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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 201 - Nr. 210 (31. August - 10. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0641

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Mir. 202.

— Gefunden ein Strohhut.

‚X





Eſſighaus B




(Geſangs-⸗Abteilung).
Heute abeud halb 10 an Probe, nach der Probe

a *
Es wird dringend gebeten, vollzählig zu er⸗
ſcheinen.

Heidelberger Militär-Nerein,

Donner8tag, den 2, September, abends
halb 9 Uhr findet im „Saale des Sijighaufes“
(Ein gang von der Theaterftraße) eine Monatss
Berfammlung (Sebanfeier) ftatt,

1) Aus der Garnijon im Jahre 1750,
2) Gemütlich 3,

Bu zahlreicher Beteiligung der Kameraden

fordert auf Der IL Borftand:

Kröultiu.
Kapital





Ien

auf erſtes Unterpfand in Liegenſchaften
werden fortwährend, jedoch nicht unter
3,000 Mark, ausgeliehen von der
Spargeſellſchaft für Landge—
meinden in Heidelberg und
wollen Verlagſcheine im Hauſe der—⸗
ſelben, Akademieſtraße Nr. 4, ein—
gereicht werden.

Wirlſchafts · Verpachtung.

Die der Stadtgemeinde Heidelberg ge⸗—
hörige Gaſtwirtſchaft auf dem Kohlhofe
ſoll auf neun Jaͤhre von Martini d. J.
ab verpachtet werden.

Bei der Wirtſchaft befiaden ſich die
erforderlichen Orkonomie-Gebäude und ein
Areal von 247 Ar, 98 qm. Wiejen und
260 Ar, 029 qm. Aderland,das in nächfter
Nähe der Wirtjhaft und der Oekonomie—
Gebäude gelegen it; ferner ein laufender
Brunnen mit reinem Quellwaſſer.

Der Kohlhof iſt durch gute Fahr- und
Fußwege ſowohl mit Heidelberg als auch
mit den nahegelegenen BahHnftationen Bam-
menthal und Neckargemünd und den fon
ftigen umliegenden Ortichaften verbunden
und gilt wegen der jHönen und bequemen
Spaziergänge des ihn umgebenden Stadt»
waldes ſchon lange als einer der beliebte—
ſten Ausflugsorte.

Bei den vorhandenen günſtigen Ver—
hältniſſen bietet die Nebernahme der Wirt»
jchaft einem Ihätigen Mann Gelegenheit
zu einer geſicherten Exiſtenz

Mir laden nun Pacht Liebhaber ein,
uns ihre Pachtangebote bis zum 4. Sep—
tember d. J. ſchriftlich zukommen zu laſſen.

Auswärtige Tachtliebhaber Hätten ihrem
Angebote tin Leumunds- und Vermögens-—
Zeůgnis ihrer Heimatsbehörde anzuſchließen.
Die Pacht-⸗Bedingungen können auf der
Stadtrats · Kanzlei eingeſehen werden und
wegen der Beſichtigung des Gutes wende
man ſich an Herrn Oberförſter Obermeyer,
Friedensftraße Nr. 3 dahier oder an Wald⸗
hüter Lang auf dem Kohlhofe.

Heidelberg, den 18. Auguft 1886.

Der Stadtrat:
Dr. Walz.
Kaufmann.

Neue Heller-Linsen

eingetroffen bei
J. Schweikert,

Kornmarkt.



Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
Schluß.

Aber das Wort der Verſöhnung blieb unge—
ſprochen. Maximilians Zimmer war leer. Es ſchien,
als ſei ein Schrank eilig geöffnet und als habe eine
Hand die Schuͤbfächer nut achtlos wieder geſchloſſen,
von dem Grafen war nichts zu ſehen.

Cecil wartete einen Augenblick, dann erft, nadh-
dem er auch die Thlir des Schlafzimmers geöffnet,
ging ev fort. Ich jage e8 ihın morgen! dachte er,

Morgen! Morgen! — Wie oft legt fih am
Abend der Menfch zum Schlummer, dies oder jenes
für den kommenden Tag feſt beſchließend, — und
wenn er erwacht, dann war die Stätte leer, an
der er zu wirken gehofft hatte.

Morgen! trügeriſches Wort! — zwiſchen einmal
noch einmal, nieder fährt des Blitzes Strahl.—

Graf Maximilian hatte das Geld, welches ihm
ſeine kleinen Kunſtgriffe verſchaffen mußten, ſorg—
fältig in einen Ledergurt verſchloſſen, um den Leib
* und den Neberzieher von oben bis unten zU-
ammengefnöpft- Er bemerkte weder den Sturm
noch den eifigen Regen, jondern fchritt in der tiefen
Finfternis des Herbſtabends hinaus, um nicht wieder:
zukehren.

Es giebt doch auch in der Seele des Verwor
fenſten, deſſen, der vor dem Begriff des Unrechtes
Yon längſt nicht mehr zurückſchreckt, immer noch
einen Punkt, der nicht berührt werden darf, ohne
zu ſchmerzen — auch er, der Ehrloſe, hat ſeinen
vermeintlichen Stolz, den er nicht beleidigt wiſſen
will. Nach den eben geſprochenen Worten glaubte
Maximilian unter dem Dache von Holingen keine

tunde mehr atmen zu fönnen,

Weshalb audy? Schon morgen follte da unten
ber Haidefirid zum Aufgebot Fommen, er wollte
ihn Fäuflig erwerben und bar bezahlen, ev Konnte
e8, Dann blieb noch für die erften Einrichtungen
ein hübſches Sümmchen übrig, Gelder, mit denen
ſich Monate lang leben und ſpekulieren ließ, bis





AUSSTELLUNG

Die Arbeiten für Verbeſſerung der
Expeditors⸗Wohnung im Aufnahms gebäude
der Station Mauſer im Anſchlage zu
295 Mk. 06 Pfg., ſollen im Submiſſions—
wege vergeben werden.

Die Pläne, Koſtenüberſchlag und Be⸗—
dingungen liegen auf diesſeitigem Geſchäſts-
zimmer zur Einſicht auf und ſind An—
gebote verſchloſſen, franko und mit ent⸗
ſprechender Aufſchrift verſehen, längſtens
bis zu dem auf

Freitag, den 10. September l. J.,

vormittags 9 Uhr

anberaumten Termine einzureichen,

‚Heidelberg, den 31. Nuauft 1886,

Grohh. Bahnbau-Infpchlor,
Fahrnis Verſteigerung

Kommenden
Montag, den 6. September 1886,
morgens 9 Uhr und mittags 2 Uhr
anfangend, werden
St. Annagaſſe 3 hier
1 Sofa, 2 zweith. Schränke, 1 Küchen⸗
ſchrank, verſchied. Tiſche und Stühle,
1Waſch⸗, 1 Nachttiſch und 1 Blumen⸗
tiſch, eine Kommode, Bettladen mit und
ohne Roſt, Federbettung, eine Wand—
und eine Taſchenuhr, 1 Spiegel und
Bilder, Weißzeug, Kleidungsftücke ꝛc.
öffentlich gegen Barzahlung verſteigert.
Heidelberg, den 1. September 1886.
Winter,
Waiſenxichter.

Orffentlihe Herſteigerung.

Freitag, den 3. DS. Mis,,
nachmittags 2 Uhr
werds ich im Pfandlokal (Rathauſe) hier
drei Pferde und eine Schuhmacher-Maſchine
gegen Barzahlung im Bollftredungswege Öffentlich
berſteigern.
Heidelberg, den 1, S-ptember 1886,

üde,
Gerichtsvollzieher.

Tanj⸗nlerrichls ⸗Anzrigt.
Zu den Tanzkurjen werden Anmel-
dungen angenommen Lauerftraß? 5, zwei

Treppen.
Heidelberg. Hochachtungsvoll

Marl Bitilier,

akadem Tanzlehrer.

Gasthaus zı schwarzen Bären,

Heute Anſtich von reinem
Romelter Birnen - Wein,

Jenenſer Weißbier
(Lickkenſiainer)

in vorzüglicher Qualität, gut abgelagert,
in Flaſchen und Gebinden, frei in's Haus.

Keſlanrank Grüner Daum.
Mehrere guterhaltene Dezimalwagen

find billig zu verkaufen bei
Schloſſer Bäuerle, Unterſtraße 10.











er fonnte das aus:

Rechnung Schachte bauen ließ,
das Riſiko der

beuten und andere Hineinziehen in
Sache.

„Warte, Cecil, warte, die Schmach dieſes Tages
ſollſt Du teuer bezahlen!“

Ec ging weiter und kam durch den Park auf
das oͤde Blachfeld hinaus. Für die nächſte Nacht
mußte ſich im Dorfe ein Unterfommen finden, irgend:
wo und unter einem Borwande, das galt gleichviel,
aber erft wollte er den Hollinger Grund und Soden
einmal hinter ſich wiſſen.

Jebt gewöhnte ſich auch ſchon der Blick an
die herrſchende Finſternis. Hüben und trüben hatte
der Sturm arge Verwüſtungen angerichtet, der Fluß
brauſte und ſchäumte, nach rechts und links, fein
gewohntes Bette überſchreitend, mit donnerartigem
Getoöſe ins tiefere Thal hinab, die Luft war erfüllt
von feinen Eisnadein, die Kälte lähmend. Graf
Marimilian zog ſchaudernd den Hul tiefer in die
Stirn. Ob der Fußweg dur den Wald bei [oldem
Wetter wirklich pajfiert werden Konnte? ,

Er überſchritt haſtig den offenen Fleck und
ging an der Seite des Stromes weiter. Ein großer
Baum, mit den Wurzeln Herausgeriffen, verſperrte
den Pfad, die naffen Zweige gepeitidht im Wind;
wie eine riefige Mauer erhob fid vor den Bliden
des Grafen die ganze geftürzte, mit dem umgeben:
den Erdreid gen Himmel ſtarrende Maſſe, er konnte
hier feinen Durchgang erzwingen, konnte es nicht
wagen, {id bei ſo tiefer Dunkelheit rechts zwiſchen
die zerſtreuten Dolomitblöcke zu begeben, oder den
gefallenen Baum zu überklettern. Vielleicht fiel, wäh⸗
Lend er ſich müheſam den Weg bahnte, ein zweiter
ihm auf den Kopf und tötete ihn.

Er erſchrack. Nicht ſterben, Himmel, nein, nicht
ſterben.“ Gr liebte ja daz Leben, wie Alle, denen
es einen ſehnlichen Wunſch konſequent verſagte, er
wollte beſitzen, genießen, ehe ſich die Erde über ihm
ſchloß.

Aufatınend wandte er den Blid. ES ging nicht,



der Fürzere Weg durch den Wald war zu diejer
Stunde gefährlich, ev mußte umfehren und den Arm














1886.

Karlsruhe







“. in Wnarhalle Moidolkopn | Sm Monat —
—BEIIICII)I)…II
A A —
Eingelegt durch Sparkarten à 2 Mk. 762 Mk. 23,880 Mark,







Prog

Am Feſttage:

Feſtfeier beizutragen.
Der VE ntsvrrtande
v. Krafft.




Der DEE meer
De. Walz.



empfiehlt ihren







in Erinnerung.








Neu⸗ſte enthaltend, liegen in unſerem Geſchäfte

Ein guter Porzellan-Ofen zu
verkaufen, Hauptſtraße 145.



Ein Zähneknirſchen begleitete den Gedanken. Im
Stall ftanden wenigſtens zwölf Pferde, Equipagen


Knöchel in den durchweichten Feldwegen waten, anſtatt
ſich fahren zu laſſen, wie es geziemte. Der Sturm
verfhlang den Fluch von ſeinen Lippen, er ſuchte
taſtend den Ledergurt und lächelte grimmig, als er
denſelben wohlverwahrt an dem alten Platze vorfand.
Hier war das Werkzeug, um dem Verhaßten ein
Concurrent, ein ebenbürtiger Gegner zu werden.
„Hüte Did, Cecil, die Stunde der Vergeltung naht!“

Er ging mit Mühe die zahllojen Hindernifje
überwindend, den ganzen Weg wieder zurüd und
unter den Mauern des Schlofies bis an den ſchmalen
Waſſerarm, der hier zur Fahrſtraße nach dem Dorfe
führte. Die ſchwarzen Fluten ſpritzten weit über
den Weg, ſie woͤgten und tobten, ein ſeltſames Knar⸗
ven erfüllte von Zeit zu Zeit die Luft, während eine
beinahe undurchdringliche Finſternis ale8 ringsum
verhüllte.

Der Graf ſtieß eine Verwünſchung hervor. „Da
hinüber? — Ich komme wie eine gebadete Katze
in das Dorf.“

Im erſten Augenblick wollte er die Sache auf—
geben, den Kutſcher anſpannen laſſen und zur Stadt
fahren, aber eine unſichtbare Gewalt hinderte ihn,
das Schloß abermals zu betreten, — nein, nein,
DE es nicht. Lieber alles Andere, nur das
nicht. .
So wandte er fiH denn zu den {HYwarzen,
ihäumenden Fluten, zwiihen denen die Brücke den
Nebergang fidherte, Nur das Geländer war Fenntlih,
von den Brettern dagegen nichts zu jehen, — wieder
erſchallte jenes ſonderbare Knarren.

Graf Marximilian ſuchte taſtend den Boden,
er hielt ſich am Geländer und ging durch das fuß—
hohe Waſſer, bis zur Mitte der Brücke; um ihn
uͤnd unter ihm ſchien Alles zu ſchwanken, zu ſchaukeln,
der Sturm bog die Balken wie Späne; plöhtlich
ſank der eine Fuß um mehrere Zoll tief unter das



Niveau des anderen, ohne Zweifel hatte ſich eines








Hochachtend



gu verkaufen

Fünf Bäume Birnen, Hauptitrake Nr. 3. —
Großer Himmel, [dwanfkkte nicht in diejem Augen-
blid der ganze Bau ?

in Angfifdhrei brach von den Lippen des Grafen,
Wie eine Art Vifion z0g an feiner entfegten Seele
vorüber die Prophezeiung des Zigeunerweibes. „Du
bift allein, Du ruft um Hülfe, die Wellen umrau-
ißhen Dich, vergebens, vergebens, Fein Ohr Hört,
feine Stimme antwortet — Du ftirbjt!“

Noch einmal, noch lauter, noch angſtvoller ſchrillte
dur die dichte Finſternis der Hülferuf des Un—
glücklichen, ſiedende Hitze durchflutete alle ſeine Adern,
mit der Kraft der Verzweiflung ſuchte er den Fuß
frei zu a aus dem Spalt des geborfienen
Brettes, — da erdröhnte der ganze Bau, die Pfähle
brachen und donnernd und Frachend wälzten {ich
über die Strede, wo eben noch das Brückengeländer
ſtand, die fhwarzen erbitterten Wogen. Der Sturm
pfiff und Heulte, der Regen floß in Strömen, —
von der Seftalt des einjam Fämpfenden Mannes
war nichts mehr zu jehen.

Der Zigeuner, des Mordes an dem Srafen
Krafft vollſaͤndig überführt, wurde zu lebensläng—
Zuchthaus verurteilt, aber unſere Freunde
erfuhren von dieſer Angelegenheit erſt viel ſpäter;
ſie hatten Europa für immer verlaſſen, ehe dieſelbe
entſchieden worden war.

Graf Cecil, dem längſt ſchon der materielle
Erwerb nichts mehr galt, verkaufte, nachdem man
den Leichnam ſeines Bruders gefunden, das Gut
Hollingen an eine Ackiengeſellſchaft und ging mit
den Seinigen für immer zurück nach Amerika. Cs
waren zu ſchreckliche, zu troftloje Erinnerungen, welche
fi namentligH für den Grafen Matthias gerade
an diefjen Fleck Erde Inüpften, e8 war eine täglich
neue Folter, den vieljad) gefhändeten und verun:
glimpften Namen der Harrachs gerade Hier zu tragen,
— drüben, jenfeits des atlantifcdhen Oceans, vollzog
und vergaß fih das Alles weit leichter.

Graf Maximilian wurde mit allen Chren [eines
Standes in der Familiengruft auf Hollingen bei:
gefebt, Cecil ſelbſt nahm von dem erkalteten Körper
den Lederguri mit dem zuſammengeſcharrten Gelde,


a0


 
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