Erſcheint taglich, Gonntags ausge⸗
ornren. Preiß monatlich 20 Pfg.,
—IIIII
blatt 82 Pfg. — Wird in der ganzen
GBlabt dertellt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.
le Zujendungen werden jran!s
erbeten,
Für die Auſnahme bon Anzeigen
an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen
wird keine Verantwortlichkeit über
OWEN,
Montag, den 31. Mai
1886.
— 2
Schuhmacher (e. D.).
Heute abend 8 Uhr in der 8. Gundtei.
Beiträge werden nur im Lokal ange—
nommen. Alle Mitglieder werden erſucht,
zu erſcheinen
Bekanntmachung.
Wir mußten in Lekter Zeit die Erfahrung
Machen, daß die Erneuerung, bezw. Aus-
Töfung der verfallenen Pfänder, ſowie das
Abholen der gelben Ernenerungsſcheine nicht
in der in den Statuten beſtimmten Zeit
erfolgt.
Zur gefl. künftigen Beachtung machen
wir darauf aufmerkſam, daß die Pfänder,
welche nach 824 der Statuten verfallen
und bis zu dem, Dem Berfteigerungs:
Age vorhergehenden Zag weder aus-
gelöſt noch erneuert find, zur Verſteigerung
Omen werden. Der eingerifjene Miß-
rauch, die Pfänder erſt am Verfleigerungs⸗
age zur Erneuerung oder Auslöſung vor⸗
merken zu laſſen, kann künftighin im Intereſſe
er Ordnung nicht mehr Anwendung finden.
Ferner geben wir bekannt, daß die
Erneuerungsſcheine innerhalb
Tagen vom Tage der Erneuerung
An, bei der Verwaltung gegen Nüd:
Babe der gelben Karten abzuholen
find, andernfalls bei nicht Biodachtung
dieſer Borjdhrift die betreffenden Pfandin
haber den hieraus entitehenden Nachteil
ſich ſelbſt zuguſchreiben Haben.
Heidelberg, den 21. Mai 1886.
—BIIIIIIIIIII
Heugras-Verfeigerung.
Kommenden
Dienstag, den 1. Juni 1886,
1 nachmittags 2.2 Uhr
äßt Herr Hch. Hoch ſchwender auf dem
ümmelbacher Hof ca. 15 Morgen Heu-
gras in ſchicklichen Abteilungen losweiſe
verſteigern, woju Steigerungsliebhaber ein⸗
Leladen ſind.
Adyſelwein,
reinen ſelbſtgekelterten.
Gallhaus zum Schwarzen Büren,
Neue Matjes Heringe
u. Malteſer Kartoffeln
empfiehlt
F. Lukan, %löcjtraße 3,
—
Einen edten Nordhäufer
Kornbrannkwein
in und Flaͤſchen empfiehlt
F. O. Erbacher,
Hauptſtraße 184.
Rhein⸗Salm, Weſer-Salm,
Soles, Turbots,
Blaufelchen, Zander und
Hechte
friſch eingetroffen bei
Robert Krauth
am Wredeplaß
‚Cafeler Dferdemarkt-Lofe
m Franz Popp am M Narkt
Mãraoſſe Nr. 5, parterre, eine Weine
unds hütte nebſt Maulkorb billig zu
Nur 14 Tage!
Grosse Ausstellung des rhein, Kunstvereins
im Mufenm, 3. Stok, bis 14, Juni.
Täglih von 11—1 und 3—5, Sonntags von 11—1 und 2— 4 Uhr.
Eintrittzgeld für Nichtmitglieder 50 Pjo., Sonntags von 2—4 Uhr
nur 20 Pig.
Altien, Halbjahrskarten, Loſe an der Kaſſe.
Todes⸗Anzeige.
Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß
unſere geliebte Schweſter und Tante
Elise Faller
Heute nadt um 1 Uhr, nad langem, ſchweren Leiden, ſanft
verſchieden iſt.
Die frauernilen Hinkerbliebenen.
Heidelberg, den 31. Mai 1886.
Todes⸗Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere innigſt—
geliebte Tochter, Schweſter und Nichte
Maria Karolina Kerzinger
nach langem Leiden im Alter von 25 Yahren und 7 Monaten
zu ſich zu rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Carl Kerzinger nebſt Familie.
Heidelberg, den 31. Mai 1886.
Die Beerdigung findet Dienstag vormittag 11 Uhr ſtatt.
Bon morgen Dienstag an bleibt die Wirt:
ſchaft einige Tage geſchloſſen.
Loſe! Loſe!
Caſſeler und Offenburger Pferdemarkt⸗Loſe. Ziehung nächſten Mitiwoch und Samstag.
Noch wenige zu haben bei Joſ. Münch, Hauptſtraße ;
IIII.. III
Zu dieſem Zwecke find 4 Wappen, ä 1 Meter Hoch, 60 Cent. breit, bei Herrn
Petters, Buchhandlung, Hauptſtraße 78 und bei mir Unterſtraße 11 ausgzeſtellt.
Sämtliche Wappen find von Sachfennern in Heraldijcher Beziehung genau geprüft,
jo daß ih für richtige Ausführung bürgen kann.
Etwaige Befteüungen beliebe man jedoch in den nächſten Tagen machen zu
wollen, damit dieſelben zur Zeit geliefert werden können.
Achtungsvoll
Philipp Mayer.
Medaille anf der Konditorei-Ausſtellung Heidelberg 1883.
8 J J
sgenranke
empfiehlt in großer Auswahl zu billigen Preiſen; auch
werden ſolche nach Maß raſch angefertigt.
Ludwig Müller.
Gin Kinderwagen zu verkaufen, Unater:s
Zu verkaufen ein gebrauchter Kin der⸗Sitz⸗
H
Verfaufen.
(20. Fortſetzung.)
Ih Die Gräfin zerzupfte wieder ihre Franſen. „Da
oe nie eine Arbeit aufgegeben wird?“ wieder:
nt Be _„Wa8 Heißt das! Fehlen Ihnen die Befen
jauie len, welche höchſtwahrſcheinlich im Eltern:
genſtanve Ihrer beſonderen Aufmerkſamkeit
Or „Aber ich will nichts mehr hören,“ ſetzte ſie
un hinzu, als Franziska errötend und erbleichend
ER um wenigſtens äußere Faſſung zu gewinnen,
le antwortete, „ will nichts 7 ören.
Sehen, SE SQ will nichts mehr hören
Sim Das junge Mädchen glitt geräufdhlos aus dem
Sn Mer und z0g dann aufathmend eine angefangene
indarbeit aus der Taſche, ein Schürzchen für den
‚unten Bruder, der ja noch auf dem Arme getragen
e.
luſt
8 war ein Segen, der alle Unbill tragen half.
Gräfin ſelbſt arbeitete nie, ſie zeichnete zuweilen
© Daide, die Nähnadel aber war ihr verhaßt.
30ge „Vielleicht, weil ich nidht zur Kammerfrau er:
als " wurde,“ Hatte fie einmal adfelzudend gefagt,
mand Franziska's feine Stickerei lobte
Sor Jetzt war das junge Mädchen allein, der ſchwüle
uaͤntmernachmittag ging zu Ende und die Sgatten
en tiefer — ihre Gedanken durften wandern
zu nn Sräfin ließ fie an diefem Abend nicht wieder
it 9 entbieten, Segen zehn Uhr fam die Franzöfin
Yılar em ältlichen ſchlauen Geſicht und den lebhaften
Berein, auf ein paar Minuten vertraulich zu ihr
legen geſchlüpft. „Mademoiſelle können ſich ſchlafen
Audi wiſperte ſie, „die Gnädige läßt es Ihnen
erüh ſagen. Sie will ungeſtört ſein, ganz
Seltört, ihr Kopf jchmerzt.“
nd dann, nachdem fie die offizielle Botfchaft
ausac
1Bgerichte t, beugte ſich Flora gegen das junge Mädchen
Stehk-Kragen 50 4
Umlege-Kragen 70 3.
Knaben-Kragen 70 9
Verein.
Schwarz, Stadtpfarrer,
— — —
Christian Mootz.
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L. Reiss,
1-Preisliste der Fabrik steht gratis
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wagen, Beraheimerfirake 85, 4. Stogf, Icon: 18 im 4, Stod,
voller an, „Madame Haben wohl zwanzigmal im jeine Viertelfiunde und pflegte auch wohl Hier oder
Laufe des Tage8 gefragt, ob monsieur le comte,
ihr Gemabhl, ausgegangen fei,“ flüfterte fie, immer
wieder, immer wieder, vor fünf Minuten noch. Be
— entre nous! — niemals entdeden, daß diefe
HM, hm —
Franziska zuckte die Achfeln, „Vielleicht findet
e8 die gnädige Frau etwas unfreundlich, daß ſich Graf
Krafit nicht ein einziges Mal nad ihrem Befinden
überflüſſig. Gute Nacht für heute.“
Die geſchmeidige Zofe verſtand den Wink und
empfahl ſich ſofort. Franziska konnte nun ihre Thür
Dienſtbarkeit aus perſönlicher Erfahrung kennt, weiß,
wie golden, wie koſtbar dieſe ſeltenen Augenblicke des
Glückes dem Abhängigen faktiſch ſind.
Das junge Maͤdchen zündete eine Lampe an
und ſchrieb an die Ihrigen wie gewöhnlich, ſie begoß
und pflegte mehrere am Fenſter ſtehende Gewächſe,
deren Bluͤtenduft das ganze kleine Zimmer durch—
hauchte, dann aber, als der Zeiger der Uhr gegen
Mitternacht weiter und weiter vorrückte, ging die
eigentliche Beſchäftigung über in ein unruhiges Warten,
deſſen Schwere ebenfalls jedes Stillſitzen als auch
jede geregelte Thätigkeit ausſchloß.
Jetzt war der Augenblick gekommen, um die
Papiere des Verhafteten in Sicherheit zu bringen.
Noch in diefer Nacht mußte e8 ge[hehen, vielleicht
wurde bei Tagesanbruch {hon das Zimmer gerichtlich
verfiegelt und dann war alle8 verloren.
Die Lampe ſtand ausgelöſcht, Franziska horchte
und ſpähte klopfenden Herzens in den Garten hinab.
Alles ſchlief, nur der Wächter umkreiſte ſchweren
Schrittes das Gut, dann und wann auftauchend
unker den Bäumen, langſam und ruhig, ohne den
Gedanken an eine Störung von außen, Ihn fonnte
dort einen Augenblick zu raſten, — gefährlicher war
es ſchon, über den offenen Platz zwiſchen dem Herren⸗
hauſe und der Fabrik zu gelangen. Stand zufällig
jemand am Fenſter, ſo konnten aus der Entdeckung
die allerunangenehmſten Folgen hervorgehen.
Unter Umſtänden wurde ſie ſogar zur Mitſchul⸗
digen des verhafteten Ingenieurs geſtempelt.
Mehr als einmal drohte die natürliche Scheu
des Weibes ihren Mut zu lähmen, aber der Gedanke
an den unglücklichen verlaſſenen Freund reichte auch
eben ſo oft wieder, hin, den gefaßten Vorſatz zu
ſtärken; als es zwölf geſchlagen hatte, machte ſich
Franziska auf zum Fabrikgebäude.
Der alte Peter war eben vorübergegangen, er
würde alſo erſt zurückkommen, wenn die Papiere des
Amerikaners in ihrem Beſitz und wenn ſie ſelbſt
hinter den Wänden ihres Zimmers in Sicherheit war.
Die Thür drehte ſich geräuſchlos, über den breiten
Corridor hinweg glänzte das Waſſer und wogten
in düſteren Umriſſen die Kronen der Waldwipfel;
tief im Thal, gleichſam hineingebettet, lag der Garten
mit feinen Rojenheden, feinen Statuen und Srotten,
Alles ſtill, auch hier; das junge Mädchen öffnete
die Doppelthür zum Balkon und ſtand nun draußen.
Erſt als ſich ihr Blick einigermaßen an das herrſchende
Dunkel gewöhnt‘ hatte, vermochte fie die Stufen der
Treppe zu erkennen und flog dann leicht wie ein
Vogel über den breiten offenen Raum zur Seite
des Herrenhaufes,
An der Thür zu Mr. Morris’ Zimmer blieb
fie ftehen und ſah Hopfenden Herzens zurück. Nur
die Fenfter des Atelier8 zeigten Hinter ihren dichten
VBorhängen noch Licht, jonft lag das ganze Schloß wie
ausgeſtorben.
Der Wind ſpielte mit den Stirnhaaren der
Laufcherin, er trug Wogen von Rofenduft zu ihr
hinüber, — AMe8 {till, totenftill, das ängſtliche Herz
brauchte nicht ſo mit Hammerſchlägen zu pochen,
als ſei das Begehen eine Sünde. Ein Freund, der
ihr beigeſtanden in der Not, ſollte ſie ihn feige verlaſſen?
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ESS
bei
Nie, nie! Sraf Matthias hatte ihm fo warm
die Hand gedrüct, er konnte gewiß kein ſchlechter
Menſch fein. —
Und doch drängte ſich bei dieſer Erinnerung ein
Seufzer auf ihre Lippen. Der junge Offizier hatte
ſie wirklich bei der Scene am Wagen nicht bemerkt,
trotzdem er faſt neben ihr ſtand.
Franziska ſchüttelte unwillig den Kopf. Sie
wollte ja nur an das verborgene Päckchen denken.
Die Thür öffnete ſich, geräuſchlos betrat das
junge Mädchen eine Art vorderen leeren Raumes und
dann das Zimmer ſelbſt. Wie eng war Alles, wie
ärmlich — nur ein Bett, ein Schemel, Tiſch und Stühle,
ſonſt keinerlei Bequemlichkeit, nichts, das uns aus
den vier Wänden ein Heim ſchafft, das in ſeine
unwirtliche Oede etwas Behagen bringt, ſelbſt die
Tiſchdecke und der Spiegel fehlten,— Mr Morris
hatte jedenfalls eine Kutſcherwoͤhnung oder dergleichen
beziehen müſſen und es dann nie der Mühe wert
gefunden, jemals ein Wort über dieſen Gegenſtand
zu verlieren. Franziska fühlte, daß ihr Thränen
in die Augen traten.
Aımer alter Freund, er war tief im Herzen un:
glücklich, fie mußte e8S.
Sn der Efe fand der Ofen aus blauem Thon,
wie man eS in den Bauernftuben findet. Das junge
Mädchen Hatte nach kurzem Suchen die Papiere
glücklich entdeckt und das Rohr wieder verfpertt,
ſetzt konnte ſie erleichtert aufathmen. Noch zwei
Minuten und Alles war vorüber.
Die Thür fiel ins Schloß, auch die äußere,
Franziska verſteckte Päckchen und Schlüſſel in ihrer
Taſche, eben wollte ſie ſich auf den Heimweg machen,
als ein leichtes Geräuſch ihre Aufmerkſamkeit erregte.
Vom Herrenhauſe her kam Jemand über den freien
Platz, — ein Mann.
Das anfängliche Erſchrecken des jungen Mädchens
ging über in Beſtürzung, in wahre Todesangſt. Wer
mußte ‚fie hierher kommen.
JInſtinktmäßig flüchtete das junge Mädchen in
den. tieferen Chatten des SGarten3, Die Sebüjche
gaben Schuß von allen Seiten, das Murmeln und
Rieſeln der Springbrunnens übertönte den leichten
Schall ihrer Schritte, ſie konnte ungehindert zwiſchen
den Roſenhecken verſchwinden.
So lange jener Andere nicht in das Schloß
zurückgekehrt war, durfte ſie auf keinen Fall wagen,
ihr Verſteck zu verlaſſen.
An der Thür von Mr. Morris Wohnung blieb
er ſtehen und zog ein Bund Schlüſſel aus der Taſche.
Einer nach dem Andern wurde verſucht, keiner paßte,
auch mit dem Dittrich ließ ſich das Schloß nicht
ohne Weiteres öffnen, immer ungeduldiger, immer
eifriger arbeitete der Unbekannte, obwohl er dabei
ſorgfältig jedes Geräuſch ſorgfältig vermied. Das
Schloß widerſtand allen ſeinen Bemühungen.
Ein Gefühl innigſter Freude überſchlich die Seele
des lauſchenden Mädchens. Der Schatz, die Dokumente
waren gerettet, es konnte dem armen Vertriebenen
keinen Schaden mehr zufügen, wenn auch ſeine Feinde
jeden Winkel des Zimmers durchforſchten.
Sie horchte geſpannt, ſie bemühte ſich auf das
angeſtrengteſte, die Perſon des nächtlichen Wanderers
zu erkennen, aber der Schatten des vorſpringenden
Daches verbarg ihn ganz, nur ein leiſes Knarren
verriet jetzt, daß er den Widerſtand beſiegt hatte,
— die Thür war offen.
Franziska begann zu überlegen, ob es nicht
möglich ſei, das Schloß auf einem andern Wege zu
erreichen. Wenn die Gräfin klingelte, wenn durch
irgend einen Zufall ihre Abweſenheit bemerkt wurde,
Hitze und Kälte wechſelten in ihren Adern. Es
mußte gehen, auch unter der Säulenhalle vor dem
Gartenſaal lag tiefes Schattendunkel als Schutz gegen
jeden fremden Blick, vielleicht gelang der Rückzug
auf dieſem Wege.
Franziska glitt, am ganzen Körper zitternd,
unter den Rändern der Gebüſche dahin, um nur
einmal die entgegengeſetzte Seite des Schloßplatzes
zu erreichen. Sie war ſo aufgeregt, daß ſie fort—
während die Schritte des unbekannten Mannes hinter
ſich zu hören glaubte.
(Fortſetzung folgt.)