Erſcheint täglich, Sonntags ausge⸗
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.
mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
blatt 32 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.
Alle Zuſendungen werden franto
erbeten.
Für die Aufnahme von Anz igen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,
wird keine Verantwortlichkeit über—
nommen.
Ar. 198.
Hreitag, den 27, Auguft
— —— 1886
— — — ——
So ntag, den 29. Auguſt
Heppenheim.
734 Uhr neue Brücke,
Cenfra-Eranken- und Sterbekaffe
der Tiſihler etc,
Samstag, den 28. Auguſt, abends
halb 9 Uhr in der Hormuthei Beitrag—
Erhebung. Um Entrichtung der rückſtän⸗
digen Beiträge wird erſucht. 8 6 Abſatz a
fommt in Anwendung.
Die Ortsverwaltung.
Fidelia.
Samstag abend 8 Uhr im Lokal.
Der Vorſtand.
Maler- und Cůncher- Herein
Heidelberg.
Samstag, den 28. d. M. Verſammlung
im Lokal (Schiffwirt's Bierkeller).
Beſprechung einiger Vereinsangelegen-
heiten. Nachher geſellige Unterhaltung.
Berufsgenoſſen ſind freundlichſt einge⸗
aden. Der Vorſtand.
Belannimachung.
Die Lieferung von Glern
für das Männer: und Frauen-
Armenhaus betr.
Die Lieferung des Eierbedarfs für das
Männer⸗ und Frauen-⸗Armenhaus von jähr⸗
lich etwa 7000 Stuck ſoll im Submiſſions⸗
Wege vergeben werden. Angebote mit An⸗
gabe der Bedingungen, unter welchen die
Lieferung übernommen werden kann, ſind
innen 14 Tagen auf dem Armenrats⸗
Sekretariat dahier {AQriftlih einzureichen.
Wir bemerken dabei, ‚daß die Lieferung
der Eier wöchentlich zu erfolgen hat.
Heidelberg, den 24, Auguft 1886.
Der Armenrat:
Dr. Walz.
Dürr.
— Bekanntmachung,
Cin jehr gut erhaltener, ſtarker Feuer⸗
wehr:-Mannidafts-Wagen, mit Sih-
plätzen für 18 Berfonen eingerichtet und
beſonderem Kutſcherfitz, iſt wegen Entbehr
ichkeit zu verkaufen.
Heidelberg, 24. Auguſt 1886.
Stadtbau-Amt.
Bekanntmachung.
Die Erneuerung der Pfänder vom
onat Dezember 1885 von Nr. 51,282 bis
mit. Nr. 52,212 hat in der Zeit vom
1. September bi? 11. September I. J.
ſtattzufinden.
Heidelberg, den 26. Auguft 1886
Städt. Leihhans⸗ Nerwaltung.
Tan;⸗nkerrichts⸗ Infitut,
Marſtallſtraße 6.
Der Winter-⸗Kurſus beginnt mit Anfang
September, zu defjen gefälliger Teilnahme
hiermit freundlichſt einladet
Herrmann Lüders,
Univerfitüts-Canzlehrer,
Laupiſtraße 181, Eingang: Marſtallſtraße.
Sin gebrauchter Kinderwagen zu Laufen
Bejlucht, St, Aunagafie 1;
Kathol. Sammel-Berein Heidelberg.
Zum Beflen armer Waifen hiefiger Stadt.
Motto: „Durh Sparen von Kleinen
Wird Groke8 erreicht”.
Sonntag, den 29, Auguft, abends 8 Uhr, In den Räumen des „Kathol. Kaſinos“
AWbend-Unterhaltung mit Zanz.
Unſere Mitglieder, ſowie Freunde der Sache Iadet Hiezu freundlichft ein
Der Vorstand.
NB. Mitglieder haben gegen VBorzeigung der Mitgliedskarte Freien Zutritt,
Gintrittspreis für Nichtmitglieder 50 Pia.
Liederhalle.
Waldfeſt.
Sonntag, den 29. Auquft findet oberhalb der Molkenkur, gegenüber den Stein-
brüchen unſer Waldfeſt ſtati, wozu wir unfjere verehrlihen Mitglieder mit Familien
und Freunde Höflichjt einladen. Für gute Speijen und Getränke iſt beſtens geſorgt.
Abgang halb 2 Uhr Diemerei.
Der Vorstand.
Brauerei A. Gulden, Kettengaſſe ll.
Heute Freitag, den 27. Auguſt
Konzert der Wiener nd Dentfd-Franzöfifdgen Gefangs: und
Komiker⸗Geſellſchaft Tell & Hauth.
2 Damen, 2 Herren. Anfang halb 9 Uhr.
Wieblingen.
Bierbrauerei zum Badiſchen Hof.
Das Kirchweihfeſt findet am 29. und 30. Auguſt mit
Tanz ⸗ Muſik vom Heidelberger Sludk· Orcheſer
ſtatt, wozu höflichſt einladet
Heinrich Treiber, Bierbrauer.
Photographien des Historischen Festzuges,
Unsere ca, 40 Bl. umfassende prächtige Collection von Moment-
Photographien des histor. Festzuges ist nunmehr cplt. erschienen. |
Preis der Blätter auf eleg: schwarzem Carton mit schrägem
Goldschnitt in Boudoir-Format-ä Bl. Mk. 1.50. |
Otio_Peiters. Edmund von Koenig.
Berlin Kopenhagen.
Tägliche, ſchuellſte und billigſte Verbindung via Lloydbahn Neu-
strelitz— Warnemünde. Dauer der ganzen Fahrt Berlin— Kopenhagen und Ham—
burg — Kopenhagen über Roſtock— Warnemünde nur 11 12 Stunden; Dauer der
Secefahrt — vermittelſt der hocheleganten Salon-Poſt-Dampfer „Kaiſer Wilhelm“,
„König Chriftian“ und „Großherzog Friedridh Franz“ — nur ® Stunden. |
Abfahrt Berlin Stett. Bf. 8°° vorm, Wh, Hamburg Süd. Bf. 83° vorm., ı
Ankunft Kopenhagen 8? abends. |
Rundreijebillet3 45 Tage gültig. — Salon = Reftaurationswagen zwiſchen Neu⸗
irelig und Warnemünde im Zuge. {
Näheres bei der Direktion des Deutſch-Nordiſchen Lloyd in Roſtock
und bezüglich des Frachten-Verkehrs mit den Schiffen bei der Berliner
NS und Lagerhaus Akltien-Geſellſchaft (vorn;. Bartz & Cie):
n Berlin.
Wegen Bau⸗-Veränderung
befindet ſich mein Laden Hausgang, zweite Thüre links.
Daulh, Metzger.
—EEIIIIIBBBRIIIIIIIIII
Mittag: 4 Abende en von 20 Flaſchen und in GS:binden bon
zu mäßigen Preiſen, ſowie Ef ber bie 20 Siter an zu Engros-Preifen, feinften
— Straße zu jeder Tageszeit. Wein-Essig
Ueues Sauerkraut, Sowie |aum Sinmachen empfiehlt
prima Salz und Effig-Gurcken Restaurant Karpfen.
empfiehlt Zu verlaufen
Wilk. Bür kle, ein junges, ſhr wachſames Spitzhun dchen, Haupt—
Hauptſtraße 116. ſtratze 35, Seitenbau links, 2 Trepper,
Um des Marnm ons willen.
Roman von W. Höffer.
(4. Fortſetzung.)
d Anfangs ſehr erſchöpft und bleich, erholte ſich
AS junge Mädchen doch von den zugleich geiftigen
und förperlidhen Anfirengungen der legten Zeit ver:
ältnismäßig ſchnell und ſo vollſtändig, daß ihr eine
eberraſchung der erſchütterndſten, aber auch glück—
kingendſten Art zu teil werden konnte, ohne ihre
eJundheit abermals. zu gefährden,
E „Sie haben mich noch nie gefragt, welchen
kfolg meine Zeitungsannonce damals erzielte, liebe
ranziska,“ ſagte eines Tages der Graf. „Sie wiſſen
nicht, ob ich das verlorene, geliebte Kind wirklich
wiederfand.
Franziska ſah auf. Der Ton klang ſo eigen,
Teltjam ernft und doch voll Üüberquellender Freude.
„Herr Graf!“ ftammelte fie verwirrt.
g Die Paſtorin weinte. „Komm zu mir, mein
ling,“ jagte fie zitternd. „Du bift, doch mein
Ind im edelften Sinne des Wortes, auch wenn —“
r Schluchzen erſtickte ihre Stimme. Der Graf
in raſch den beiden Frauen näher und Ieate voll
Nerer Bewegung die Hand auf Franzi8fas Scheitel.
5 as hieß nun, unſer kleines Mäbchen ſorgſam
de Dereiten, liebe Frau Paſtorin!“ ſagte er gutmütig
ohend. „Das Kind iſt blaß, wie ein Schatten.“
Frau Weber weinte unaufhaltſam und ſo mußte
ner die Erklärung geben. „Du Gift vor der
en Nr des Pfarrhaufes in einen Frauenſhawl gewickelt,
* fgefunden worben, mein herziges Mädchen,“ ſagte
X faum fähig, fih zu beherrichen. „Dir Lift mein
über „eine teure Wilhelmine, id) wußte‘ es Vängft,
er ehe Deine Gefundheit nicht ganz wiederhergefiellt
ar, durfte ich e8 Dir nicht jagen.“
fin „Und nun nenne mich Vater!“ ſetzte er nach
liebe Pauſe hinzu. „Meine kleine Wilhelmine, mein
es, liebes Kind!“
die Das junge Mädchen brachte kein Wort über
ge Lippen, erſt als Frau Weber Faſſung genug
nn um ihre Geſchichte ganz zu erzählen, da
ſtand ſie wenigſtens den aaußeren Hergang.
Mein „Ich bin nur dem Geifte nach deine Mutter,
Alte eures Kind,“ fagte immer noch weinend die
Stau, „e8 ift, wie Der Herr Graf ſagte, wir
fanden Dich vor unſerer Thür, Papa und ich. Selbſt hatte, das er heute zuerſt und in ganz beſtimmter
beſaßen wir noch keine Kinder, es war alſo natlir: | Abficht betrat. Cinmal mußte die Entjcheidung fallen,
lid, daß wir den Meinen Fremdling bei uns behielten | — je früher, nun defto beffer.
und {päter in aller Form adoptierten. - Wer konnte
auch denken, daß fih das Rätſel auf ſolche Weiſe
löſen würde!“
Franziska bot dem Grafen die Hand, treuherzig,
ohne Ziererei oder übertriebene Zärtlichkeit. „Gewiß
beabſichtigt mein gütiger Vater nichts weniger, als
mich zur Undankbarkeit zu verleiten,“ ſagte ſie mit
bebender Stimme. „Der Mann, welcher mich erzog,
mich unterrichtete, welcher meinem Herzen ſo lange
das Theuerſte war, er —
„Soll das auch ferner bleiben,“ ergänzte der
Graf. „Kann ich ſelbſt denn dem Toten jemals
genug danken, kann ich ihm und Deiner Mutter
vergelten, was ſie für mein geliebtes Kind thaten?
Wir wollen alles Fernere der Zeit überlaſſen, nur
konnte ich mich nicht länger enthalten, Dir endlich
den Namen zu geben, welchen Du rechtmäßig führſt,
den meiner Tochter!“
Cr Hißte die reine jugendlihe Stirn. „Und
ſollteſt Du mich dann nicht ein klein wenig lieb
gewinnen. Fönnen, mein Herzensfind ?“ fragte er
halblaut.
„Hatte id) nicht den guten Herrn Morris ſchon
lieb genug, um ſeinetwillen alles zu wagen? —
Wie ſeltſam das nur kommen mußte!“
Die Züge des Grafen umdüſterten ſich plößzlich.
„Ich erkenne mit vollkommener Sicherheit das große
indiſche Tuch meiner verſtorbenen Frau,“ ſagte er,
„ich weiß auch, daß die Nacht Deiner Auffindung
gerade diejenige meiner damaligen Flucht war, aber
dennoch fehlt das Geſtändnis meines Bruders, Wenn
ich es kaufen, wenn ich es mit Jahren vom Leben
bezahlen fönntel“
Hranzisfa wurde dunkelrot, „Muß er e8 denn
erfahren ?“ flüſterte fie ängfilidh. „Und, der Herr
Vieutenant, weiß et e&5? — Nein, nein !“
Graf Ceeil lächelte. „Dieſer letztere kennt Dich
als ſeine Couſine ſchon längere Zeit, mein Liebling.
Du biſt es, ja Du biſt es, die Augen Deiner Mutter
ſprechen zu mir von der erſten Stunde her.“
Er überließ die beiden Frauen den langen und
zärtlichen Auseinanderſetzungen, nach denen ſich ihre
Herzen ſehnten, er ſelbſt ſuchte das Zimmer ſeines
Bruders, in dem ihn jener noch niemals geſehen
Draußen bog der Sturm die Waldwipfel und
trieb das Waſſer gegen die Ufer; es war jetzt Novem—
ber, Eisſpliter miſchten ſich in den ſtrömenden Regen,
trübe graue Halbdämmerung beherrſchte den Himmel.
Unten im Hofe gingen die Männer mit kleinen
Blendlaternen von einer Stelle zur anderen, um
die Arbeitsplätze gegen das Hereinbrechen des Wetters
nach Möglichkeit zu ſchützen, während alle Wachen und
Außenpoſten doppelt beſetzt waren. Schon jetzt hatten
die Fluten ihre Grenze bedeutend überſchritten.
Maximilian erhob ſich ziemlich erſtaunt aus
dem Seſſel. Cecil hier! — was bedeutete das?
Aber der heimliche Groll geſtattete ihm außer
dem flüchtigen Gruß doch keinerlei Anrede, er ergriff
nur einen Seſſel und ſchob ihn dem unerwarteten
Gaſte ſtumm entgegen.
Cecil ſchien die Bewegung zu überfehen. „Marx,“
ſagte er mit vor Aufregung unſicherer Stimme,
„ich möchte einige Worte zu Dir ſprechen, Dich um
etwas bitten, das mir ſchwer auf dem Herzen liegt.
@3 betrifft die Angelegenheit meiner jeßt wiedergefun:
denen Tochter!“
Maximilian {prang auf wie von einem Schuffe
getroffen. „Wiedergefunden,“ rief er außer fich. „Wie:
dergefunden? — Nein, nein, e8 it. unmöglich!“
Der Graf jah mit einiger Genugthuung das
jähe Erfchreden ‚Jeines Bruders, Ein gutes Gewiſſen
Hätte nimmermehr den Schrei des EntjekenS hervor:
geſtohen. Maximilian taumelte, ſeine Augen ſchienen
aus ihren Höhlen hervortreten zu wollen.
„Wo,“ fragte er; „Wo?“
„In einem böhmiſchen Pfarrhauſe. Sie iſt in
der Nacht meiner damaligen Flucht vor der Thür
desſelben aufgefunden worden.“
„Und Du Haft fie gefehen ?“
„Sie Jebt hier im Hauſe, Du ſelbſt kannteſt
fie früher als ih, — Fräulein Weber, die ehemalige
Geſellſchafterin Beiner verforbenenSchwiegertochter“.
Maximilian ſah mit weit offenen Augen ſlarr
in das Antlitz ſeines Bruders. Fräulein Weber,“
murmelte er, „Fräulein Weber! — Das iſt ein
Complott, um mich zu hintergehen. Sie lügt! —
lügt! —“
Cecil hob die Hand. „Sei ſo gut, gegen meine
Arbeits⸗ und Gewerbeſchule für Franen und Mädchen.
Wiederbeginn des Unterrichts in allen Kurſen (Handnähen, Stopfen und Flicken,
Maſchinennähen, Sticken, Zeichnen, Kleidermachen) Montag, den 6. September.
Neueintretende Schülerinnen werden gebeten, Freitag, den 3, September, vormittags
10—12 Uhr im Schullokale, Kettengaſſe 12 ſich einzuſchreiben.
Nähere Auskunft erteilen: Frau Hofrat Holtzmann, Sophienſtraße 19 und
Frau Dr. Mittermaier, Theaterſtraße 8.
Der Vorstand.
Stahlbad bei Weinheim
an der Bergstrasse.
Einziges Mineralbad des Pfalzgaues, beliebter Ausflugsort, auch für Verſamm⸗
lungen und Feſtlichkeiten.
Bewährt bei mangelhafter Blutbildung, Cloroſe, Anämie und den von dieſen konſtitutionellen Erkrankangen
bedingten Zuſtänden.
3S" BPenfion im Kurhaus. Dil
Satjon vom 30. Mai bis 15. Oktober.
Cs nñ 9 z1 Sram INA ®
Jede gwünſchte Auskunft erteilt bereitwilligſt Die Verwaltung.
NB. Vom Herbſt l. Ira, ab eigene Station ‚der Mannheim (Neckarvorſtadt)⸗Viernheimer Eiſenbahn.
Ernſtkhaler Bier.
Wir haben den Verkauf unſeres Biers für Heidelberg und Ungegend
his auf Weiteres ausſchließlich dem Herrn Philipp Scheidt (Plöck—
ſtraße 21) in Heidelberg übertragen.
Fürſtliche Brauerei.
Ernftthal, den 25, Auguft 1886,
Unter Allerhöchſtem Protektorate
Sr. M. d. Kaiſers und
Ehrenpraſidium Sr, 8, N, Hoheit
des Kronbrinzen.
Grosse Jubiläums-Kunst-
| Ausstellungs - Lotterie
5 500000 Loose — 28662 Gewinne —
Werth 300000 Mk.
Hauptgewinne:
X Mk. 30000. 20000. 15000 et.
Ziehung 15. Septbr. 1886 u. folgende Tage,
SE Loofe al Mit: (auch gegen Briefmarken)
ge empfiehlt das nt dem Generaldedit der
Looſe betraute Bankhaus
—
Berlin W., Unter denLinden 3,
Jeder Beſtellung find 10 Pr für Porto und 6
10 Pf. für die Gewinnliſte beizufügen, 5
Kr 3
kommende Saiſon
empfehle ich Strumpflängen, ſowie die dazu nötigen Garne, in neuen, geſchmack—
RE Carl Henrici.
Tapeten und deren Dekorationen,
Unſere neuen Muſt rkarten zu den bereits bekannten billigen Preiſen in jedem Genre, ſtets das
Neutefte enthaltend, liegen in unſerem Geſchäfte und bei nachſtehenden Herren zur gefl. Benützung bereit.
Ernſt Atzler, Neckarmünzgaſſe Nr. 8.
Wilhelmn Rück, Ludwigsplatz Nr. 12.
Martins Burckhardt, Ingrimſtraße Nr. 8.
R. Synatzſchky, Hauptftraße Nr. 44.
Adam Strauſz, Plöckſtraße Nr. 25.
Hochachtend
Ahorn & Riel, alte Bergheinerftraße, Yır, 1,
NB. Mufterkarten werden auf gefl. Verlangen in’ HauZ gebracht und wieder abgeholt,
Flaſchenbier-Niederlage,
beſter Qualität Lagerbler, & 20 Big. empfiehlt
K. Schnorr. Krämergaſſe 13.
‚Tochter nicht das geringlie unehrerbietige Wort Und als ihn der Bruder das goldene Reifchen
zu ſprechen. Max ich ertrüge es nicht. Bedenke, überreichte, da verſuchte er umſonſt, die innere; ge-
wie ſehr Du Dich früher ſchon gegen das wehrloſe waltige Bewegung unter einer erzwungenen Phraſe
Kind verſündigteſt, bedenke, daß Du meine Tochter, zu verſtecken, er ſchwieg, unfähig, ſeiner Stimme
Ziehung bereits am 15, Seplember d. J.
€ € HquflS cp MD 53339 Bungug
die rechtmäßige Erbin dieſes Gutes, von Gendarmen
bewachen und ihre Effekten durchſuchen ließeſt.
In der Exinnerung dieſer Stunde gieb wenigſtens
jetzt der Wahrheit die Ehre. Max, ſag, daß Du mein
Kind damals nicht ſahſt, es nicht auf offener Straße |
der fremden Barmherzigkeit überlieferteſt, oder geſtehe
Deine Schuld und ſie ſoll vergeben fein! Ja, ſie
ſoll vergeben ſein, Max aus Herzensgrund, ſo wahr
mir Gott helfe! — Nur ſprich jetzt die Wahrheit“
Ueber das verzerrte Geſicht des anderen Bruders
glitt ein höhniſches, böſes Lächeln.
„Ich weiß von Deiner Tochter nichts, Cecil,“
ſagte er kalt. „Dich betrügt eine Fremde, eine Aben—
teuerin! — Geh, laſſe ſie mit Gendarmen aus
dem Hauſe ſetzen, wie ich es that.
Cecil antwortete nicht. Ohne ein Wort der
Entgegnung verließ er das Zimmer und kehrte nach
Sekunden mit einem großen braun und grau gewirkten
indiſchen Shawl zu ſeinem Bruder zurück.
„Kennſt Du dies Tuch, Max? Wer ſchenkte
es einer armen, in Kummer und Leid verſtorbenen
Frau zur Hochzeit?“
Maximilian wandte ſich ab, ſeine Stimme ſank
zum Murmeln. „Vielleicht ich,“ antwortete er, „wer
kann das nach ſo langer Zeit noch ſagen! Ja, ja,
ich ſchenkte Deiner Braut den damals modernen
Stoff, aber was ſoll das jetzt? Was hat er zu thun
mit jener Betrügerin, die —
Cecil atmete tief, wie von Feljenlaften befreit.
„Sn dies Tuch gewidelt, vom Kopf bis zu den Füßen
verhüllt, um das Wehklagen des armen feinen Sejhip-
fes zu verhindern, fand man mein Kind, Mar!
Du haft in eiligerglucht den näch ftbejten Stoff ergriffen,
um das [Alafende Mädchen hineinzuwideln, Du Haft in
der ungeheuren Aufregung des Momentes nicht bemerkt,
was e8 war, und daß von Deiner bebenden Hand
ein Ring in die Falten des ZucheS glitt und fid
dort verftedte, bis ihn {päter die Paftorin fand... Steh
her, Mar, Fennft Du das Kleinod? If e8 nicht das
Andenken an Deine erfie, früh verſtorbene Geliebte?
„Thusnelda“ ſteht auf der Rückſeite eingraviert.“
Maximilian ſtreckte haſtig den Arm aus, er
zitterte. „Gieb den Ring, Cecil, gieb ihn mir!“
Feſtigkeit zu geben.
Cecil legte ihm die Hand auf die Schulter
„Es iſt Dein Ring, nicht wahr, Max, Du erkennſt
ihn? O, gieb der Wahrheit die Ehre, Du erkennſtihn?“
Maximilian zuckte die Achſeln. „Was wäre
das weiter,“ ſtammelte er, „ich verlor ihn einmal,
— hier im Schloſſe.“
Der andere ſah ihn an. Schwöre mir das,
Mar, rufe Gott zum Zeugen, Hörft. Du? Schwöre
mir, daß Du von dem Zuche, von der Ausfeßung
des Kindes nichts weißt!”
„Thorheit!“
Maximilian ſenkte den Blick. Auf ſeinem aſch—
bleichen Geſichte ſtand in lesbaren Zügen die Schuld,
die Todesangſt des erſchreckten Gewiſſens, er wandte
ſich ab, zitternd an allen Gliedern
Cecil verließ das Zimmer, erfüllt von einer
Seligkeit, die ſein Inneres heiß durchſtrömte. Ja,
ja, Franziska war das geliebte, lang beweinte Kind,
er konnte jetzt das Geſtändnis des Verbrechens ent⸗
behren, er brauchte keine anderen als die erhaltenen
Beweiſe. Ob Maximilian das Wort der Bejahung
ausſprach, oder ob er ſchwieg, das galt gleichviel,
die Frage war beantwortet, vielleicht ſogar am aus⸗
drücklichſten, beſtimmteſten eben durch das gänzliche
Verſtummen des Schuldigen.
Mitten auf feinem Wege. blieb. Cecil pIglich
ſtehen. Das Glück ſtimmt ſo verſöhnlich, es erweitert
und erweicht das Herz. Jetzt, wo alle Disharmonien
verklungen waren, wo ſich jede Wirrnis auflöſte
in Frieden und Freude, — jeßtt ſollte der einſame alte
Mann nicht länger ſo ganz ausgeſchloſſen bleiben von
dem Segen, den Gottes Gnadenhand dieſem Hauſe
gefchentt, er ſollte die Vergebung des Beleidigten,
die volle herzliche Vergebung erfahren und erkennen.
„Geh nach Amerika, Bruder,“ ſo wollte er
ihm ſagen, „geh' nach Amerika und übernimm dort
meine Farmen Ich ſchenke ſie Dir und ich wünſche,
daß Du glücklich ſein mögeſt. Morgen fahren wir
in die Städt zum Conſul, zum Bankier, in wenigen
Wochen biſt Du Herr eines Gütercomplexes, gegen
deſſen Größe Hollingen wie ein Kinderſpielzeug er—
ſcheint. (Schluß folgt.)