
ſowie bei

C. T. Walter, €SAlofjerfir. 4, p.
Marmelade

jür die HGausHaltung, per Pfund 60 Pfg.,
empfiehlt
Konditorei C. Haas am Markt,

DurgH eigene SH u1D,

Roman von A, Lütet8hurg.
(60. Fortſetzung.)

Die jungen Leute ſetzten heiter plaudernd ihren

Weg fortz nur Franz Garmer ſchien mit einem

ale ſeine gute Laune verloren zu haben. Still
und einſilbig verfolgte er ſeinen Weg und wäre wohl
Bar am liebften zurückgekehrt, wenn er nicht die
edereien feiner Kameraden gefürchtet Hätte. Fürchtete
er ſie doch ſchon jetzt!

Und in ber That — ſie ließen nicht lange auf
Nch warten. Der Eine meinte, die Prinzeſſin habe
® ihm ‚angethan; ein Anderer wollte gar gefehen
üben, daß auch er einen gewiffen Cindruck auf fie
le gemacht. armer that in diefem Augenblick das
nſinnigſte, was er thun konnte — er wurde wütend
Und forderte dadurch den Argwohn ſeiner Kameraden
eraus. Es blieb ihm nichts übrig, als in übelſter
Stimmung allein den Heimweg anzutreten.

‚Cr that dies nidht ungern, Die GefellfHaft
ltiner Kameraden war ihm Bei der Menge, der auf
N einftürmenden Sedbanfen unerträglich geworden
End e8 freute ihn, daß er fi von ibrnen trennen
Mnte. Langjam ging er Ddenfelben Weg zurück
And bei dem eifernen Gitter, weldes das Haus des
Kaufmanns Sand umgab, blieb er ſtehen, feſt ent:
Öloffen, nicht von der Stelle zu gehen, bis er noch
mal Gelegenheit gefunden, fih zu Überzeugen,
BB er fig nicht getäufdht.

X Aber war ‚ein Zweifel dennoch möglich?
sie Yugen, das rotbraune Haar mit dem goldbigen
Dein, fie fonnten Niemandem angehören, als ihr

feiner bitterften Feindin.

Nber wie war e8 möglich, baß jene ungeheure

änderung mit ihr vorgegangen war?! Noch
den ex im Geiſte das bleiche, unſchöne Mädchen auf
n ſteinernen Stufen des Stabiſchreiberhäuschens
geflickten Kleide, mit bloßen, mageren Armen;

ſah imn Geifte, wie fie den Kopf in beide Hände















Jahrg. per Flasche ohne Glas M. 3.
1883er Wachenheimer . . . .— ?70
1881er Markgräfler — 80

1876er » Laufener Auslese „1,20
1881er Deidesheimer . . ° 1. —
1881er Ruppertsberger , . ; + 1.90
1881er Ungsteiner . . . . 1.40
1881er Forster Riesling . . ° . 3.50
1878er Forster Traminer . 8 2
1881er Pisporter (Mosel) 1
188ler Brauneberger (Mosel). 180
1874er Berncastel Doctor . . 8.50
1876er Hochheimer ; . . 2
1878er Liebfrauenmilch , . . . 83,50
1874er Geisenheimer . ; . 280
1883er Forster Riesling Auslese ‚ 2.20
1878er Forster Ungeheu . —37
1881er Deidesheimer Hofstück * ‚ 3.50
1881er Forster Jesuitengarten . U
1875er Forster Kirchenstück (Ausbruch) 8.—
1874er Rauenthaler . . . . 3,80
1874er Marcobrunner (prämüert) . 4.50
1874er Rüdesheimer Orleans (Festhalle) 4.80
1881er Rüdesheim, Rottland (Dom.-Kell.) 5. —
1874er Rüdesheimer Berg (Riesling Ausl.) 6,—
1868er Hochheimer Dom-Dechanei 6.50
1876er Steinberger Cabinet . . . 7. —
1865er Rüdesheimer Berg (Festhalle) 7.50
1868er Johannisberger Cabinet . 9.50
1883er Lützelsachser , —. 90
1881er Affenthaler , ° . 1.20
1881er » Auslese, . 1.50
1878er Ingelheimer. 1.50
1878er Lũtzelsachser Auslese. 1.50
1881er Assmannshäuser (Domänen-Kell.) 4 50
1881er Bordeaux St. Estephe , . 81.60
1881er » St. Julien . . 2
1878er » Chäteau Larose . ‚2.50
1875er Bordeaux Chäteau Leoville, . 50 50
a

Weine im Fass von







Zu
empfehle mein gut
] Seftehend in Set:
Herren: und

Hüten, neueſte
Qualitäten, zu ben











Jahrg, per Flasche ohne Glas
1870er Bordeaux Chäteau Gruand la rose
1870er Chäteau Cos d’Estournel ,
1870er Chäteau Leoville Poyferre ,
1875er Grand vin Chäteau Lafitte
1870er Chäteau Montrose .
1875er Mouton Rothschild .
1870er Chäteau Margaux

1870er Bordeaux weiss Graves .

SE 8

US WS DO
SS 111 SS] 118] LE

+ oo
— —
-

EEE

1874er » » Haute Sauterne ,
1874er Burgunder Volnay . . . 3.
1870er » Chambertin % .
1870er » weiss, Chablis , 2.
1870er » » Montrachet . 5,
1870er Heremitage . * „5.
mit Glas A
Malaga . . . .

Marsala. °

Sherry

Portwein . —
Tokayer Ausbruch .
Moussierender Neckarwein .


Madeira & .
2
.

+
°
* *
+
*
*



DON —
© S.© © ©

— —

2
2
3,
3
3,
4
„x
Müller’s Germania-Sect % 3,90
» Jubiläums-Champagners 4. 50
Mouss Assmannshäuser (rot). 4.
Rheingold . ° ° . 5—
St. Perey mousseux . « 6.—
Möet sillery . . . . ‚65
» cremant rose , . . 427.0
Cliquot veuve Ponsardin . . „8
Heidsieck Monopole . . . . 7,8
Roederer Carte blanche . „8.5
Pommery & Greno, sec‘, . . 8.—
Cognac vieux . . . . ‚4:50
» fine champagne . . 6—
» grand fine AMartell V. S. O.. „10, —
Jamaica-Rum, alter, 1834 4 n 6.—
Curacao (Wynand Focking). 4.80



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ſortiertes Lager,
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Unterſtraße 18.



Selbſtkoſtenpreis.

— jeder Art werben dauerhaft
Rohrftühle geflochten and par

Mittelbadaaſſe 10 Hinterhaus.



dem Spiel der Kinder zuſchaute, von dem ſie aus—
geſchloſſen war.

Die rote Lieſe! Die Bettelprinzeſſin! Er hatte
ſie nie anders genannt und nun fand er ſie etwa
nad) fünf Jahren wieder — eine voNendete Schönheit.

Es wurde Garmer nicht ſchwer, ſich den wahren
Sachverhalt zuſammenzureimen und ſo ziemlich das
Rechte zu treffen. Doktor Leonhard hatte für das
Mädchen Sorge getragen; er war es doch auch
geweſen, der die rote Lieſe damals aus ſeinen Händen
befreit Hatte, Warum fih der Doktor ihrer anges
nommen? Das war nicht jeine Sache und fümmerte
ihn aud) wenig.

Garmer ſiand ſtundenlang hinter der Hecke,
das Haus mit ſcharfem Blick beobachtend. Aber
ſeine Hoffnung, die rote Lieſe noch einmal zu ſehen,
ging nicht in Erfüllung und ſo ſehr er auch das
Haus von allen Seiten umſchlich, mußte er endlich
doch unverrichteter Sache wieder abziehen. Er war
dadurch im höchſten Grade gereizt und ſeine Stimmung
eine erbitterte.

Es war ſeltſam, daß er überhaupt ein Intereſſe
für das Mädchen empfand und er ſagte ſich wieder—
holt, daß es am beſten für ihn ſei, ſich gar nicht
uͤm ſie zu kümmern, um ſo weniger, als er vermut⸗
lich einen dunklen Punkt in ihrer Erinnerung bildete
— hatte er doch nur zu gut geſehen, mit welchem
Ausdruck des höchſten Schreckens ſich ihr Antlig von
ihm abgewendet hatte. Er fühlte, daß es ihm nicht
gleichgiltig ſei, was ſie von ihm dachte. Die Er—
innerung an die Vergangenheit lag wie ein Alp
auf ſeiner Bruſt. Wenn ſich dieſe Vergangenheit
auslöſchen ließe!

Verdroſſen kehrte er in ſeine Wohnung zurück.
Lieſe's Bild begleſtete ihn und wich auch nicht in
den folgenden Tagen aus ſeiner Erinnerung. Aber
ſeine Bemühungen, mit ihr zuſammenzukommen, er—
wieſen ſich erfolglos und mehr als ein Monat war
ſeit der erſten Begegnung verfloſſen, ohne daß es
ihm gelungen war, ſie wiederzuſehen, trotzdem er



ſich nur alle erdenkliche Mühe gab,









Hauptſtraße 90.

Zwei gebrauchte Fauteuils, ſehr bequem
und gut, billig zu verkaufen bet

We Heidlauf, Hauptſtraße 35
Von Stund' an aber ſtand ihm des Mädchens
Bild unabläſſig vor der Seele. Er ſah es vor ſich
in aller Schönheit, Lieblichkeit und Anmut. Und
dieſe köſtliche Blüte hatte er zerſtören wollen! Fieber⸗
heiß rollte das Blüt durch ſeine Adern, wenn er
nur daran dachte, ſein Herz pochte in ſtürmiſchen
Schlägen und kein Schlaf wollte mehr in ſeine
Augen kommen. Er mied die Geſellſchaft ſeiner
ſogenannten Freunde, trotzdem er ſich damit unab-
läſſigen Spöttereien ausſetzte, die genau über den
Zeitpunkt und die Urſache unterrichtet ſein wollten,
welche bei Franz Garmer eine ſo jähe Veränderung
bewirkt.

Lieſe hatte ſeit dem Tage, an dem ſie auf ſo
unerwartete Weiſe mit Garmer zuſammengetroffen,
das Haus nicht mehr verlaſſen. Sie hatte ihn auf
den erſten Blick erkannt und wie ein Nachtfroſt
war es über die friſchen, fröhlichen Blüten ihres
Lebens dahingefahren. Nicht eine Stunde hatte ſie
denjenigen vergeſſen, an den ſich ihre furchtbarſten
Erinnerungen knüpften und ein Meduſenhauͤpt hätte
ſie nicht mehr erſchrecken können, als ſein Anblick.
Im erſten Augenblick war ſie feſt entſchloſſen geweſen,
ihren Beſchützer ſofort von dem Vorfalle in Kennt:
nis zu ſetzen, ſpäter gab ſie dieſe Abſicht wieder auf.
War e5 denn gewiß, daß Sarmer fie in den ver:
änderten Verhältnijjen wiedererfannt Hatte? Sie
hatte ſich ja ſofort von ihm abgewendet und wie ſie
glaubte, mit großer Ruhe. Warum ſollte ſie ihren
Beſchützer, dem ſie ſchon ſo viel Sorge und Mühe
gemacht, nußlos beunruhigen ?

Trotzdem hatte von jenem Augenblid an Liefe
das Haus nicht mehr verlaffen, al8 Grund dafür
ihren Freunden Unwohlſein vorſchützend. Sie hatte
auch ſonſt die meiſte Zeit des Tages in angeſtrengter
geiſtiger Arbeit verbracht und ſich nur ſelten einen
Spaziergang als Erholung gegönnt; jetzt aber ſah
man fie ununterbroden in Chätigkeit.

SGewiß Hätte Doktor Leonhard feine Wohlthaten,
die er Liefe ‚erzeigt, nidht befjer anwenden. können
und wohl nie waren fie mit größerer. Dankbarkeit
entgegen genommen worden. Alles, was Liefe that,



OS ©OS©°©o







und wollen Verlagſcheine auf dem

Mittags Entree frei.



|

werden ‚bereits. vom. 15. Dezember er. ab bei

kostenfrei eingelöst,



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Abends Entree 20 Pig.




C. Spengel.















Ausſtellung









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Achtungsvoll

im bayeriſchen Hof.







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Getragene Herren⸗ und Frauenkleider,
Schuhe, Stiefel, Betten, Mobel und Weiß⸗
zeug kauft

Eungelhorn, Heiliggeiſtkirche 22.




Schuld, in welcher ſie ſich dem Wohlthäter gegen:
über fühlte und mit Leichtigkeit war es ihr gelungen,
manche Schwäche und manchen Fehler zu überwinden,
weil ſie es ihm ſchuldig zu fein glaubte, Doktor
Leonhard war ihr Ideal, das ihre Seele ſo ganz
und voll erfüllte, daß für nichts anderes mehr Raum
war, weder für andere Zuneigung, noch auch nur
für Freundſchaft.

Erſt nach und nach wurde Lieſe wieder ruhiger
und belächelte ihre eigene Thorheit« Vielleicht hatte
Sarmer fie dennoch nicht erkannt, fondern nur eine
Aehnlichkeit ihn ſtutzig gemacht; er hielt ſie ja lange
für tot. Aber dennoch hatte ſie eine gewiſſe Scheu,
am Tage in den Garten zu gehen. Die Erinnerüng
an den Augenblick, da ſie ihn fo plötzlich am Gartens
thor hatte ſtehen ſehen, wär noch zu lebendig, als
daß ſie ſich vor einem zweiten gleichen Schrecken hätte
fürchten ſollen.

So verließ ſie nur noch abends oder wenigſtens
erſt dann das Haus, wenn die erſten dämmernden
Schatten über Wieſen und Felder huſchten. Ihre
Freunde fragten nicht nach der Urſache, da ſie Lieſe
als ein ſeltſames Mädchen kannten, ſondern fügten
ſich ihr und ſo fand man die Mädchen meiſtens
nur Abends im Garten. Aber Berthä und Klara,
die Töchter des Hauſes, glaubten doch zu wiſſen,
von welchem Augenblick an Lieſe den Garten am
Tage mied.

Eines Abends waren die beiden Mädchen durch
eine häusliche Beſchäftigung von eineni ſpäten
Spaziergange zurückgehalten und Lieſe beſchloß,
ihn allein anzutreten. Der Mond ſchien taghell
und beleuchtete jeden Gegenſtand, jeden Baum und
Strauch auf das Schärfſte. Die Luft war von
auffallender Milde und nur ein leiſer Wind bewegte
zitternd die Blätter der hohen Bäume.

Lieſe hielt ſich in der Nähe des Hauſes. Sie
wurde dabei nicht gerade von beſonderen Gründen
geleitet; vielleicht war es nur eine inſtinktive Ab—
neigung, der Landſtraße näher zu kommen. Es war



aber ſo märchenhaft ſchön draußen, ſo ſtill und ruhig,

jo voll endlofen Friedens, daß fie doch endlich einen
der Seitenwege betrat, um in HeimlihHem Dunkel
weiter zu denken und zu träumen von dem einzigen
Menjcdhen in der Welt, den fie liebte, der fo alle
ihre Gefühle auf fich vereinigte, daß für Niemand
fonft etwas übrig blieb,

Plötzlich glaubte fie ein Kniftern im Sande zu
hören, al8 wenn ein Fuß leife und vorfichtig auftrat.
Lieſe zuckte jäh zuſammen und es war ihr, als ob
ihr das Herz ſtillſtehen wollte. Lauſchend beugte ſie
den Kopf zur Seite — in demſelben Augenblick ſtieß
fie einen leichten Schrei aus,

Der Mond beleuchtete ein Seficht, defjen Wieder:
erbliden fie lange Jahre hindurch gefürchtet und
das fieverft vor wenigen Wochen mit Schreden und
Angft erfüllt Hatte — Franz Sarmer ftand neben ihr.

„Sieje — Ihr habt mich nicht vergefjen?“ kam
es in weichen, faſt wehmütigen Tönen aus feinem
Munde, ſo daß ihr anfänglicher Schreck ſich unwill⸗
kürlich in Verwunderung verwandelte und ſie einen
einen einzigen flüchtigen Moment vergaß, welches
Unheil dieſer Menſch auf ſie herabbeſchworen und
daß fie ohne den Beiſtand ihres Wohlthäter8 wohl
ein Opfer feiner unmenſchlichen Bosheit geworden
wäre, Aber dann trat die Erinnerung allgewaltig
an fie heran; ihre Bruſt hob und ſenkte ſich, flam—
mende Röte ſtieg in ihre Wangen und ihre Augen
glühten düſter — beinahe unheimlich.

„Ich ſollte Sie vergeſſen haben, Franz Garmer?“
kam es in ſchneidendem Hohne über ihre Lippen.
„Sie? der Sie mir nicht allein nach dem Leben
getrachtet, ſondern auch mit Schimpf und Schande
bedecken wollten? Nein, Dank Ihrer teufliſchen
Bosheit, die ein Höherer zu Schanden werden ließ,
habe ich Sie nur zu gut im Gedächtnis behalten
Aber nicht um alle Schätze der Welt möchte ich bei
einem Menſchen, welchen Namen er auch trage, in
ſolchem Andenken ſtehen, wie Sie bei mir. Was
drängen Sie ſich abermals in meinen Weg? Ich
haſſe und verabſcheue Sie und habe den Himmel



alle Tage gebeten, mich nie wieder Ihr verhaßtes
Antlitz eben zu laſſen.“ (Fortſetzung folgt.)


 
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