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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 131 - Nr. 140 (7. Juni - 18. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0425

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Nr. 138.

B Engel 6 Uhr. B
Evangel. Kirchenchor Heidelberg.

Heute abend Geſamtprobe. Vollzähliges Er⸗—

ſcheinen, einer Aufführung wegen, unbedingt not⸗
wendig.

Heidelberger Militär-Nerein,

Künftigen Sonntag, den 20. Juni (bei
ungünſtiger Witterung den darauffolgenden Sonn⸗
tag) begeht der Verein das

Stiftungsfest
durch Abhaltung cines WaldfefteS in der 190g,
Hugelhedke, oberhalb des Steinbruch2, in der Nähe
der Philoſophenhöhe. Abmarſch dahin mit Mufil
mittag 2 Uhr von Wredeplag über Anlage und
Sophienftraße, neue Brücke.
Der I. Borftand,

Bettſtroh.

Die Lieferung von ca. 160 Zentner
Gerſtenſtroh, beſter Qualität, in die
Frauenklinik und die Rücknahme des
gebrauchten Bettſtroh's dieſer Klinik
ſind vom 1. Juli ds. Is. ab auf ein
weiteres Jahr zu vergeben.

Angebote wollen bei Großh. Ver—




hauſes, wo auch die Bedingungen ein—


werden.

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(zur neuen Pfalz)
Montag, den 21. ds. Ms.,
mittags 2 Uhr,
nachſtehende Fahrniſſe, als:


und ſonſtiges Hausgeräte
gegen Barzahlung verſteigern.


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Morgen Donnerskag
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Um des Mammons willen.
Roman von W. Höffer.

(24. Fortſetzung.)

Krafft ſchüttelte den Kopf. „Laß das, Papa,
denke, was du willſt, aber ſprich mit mir nie mehr
davon. Du würdeſt mich nicht verſtehen, meinen
Worten unter keiner Bedingung Glauben ſchenken,
alſo laß uns ſchweigen.“

Der Graf klopfte ein Stäubchen von ſeinem
Aermel. „Das kann doch immer nur heißen, nicht
Du habeſt die Zigeunerin hierher kommen laſſen,“
ſagte er etwas ſcharf, „nicht Du, mein lieber Junge,
ſondern der Zufall, der Böfe meinetwegen, nur nidht
ihr einſtmaliger Geliebter, der, welcher in ihres
Vaters Hütte wie ein verliebter Secundaner ſchwärmte
und der Tochter des Roßarztes ernſtlich verſprach,
fie zur Gräfin Harrad) zu erheben, Wahrhaftig —
die Botſchaft Hör’ id wohl, allein mir fehlt der
Glaube.“

Sein Sohn wandte ſich ab.
Dir beliebt, Papa.“

„Sicherlich. Fällt mir ja gar nicht ein, Dir
Moral predigen zu wollen, Junge, mich in Deine
Aſſairen zu miſchen. Du haſt nach meinem Wunſche
geheiratet, das war es, was ich von Dir ver—
Am durfte, Bafta. Das übrige ift Deine Sache.

er — “
krafft hob plötzlich die Hand. Kein Aber!“
zief er beinahe herrifh. Du Haft mein Leben der
Verzweiflung überliefert, Du haft Faltblütig Deines
Sohnes ganze Zukunft verkauft an den elenden
materiellen Gewinn, Du bift e8, deffen Machinatio-
nen mich hineintrieben in den Meineid einem Engel
gegenüber, Ya, ja, Vater, einem Engel gegenüber!
Das laß Dir genug fein. Des Roßarzte8 Tochter
iſt ein edles, höchherziges Wefjen, ein jo reine, ſo
ſanftes Weib, wie es dein Sohn nie zuvor kennen
lernte. Sie weiß alles, alles — und ſie verzeiht
Dir, ſie ſegnet, die zum Fluch ihres Daſeins gewot⸗

„Halte das, wie




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Wegen bevorſtehendem Umzug und
Nichtmehrweiterführung der Spezereiwaren,
verkaufe ich von heute ab ſämtliche Artikel,
ſo lange der Vorrat reicht, zu ſehr billigen
Preiſen. Achtungsvoll

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—— RE



poſieren von Möbeln wird
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ſtraße Nr. 60.
den ſind, — Aber ſie rbend, Vater, ſterbend, mit
gebrochenem Herzen. Hüte Dich, beleidige ſie nie
mehr, Deine Worte möchten einer Toten, einer Er⸗
löſten gelten!“

Er ſprach wie im Fieber, ſeine Stimme bebte,
ſelbſt der Mann ohne Herz und Gewiſſen fühlte
die Erſchütterung, die ihn packte. Minuten vergingen
ſtumm, dann nahm der Graf zum zweiten Mal
das Wort.

„Du haft von Deiner feligen Mutter Das ver:
hängnisvolle Erbteil einer idealiſtiſchen, der Wirk—
lichkeit abgekehrten Richtung, mein lieber Krafft,
Du fchaffit Situationen, welche nur in Deiner
LPhantafie eriftieren, aud die Beziehung zu Ddiefer
feinen Zigeunerin wird eine folche ſein. Es betrübt
mid ja, wenn Dein innerſtes Weſen thatſächlich
leidet, aber — das nimm mir nicht übel! — Die
Sache iſt dennoch ſo am vorteilhafteſten geſchlichtet,
doppelt, dreifach vorteilhaft durch den Tod des jungen
Geſchöpfes. In wenigen Tagen, die des Anfiandes
wegen erft vergehen miüfjen, läuft der Urlaub Dei⸗
nes Bruders bis zur letzten Stunde ab und nach—
dem er aus dem Wege geräumt iſt, wird dann die
Verſtändigung mit Deiner Frau ſehr leicht werden.
Sie weiß als Dame von Welt über ein Ereignis,
wie das vorliegende, lächelnd hinwegzugehen, man
unternimmt eine Reiſe, man geht für die erſte
Hälfte des September nad) Helgoland oder Nor—
derney — und ſpricht über das Geweſene nie wie—
der. In den Ehen der vornehmen Welt etwas ganz
Gewöhnliches.“

Kraffi ſchüttelte den Kopf. „Nie, Vater, nie,
{jo wahr ich lebe. Ueberlaſſe Dich keinen Täuſchun—
gen, — ſchon der nächſte Morgen würde ſie zer—
ſtören.“

Graf Maximilian erblaßte. „Das ſoll doch
nicht etwa heißen, Du könnteſt Dich jetzt, gerade
jebl, wo alles auf dem Spiel ſteht, von Deiner Frau
trennen und dadurch meine Verhältniſſe total rui—
nieren wollen?“ rief er wie außer ſich. „Juliskas
Mitgift wurde verwendet, um ältere Schulden zu
Decken, um ſtandesgemäß zu leben, ich kann keinen







1886,

——— —— —



Museum.

Für die Besichtigung des historischen Festzuges beabsichtigen
wir längs der westlichen. Gartenmauer eine Tribüne für unsere
Mitglieder und deren Gäste zu errichten, sofern durch eine ent-
sprechende Zahl von Teilnehmern die Kostendeckung gesichert ist.
Die Sitze sollen nummeriert und je nach der Reihenfolge der An-
meldungen, zu Mk. 5.— für die Person vergeben werden.

Wir ersuchen diejenigen unserer geehrten Mitglieder, welche von
unserem Vorhaben Gebrauch machen wollen, die genaue Zahl der
zu wünschenden Sitze uns gefälligst schriftlich bis längstens den
96, Juni anmelden zu wollen und werden diese Anmeldungen als
bindend betrachtet.

Heidelberg, den 11. Juni 1886, ;

Die Direktion:
Lehmann. Lobstein.

Komiker Geis

aus Münden.

CC. Seidenbusch. Haibl.
Heute Mittwoch, abends 8 Uhr
(Entree 30 Pig.)

a Cafe Wachter. “mM

AuZ dem neuen Programm befonderZ zu bemerken ;
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ſtehen?“

Der Sohn wandte ſich ab. Auf feinen Lip-
pen ſchwebte ein bitteres Wort, aber er bezwang
fich, er ſprach es nicht aus. Der Mann mit dem
erdfahlen Seficht und den eingejunkfenen Augen war
doch immerhin fein Vater, das erftidte im Herzen
den ſchweren Vorwurf.

„Ich kann Dir nicht helfen,“ verſetzte er nach
einer Pauſe, „ich kann nicht. Laß uns kein weiteres
Wort darüber verlieren.“

Der Graf ſah im Zimmer umher. So ſind
wohl gar die hier getroffenen Vorkehrungen ſchon
zum Zwecke der Abreiſe geſchehen?“ rief er. „Du
gehſt fort, um nicht mehr zurückzukehren?“

Krafft ſpielte mit dem Bleiſtifte in der Hand
„Es iſt möglich!“ antwortete er in ſeltſam verän⸗
bertem Tone. „Nimm an, daß wir einander nie
wiederſehen, und laß uns ruhig ſcheiden. Ich verzeihe
Dir ſogar, ich will mich bemühen, keinen Groll im
Herzen zu nähren.“

„Aber dennoch führſt Du einen Streich, der
tötlich trifft! — Wenn. IJuliska von mir nur tau-
jend Thaler verlangt, ja nur eine weit geringere
Summe, fo Fann ich {te ihr nicht geben. Krafit, weißt
Du, was geſtern hier geſchehen iſt?“

Der Sohn nickte. „Laß das, Vater! Es iſt
etwas Empörendes, etwas Grauenhaftes um dieſe
wilde Hetzjagd nach dem Golde. Der Mann im
düſteren Gefängnis, der betrogene, eingekerkerte
Mann, Dein Bruder, — wird er Dich nicht ankla—
gen vor Gott? Und jene andere, ein junges ſchuld⸗
loſes Mädchen, ein Herz voll Liebe und Milde, —
Du Haft e8 in den Tod getrieben, Du Haft eS ge:
brochen, und immer noch, immer noch gehört troß
{olcher Opfer Deine Seele. ungeteilt dem Manımon 7“

Mit einer fafjt wilden Bewegung hob der Sraf
beide Hände empor. „Am Biel foll ich alfo unter-
Tiegen ?“ Fnirfchte er, „verfinfen in den Fluten an-
gefichts des Hafens. — Ih will es nicht, ih kann
e8 nicht, nur ein Wahnwikgiger würde fo Handeln,
Was verfchlägt e& Dir, ob Du einen oder zwei





Neuheiten.

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Gut erledigt iſt? Vielleicht wird alles friedlich ge—
ſchüchtet, vielleicht iſt jetzt gerade für mich die Zeit
der Ernte, des Ausruhens gekommen. Willſt Du
es ſein, der Deines Vaters graues Haupt mit Schimpf,
mit Verzweiflung bedeckt?“

Krafft wandte ſich ab. „Es iſt umſonſt,“ ſagte
er traurig, „ich kann Dir nicht helfen, Vater. Ich
könnte auch dem Verhängnis nicht wehren. Du
ernteſt, was Du geſäet haſt.“

Der Gutsherr trat ihm näher — ganz nahe.
„Willſt Du meinen Fluch mit hinausnehmen in die
Zukunft, Krafft? — Willſt Du mir Trotz bieten,
wenn ich zwiſchen Dich und mich Gottes Strafge⸗
richt ſtelle?“

Sein Atem floh, die Stimme war tonlos. „Be⸗
ſinne Dich, Krafft!“ fügte er Kaum Hörbar Hinzu,

Der Sohn lächelte mit zudFenden Lippen, aber
ruhig. „Möge Gott entfHheiden zwiſchen Dir und
mir, Vater. Möge er mid firafen, wenn ih fHul-
dig bin.“

„Das wird er. Dies Haus Hat Dich ausge:
ftoßen, in meinem Herzen ift Dein Name getilgt
für alle Zeit. Geh — ich fluche Dir!“

Die Thür fiel hinter ihm ins Schloß, Kalte
Luft wehte durch den Raum und dann wurde alles
totenſtill. Krafft ſchrieb nicht, er ſtand am Pult
und ſtützte den Kopf in die Hand, ſein Geſicht war
marmorblaß.

nd ſo beängſtigend ſtill, ſo ganz als ſei im
Hanfe eine Totenbahre aufgerichtet, blieb eS auch
während des Abends, während des folgenden Mor-
gens — ſelbſt die Dienſtboten ſteckten die Köpfe zu⸗
ſammen und flüſterten voll heimlichen Grauens.
üeber Hollingen ſtand eine Wolke, ſie ſahen es alle.

Nur der Lieutenant Hatte im Wohnzimmer das
Frühſtück eingenommen uͤnd war dann mit dem
Gewehr über der Schulter davongegangen, um zu
jagen, obwohl er ſonſt das ritterliche Waidwerk
durchaus nicht liebte. Das innere Unbehagen, der
Zwieſpalt mit allen ſeine Empfindungen, ja ſogar
mit ſeinen Grundſätzen trieben ihn raſtlos von Ort


 
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