Erſcheint täglich, Sonntags ausge—
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.
mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
blatt 32 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen:
ecken angeſchlagen.
Ar. 189.
Gefunden ein Zwider, eine Arms |
ange, ein Fingerring und im Iuli in
euenheim cine Uhr.
Gr. Bezirksamt.
Muſeum.
Mittwoch, den 18.d. iſt die Bibliothek
Wieder geöffnet.
Der Sekretär,
—E—
Heute Dienstag Probe.
Da nur wenige Proben für das
Konzert zum Beſten des Scheffel⸗
Den kmals ſtattfinden, bittet um voll⸗
dähliges Erſcheinen
Der Vorſtand.
— Bekannimachung.
Aus dem Beſtande der Maſſerquartiere
GSchulhaus in der Grabengaſfe) werden
nachſtehende Gegenflände, auch einzeln, zu
ſolgenden Preiſen verkauft
eine neue eijerne Bettitele ME. 5.—
eine neue Seegrasmotraße „3
eine Bettvorlage „0.50
ein kleiner Tiſch 140
ein kleiner Spiegel „0.15
erner werden Kleiderbürſten, Staubbeſen,
Sandbejen, Abpuktücher, Schrupper, Nacht-
(Pfbüriten, Kübel, StaubfjHippen, Aufpuß-
umpen, Flaſchenbürſten und Lampen bes
deutend unter dem Ankaufspreiſe abgegeben.
Heidelberg, den 16. Auguft 1886,
Stadtbauamt.
—— —
Fahrnis Verſteigerung
Inm Auftrage verſteigert der Unter—
Lichnete am
Donnerstag, den 19, Auguft 1886,
mittags 2 Uhr
Ahfangend, die zum Nachlaſſe der verſt.
Stau Chriftian Gröffer Witwe hier,
terneclarſtraße 15 gehörigen Fahrniſſe
ffentlich gegen gleich bare Zahlung:
1 volljtändiges Bett, Schränke, eine Kom:
Mode, 1. Aufjhlagtijh, 1 runder und
1 Nachttijh, Stähle, 1 Fauteuil, Spiegel,
Übder, eine Wanduhr, Frauenkletdung,
Weißzeug, ettwaz Gold und Silber, Glas,
Porzellan und fonft verflh. Hausrat,
Heidelberg, den 17. Auguft 1886,
A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.
Dankſagung.
ſch Allen denen, welche zu dem reichen Blumen⸗
„ muck hei der Beerdigung meiner Frau beigetragen
& en, beſonders denen, die Ihı während ihrer
Que Ntheit fo hilfrei® zur Seite ftanden, fage id
uf diefenı Wege meinen Innigjten Dank.
Der trauernde Gatte:
Heinrich Jakob
Seidelberg, den 17. Auguſt 1886.
Neſtauration neben
dem bayheriſchen Hof.
—
nad) Wiener Brauart,
— 6. Oppel
Safhans zum fdwarzen Büren.
reinen Nommelter Birnenwein, der
> Siter über die Straße 30 Pfg,.
Friſcher Rehbug,
1
h Rilo 60 Pfg., Heute wieder vorrätig,
Schlegel und Ziemer
billig bei
Georg Groebe,
Hauptſtraße
Nr. 18.
Zu be kaufen ein gutes Zugpſerd, Ober⸗
eatita⸗ g Zugpferd,
Um des Mamm ons willen.
Roman von W. Höffer,
(41. Fortſetzung.)
her Vielleicht war alſo Matthias ſchon vor ihm
hä Angefommen und nur zufällig das Kammer—
dur Den im Augenblig abwejend. Er wollte eben
geb irgend ein Geräuſch ſeine Gegenwart zu erkennen
Und als ihn ein Ausrufvon drinnen plötzlich erſchreckte
gebieteriſch zur Vorſicht, zum Horchen zwang.
lg „Was ich will ?“ hatte die Männerſtimme ſpöttiſch
Ro end geſagt, „was ich will, ſchöne Herrin? —
—
Das konnte unmöglich Matthias fein.
‚Cecil {hlih geräufchlo8 über den Teppich bis
An Portiere und ſah durch die Spalte derſelben.
it“ Ede eines Sofas, mit gerungenen Händen,
die Aufgelöftem Haar, mehr tot als lebendig, Fauerte
Üre Graͤfin Juliska. Ihr ganzer Körper zitterte,
The Augen jahen. ftarr, mit dem Ausdruck des Ent-
der in das Geficht eine8 vor ihr {tehenden Mannes,
Keine Eingang den Rücken kehrte. Sie |prach
fie San be, ED ihr Atem flog und zugleih bewegte
ände.
Der Unbekannte nicte, „Tage lang, Wochen
„Gin habe ich biefe Stunde erwartet,“ fagte er.
die Ca tönigs Sohn hat auf der Straße den Leuten
Dein eife und Bomade verkauft, um vor der Thür
Sp 3 Haufes ſtehen und Dich bewachen zu dürfen.
Ri lt Du aus dem Fenfter fahft, mußte Dein
em meinigen begegnen, {0 oft Du auf die
hinaustreten wollteft, fonnte ih an Deiner
an e ſtehen und Dich fragen: Exinnerſt Du Dich
A en Abend auf der offenen Haide von Hollingen ?
Du Machte mir am Bügel Deines Pferdes zu |haffen,
den «Der flilftertejt Teife in das Ohr: „Im gebe Dir
er if ann, den Du Haffeft, Tenrek, nimm ihn hin,
— eines Lebens Feind, aber auch der meinige,
Before ihn hin. Bis Über drei Tage muß er
darf en ſein, hörſt Du, die Sonne des vierten
er nicht mehr ſehen. Warum? — Das gilt
dur
lan
Dienstag, den 17. Auguſt
Der Vorstand.
Zweites
Konzert
Damen,
2 Herren,
Anfang S Uhr.
Entree 25 Pfg.
Für die Reise-
— — —
billigen Preisen.
und Bäderzeit
8
0
N
VW
Vollmond, Heidelberg.
Preis Incl. Gefähe 'ı 32 Pig.
Enorme Gewinne.
Partien billiger,
Reine Mi
*
elen.
4Ziehungen im Jabre.
J. A.
Näcfe Ziehung am 20, Angufl,
daher in ganz
Georg
in feinem 49. Lebensjahre,
Krankenhauſe aus ſtatt.
und Tante
Alle Zufendungen werden frantn
erbeten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an beftimmt vorgefchriebenen Tagen,
wird Keine BVerantwortlichkeit über—
nommen.
1886
Förster
wa8 wir Hiermit Verwandten,
n im Taunus,
prima Lagerbier, & 20 Pig.
A
Schnorr. Krämergaſſe 13.
En gros.
und Comploir.
A. Ortolph,
Sümkliche Bedarfs-⸗Arlikel für Burean
©
©
©
®
S
S
©
©
©
©
6
Doppelbier
Flaſchen frei in’8 Hans.
Verkaufsſtellen.
—IIDIIIIII
—IIIIXX III
J
— n
©
(Erſatz für Münchener),
C. Fehſer, Märzgaſſe 12.
ich will Dich königlich belohnen.“
„Iſt es ſo, Herrin?“
Der Zigeuner näherte ſich dem Sofa, bei dieſer
Gelegenheit blitzte in ſeiner Hand ein Dolchmeſſer
„Iſt es ſo?“ wiederholte er.
Juliska erhob beide Arme.
es iſt — wie Du ſagſt!“
Tenrek nickte. „Dieſe Stunde iſt mein und
ich will ſie genießen,“ ſagte er mit dem Behagen
des erfüllten Wunſches. „Du darfſt keinen Schrei
ausſtoßen, Herrin, oder mein Meſſer bohrt ſich in
Deine Bruſt, Du kommſt nicht aus dieſem Zimmer,
denn meine Arme halten Dich! — Und nun laß
mich fortfahren. Der Schuß aus meinem Rohr
traf gut, vor dem Bilde des Chriſtengottes lag Dein
Feind in ſeinem Blute, Du warſt frei, durfteſt mit Deinem
Liebſten koſen und Dich der geſtillten Racheluſt nach
Begehr erfreuen, aber an den verachteten Zigeuner
dachteſt Du nicht mehr. Als er kam und ſeinen Lohn
einfordern wollte, da fand er die Thür verſchloſſen.“
Tenrek fuchtelte mit dem Meſſer in der Luft.
„Die gnädige Frau empfängt feinen Zigeuner! —
Ha, ha, ha, — das war gerade genug, um mein
Blut in Walung zu fegen. Damit {Hwor ich Dir,
daß Du noch zu meinen Füßen um SGnade wimmern
ſollteſt — und heute halte ich mein Verſprechen.“
Er ſchien ſich mehr und mehr zu erhitzen, ſeine
Stimme wurde immer lauter, ſein ganzes Benehmen
zuverſichtlicher.
„Du flüchteteſt aus Hollingen“, fuhr er höhniſch
lachend fort, „Du dachteſt mir leichten Kaufes zu
entkommen. Der Paria, der braune Heide würde
ja nicht wagen, ſich in die volkreiche Stadt zu begeben
und dort inmitten von Tauſenden ein Weib zu bedro⸗
hen! — ODu ſahſt mit vornehmer Geringſchätzung
auf ihn herab, Du glaubteft ihn durch ein Stirn-
runzeln erſchrecken zu können! — Thörin Du! Der
Zigeuner ſtreifte um das Schloß und den Park
herum, bis er erfuhr, daß Du in die Stadt gezogen,
dann verfolgte er Deine Spur und fand Dich hier,
„Gnade, Gnade,
dann gelang es ihm eines Tages, bis in das Zim-
Begegnung auf der Haide wieder ins Auge zu
ſehen. Denkſt Du des Abends, Elende?“
Er knirſchte, er beugte die ſchlanke Seftalt vorn:
über wie ein Panther im Sprunge. „Was thateſt
Du damals, ſchlechtes Weib? O zittere, zittere, meine
Rache wird furchtbar ſein!“
„Ich verlange das Geld, welches Du mir ſchul ;
deſt,“ fuhr er ziſchend fort, „aber Du wagteſt zu
behaupten, daß Deine Hand leer ſei. Tenrek iſt
reich, viel reicher als die Harrachs von Hollingen!
Er ſah Deine verführeriſche Schönheit, Dein blitzendes
Auge und Deinen ſchlanken göttlichen Wuchs,—
ſein Herz ſchlug ſchneller, ſeine Sinne verwirrten
ſich, er ſtammelte bittend: So gieb, was Du beſitzeſt,
Herrin, gieb Dich ſelbſt!“
„Und was thateſt Du? — Wie das Wetter
aus den Wolken herabfährt, ſo hatte Deine Hand
die Reitpeitſche ergriffen und über Tenrels Stirn
lief in der nächſten Sekunde ein blutrotes Mahl.
„Hund von einem Zigeuner, riefſt Du außer Dir
vor Zorn. — „Auf Deine Knie! Küſſe den Staub
unter meinen Füßen!“
„Immer wieder fiel Deine Peitſche auf den Nacken
des Königsſohnes, Du ſetzteſt die Klingel in Bewegung
und als Deine Dienerin erſchien, da befahlſt Du ihr,
mich hinauszuführen. Ich bin für dieſen Mann
nie wieder zu Hauſe, Loiſon, hörſt Du? Nie!“
„Ich ging wie im Traume. Jetzt Deine Kehle
packen und Dich zwiſchen meinen Fäuſten würgen,
wäre zu wenig Strafe für Dich geweſen, ſelbſt in
der ungeheuren Aufregung dieſer Stunde erkannte
ich das. Du ſollteſt langſam ſterben, Zoll um Zoll,
ſollteſt tauſendfache Todesqual empfinden. Heute bin
ich hier, um mit Dir abzurechnen, um mich Deiner
Verzweiflung zu freuen! — Sieh, jetzt iſt der Mann,
deſſen Name Du trugſt, aus dem Wege geräumt
und der andere, Dein Geliebter, frei, ganz frei, er
kann jeden Augenblick hierherkommen, er liebt Dich
und dürſtet nach Deinem Anblick, aber ich hindere
ihn, ich bewache die Thür!“
„Vu ſollſt den Grafen Matthias niemals, niemals
Sonne hoch am Himmel fteht!“
Sr berührte ihre Schulter, er jeßte die Spike
des Meſſers auf ihre Bruſt. „Du darfit ja nicht
ſchreien,“ ſagte er kückiſch, „ich könnte den Leuten
eine Geſchichte erzählen! Nein, Du darfſt nicht ſchreien!“
Und ſie blieb auch wirklich ſtumm, die halb
irrſinnig blickende junge Frau in der Ecke des Sofas,
ſie ſah nur immer ſtarr in das Auge ihres Peinigers,
ganz ſtarr, wie man den Blick des Raubtieres fixirt,
um feine Wuth zu bezähmen. Ueber die bebenden,
totblaffen Lippen fam fein Laut.
Unbemerft von dem Zigeuner, defjen feliger
Rauſch den höchſten Grad erreicht hatte, leiſe ſchleichend
war Cecil in die Nähe des Sofas gelangt, gerade
als Tenref den Arm zum Stoße erhob, pacte er
ihn von Hinten und warf den völlig Unvorbereiteten
mit einem einzigen Ruck zu Boden, Ihın das Meffer
entreißen und ihn, auf feiner Bruft Fnieend, alles
und jedes Widerfiandes berauben, war das Werk
von Sekunden,
„Sott fei Dank,“ rief der Graf ih komme zu
richtiger Stunde!“
Tenrek Feuchte, feine Arme blikten; wenn es
ihm nicht gelang, Ddiefen unvermuteten Angreifer
zurüczumweifen, fo war für ihn alle8 verloren, das
erfannte er im Fuge, felbft unter den umflammernden
Fäuften des Amerikaner8, Halb erdrofjelt, wie er
auf dem Teppich dalag. Es entſpann ſich jetzt
zwiſchen den beiden Männern, ein Ringen, das
über Leben und Tod für einen derſelben entſcheiden
mußte; Tenrek verſuchte krampfhaft, den Grafen
von ſich abzuſchütteln, dieſer dagegen hielt ſeinen
Gefangenen mit kräftiger Fauſt gepackt, obwohl es
ihm mit jeder verrinnenden Secunde immer ſchwerer
wurde, den verzweifelten Bemühungen des anderen
zu wehren. Auf ſeiner Stirne hatten ſich große Tropfen
geſammelt, er war rot und immer röter geworden.
Juliska beobachtete auch die neue Wendung
der Dinge ohne ein Zeichen des Erſchreckens oder
der Teilnahme, fie Jah ebenfo ftarr auf die Gruppe
der beiden fämpfenden Männer, wie fie vorher den
Zigeuner firirt Hatte, nur zuweilen bewegten {ich
ihre Hände taftend durch die Luft, aber Fein Laut
kam von den feſtgeſchloſſenen Lippen,
Ob Tenrek fühlke, daß die Kräfte des Grafen
allgemach zu ſchwinden begannen, ob er entdeckte,
daß ſich ſeine eingepreßte Bruſt freier bewegen konnte?
Die früheren Anſtrengungen verdoppelnd, ver—
zehnfachend, bemühte er ſich, den Gegner abzuſchütteln.
Eiſern umklammerten ſeine freigewordenen Arme den
Körper desſelben, — ſchon hob er ſich gewaltſam
vom Boden, ſchon ſchwankte die kräftige Geſtalt
des Grafen, da wurden draußen abermals die Por⸗
tieren zurückgeſchlagen und auf dem Schauplatz der
entſetzlichen Cataſtrophe erſchien ein Dritter, vielleicht
gerade der, den der Zigeuner von allen Lebenden
am meiften Haßte und fürchtete, — Matthias.
„Sott fei gelobt!“ rief Graf Cecil. „Hilf mir,
Matthias, hilf mir!“
Der junge Officier ſchien im erſten Augenblick
wie betäubt, er erjhradk fo furchtbar, daß ihm jedes
Urteil, jede Unterfheidung verloren ging, aber bei
dem Hülferuf des Grafen kehrte auch eben ſo plötzlich
das im Moment umnebelte Erkennungsvermögen
wieder zurück, er ſah am Boden unter den Fäuſten
ſeines Onkels den berhaßten, lange heimlich um—
ſpähten und verdächtigen Zigeuner, ſah, daß Juliska
in einer Art von Starrframpf dalag und ſprang
ohne Zögern hinzu, um den, der FeinesSfals grundlos
in dieje Situation hineingeraten war, derartig binden
und Inebeln zu helfen, daß er binnen Secunden wehrlos
wie ein Kind in der Mitte des Zimmers liegen blieb
und außer Stande war, dem in feiner Seele Fodhenden
Groll anders al8 durch wilde Verwünfdhungen Luft
zu machen.
Graf Ceeil trocknete mit dem Taſchentuch ſeine
heiße Stirn, „Sut, daß Du Famft, Matthias,“
jagte ev aufatmend, im Tone Herzlichfter Freude
und Liebe. „Ih hHabe ein unendlich wertvolles Sejdhent
für Dich, das hefte, welches Dir überhaupt jemals
zu Teil werden ann. — Dort liegt Krafft’s Mörder,
meine Ohren Hörten das SGeftändnis feiner Unthat!“
(Fortjegung folgt )