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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 91 - Nr. 100 (17. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0263

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BE
DE
MS S
& *
Weint taglich, Sonntags ausge⸗

Preis monatlich 20 Pfg.

It tin JEnfirierten Unterhaltungs

RL fg. — Wird In der ganzen

% berieilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen




















Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.

Für die Auſnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nommen.


Samstag, den 17. April







Samstag,

Monats:
Ver⸗
ſammlung
im Lokal



© bittet



früher Lenerpiquelskaſſe,
gegründet 1827,

Midi

ugskoſten zu erſparen.








Seit Einführung der Verbrauchsſteuer
in hieſiger Stadt iſt es ſchon häufig vor—
gekommen, daß für ſolche verbrauchsſteuer-
pflichtige Gegenſtände, welche den ſtädtiſchen
Verbrauchsfieuerbezirk nur paſſieren, bei
der Eingangsſtelle zwar ein Durchfuhrſchein
erhoben, dieſer aber bei der Ausgangsſtelle
nicht wieder abgegeben wurde (8 14 ber
Verbrauchsſteuer Ordnung).

Ganz abgeſehen davon, daß in dieſen
Fällen der Nachweis der wirklichen Wieder⸗
ausfuhr nicht geliefert und die Steuerfrei⸗
heit demnach nicht begründet iſt, die Be⸗
teiligten alſo wegen Hinterziehung der Ver⸗
brauchsſtener beiangt werden Können, be
droht der 8 35 Abf. 3 der Verbrauchs-
{teuer-Orhrung Diejenigen, weldhe den zur
Ueberwachung und Sich rung der Abgabe⸗
Ent ichtung erlaſſenen Controll-Vorſchriften





Beſchreibung der Liegenſchaft:
14 Ar, 7 qm. Reiham: 5 Hofraithe

und Hausaarten an der Hauptftzaße, worauf

mit Nr. 118 bezeichnet:

a) EL 06 Wohnhaus mit gewölbtem

eller,

b) dreiſtöckiger Seitenbau rechts mit gewölb⸗
tem RK. Wer mit Comptoir und Magazin,

c) zweiftöciges Magazin mit Packjiube und
gewölbtem Keller,

d) einftüdige Abtritte,

e) zweiflödiges Magazin mit gewölbtem
Keller,

f) einftödiges Magazin,

g) Waſchkuͤche, worauf ein zweiſlöckiger
Pavillon,

h) Magazin, einftöcig von Holz

erbaut find; begrenzt: Sinjeitz Wilhelm

Bürkle und zum Teil Sandgaſſe, anderſeits

Phil. Gutermann, hinten ev. Pfarrhaus,

vornen die Harptſtraße.



Museum.

Montag, den 19. J. abends 8 Uhr findet ein
Gemeinschaftliches Essen

im „roten Saale“
(Preis Mk. 2.— für das Couvert) statt. — Diejenigen unserer Ver-
ehrlichen Mitglieder, welche sich daran beteiligen wollen, sind freund-


stens Montag vormittag einzuzeichnen.

Die Direktion.

Mrbeits: und Gewerbejdhule für Frauen und
Madden.

Die neuen Kurfe in Handnähen, Stopfen, Flicken, Maſchinennähen,
Sticken, Kleidermachen beginnen am 4. Mai. Die neu eintretenden Schüle-







Annen werden gebeten, ſich am 8. Mai, morgens 10 Uhr, im Schullokal Kettengaſſe
Nr. 12, 3. Stock einzuficden. Zu jeder näheren Auskunft iſt Frau Hofrat Holtz⸗

mann, Sophienſtraße 19, gerne bereit.
Der Vorstand.

Privatschule Krönlein,

Hauptstrasse 35.
Mit dem 3. Mai beginnt an unserer Schule das Sommersemester, Zugleich
verbinden wir damit eine Aufnahme schulpflichtiger Kinder. . Erziehender, das viel-
seitige Interesse erweckender Unterricht in den Elementarfächern. Gefällige An-

Fox 120,000 ME.
Die Bedingungen Können auf dem ÖG:-
ſchäftszimmer des Ünterzeichneten eingeſehen
werden.
Heidelberg, den 5. April 1886.
Groͤßh. Notar für den I. Stadtdiftrikt:
A. Starck.

Liegenſchafts-Perſleigerung.

Die den Bildhauer Heinrich Grei ſf

zuwiderhHandeln, mit Geldftrafen bis zu
10 Mark in jedem einzelnen Falle.

Indem wir daher auf die Beſtimmungen
der 88 14 und 35 der Verbrauhsjteuer-
Ordnung zur genauen Befolgung bejonde: S
qufmerkſam maden, bemerken wir, doß
fünftighin Zuwiderhandelnde Beſtrafung
zu giwärtigen haben.

H:idelberg, den 9. April 1886.

Der Stadtrat:

Dr. Wilckens.

Die Aufnahmsgebuhr iſt ſehr niedrig
mat, um jedermann den Zutritt zu er-
Sy ichen. — Zar Einſichtsnahme der
luten ſowie zur Abgabe von Aufnahms⸗
| inen find ftet8 gerne bereit der Borftand,
| mut die Mitglieder dD:3 Verwaltungsrates :

helm Heidlauf. Georg Hühner. Franz
Kadett, Joſeph Popp. Jakob Rehn.
üg Schmidt, Georg Himmer. Fried
Mg Gebhardt. Friedrich Reuter. Fried-

Elleßer und Kaſſendiener Heinrich Buſch.







tim Namen des Verwaltungsrats
Der Vorſtand:











Auf Antrag der Erbbeteiligten werden

Erben geidrigen

10 Ar 13 qm. Hofraite,

33 „ 29 „ aus8garten und

24 „, 7 „ Saftanienpflanzgung, zu].
67 Ar 49 qm. an der Seopoldfiraße,
worauf mit Mr. I4 und Nr. 16 bezeichnet:

meldungen werden jeder Zeit entgegengenommen,

Stadtgarten Heidelberg.

Die WirtfHaft im Stadtgarten ift wieder eröffnet.





— |
Hofgut- Verpachtung.
h Das der Stadigemeinde Heidelberg ge⸗
Kohlhofgut wird zu Martini d. J.
de Otizei und jo

am Samstag, den 24, Wpril D. Jr, Zu den Konzerten de8 Stadt-OrdhefterZ werden nach Anordnung der

ſtädtiſchen Muſik-⸗Kommiſſion Abonnements⸗Karten ausgegeben und ſind ſolche
mit 10 Coupons zu 2 Mark,

2 4 nV ” 4 N
Ch. Häberlein.

Prinz Max.

Die Eröffnung der neuhergerihteten Wirkſchaſts - Lokalilũten |
findet Samstag, Den 17. d. M. ſtatt und ladet zu recht zahl-

reichem Beſuche ergebenſt ein .
Anna Leiser Witwe. |

mittags 3 Uhr ia) Wohnhaus, 3ftöckig mit Knieſtock,
auf dem Gejdhäftszimmer d:3 Untergeichneten et tur BE Balkenkeller und Dach—
Jim Hauſe Köſter's Bank hier, zwei Treppen ſtu en von Stein,
ET Setpatet On weitere 9 Jahre wie⸗ hoch die unten CO bag N Witwe : on NE AN NE * Balken⸗ *
D je, und den Erben des Chriſtof Keller hier keller un achwohnurg von Stein, —
nnenht —S— het HH gewötp- [Set mir 3u Haben,
it 1 z iederholt off entlich zu Eigentum verſteigert, lem Kener, von ein, ;
OL einfödig von Stein-
ti | erfolgt. | 310g,
die gen Scheuern und Stallungen, als auch Beſg Arbeitsſchopf von Hol
3 ; 5* hreibung der Liegenſchaften: e) Arbeitsſchopf z,
e renn de Srrd inen ee 1 Gektar 9 Ur 83 qm. Flächenraum, erbaut find, werden zufolge Antrags der
MD inmitten der Gebäude Befindet fi en beftehend aus 90 Ar 26 qm. Kajtanien= Beteiligten am
Ray laufender Brunnen mit reinem Q wald in der Wolfshöhle, ein Teil des ſog. Montag, den 17. Mai l. J.
woſfer reinem Quell⸗ Setga tens, in welchem ſich die Stern- hieſt ritn unr uch mil
D ; ; ſchanze „Trutzkaiſer“ befindet, ferner 15 Ar auf hieſigem Rathauſe entli iſt⸗
— N URENO Ua Med | Weinberg, 3 Ar, 29 qm. Grasland, 1 Ar bietend verſteigert.
Setrieh einer N KOderen Midi in (28 qm. Grasrain daſ lbſt. Das Ganze Dir Ve kauf wird zuerſt in zwei Ab⸗
I ni Gaftwirtichaft 2 begrenzt: ein]. Philipp Zimmermann Kins teilungen, Wohnhaus Nr. 14 und Baus
> Der RoGl60} {jr durch ute Sayı- und der, Friedrich Erhard, Babette Keller und plaß Nr. 16 und Jodann im Ganzen vor-
dußwece er N O- {Otte ol5. 01 | Stadigemeinde mt Weg, andj. der Wolja- genommen und der Zujchlag erfolgt, vor-
Mit den‘ yaht q 16 un“ N Hadoltationen Höhlenweg, Wilhelm Köſter und N. Mary behaltlich der Genehmigung der derzeitigen | n
Ammentbal b Medar emünd. und d en Söhne, oben Dani:l Kreckel Erben und Beſitzer, wenn ein, den jchigen Verkehrs⸗
(nftigen lie enden Ortihaften N elbun- Philipp Gamber II. Kinder, unten Stadt— verhaͤltaiſſen entſprechend annehmbares Ge⸗
de und ailt U en der |hönen ad he. | gemeinde mit Weg und der Wolfahöhlen=, bot eingelegt wird. ; x
HA fa eee nahe bei den Bahn· ¶
Stadtma 1206 don lan e:al8 Ob x be: Die Bedingungen fönnen auf dem Ge- | höfen in einer der [Hönften und angenehmſten
68 Musflugsorte, : er be⸗ ſchaftszimmer des Unterzeichneten jederzeit Mr KUH LT et Mndet ſich
* nn ; eingeſehen werden. in vorzüglichem baulichem Stand.
ide Cilt eee ee 3 Deibelberg. den 8. April 1886. Nähere Auskunft erteilen Herr Bild- [N



A


















Tricot-Taillen,
"Tricot-Knaben-Anzüge,
Tricot=Kleidchen,
Tricot-Blousen für Kinder

in allen. Farben und Grössen neu eingetroffen -zu bekannt billigsten



OS. z Unter: L | Y

a thätigen Manne Gelegenheit zu einer Großh. re tar na En Oreiff und der Unter | preisen. | |
Sn Nele IAlebhaben an, gn Heidelberg, den 15. April 1886. Kann-Baermann. ; {|

{ aden nun Pachtliebhaber ein, „A ß | }
—— ae a Bazar für Damen-Artikel, |







J 3 fommen zu lofjın.
1 uswärtige Pachtliebhaber hätten ihrem
Ze date ein Zeumund8= und Vermögens»
Ini8 ihrer Heimotsbehörde anzuſchließen.
Die Pachtbedingungen können auf der

Auf Antrag der Beteiligten und mit
obervormundſchaftlicher Ermächtigung wird
am Mitiwoch, den 28. April d. J.„

mittags 2 Uhr

Hauptstrasse 152, Ecke der Heugasse.



Anwendung von Lachgas

zur. schmerzlosen Zahnextraction.




men

aldhüter Lang auf dem Kohlhofe.
Heidelberg, den 81. Maͤrz 1886.
Der Stadtrat:

Dr. Wilckens.

Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.
(7. Fortſetzung.)
D

aheen auf's Neue die alten Bedenken.

Sauber
üMera%



Über
( in

Sol

die {
Leſa,

du
Be
lem

Ae
ihm

auf dem Gejchäftszimmer des Unterzeich-
neten im Haufe Köftr’8 Bank hier, zwei
Treppen Hoch, die unten beſchriebene, den
ilhelın Keller Kindern hier gehörige
Liegenſchaft dffentlih zu Eigentum vers
jteigert, wobei der Zufchlag erfolgt, wenn
der Schäßungspreiß erreicht wi:d, während
bet einem Gebote unter dem Zaxwert ober-
vormund/dhaftliche Genehmigung vorbehalten


Zahnarzt Marcuse, Hauptstr. 167.

Gaßhans z. fhwarzen Büren
empfi⸗ Anen

reinen, ſelbſtgekelterten Apfelwein,

der Schoppen 12 Pfg., guten Mittagstiſch zu
50 und 70 Big, W. Wagner.

Zunge Buldoggen,

reine edle Raſfe, zu verkaufen, Auskunft in der





Wirtſchaft Hauptſtraße 41.



20 Pfg. Umlegkragen 70 Pfg.,
1 m, 60 Pfg., Seife



als die engliſchen Fabrikate,


Stüc 10, 15, 30 und 50 fg.


Gine gut erhaltene Bier: Preffion,
Büffet und Einſchenke zu kaufen Igeſucht. —
Räheres in der Exp d. d. Bl



Cin Colonialwaren-SGefchäft in guter
Loge wird zu pacten oder zu Laufen geſucht.
Off-rten unter BP. 25 an die Exped. d. Bl.















laſten von ſeiner Seele gelöſt hatten.


Hand aus. Wenige Wochen, Tage vielleicht und
der Sommerwind {pielte mit den Blumen auf Sula-
mith's Grab.

Es war vielleicht gut ſo, am beſten für ſie und


ſchmuckloſen alten Dach. Weißer flutender Mondſchein
rieſelte darüber hin, kein einziges Fenſter zeigte noch
Licht, alles lag wie ausgeſtorben.

Krafft ſchloß leiſe eine Seitenthür und ging
in ſeine eigenen Zimmer. Er warf Hut und Ueberrock
von ſich, entzündete eine Campe und betrat dann
einen großen, auf die Arbeitspläge hinausgehenden
Raum, Ddeffen Fenfter ohne Gardinen feſt verſchloſſen
waren. Sein Heiligtuin — er athmete tiefer, als
er es überſchaute.

An allen Wänden ſtanden Marmorfiguren und
Gipsabgüſſe, halbe und ganze, hier vollendet, dort
als Anfang, hier tanzende Bajaderen, dort eine
belende Nonne, hier Kindergruppen, lachend mit
pausbackigen Geſichtern, dort ein Engel im herab—
wallenden Gewande, den toten Säugling feft an die
Bruſt gepreßt, indeß die Rechte gen Himmel deutete,
Aus jedem Winkel, von jedem Regal fahen Köpfe
und Tierfiguren herab.

Alles [o weiß und gefpenftifch im weißen gelp enſti⸗
ſchen Licht der Lampe, — Glocke und Glas klirrten
leiſe aneinander, das Beben in ihrers Trägers Hand
erratend.

Krafft ging zu einer Ecke, wo dichte wollene
Decken eine größere Gruppe vollſtändig verhüllten,
er ſetzte die Lampe auf den Tiſch und nahm vorſichtig
die Tücher ab. Dieſe Arbeit wär faſt gänz vollendet.

Bequem hingeſtreckt lag ein großer Neufund⸗
länder und neben ihm ſaß, die rechte Hand auf
ſeinen Kopf gelegt, ein junges Mädchen, deſſen reiche




Flechten wie ein Kranz die Stirn umgaben. Der


} zugewandt, der runde linke Arm ruhte auf dem Knie.
Krafft lehnte eine Stirn gegen die des Marmors
bildes, eiſig durchſchauert von der Kälte desſelben.
„Sulamith!“ flüſterte er tonlos, „o Sulamith!“
Und leiſe, wie liebkoſend, glitt ſeine Hand über
den Scheitel und die fanftgerundete Wange. Die

gefommen war, ihm alles zu rauben, was er auf
Erden jemals geliebt. — —

Am folgenden Morgen {aß die Familie um den
Frühſtückstiſch, während Franziska die Taſſen füllte
und dem SGutsherrn die «ben von der Stadt gekommene
Poſttaſche übertreichte Heute ſchienen [ehr viele Briefe
darin enthalten zu fein.

„Gleich der erfte gehört Ihnen, liebes Fräulein,“
jagte galant der alte Herr, „vitte leſen Sie ungeniert,
wir find unter uns.“

Das junge Mäbhcdhen nahın dankend ben Brief
und zog ſich beſcheiden in eine Fenſterniſche zurück,
während der Graf nach einander noch mehrere Couvert8
zu Tage förderte. „Eins, zwei — — fünf für Did,
Rrafit! Das ift eine ausgedehnte Correſpondenz!“

ins der großen vieredig geformten Couverte
entglitt feinen Fingern und fiel auf den Leppic.
Matthias hob e8 fogleich dienftfertig auf.

„Bopp und Scheller,“ 1a8 er laut, mit offenbar
ironiſcher Tonfärbung, „Faufft oder verkauft Du
kleine Deſſertſchüſſeln mit Trauben und Pflaumen
auf dem Deckel, mein befter Krafft.“

Der ältere Bruder blieb vollfommen gelaffen.
„In diefem Fall verkaufe ich fie,“ antwortete er ſo
ruhig, als [ei nicht in der an ihn gerichteten Frage
eine allfidhtlidhe ober bittere Beleidigung enthalten
gewejen» „Popp und SHeller bezahlen ſehr anſtändig.“

„Ahl dieſer Brief enthält alſo wohl neue Be—
ſtellungen ? und die vier andern auch?“

„Alle, da Du Dich für meine Angelegenheiten
gütigſt zu intereſſieren ſcheinſt, Kieber Matthias, Der
Veririeb blüt, wie Du ſiehſt.“










„Eine
Spielerei!“ warf er ärgerlich dazwiſchen.
„Bitte um Verzeihung, Papa, Bu weißt, daß


Erinnerung zurücreidht — nur auf Deinen beſtimmten
Befehl trat ih in die Cadettenanftalt, habe aber
auch fpäter als Offizier meiner Liebhaberei immer

nicht allein find.“

„Weshalb?“ entgegnete er, ohne fie anzujehen.
„Fräulein Weber mag in Gottes Namen Hören, daß
ich es verſchmähe, den Reichtum einer Frau und
wäre e8 {elbit die meinige, müßig Ddahinlebend zu
verzehren. Ich arbeite, — ein Mann ſollte ſich
deſſen ſchämen.“

Die Aufmerkſamkeit aller wurde in dieſem Augen⸗
blick der Geſellſchafterin zugelenkt. Franziska näherte
fich mit mühſam bekämpten Schluchzen ihrer Herrin.

„Snädige Frau — ach, ih bitte freundlich ft,
einige Stunden fehlen zu dürfen,“ brachte fie faum
hörbar hervor. „Meine Mana —*

Juliska's feines Antlig hatte ſich mit tieferem
Rurpur überzogen. Sie ergriff im Zluge die Gelegen⸗
heit, den inneren glühenden Verdruß in Worte
zu Heiden.

„Welche Unbeſcheidenheit,“ ſagte fie halblaut.
„Erſt kaum vor einer Woche erlaube ich Ihnen, den
ganzen Sonntag bei Ihrer Mutter zuzubringen.
Mir ſcheint, Sie haben ſo viel an ſich ſelbſt zu denken,
daß Ihnen für mich keine Zeit übrig bleibt.“

Sranzisfa bemühte fi ſichtlich einige äußere
Faſſung wieder zu gewinnen. „Gnädige Frau,“
ſtüſterte ſie, „es iſt eine ſo traurige Veranlaſſung,
weswegen idj bitte, Meine jüngeren Geſchwiſter
haben das Scharlachfieber, die Heine Helene — —
{tarb geftern morgen.“

Sulisfa erhob das Tajhentuch, wie um einen
Jäftigen Eindringling abzuwehren. „Was fagen Sie
da? Das Scharlachfieber? Eine anftefende Krank:
heit! — Mein Gott, fo nehmen Sie doch den Brief



dort! IH glaube, Sie wären gewijjenloS genug,
das infizierte HauS zu betreten und dadurch mid
in die größte Gefahr zu bringen.“

Franziska ſenkte entmutigt den Kopf. „Wenn Sie es
mir verbieten, gnädigeFrau, dann [predhe ich mit meiner
Mutter nur im Garten,“ fagte fie ängfilich, „gewiß,
ich will nicht in das Haus gehen, aber erlauben Sie

einigen Tropfen von dem Inhalte desſelben ihr Taſchen⸗
tuch befeuchtet. „Ich verbiete es,“ wiederholte ſie
nachdrücklich. „Wer bürgt mir für Ihren Gehorſam?
Nebrigen8 ift es eine ganz unnStige Sentimentalität,
eine8 geftorbenen Kindes wegen [o-außer fich zu fein.

Sie trat zum Spiegel und ordnete ihr [Hönes,
weiches Blondhaar. „Reiteft Du mit mir ſpazieren,
Matthias? — Krafft hat natürlich, da er als „Fabrik⸗
arbeiter“ ſo ſehr beſchäftigt iſt, fuͤr dergleichen Cava⸗
liersdienſte keine Zeit.“

Das war halb fragend, halb ſpöttiſch hingeworfen.
Krafft nahm es ſehr ruhig auf. „Ich habe keine
Zeit, Juliska,“ verſetzte er, „Du irrſt nicht. Aus
dieſem Grunde wünſche ich aber dringend, daß Deine
Streifereien durch die Umgegend ein Ende nehmen,
Man ſpricht darüber und das iſt mir unbequem.“

Die junge Frau erglühte im dunkelſten Purpur
des Zornes. „Ahl — Bu wollteſt mir alſo verbieten,
fünftig auSzureiten! Das ift neu, wahrhaftig 1“

Krafft zuckte die Achſeln. „Ich muß es trotzdem
wiederholen,“ verſetzte er kalt. „Willſt Du reiten,
ſo nimm den Diener mit hinaus, einer anderen
Begleitung bedarf es nicht.“

Graf Matthias richtete ſich plötzlich ſtraffer auf,
er trat ziemlich hart an ſeinen Bruder heran. Beliebt
e8 Dir, Deine Frau auf das — feigſte verleumden
und beleidigen zu wollen, Krafft?“ rief er heftig.

Ein funkelnder Blick begegnete dem ſeinigen.
„Und wenn dem ſo wäre,“ antwortete Krafft, „haͤltſt
Du Did berufen, dafür von mir Rechen] Haft zu

verlangen ?”
Gortſetzung folgt.)



1 ü +4 * ⁊* *

der 6, Detaeugt, Sein Vater war ein Fälſcher, ihn, aber es ſchmerzte Doch tief. Sulamith tot! — Achnlichfeit mit der Lebenden rührie felbft ihn, der Rechnung getragen. Jetzt kommt mir der aus derſelben mür doch, mein Schweſterchen wenigſtens durch sFenſter

fuhr äubiger würde ihn nicht ſchonen, die Welt | ein furchtbarer Gedanke. das Eteinbild gejhaffen, fie zerriß ihn das Herz | erwachfene materielle Gewinn fehr zu ſtatten.“ noch einmal zu ſehen, ehe es beerdigt wird.“

breg daß ein Graf Harrach eines gemeinen Ver⸗ Aus dem Schatten der Berge hob ſich das Schloß im Gedanken des nahen unerbittlidhen Todes, der „Kraft!“ rief Juliska, „Du vergißt, daß wir Die Gräfin Hatte ein Flacon ergriffen und mit h
ens wegen in’8 Zuchthaus wandern mußte. )


 
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