„EEG OU — — — —
" —
Erſcheint tglich Sonntags ausge⸗
nonnten. Preis monallich 20 Pfg.
mit dern Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
Matt 32 Big. — Wird In ber ganzen
Staht verteilt und an den Straßzen ⸗
ecken augeſchlagen.
Alle Zuſendungen werben franko
erheten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichleit Über.
KOMMEN:
finger
Liederkranz.
Sonntag, den 7. März 1886
im Vereinslokale
Großer Faſchings-Herren-Abend.
Anfang 7 Uhr.
Einführungsrecht aufgehoben. |
Dienstag, den 9. März 1886
in den Sokalitäten der Bürger-Kafno-Sefelfhaft
Masken-Ball.
Sanlöfinung 1.7 Uhr. — Anfang 7 Uhr,
Gintrittsfarten & 50 Pig. werden aus gleichen Tage,
morgens von 10—1 Uhr im Probeiokale nur für X
Mitglieder abgegeben und zwar nur filt die AMugehört: I
gen Des engeren Familienfkreifes, über 16 Jahre he
© alt. Hieſige Perſonen Können unter feinen Umftänden ein-
geführt werden. Für einzuführende Fremde werden Karten & 2 Mil. abgegeben,
Masken» oder Ball-Anzug vorgeJdhrieben. Belegen von Plägen im Voraus ijt nicht
berger Zu
Buchdruckerei und Expedition: Krämergaſſe 1.
Samstag, den 6. März 1886.
Mt. 55, Grites Blatt,
Waſſermannſchaft.
— Montag abend 8 Uhr bei Eiſinger.
Narren⸗Klub.
Samstag abend 9 Uhr findet im
„Goldenen Gerz“ die letzte Narren⸗
Sitzung ſtott, wozu alle Mitglieder zu
erſcheinen Haben.
Der Vorſtand.
Brol-Lieferung.
Die Lieferung des Bedarfs des
akademiſchen Krankenhauſes und der
Irren⸗Klinik an Brot und Wecken
in der Zeit vom 1. April bis 1. Oktober
d. J. ft in Alkord zu vergeben.
Angebote wollen fpätejtenz am
— Montag, den 8, d. Mils. |
für das akabem ſche Keankenhaus und
ebenſo fuür die Yrrenklinik befonders
auf unſerem Geſchäftszimmer einge⸗
reicht werden, wo auch die Bedingungen
Heidelberger Frauen-Verein.
Dienfivermittlungs-Anftalt und Herberge für weibliche Dienſthoten
Um Frethümer zu vermeiden, machen wir darauf aufmerfjam, daß das Stellen:
vermittlungs⸗Bu rean des Frauen-⸗Vereins ſich im Marſtallgebäude (Eingang
techt8) befindet und daß dort jelbit Aufträge von Herrſchaften und Dienſtmädchen
beften8 bejorgt werden. Auch finden inchtige Mädchen jederzeit Aufnahme und Unterkunft.
Das Comit6 der Abteilung V.
Bürger-Kasıno.
Montag, den 8. März
Grosser Maskenball.
Rarten, ohne weldhe niemand den Saal noch die
Gallerie befuchen darf, werden im Heinen Saale abgegeben
Sonntag von 2—4 Uhr, Montag von 10—127% und von
2—4 Nor, an Mitglieder gratis, an Nichtmitglieder & ME. 2.50,
Abends an der Kaſſe koſtet die Karte INK. 3.50.
m Die Mitglieder werden wiederholt darauf aufmerkfjam
gemacht, daß das Abgeben von Mitgliedskarten an Nicht⸗
mitglieder ſtrengſtens unterfagt iſt und zieht den Ausſchluß
auß der Gejelljchaft nach fich. Nichtberechtigte werden unnachſichtlich ausgewi
S
SM
AS,
ZA)
6
SS
— —
*
zz
—
-
—
—
eingeſehen werden können.
Heidelberg, den 2. März 1886.
Großh. derwallung des akademifden
— Kitankenhanſes.
Liegenſchaſts · Verſteigerung.
Mittwodh, den 17. März 1886,
x nachmittags 3 Uhr
Wird in Folge richterlicher Verſügung die
nen beſchtlebene, der Ehefrau des Apo—
hekers Oito Egger, Anna Margaretha,
Seborere Knauer hier gehörige Liegenſchaft
Wentlich zu Eigentum bverfteigert, wobei
© entgiltige Zujhlag erteilt wird, wenn
mindeſtens der Schäßungspreis geboten wird.
eſchreibung der Liegenſchaft:
Ar 14 gqm. Reichsmaß Flächenraum
in der Jalobsgafſe worauf, mit Nr. 1 be-
Yachzimmereinrichtung erbaut ift, begrenzt: |
inſcils die Jakobsgoſſe, anderſeits Friedrich
S ejer, Hinten A. H. Bilabel, vornen gemeine
traße; Tax 11,500 ME,
3 Die nähere Beſchreibung, ſowie die
edingungen können auf dem Geſchäfts-
Kemer des Unterzeichneten im Haufe
‘öltex’8 Bank, zwei Treppen hoch jederzeit
eingeſehen werden.
Heidelberg, den 17. Februar 1886,
®roßh. Notar für den I. Stadidifirikt:
A. Starck.
— —
empfiehlt
— C. V. Rom.
* egen
rung auſsnahmsw. abzůgeb. recht guten alten
85 Lin ein a Liter 33, 40, 50, bheft. Rotwein 60, 75,
5 Bfg, Mr. YA. 181 poftl. Heidelberg.
Anfang 7! Uhr.
halle unſer
N
*
Römerſtraße zu haben
4
NB. Die Fappenfahrt findet Dienstag mittag Halb
Anfang
—
Die Ball-Direkltion.
Walhalla.
Anfang 7 Uhr.
Der Vorstand.
3 dr don Brauerei Höckel auZ ftatt. Die Karten
3 Uhr.
SI. Dorner.
Sonntag, den 7. März
Anfang 3 Uhr.
Hierzu laden ein
Sonntag,
r Altes Zinn und Blei Kauft zum höchſten
8. Beiler, Sandanle 6.
Das Fräulein von Birkenweiler.
Roman von A. Lütetsburg.
(46. Fortſetzung.)
8 „Laß doch Margot, Helene, IaB. doc alle Welt
ne daß ih Dich liebe und Dich um Erhoͤrung
be. Werde mein Weib, folge mir nach Wildeck,
Cie wird Dich ga frei geben miüfjen und al’ Dein
end hat ein Ende.“
_ „Und wieder fand fie da wie ein Marmorbild
arr und bleich. VDas Glück überwältigte ſie.
hur Wildek hatle iht geſagt, daß er ſie liebe
au bor ihr breitete fidh eine Zukunft aus, wie fie
% Mm jemals einem anderen Mädchen befchieden war.
Tief ſchwindelte Und dennoch — ein Schauer durch—
fü elte ihre Geſtalt — für fie gab e8 Fein Glüd,
ne Hoffnung.
mi „Ich danke Dir — Arthur —“ ftammelte fie
wegam, indem fie ihın ihre Hände entzog. „Du
er ißt nicht, wie viel Gutes Du mir in diefer Stunde
Beigt — wie fol ih Dir genug danken? Aber
es iſt unmöglich.“
er junge Wann war aufgefprungen.
J Helene, Du liebft mich nicht?“ rief er in grenzen:
em Schmerz aus,
Ko Die Frage Fonnte fie Hın nicht beantworten.
On fie eS außfprach, daß ihn ihr ganzes Herz gehöre,
8 nie ein Anderer e8 gewinnen Fönne, daß fie ihn
ums Ot habe, von dem Augenblick an, wo er freundlich
füpt But gegen fie war, dann war fie verloren, fie
nt es. Seine Beredjamfkeit würde fie befiegen
das durfte -nidht fein.
lieb „Arthur, Du weißt, daß ich Dich von Herzen
ur Habe,“ fagte fie nach einer Pauſe, ſich muͤhſam
far Ruhe zwingend, aber ihre Stimme bebte, „Dennoch
N ih Dein Anerbieten nicht annehmen.
gel
CT ein anderes Band darf ung niemals verknüpfen.
mmer vergeſſen werden muß
*
Hierzu ladet höflichſt ein
In dem Beſtreben, ihre Ruhe wieder zu erlangen
und ihre Faſſung zu behaupten, hatte ihre Stimme
einen auffallend harten Klang angenommen, welcher
Arthur mehr noch als die Worte tief verletzte. Er
hatte noch nie um die Gunſt einer Frau geworben
uͤnd es war wohl ein ſchwerer Stoß, hier ſo abge:
wieſen zu werden. Noch einmal wollte ein Verdacht
in ihm aufſteigen, aber er gab ihm dennoch nicht
Raum. Mit Mühe heuchelte er einen Gleichmut,
den er nicht beſaß.
„Das war haͤrt, Helene, aber ich habe wenigſtens
Urſache, Dir für Deine unumwundene Antwort zu
danken. Du liebſt mich nicht und machſt kein Hehl
daraus. Du zerftörft mit ein paar Worten mein
ganze8 Lebensglüc und all’ meine Träume, die ich
jeit den legten” Stunden von unferem Fünftigen
Zuſammenleben gehabt. Es iſt ein ſchwerer Schlag,
der aber überwunden werden muß und ich will nur
hoffen, daß Du nie bereuen wirſt, ein treues Herz
ſo von Dir geſtoßen zu haben.“
„Arthur — wollen wir nicht als Freunde
ſcheiden ?“ bat Helene, mit Thränen in den Augen,
denn der bittere Ton in ſeinen Worten hatte ihre
Faſſung wieder vernichtet.
„Rein, Helene — eine Freundſchaft kann zwiſchen
uns nicht beſtehen, es wäre Thorheit, nur etwas
Derartiges zu glauben. Ich verſpreche Dir aber,
Dich auch in Zuͤkunft als das Kind zu betrachten,
welches oft meines Beiſtandes bedurft Hat.“
Er reichte ihr mit abgewendetem Geſicht die Hand
„Wenn Du meiner bedarfſt, Helene, ſo richte nur
ein paar Worte an mich und ich werde zur Stelle
ſein. Willſt Du mir Vein Wort darauf geben?“
„Ja.“ Sie legte ihre kleine Hand zitternd in
die ſeine. Einen flüchtigen Augenblick nur ruhten
ſie ineinander.
„Leb' wohl, Helene!“
„Leb' wohl, Arthur!“
Einen Augenblick ſpäter hatte er das Gemach ver⸗
laſſen. Sie war allein. . Nım lehnte fie den Kopf indas
Polſter des Seſſels zurück und ſchloß die Augen
‚ Stauss.
—
F. Giliard
7. März
Th. Oberfeld.
ihr auch nur eine Liebesfreude zu bringen. Sie
hatte in demſelben Augenblick dem köſtlichſtenherrlichſten
Glück, das ſie vor ihren Augen ausgebreitet, entſagen
müſſen, als es ſich ihr mit verlockenden Bildern
genaht und ihr blieb nichts als das Bewußtſein,
durch einen ſchwer erfochtenen Sieg ſich vor Reue
bewahrt zu haben.
Die letzte Kataſtrophe.
Wenige Tage waren vergangen. Margot war
noch in Na .. . Heim, wohin fie von der Mutter
gerufen worden war und auf Schloß Birfenweiler
herrſchte die größte Ruhe und Einförmigkeit. Der
Freiherr ließ ſich kaum noch ſehen, er machte auch
nicht mehr feinen gewohnten Spazierritt und die
Dienerſchaft ſagte fih, daß er fehr alt werde und
doch war er ein fo junger Mann.
Helene war mehr auf fich angewiefen und von
jeder Arbeit im Haufe enthoben. Seltſamerweiſe
Hatte die Freiherrin, die ſonſt allzu beſorgt ſchien,
daß Helene dem Müßiggang verfalle, keine beſtimmte
Arbeit, die während ihrer Abweſenheit verrichtet werden
ſolle, für das junge Mädchen zurückgelaſſen und da
auch Margot, indem ſie der Befehle ihrer Mutter
gedachte, ſich mit einigem Unbehagen des Vorganges
erinnerte, als fie Helene zu demütigen verfuchte, 10
hatte fie e8 vorgezogen, fi nicht mehr um Helene
zu bekümmern.
Eine furchtbare Ueberraſchung war noch für
Margot vorbehalten. Arthur Wildeck Hatte früh
am folgenden Morgen, nachdem er mit Helene die
letzte Ünterredung gehabt, Schloß Birkenweiler
verlaffen, doch ließ er für Margot einen Brief zurück,
indem er um Ent{huldigung für feine Abreije ohne
Abſchied bat.
„Du wirſt es begreiflich finden, Margot, wenn
ich Bir den Grund meiner Abreiſe mitteile und
daͤß es mir unmöglich iſt, noch länger auf Birken⸗
weiler zu bleiben. Daß ich Helene feit iHrer früheſten
Kindheit geliebt Habe, wirft Du wohl wifjen und
auch bemerkt Haben, daß diefe Neigung mit den
geſtattet.
Anfang
Hierzu ladet freundlichlt ein
Der Vorſtand.
3 Uhr.
Gig. Specht.
morgens 11 Uhr. 7
DBein-N
AnläklihH des Samstag, den
Reſtauration daſelbſt Übertragen.
Auf Obiges höfl bezugnehmend,
Wahl'ſchen Salvator⸗Bieres
Sonntag, den
ſowie in Flaſchen verabreicht.
CGotilons-Touren und Orden,
Tanz⸗eKarten und Fächer,
das Neueſte in arößter Auswahl ſehr billig.
B. guſtuer's Nachf.. Badierhandlung,
6. d. Mis. ſtattfindenden großen
Achtungs voll
Karl Müller.
Salvator-Bieres
Bahnhof:
findet der Anſtich des weltberühmten
7. März ſtatt.
Bäahnhof-Reſtauration.
Bu lethen gelucht auf erfte HYyotheke bet
pünkilicher Zinzzahlung 27—28,000 ME. —
Unterhändler verbelen. Offerten bittet man unter
B. 2 in der Grp-d, d. Bl. abzıra don.
ihre Hand angehalten und — einen Korb bekommen.
ünter dieſen Umftänden ziehe ich vor, ihr vorläufig
nicht mehr zu begegnen, bis fih mein Schmerz
einigermaßen gelegt hat.“
So ungefähr lautete der Inhalt des Briefes,
den Margot indeffen nicht mehr vor ihrer Abreiſe
empfing. Sie hatte ſich ſelbſtverſtändlich nicht mehr
um Arihur Wildeck gekümmert und Niemand hatte
den Brief gefunden. Sie wußte nicht einmal, ob
Arthur noch auf Birkenweiler war oder nicht.
Nach ihrer Abreiſe herrſchte eine totenähnliche
Stille auf Birkenweiler, die aber auf Helene, die jeht
auch ſich ſelber überlaſſen war, einen wohlthuenden
Einfluß ausübte. Sie fand ſich wieder zurecht, ſie be⸗
gann ſich wieder von den Stürmen zu erholen und mit
neuem Lebensmut der Zukunft entgegen zu ſehen.
Ein Brief von Tante Karoline, den ſie am
vorhergehenden Tage erhalten und der ſo unendlich
viel des Tröſtlichen enthielt, hatte auf ihr ver-
beſſerte Gemütsſtimmung einen nicht unerheblichen
Einfluß ausgeübt. Es war ſeltſam. Die alte
Dame hatte ſie gebeten, nicht eher wieder nach
der Klauͤſe zu kommen, bis ſie Nachricht von ihr
erhalten habe, da ſie eine längere Reiſe zu unter—
nehmen gedenke.
„Habe guten Mut, mein teures Kind. Die
Prüfungszeit war Dir wohl eine Heilfame für Dein
ganzes Leben. Du darfit nie vergeffen, daß der
aͤllgütige Gott oft feltjame Wege weiß, die, wenn
auch unſeren kurzſichtigen Augen nicht verftändlich,
dennoch zu unferem Heile führen.“
Das waren die Schlußworte des Briefe8 und
wenn fie au Helene nicht ganz verftändlich waren,
jo fühlte fie doch den Trofjt, der in ihnen lag. Würde
e8 jemals befjer werden? Sie Hatte Grund, es an-
zunehmen, denn wie mancher Freude war fie doch
befonderS in den legten Tagen teilhaftig geworden nnd
wie gültig hatte die Borjehung Über fie gewaltet,
indem Ddiefelbe fie das alte Fräulein, eine jo treue
Beſchützerin, finden ließ.
So vergingen die Tage. Da ſchreckte eine
Stärker als alles Leid, das ſie durchkoſtet, war
Jahren gewachfen iſt. Ich habe heute abend um
telegraphiſche Depeſche der Freiherrin von Birken⸗
weiler {ie auS ihrer behagligen Ruhe auf. Aber
jeltfam, die DepejhHe war an Helene gerichtet und
ſelbſt aus dieſen Worten leuchtete ein durchaus vers
ndertes Weſen. Was war geſchehen? Mit einiger
Unruhe ſah ſie dem Kommen der Freiherrin und
Margot's, das ihr durch die Depeſche angemeldet
worden war, entgegen. Etwas Gutes konnte ſie
nicht erwarten — vielleicht einen Hinterhalt, aus
dem Schlimmes für ſie kam?
Sie {tand oben an dem Fenſter des kleinen
Salons und blickte auf den Schloßhof, als ſie das
Rollen des Wagens hoöͤrte und gleich darauf das Gefährt
mit den beiden Damen vor dem Portale hielt.
Die FreihHerrin Jah furchtbar bleich und angegriffen
au8, aber Margot {Hien vor Glück und Seligkeit
zu ſtrahlen. Mit fröhlichem Lachen ſprang ſie aus
dem‘ Wagen und Helene Hörte fie an dem Salon
vorbei, nad) ihrem Zimmer eilen.
Shr folgte die Freiherrin — war fie Frank?
Helene war erſchreckt von dem Ausſehen dieſer ſtolzen
Frau, fie kam ihr ganz gebrochen und entſetzlich
gealtert vor. Im erſten Moment war das junge
Mädchen, deffen Herz keinen Haß kannte, ſo von Mitleid
erfuͤllt, daß es daran dachie, der Freiherrin zu Hilfe
zu eilen. Aber fie gab dieje Abficht auf, fie erinnerte
fich, in einem ähnlichen Falle eine zudringliche Perſon
genannt worden zu ſein.
Auch die Freiherrin kam nicht in den Salon.
Nach einer Weile trat Lotta ein, welche der Meinung
war die Welt müſſe ſich auf den Kopf geſtellt haben,
denn die gnädige Frau ſei, noch im Reiſeanzuge
zu dem Freiherrn gegangen — da müſſe etwas nicht
in Ordnung ſein.
Mehr denn eine Stunde verging, Margot hatte
— etwa8 Unerhörtes — Helenens Dienfte noch nicht
verlangt. Da trat die Freiherrin in den Salon,
Al3 fie des jungen Mädhchen3 anfichtig wurde, das
ihr beflheiden und ruhig, aber nnendlich anmutig
Und lieblich gegenüberſtand, durchrieſelte ein Schauer
ihre Geſtalt, man ſah, daß es ſie Ueberwindung
koſtete, auch nur einen Laut hervorzubringen. Aber
dann — es mußte ſein. (Fortſ. folgt).
" —
Erſcheint tglich Sonntags ausge⸗
nonnten. Preis monallich 20 Pfg.
mit dern Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
Matt 32 Big. — Wird In ber ganzen
Staht verteilt und an den Straßzen ⸗
ecken augeſchlagen.
Alle Zuſendungen werben franko
erheten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichleit Über.
KOMMEN:
finger
Liederkranz.
Sonntag, den 7. März 1886
im Vereinslokale
Großer Faſchings-Herren-Abend.
Anfang 7 Uhr.
Einführungsrecht aufgehoben. |
Dienstag, den 9. März 1886
in den Sokalitäten der Bürger-Kafno-Sefelfhaft
Masken-Ball.
Sanlöfinung 1.7 Uhr. — Anfang 7 Uhr,
Gintrittsfarten & 50 Pig. werden aus gleichen Tage,
morgens von 10—1 Uhr im Probeiokale nur für X
Mitglieder abgegeben und zwar nur filt die AMugehört: I
gen Des engeren Familienfkreifes, über 16 Jahre he
© alt. Hieſige Perſonen Können unter feinen Umftänden ein-
geführt werden. Für einzuführende Fremde werden Karten & 2 Mil. abgegeben,
Masken» oder Ball-Anzug vorgeJdhrieben. Belegen von Plägen im Voraus ijt nicht
berger Zu
Buchdruckerei und Expedition: Krämergaſſe 1.
Samstag, den 6. März 1886.
Mt. 55, Grites Blatt,
Waſſermannſchaft.
— Montag abend 8 Uhr bei Eiſinger.
Narren⸗Klub.
Samstag abend 9 Uhr findet im
„Goldenen Gerz“ die letzte Narren⸗
Sitzung ſtott, wozu alle Mitglieder zu
erſcheinen Haben.
Der Vorſtand.
Brol-Lieferung.
Die Lieferung des Bedarfs des
akademiſchen Krankenhauſes und der
Irren⸗Klinik an Brot und Wecken
in der Zeit vom 1. April bis 1. Oktober
d. J. ft in Alkord zu vergeben.
Angebote wollen fpätejtenz am
— Montag, den 8, d. Mils. |
für das akabem ſche Keankenhaus und
ebenſo fuür die Yrrenklinik befonders
auf unſerem Geſchäftszimmer einge⸗
reicht werden, wo auch die Bedingungen
Heidelberger Frauen-Verein.
Dienfivermittlungs-Anftalt und Herberge für weibliche Dienſthoten
Um Frethümer zu vermeiden, machen wir darauf aufmerfjam, daß das Stellen:
vermittlungs⸗Bu rean des Frauen-⸗Vereins ſich im Marſtallgebäude (Eingang
techt8) befindet und daß dort jelbit Aufträge von Herrſchaften und Dienſtmädchen
beften8 bejorgt werden. Auch finden inchtige Mädchen jederzeit Aufnahme und Unterkunft.
Das Comit6 der Abteilung V.
Bürger-Kasıno.
Montag, den 8. März
Grosser Maskenball.
Rarten, ohne weldhe niemand den Saal noch die
Gallerie befuchen darf, werden im Heinen Saale abgegeben
Sonntag von 2—4 Uhr, Montag von 10—127% und von
2—4 Nor, an Mitglieder gratis, an Nichtmitglieder & ME. 2.50,
Abends an der Kaſſe koſtet die Karte INK. 3.50.
m Die Mitglieder werden wiederholt darauf aufmerkfjam
gemacht, daß das Abgeben von Mitgliedskarten an Nicht⸗
mitglieder ſtrengſtens unterfagt iſt und zieht den Ausſchluß
auß der Gejelljchaft nach fich. Nichtberechtigte werden unnachſichtlich ausgewi
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—
eingeſehen werden können.
Heidelberg, den 2. März 1886.
Großh. derwallung des akademifden
— Kitankenhanſes.
Liegenſchaſts · Verſteigerung.
Mittwodh, den 17. März 1886,
x nachmittags 3 Uhr
Wird in Folge richterlicher Verſügung die
nen beſchtlebene, der Ehefrau des Apo—
hekers Oito Egger, Anna Margaretha,
Seborere Knauer hier gehörige Liegenſchaft
Wentlich zu Eigentum bverfteigert, wobei
© entgiltige Zujhlag erteilt wird, wenn
mindeſtens der Schäßungspreis geboten wird.
eſchreibung der Liegenſchaft:
Ar 14 gqm. Reichsmaß Flächenraum
in der Jalobsgafſe worauf, mit Nr. 1 be-
Yachzimmereinrichtung erbaut ift, begrenzt: |
inſcils die Jakobsgoſſe, anderſeits Friedrich
S ejer, Hinten A. H. Bilabel, vornen gemeine
traße; Tax 11,500 ME,
3 Die nähere Beſchreibung, ſowie die
edingungen können auf dem Geſchäfts-
Kemer des Unterzeichneten im Haufe
‘öltex’8 Bank, zwei Treppen hoch jederzeit
eingeſehen werden.
Heidelberg, den 17. Februar 1886,
®roßh. Notar für den I. Stadidifirikt:
A. Starck.
— —
empfiehlt
— C. V. Rom.
* egen
rung auſsnahmsw. abzůgeb. recht guten alten
85 Lin ein a Liter 33, 40, 50, bheft. Rotwein 60, 75,
5 Bfg, Mr. YA. 181 poftl. Heidelberg.
Anfang 7! Uhr.
halle unſer
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*
Römerſtraße zu haben
4
NB. Die Fappenfahrt findet Dienstag mittag Halb
Anfang
—
Die Ball-Direkltion.
Walhalla.
Anfang 7 Uhr.
Der Vorstand.
3 dr don Brauerei Höckel auZ ftatt. Die Karten
3 Uhr.
SI. Dorner.
Sonntag, den 7. März
Anfang 3 Uhr.
Hierzu laden ein
Sonntag,
r Altes Zinn und Blei Kauft zum höchſten
8. Beiler, Sandanle 6.
Das Fräulein von Birkenweiler.
Roman von A. Lütetsburg.
(46. Fortſetzung.)
8 „Laß doch Margot, Helene, IaB. doc alle Welt
ne daß ih Dich liebe und Dich um Erhoͤrung
be. Werde mein Weib, folge mir nach Wildeck,
Cie wird Dich ga frei geben miüfjen und al’ Dein
end hat ein Ende.“
_ „Und wieder fand fie da wie ein Marmorbild
arr und bleich. VDas Glück überwältigte ſie.
hur Wildek hatle iht geſagt, daß er ſie liebe
au bor ihr breitete fidh eine Zukunft aus, wie fie
% Mm jemals einem anderen Mädchen befchieden war.
Tief ſchwindelte Und dennoch — ein Schauer durch—
fü elte ihre Geſtalt — für fie gab e8 Fein Glüd,
ne Hoffnung.
mi „Ich danke Dir — Arthur —“ ftammelte fie
wegam, indem fie ihın ihre Hände entzog. „Du
er ißt nicht, wie viel Gutes Du mir in diefer Stunde
Beigt — wie fol ih Dir genug danken? Aber
es iſt unmöglich.“
er junge Wann war aufgefprungen.
J Helene, Du liebft mich nicht?“ rief er in grenzen:
em Schmerz aus,
Ko Die Frage Fonnte fie Hın nicht beantworten.
On fie eS außfprach, daß ihn ihr ganzes Herz gehöre,
8 nie ein Anderer e8 gewinnen Fönne, daß fie ihn
ums Ot habe, von dem Augenblick an, wo er freundlich
füpt But gegen fie war, dann war fie verloren, fie
nt es. Seine Beredjamfkeit würde fie befiegen
das durfte -nidht fein.
lieb „Arthur, Du weißt, daß ich Dich von Herzen
ur Habe,“ fagte fie nach einer Pauſe, ſich muͤhſam
far Ruhe zwingend, aber ihre Stimme bebte, „Dennoch
N ih Dein Anerbieten nicht annehmen.
gel
CT ein anderes Band darf ung niemals verknüpfen.
mmer vergeſſen werden muß
*
Hierzu ladet höflichſt ein
In dem Beſtreben, ihre Ruhe wieder zu erlangen
und ihre Faſſung zu behaupten, hatte ihre Stimme
einen auffallend harten Klang angenommen, welcher
Arthur mehr noch als die Worte tief verletzte. Er
hatte noch nie um die Gunſt einer Frau geworben
uͤnd es war wohl ein ſchwerer Stoß, hier ſo abge:
wieſen zu werden. Noch einmal wollte ein Verdacht
in ihm aufſteigen, aber er gab ihm dennoch nicht
Raum. Mit Mühe heuchelte er einen Gleichmut,
den er nicht beſaß.
„Das war haͤrt, Helene, aber ich habe wenigſtens
Urſache, Dir für Deine unumwundene Antwort zu
danken. Du liebſt mich nicht und machſt kein Hehl
daraus. Du zerftörft mit ein paar Worten mein
ganze8 Lebensglüc und all’ meine Träume, die ich
jeit den legten” Stunden von unferem Fünftigen
Zuſammenleben gehabt. Es iſt ein ſchwerer Schlag,
der aber überwunden werden muß und ich will nur
hoffen, daß Du nie bereuen wirſt, ein treues Herz
ſo von Dir geſtoßen zu haben.“
„Arthur — wollen wir nicht als Freunde
ſcheiden ?“ bat Helene, mit Thränen in den Augen,
denn der bittere Ton in ſeinen Worten hatte ihre
Faſſung wieder vernichtet.
„Rein, Helene — eine Freundſchaft kann zwiſchen
uns nicht beſtehen, es wäre Thorheit, nur etwas
Derartiges zu glauben. Ich verſpreche Dir aber,
Dich auch in Zuͤkunft als das Kind zu betrachten,
welches oft meines Beiſtandes bedurft Hat.“
Er reichte ihr mit abgewendetem Geſicht die Hand
„Wenn Du meiner bedarfſt, Helene, ſo richte nur
ein paar Worte an mich und ich werde zur Stelle
ſein. Willſt Du mir Vein Wort darauf geben?“
„Ja.“ Sie legte ihre kleine Hand zitternd in
die ſeine. Einen flüchtigen Augenblick nur ruhten
ſie ineinander.
„Leb' wohl, Helene!“
„Leb' wohl, Arthur!“
Einen Augenblick ſpäter hatte er das Gemach ver⸗
laſſen. Sie war allein. . Nım lehnte fie den Kopf indas
Polſter des Seſſels zurück und ſchloß die Augen
‚ Stauss.
—
F. Giliard
7. März
Th. Oberfeld.
ihr auch nur eine Liebesfreude zu bringen. Sie
hatte in demſelben Augenblick dem köſtlichſtenherrlichſten
Glück, das ſie vor ihren Augen ausgebreitet, entſagen
müſſen, als es ſich ihr mit verlockenden Bildern
genaht und ihr blieb nichts als das Bewußtſein,
durch einen ſchwer erfochtenen Sieg ſich vor Reue
bewahrt zu haben.
Die letzte Kataſtrophe.
Wenige Tage waren vergangen. Margot war
noch in Na .. . Heim, wohin fie von der Mutter
gerufen worden war und auf Schloß Birfenweiler
herrſchte die größte Ruhe und Einförmigkeit. Der
Freiherr ließ ſich kaum noch ſehen, er machte auch
nicht mehr feinen gewohnten Spazierritt und die
Dienerſchaft ſagte fih, daß er fehr alt werde und
doch war er ein fo junger Mann.
Helene war mehr auf fich angewiefen und von
jeder Arbeit im Haufe enthoben. Seltſamerweiſe
Hatte die Freiherrin, die ſonſt allzu beſorgt ſchien,
daß Helene dem Müßiggang verfalle, keine beſtimmte
Arbeit, die während ihrer Abweſenheit verrichtet werden
ſolle, für das junge Mädchen zurückgelaſſen und da
auch Margot, indem ſie der Befehle ihrer Mutter
gedachte, ſich mit einigem Unbehagen des Vorganges
erinnerte, als fie Helene zu demütigen verfuchte, 10
hatte fie e8 vorgezogen, fi nicht mehr um Helene
zu bekümmern.
Eine furchtbare Ueberraſchung war noch für
Margot vorbehalten. Arthur Wildeck Hatte früh
am folgenden Morgen, nachdem er mit Helene die
letzte Ünterredung gehabt, Schloß Birkenweiler
verlaffen, doch ließ er für Margot einen Brief zurück,
indem er um Ent{huldigung für feine Abreije ohne
Abſchied bat.
„Du wirſt es begreiflich finden, Margot, wenn
ich Bir den Grund meiner Abreiſe mitteile und
daͤß es mir unmöglich iſt, noch länger auf Birken⸗
weiler zu bleiben. Daß ich Helene feit iHrer früheſten
Kindheit geliebt Habe, wirft Du wohl wifjen und
auch bemerkt Haben, daß diefe Neigung mit den
geſtattet.
Anfang
Hierzu ladet freundlichlt ein
Der Vorſtand.
3 Uhr.
Gig. Specht.
morgens 11 Uhr. 7
DBein-N
AnläklihH des Samstag, den
Reſtauration daſelbſt Übertragen.
Auf Obiges höfl bezugnehmend,
Wahl'ſchen Salvator⸗Bieres
Sonntag, den
ſowie in Flaſchen verabreicht.
CGotilons-Touren und Orden,
Tanz⸗eKarten und Fächer,
das Neueſte in arößter Auswahl ſehr billig.
B. guſtuer's Nachf.. Badierhandlung,
6. d. Mis. ſtattfindenden großen
Achtungs voll
Karl Müller.
Salvator-Bieres
Bahnhof:
findet der Anſtich des weltberühmten
7. März ſtatt.
Bäahnhof-Reſtauration.
Bu lethen gelucht auf erfte HYyotheke bet
pünkilicher Zinzzahlung 27—28,000 ME. —
Unterhändler verbelen. Offerten bittet man unter
B. 2 in der Grp-d, d. Bl. abzıra don.
ihre Hand angehalten und — einen Korb bekommen.
ünter dieſen Umftänden ziehe ich vor, ihr vorläufig
nicht mehr zu begegnen, bis fih mein Schmerz
einigermaßen gelegt hat.“
So ungefähr lautete der Inhalt des Briefes,
den Margot indeffen nicht mehr vor ihrer Abreiſe
empfing. Sie hatte ſich ſelbſtverſtändlich nicht mehr
um Arihur Wildeck gekümmert und Niemand hatte
den Brief gefunden. Sie wußte nicht einmal, ob
Arthur noch auf Birkenweiler war oder nicht.
Nach ihrer Abreiſe herrſchte eine totenähnliche
Stille auf Birkenweiler, die aber auf Helene, die jeht
auch ſich ſelber überlaſſen war, einen wohlthuenden
Einfluß ausübte. Sie fand ſich wieder zurecht, ſie be⸗
gann ſich wieder von den Stürmen zu erholen und mit
neuem Lebensmut der Zukunft entgegen zu ſehen.
Ein Brief von Tante Karoline, den ſie am
vorhergehenden Tage erhalten und der ſo unendlich
viel des Tröſtlichen enthielt, hatte auf ihr ver-
beſſerte Gemütsſtimmung einen nicht unerheblichen
Einfluß ausgeübt. Es war ſeltſam. Die alte
Dame hatte ſie gebeten, nicht eher wieder nach
der Klauͤſe zu kommen, bis ſie Nachricht von ihr
erhalten habe, da ſie eine längere Reiſe zu unter—
nehmen gedenke.
„Habe guten Mut, mein teures Kind. Die
Prüfungszeit war Dir wohl eine Heilfame für Dein
ganzes Leben. Du darfit nie vergeffen, daß der
aͤllgütige Gott oft feltjame Wege weiß, die, wenn
auch unſeren kurzſichtigen Augen nicht verftändlich,
dennoch zu unferem Heile führen.“
Das waren die Schlußworte des Briefe8 und
wenn fie au Helene nicht ganz verftändlich waren,
jo fühlte fie doch den Trofjt, der in ihnen lag. Würde
e8 jemals befjer werden? Sie Hatte Grund, es an-
zunehmen, denn wie mancher Freude war fie doch
befonderS in den legten Tagen teilhaftig geworden nnd
wie gültig hatte die Borjehung Über fie gewaltet,
indem Ddiefelbe fie das alte Fräulein, eine jo treue
Beſchützerin, finden ließ.
So vergingen die Tage. Da ſchreckte eine
Stärker als alles Leid, das ſie durchkoſtet, war
Jahren gewachfen iſt. Ich habe heute abend um
telegraphiſche Depeſche der Freiherrin von Birken⸗
weiler {ie auS ihrer behagligen Ruhe auf. Aber
jeltfam, die DepejhHe war an Helene gerichtet und
ſelbſt aus dieſen Worten leuchtete ein durchaus vers
ndertes Weſen. Was war geſchehen? Mit einiger
Unruhe ſah ſie dem Kommen der Freiherrin und
Margot's, das ihr durch die Depeſche angemeldet
worden war, entgegen. Etwas Gutes konnte ſie
nicht erwarten — vielleicht einen Hinterhalt, aus
dem Schlimmes für ſie kam?
Sie {tand oben an dem Fenſter des kleinen
Salons und blickte auf den Schloßhof, als ſie das
Rollen des Wagens hoöͤrte und gleich darauf das Gefährt
mit den beiden Damen vor dem Portale hielt.
Die FreihHerrin Jah furchtbar bleich und angegriffen
au8, aber Margot {Hien vor Glück und Seligkeit
zu ſtrahlen. Mit fröhlichem Lachen ſprang ſie aus
dem‘ Wagen und Helene Hörte fie an dem Salon
vorbei, nad) ihrem Zimmer eilen.
Shr folgte die Freiherrin — war fie Frank?
Helene war erſchreckt von dem Ausſehen dieſer ſtolzen
Frau, fie kam ihr ganz gebrochen und entſetzlich
gealtert vor. Im erſten Moment war das junge
Mädchen, deffen Herz keinen Haß kannte, ſo von Mitleid
erfuͤllt, daß es daran dachie, der Freiherrin zu Hilfe
zu eilen. Aber fie gab dieje Abficht auf, fie erinnerte
fich, in einem ähnlichen Falle eine zudringliche Perſon
genannt worden zu ſein.
Auch die Freiherrin kam nicht in den Salon.
Nach einer Weile trat Lotta ein, welche der Meinung
war die Welt müſſe ſich auf den Kopf geſtellt haben,
denn die gnädige Frau ſei, noch im Reiſeanzuge
zu dem Freiherrn gegangen — da müſſe etwas nicht
in Ordnung ſein.
Mehr denn eine Stunde verging, Margot hatte
— etwa8 Unerhörtes — Helenens Dienfte noch nicht
verlangt. Da trat die Freiherrin in den Salon,
Al3 fie des jungen Mädhchen3 anfichtig wurde, das
ihr beflheiden und ruhig, aber nnendlich anmutig
Und lieblich gegenüberſtand, durchrieſelte ein Schauer
ihre Geſtalt, man ſah, daß es ſie Ueberwindung
koſtete, auch nur einen Laut hervorzubringen. Aber
dann — es mußte ſein. (Fortſ. folgt).