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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

DOI issue:
Nr. 241 - Nr. 250 (16. Oktober - 27. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0793

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Men, Preis monatlich 20 fg.

Matt em Illuſtrierten Unterhaltungs⸗

ON 32 Big, — Wird in der ganzen

t berteilt und an den Straßen:
ecken angeſchlagen.

Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über⸗
nommen.





















und insbeſondere




ſowohl, als auch






Gardinen, ſowie



bon

19° 10. *













Marſtallſtraßze 6.
nmeldurgen nimmt freundl. enigegen
Herrmann Lüders,

Aniveritäts-Canzlehrer,



Tanz-Institut

hagt ſich zum Arrangieren von Tang
Yen in empfehlende Erinnerung.

Hochachtungsvoll
Karl Bittler, akadem. Tanzlehrer.
— Heidelberg.



Anwendung von Lachgas,

Zahnarzt Marcuse,

*



St Hauptstrasse 167.

WE m ? —
:| Nassauer Hof. |:

x | Mittagstijh von 12 bis 2 NGr | 20
S| in und außer Abonnement, S
8 N 2 Ss
5 | Srfauration zu jeder Tageszeit, | SS
S Keine Weine. 2



Pfeiffer.

Dur eigene Schuld.
Roman von A. Lütetsburg.
(14. Fortſetzung.)
hn Silvia hatte von all den Vorgängen keine



Mn 19, Sie war noch ſo ſchwach und gebrechlich,
Yol lede Aufregung für fie von den nachteiligften
or fein mußte. Darum auch Hatte der Baron
| a5" 19 gejHhwiegen, obſchon er ſich ſagen mußte,
| — Unrecht von ihm fei und irgend ein unvorher-
dener Zufall ein viel ſchlimmeres Unglück anrichten
n i8 Al8 wenn fie den Sachverhalt aus feinem Munde
Ya Orendfter Weife erfuhr. Da war e8 aber wieder
my Bene GSewifjen, das ihn zum Schweigen ver:
[5 te, die Grinnerung an jene furchtbare Nacht, die
| mer ſein Glück zerſtört hatte.

u Nd während er noch Jann und fann, welches
v8 U Weg ſei, den er einſchlagen könne, war

Or rchtbare ſchon gefdhehen. Silvia Hatte er-
1 Y daß der Bruder Gefangener war und täufchte

MG dicht über die drohende Sefahr, in welcher er
land

Org m folgenden Morgen trat fie in das Gemach
Om atten. Hätte ihr unvermutetes Erſcheinen
N icht ſchon geſagt, was geſchehen ſei, ſo würde
A in ihren bleichen, angſt- und ſchmerzerfüllten
| geleſen haben.

A Ihard — aus Barmherzigkeit 1“ rief, fie auf:
man aus, Iſt es wahr? Johann Brand
nn, Sener und — o, mein Gott, e& Fann ja nicht
in ST dem Tode verfallen !“

Baer © war auf den Teppich niedergefunkfen und
) Ri hr Gefidht mit beiden Händen.

het ichard Chevreuil fand nicht gleich eine Ant:
Cr trat an fein unglüclihes Weib heran
uchte, e8 zu fich empor zu ziehen.

er er fühlte, wie fie bet feiner Berührung
enſchauerte. Seine Lippen preßten fih auf
T in unennbarem Weh. Daß e8 fo weit
en war!


E. Anderst.







J, Rentiers,

A. Ammann. 0. Holsten, E. Schück.

O. Betzenberger. L. Kalb. L. Schwarzbeck,
J. Bohrmann, D. Meyer. K. Wilckens.

M. v. Bulmerincq. M., Pfeiffer, A, Zittel,





wozu freundlichtt einladen
Ciliard.




alle,



Stauss.



Uufang 3 Uhr,

wahr if. Johann, mein Bruder! Bringe mich
zu im und laß mid mit ihm fterben!“

Sede8 ihrer Worte traf ihn wie ein Dolchſtich
und e& war ihn, als müßten fie fein Herz zerreifen.

„Silvia, wenn Du willit, {olft Du ihn fehen,“
ſagte er endlich. „Man kann der Schweſter dieſen
Wunſch nicht abſchlagen und ich will Alles aufbieten,
ihn zu unterſtützen. Komm, fiehe auf! Du haft
fonft nicht die Kraft, zu ihm zu gehen; Du mußt
Dich fajjen und ruhig werden,“

„Richard, das wollteſt Du thun?“ rief Silvia
aus, indem ſie ſeine Hand ergriff.

„Du ſollſt ihn ſehen, Silvia“, wiederholte er,
„mein Wort darauf und vielleicht gelingt mir auch
noch feine Rettung. Doch nun Fehre in Dein Gemach
zurüg und verfuche, Dich auszuruhen; Du wirft
Deiner Kräfte noch fehr bedürfen.“

Cr führte fie felbjt in das freundlidhe Zimmer,
Schon ftand er im Begriff, fie wieder zu verlaffen,
als er plötzlich ſtehen blieb und fie mit ernftem,
traurigem Blick anſah.

„Silvia, möchteſt Du die Zeit nicht wiederſehen,
wo Du mit Johann lebteſt?“ fragte er.

Sie wurde rot — glühend xot, aber ſie verſtand
ihn nicht. Sie dachte an die Zeit, da Richard Chevreuil
ihr ſeine Liebe entgegengebracht und ſie ſo namenlos
glücklich geweſen war.

„O, gewiß Richard, das Schickſal iſt ſehr hart
und grauſam gegen uns geweſen,“ entgegnete ſie leiſe.
Er ſah ſie an mit einem ſeltſamen Blick.

„Vielleicht kehrt ſie noch einmal zurück, Silvia.“

Sie hatte Jagen wollen, „nie mehr,“ aber fie
{prad die Worte nicht als.

„Gebe es Gott!“ flüſterte ſie nur.

Baron Chevreuil kehrte in ſein Gemach zurück,
um die einmal in ihm aufgetauchten Gedanken weiter
zu ſpinnen. Noch war Johann's Geſchick nicht entſchie⸗
den, aber vielleicht morgen — übermorgen ſchon
und wenn er ſterben mußte, dann würde es auch
mit Silvia vorbei ſein. Er war der Einzige, an



Nein, laß mich liegen, Richard; ich möchte





dem ſie noch mit Leib und Seele hing.







J. Frei.
Aber der Baron wagte die Frage nicht zu
bejahen; war es möglich, Johann zu retten? Er
wußte nur zu gut, in wie ſicherem Gewahrſam
man den jungen Brauſekopf hielt. Es war ihm
nicht einmal gelungen, die Erlaubnis zu einer Unter:
redung mit Johann zu erwirfen, objhon man Baron
Chevreuil als einen Freund feiner Landsleute Fannte.

Aber troßdem — je weiter der Baron dachte,
deſto Marer und lebendiger wurde auch in ihm der
Sedanfe, daß Johann gerettet werden müfje. Cr
hätte es nicht ertragen, Cilvia von diejem legten,
ſchweren Schickſalsſchlag vollſtändig nledergeſchmettert
zu ſehen. — Wenn ihn doch das Schickſal ſeines
Schwagers betroffen hätte! — Allen wäre geholfen
geweſen.

Am Abend desſelben Tages verbreitete ſich das
Gerücht, daß Johann Brand zum Tode verurteilt
worden ſei.

Der Baron war einer der Erſten, die die Nach—
richt empfingen und ſogleich begab er ſich in Sil—
via's Gemach, um jede Ueberraſchung, jede Aufre—
gung von ihr fern zu halten. Im entſcheidenden
Moment war auch ſein Entſchluß zur Reife gebracht,
und dann war es wie Frieden über ihn gekommen
— was er verbrochen, verdiente den Tod eher, als
die leichtſinnige Handlungsweiſe Johann's.

„Silvia,“ begann er mit ernſter Stimme, die,
wenn ſie auch anfangs noch zitterte, doch allmälig
an Feſtigkeit gewann, „ich bin gezwungen, eine längere
Reiſe anzutreten. Sieh mich nicht ſo erſchrocken
an; ich gebe Dir mein Wort, daß ich nicht eher
die Stadt verlaſſe, als bis Johann frei geworden.

Es geht das Gerücht, man werde ihn nicht
zum Tode verurteilen. Ehe der Morgen angebrochen
iſt, befindet ſich Dein Bruder in Freiheit und es
wird nicht lange dauern, daß er auch hierher zurück—
kehren kann. Du wirſt ihn alſo vorläufig nicht
ſehen, aber ich denke, die Ueberzeugung, daß er frei
iſt, wird Dir mehr wohl thun, als ſein Anblick.“

„Richard, Du täuſcheſt mich nicht? Du willſt
mich nicht über ein größeres Unglück beruhigen?“
fragte ſie zitternd.






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b) Rubinstein,

Romanze.









Sonntag, 24. Oktober
Anfang 3 Uhr.

ae Sanzmufiß.




Wa




Sin noch gut erhaltener Handkarren iſt zu


| Yin: und Verkauf von Möodeln, Betten und
Weißzeug, Unterſtraße 10.




Bruder wird frei ſein,“ ſagte er ernſt und feſt, und
ſie wußte, daß er nicht ſo betrügen könne.

„Richard“ — die Rührung überwältigte ſie
— „ich wollte, es könnte wieder wie früher werden.
Habe nur ein wenig Geduld mit mir; es wird
gewiß beſſer. Iſt es nicht Unrecht, daß wir ſo
nebeneinander gehen, anſtatt uns gegenſeitig über
den Verluſt zu tröften und zu beruhigen? Und ich
— ich — trage die größte Schuld.”

Sie hatte den Arm um feinen Nacken gefHlungen
und Iehnte den Kopf an feine Bruft, die in gewaltiger
Erregung auf- und niederwogte. Es war das erſte
Mal nach endlos langer Zeit und wie ein friſcher,
warmer Lebensſtrom rann es durch ſeine Adern,
Er hatte den Weg zu ihrem Herzen aufs Neue
gefunden und wenn ſie eines Tages erfuhr, daß
er ſich ihretwegen für den Bruder geopfert, ſo mochte
noch alles gut werden und ſie ſeiner wenigſtens
in treuer Liebe gedenken.

„Beruhige Dich, Silvia. Du wirſt mich vielleicht
eines Tages anders, wahrſcheinlich beſſer beurteilen.
Weine nicht mehr. Zeige es mir, daß es Dir Ernſt
iſt, ein anderes Leben herbeizuführen. Du biſt ſo
jung, haſt noch ein Anrecht auf Glück und ich gönne
es Dir aus vollem Herzen, ohne daß jemals meine
unſelige Eiferſucht wieder ſtörend dazwiſchen treten
wird. Eines Tages haſt Du Dich aus dieſem Hauſe
fortgeſehnt, um meinem Anblick zu entfliehen. Mein
einziger Wunſch beſteht jetzt darin, daß dieſes Haus
Dir wieder eine glückliche Heimat werde. Ich muß
auf längereZeit Frankfurt verlaſſen. Doktor Leonhard,
den ich bereits von Allem in Kenntnis geſetzt, wird
Dir ein treuer Freund ſein.“

„Ich habe mich noch nie fortgeſehnt, Richard, Du
wollteſt es nur nicht glauben,“ entgegnete ſie ſeufzend.
„Ich kann das Unglück vielleicht nicht ſo ſchnell über—
winden, wie ich follte, aber ift das fo unbegreiflich ?”

„Ih danke Dir für Deine Worte, Silvia, Du
weißt nicht, wie viel Troft fie mir gerade in Ddiefer
Stunde gewähren. Sage mir au noch einmal,



daß Du mir vergeben Haft,“

„O9 brauche e8& Dir nicht zu wiederholen,
Richard. Du weißt es. IH leugne nicht, daß mein
Gemüt verbittert ift, aber Du Haft Feinen Srund
zu zweifeln, daß ich Dir vergeben Habe, wie iq
von Dir dasfelbe Hoffe.“

„Still, nenne Dich nicht ſchuldig — ich ertrage
es nicht. Verſprich mir, daß Du verſuchen willſt,
Dich aus dieſer Stimmung aufzuraffen, daß ich
Dich bei meiner Heimkehr, wenn ſie erfolgt —
wieder ruhig und gefaßt finde.“

Sie jah ihn einen Augenblid fragend an. Es
Hatte etwas im Tone der Stimme gelegen, was ihr
feltſam ſchwer auf's Herz fiel. AWber fie Konnte
nichts Befremdendeß in feinen Zügen entdeden,

„Ich hoffe es, Richard, und verſpreche Dir,
alles anzuwenden, was in meiner Macht liegt,“
ſagte ſie, und wie ſie ihn jetzt anſah, lag in ihren
Auͤgen der ehrliche Wille.

Es drängte ihn, ſie noch einmal in ſeine Arme
zu ſchließen, war es doch das letzte Mal in ſeinem
Leben. Aber trotzdem wehrte er dem überſtrömenden
Gefühl und ging.

Den Reſt des Abends arbeitete er angeſtrengt
mit einem ſeiner Buchhalter und ging dann zu
Doktor Leonhard, den er bereits von ſeinem Vorhaben
in Kenntnis geſetzt. Der Doktor hatte alles Denk⸗
bare verſucht, dem Baron ſeine Abſicht auszureden;
er hatte ihm geſagt, daß er ſeine Frau vollſtändig
unglücklich mache, wenn ſie jemals in Erfahrung
bringe, was er gethan.

Vergebens, ſein Wille war unerſchütterlich.

„So kann uns allen geholfen werden,“ erwi⸗
derte er nur. „Den Tod ihres Bruders würde ſie
in ihrem jetzigen Zuſtande nicht überleben. Ihnen
vertraue ich mein Alles an, Doktor, ſtehen ſie meiner
Frau bei, wenn ſie den wahren Zuſammenhang
erfährt, und ſagen ſie ihr, daß es mir nicht mög—
lich war, Johann's Rettung auf andere Weiſe zu
bewerkſtelligen. Ich habe nicht gedacht, daß mein
Lebensglück ſo im Sande verlaufen ſollte,“ fügte
er mit einem tiefen Seufzer hinzu.

(Fortſetzung folgt.)




 
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