Nr. 75.
die Mitglieder des Burgerausſchuſſes auf
Dienstag, den
C. Pirſch.
und Färberei.
Moritz Abel, Kornmartit Nr. 7.
Harmonie.
‚ Wegen Revifion find die au8 der Vib-
liothek entliehenen Bücher am
Mittwoch, den 31. d. M. oder
Samstag, den 3, I, M.
zurückzuliefern.
Heidelberg, den 29. März 1886.
Die Gibliotheks⸗kommiſſion.
K. V. A.
Morgen Mittwod abend 9 Ahr.
Eintracht.
Statt Heute Dienstag, morgen Mittwoch
abend Probe.
Bekanntmachung.
Die Wahl cine Stadtratc8 betr,
„ Nachdem Herr Karl Spiger die auf
ihn gefallene Wahl abgelehnt Hat, Haben
wir Tagfahrt zur Wahl eines Stadtrates auf
Freitag, den 2. April d. J.,
mittags 212 bis 1 Uhr
in den Sitzuͤngsſaal des Stadtrates anbe⸗
zaumt und laden hiezu die verehrlichen
Mitglieder des Bürgerausfhuffes mit dem
Bemerken ein, daß bezüglidh der Wählbar-
keit unſere aukführliche Bekanntmachung
vom 18. September 1884 maßgebend iſt.
Heidelberg, den 29. März 1886.
Der Stadirat:
Dr. Wilckens.
Webel.
— Bekanntmachung.
Nachſtehende Bauarbeiten Jollen im Sub⸗
miſſionswege vergeben werden:
) SHerſiellung von 1200 Mtr Cement⸗
Trottoir; ferner 12 Stück Schlammfjammler
mit Zuleitung in verfhiedenen Straßen.
2) Siefern und Berfeßen von 450 Id. Mir.
andſteinlinienſteinen.
= 3) Herftellung von 674 [_=Meter neuem
Sandfteinrinnenpflaſter. Herſtellung von
eirca 2800 Meter altes Pflaſter. Her⸗
—I neuem Pflaſter.
¶ Verſetzen von circa 995 Ifd. Meter
Sranitlinienjteinen.
5) Ausführung von Maurer-, Stein
hauer⸗ Zimmermanns⸗ Schreiner- Glaſer⸗
Schloſſer- Flaſchner⸗ und Anſtreicher⸗
Arbeiten für den Ausbau des Dachftockes
im Logirhauſe auf dem Speiererhof, im
Rädtijdhen Marftallgebäude, Erfrijhungs
DE Schulgebäuden und Männerarmen-
— Die Pläne, Koftenvoran]hläge und Ber
dingungen liegen auf dem {tädtıjhen Bau-
Bureau zur Einfiet auf und find die
Offerten mit entfpredhender Neberfchrift ver-
ſehen, längſtens bi8 zum 5. April, vor-
mittags einzureichen.
Heidelberg, den 29. März 1886.
Stadbauamt.
Ein Dienfibotentoffer zu .Hanfın, Ganpl-
firaße 135, A uno tentoner zu v.rlarfın, Haup
Um des MammonsS willen.
Roman von W. Höffer.
(2. Fortſetzung.)
„Papa?“ rief Gräfin Juliska, „laſſen Sie doch
die unverſchämte Perſon in's Gefängnis werfen,
id) bitte darum!“
Der Graf Hatte feine Fafjjung volfonmmen wieder
NEE „Aber weshalb denn meine reizende Frau
rt ?“ fagte er Leichthim. „Glaubt wirklich jemand
Dn der Geſellſchaft, daß ich eines Tages in's
aſſer fallen und wie eine Ratte ertrinken werde.“
„Ich nicht!“ verſetzte lakoniſch der alte Oberſt
Gi Ds Herren achten, aber dennoch war der
lo) ruck der letzten Augenblicke keineswegs verwiſcht.
% dt hatte das große, verhüllende Tuch tief über
t Aniflig gezogen, die Zigeuner verharrten in [ch weig-
Amer, beinahe feindfeliger Haltımg und aus der
in noch kurz vorher fo hHeiteren Schaar fühlte
ES das Verlangen, den Befuch noch weiter
zudehnen. Gruppenweiſe wandten ſich alle dem
Arten wieder zu,
au DATE Krafft war verſchwunden. Er allein hatte
Zur em Spiele mit den verhüllten Mächten der
unft durchaus feinen Teil genommen.
jene Es ſchien, als vermiſſe ihn niemand, am wenigſten
than Frau, die ſpäter im Salon durch ihre
* e Converſation, ihr Spiel, alle Herzen für
Me gewann, Juliska lachte wie ein glücklicher
uſch, Übermütig faft, fie war unter den vielen
ollpn weitaus die Schönfte. Einſtmals, als
ka ganz in ihrer Nähe ftand, traf ihn der
Selbe Menblig ihrer Augen. „Denkt Du der Prophe-
Meng, Siebfier? — Gine dunkle Geftalt fieht auf
ſerem Glückswege, ſie wird nicht immer da ftehen !”
m Der Lieutenant erſchrack. Still doch, Schaf,
an könnte Dich hören |“
eg Er vermied es wieder mit ihr zuſammenzutreffen.
won ‚Über drei Wochen dauerte die Tändelei,. —
te ihn Juliska in Feſſeln ſchlagen, die ſich bis
Todes⸗Anzeige.
Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß
es Gott dem AmäcHtigen ge-
fahen hat, unſer innigſt ge⸗—
liebtes Töchterchen
Gretehen
ſchnell und unerwartet zu ſich
% junechmen,
Um ſtille Teilnahme bitten
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Emil Senk und Frau.
H.idelberg, den 30. März 1886.
Friſche Bückingt
find ‚ingetroffen bei
Carl Eıl. Otto.
Chester, Stilton,
Roquefort, Gervais, Brie,
Camembert, Neufchatel-
ler, Münsterthaler,
Renchner, garn. Lipp-
tauer Bierkäse,
feinste Emmenthaler, _
Schweizer-,
Käse ete.
roh und gekocht,
fü, Gothaer, Göttinger und
Braunſchm. Cervelatwurk,
friſche und geränch. Trüffelleber⸗
Gänſeleberwurſt,
Thüringer Zungenwurſt.
Leher- und Grieben-Wurſt,
Yeronefer und Mailänd. Salami,
Corned-beef,
empfiehlt billigſt
Hauptſtraße 184.
Ein Waggon
holl. Rotkraut
und Wiederverkäufer billig abgegeben.
F. Lukan, Plöckſtraße?
30. März
1886.
15. März bis 15. April
Ueber die Aufnahme der Ange-
entschieden werden.
Der Vorstand.
nach längerem Leiden im 73.
entſchlafen iſt.
Heidelberg, den 29. März
Jakob
| London.
zeorg Groebe,
Haupiſtraße 18.
Zu D.rlaufen ein großer Zuber für Maureı
oder Bleiche nbeſitzer, RX rämernoffe 9, 3. Stock.
Sut erhaltene Gartenmöbel
werden zu kanfen aefucht, Plöcitrake 29, 2. St.
Lebensjahre heute abend ſanft
Vhilipp Klar.
1886.
Roser,
in Flaſchen ä 50 fg.
bei Dukend „45°,
in 1 lafdhen. „ 33
bei Dutzend 39
per Stuck zurüdgenommen werden.
Wilk. Bürkle,
Hauptſtraße 116.
geihuigt, zu verfaufen, Atabewieftraß- Nr. 6,
das Hatte noch gute Weile. Und felbjt wenn Juliska
Witwe würde, — fie Heiraten Konnte er doch nicht.
Man liebt dieſe {Hönen modernen Circen, dachte
der junge Saufjewind, aber ehe man ihnen feines
Haufes Chre anvertraut, ift es doch beffer, fich zweimal
zu beſinnen.
Später, nachdem fich die lebten Säfte entfernt,
ging er über den Corridor, um den Anzug zu wedhfeln
und dann noch einen Ritt durch die nächfte Umgebung
zu unternehmen ; an der Biegung des Treppenhaufes
begegnete ihm ein junges Mädchen, das mit leichtem
Gruße an ihm vorüberſchlüpfen wollte, aber er vertrat
ihr den Weg und hatte ſogleich ein Compliment
in Bereitſchaft.
„Wo waren Sie während dieſes ganzen langen
Abends, Fräulein Weber? Ich ſpähte fortgeſetzt
nach Ihnen aus, aber —
„Bitte, Herr Graf, die gnädige Frau wartet.“
„Oas iſt eine kleine malitiöſe Erfindung von
Ihnen, Fräulein Weber. Meine ſchöne Schwägerin
defindet fich noch im Salon.“
Er trat ihr näher und ſuchte den Arm um
die Schultern der Wehrlofen zu bergen, aber das!
junge Mädchen wich ihm geſchickt aus. Obgleich
faſt noch ein Kind, blumenhaft ſcheu und zart in
ihrem ganzen Weſen, ſchien fie doch jetzt empört und
dies Gefühl verlieh ihr Stärke. „Herr Graf,“ hörte
er die bebende Stimme, „Sie vergeſſen ſich ſehr!“
„Nur weil ich einen Kuß von Ihren Kirfchen-
lippen für das ſeligſte Glück meines Daſeins halte,
Fräulein Weber?“ |
RU
Sn den fanften braunen Augen glänzten große |
Thränen, der Lieutenant jah es und trat unwillkürlich
zur Seite, um ihr den Weg freizugeben, Seine |
Verbeugung war ſo reſpektvoll, als ſei das ärmlich
Fräulein Weber flog die Treppen hinauf, ohne ihn
daß vom anderen Ende des Corridors herüber zwei
an's Ende nicht wieder löſen ſollten ?
denen bereits alle Vorkehrungen zur Nachttoilette
getroffen worden waren, auf. Eine halbverhüllte
Lampe, ein feines, faum wahrnehmbares Parfüm
aushauchend, verbreitete im Boudoir jenes Dãämmer⸗
licht, das zugleidh alles Schöne doppelt verführeriſch
erſcheinen läßt und die kleinen Mängel glücklich
verbirgt Hier waltete orientaliſcher Lurus, der Fuß
verſank in dichten weichen Teppichen, überall an den
Wanden ſpanute ſich in reichen Falten und Roſetten
die indiſche Seide, Stickereien und Bordüren verſchöner⸗
len jeden Gegenſtand, auf dem Toilettentiſch allein
hauften ſich Koſtbarkeiten aus Malachit und getriebenem
Silber, mit deren Wert die Einrichtung eines ganzen
Grafin Juliska hatte Hunderttauſende in die
Ehe gebracht, — hier ſah man es.
Die Kammerjungfer nahm ſchweigend von den
Schultern das Kleid und die Schmuckgegenſtände,
ſie kannte vollkommen den Geſichtsausdruck der Dame
und Hütete fich, Das Heraufziehende Unwetter dem eigenen
Haupte zuzulenfen. Irgend etwas gab e8 heute noch,
das {tand in den bligenden Augen gefhrieben,
Als das weiße ſpitzenbeſeßte Deshabills die
ſchlanke Geſtalt loſe und weitfaltig umhüllte, wurde
fie ungnädig mittelft einer einzigen Handbewegung
entlaſſen.
„Schiden Sie mir Fräulein Weber!”
Die Zofe verſchwand geräuſchlos. Sobald ſich
Juliska allein befand, ſprang ſie vom Divan empor
und eilte in das anftoßende Schlafzimmer, Ddefjen
Thlir direkt zu den Gemächern des Grafen Krafft
führte, Mit einem ungeduldigen Ruck einer Bewegung,
die ausfah, als verfeße die junge Frau jemanden
einen. plöglichen Schlag, verfperrte fie diefen Zugang
und kehrte dann in das andere Zimmer zurück.
Auf dem Ruhebett liegend ſpielte ſie mit dem Wachtel-
hündchen, das nur dann gerufen wurde, wenn e8
| befHäftigen, während es innen gährte und tobte.
Eine Minute ſpäter trat das junge Mädchen
über die Schwelle und blieb beſcheiden an der Thür
aus dichtem Bauerkrepp, ohne einen einzigen Schmuck⸗
gegenſtand bildete Franziska Weber zu dieſer glänzenden
farbenſchönen Umgebung einen auffallenden, aber
ſehr anmutigen Contraſt. Jetzt ſah ſie ſchüchtern
zu ihrer zürnenden Gebieterin hinüber.
„Gnädige Frau haben befohlen?“
Ein ſpöttiſcher Blick muſterte das liebliche errötende
Geſichtchen. „Was ſind Sie eigentlich hier in meinem
Dienſte, Fräulein Weber?“ fragte die Dame.
„Ich — aber! — ich kam als die Geſellſchafterin
der gnaͤdigen Frau hierher.“
„Und bleiben an der Thür ſtehen wie ein Lakai,
ſtamnieln vor Verlegenheit, ſobald man Sie anredet?
— Sehr ergötzlich in der That!“
Gräfin Juliska drehte den Kopf ihres kleinen
Hundes dem jungen Mädchen entgegen. „Schau
Pſyche, — das iſt meine Geſellſchafterin.“
Sie lachte laut. „Ein unbedeutendes Perſönchen,
höchſtens fähig, die alten Weiber in Ihres Vaters
Kirchſpiel wöchentlich zu beſuchen und ihnen Bettel-
ſuppen zu bringen. Oder haben Sie vielleicht unter
Leitung des ehrwürdigen Herrn Pfarrer gar die
Klaſſiker geleſen, Gluck und Händel ſtudiert, wie?
Ich arme unwiſſende Sterbliche möchte das wahr⸗
haftig gern erfahren !”
Die Rofen auf Franzisfa’s blühenden Wangen
waren unter dem Eindruck diefer herben, verletzenden
Worte eine nad der anderen verblidhen, aber dafür
in den Augen des jungen Mädchen ein ruhiger,
ja ernfter Bli ganz plötzůch zum Vorſchein gekommen.
Sie verbeugte ſich leicht.
„Es iſt alles, wie Sie zu ſagen die Güte hatten,
gnädige Frau!“ Te
„Mh! — Und Sie Hielten ohne Zweifel diefe
Vorzüge für hinreichend, um die Geſellſchafterin einer
vornehm erzogenen Dame zu werden?
Franziska neigte den Kopf. „Meine Freunde
glaubten es, gnädige Frau, Sie ſelbſt haben früher
nie einen Tadel ausgeſprochen. Ich —
„Sind Sie Hier, um mir eine Moralpredigt
zu halten ?”