Erjheint täglig, Sonntags ausge»
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.,
mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs⸗
blatt 82 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen⸗
ecken angeſchlagen.
Yir 36.
Bach-Verein.
Sonntag, den 14, Februar, vormittags
Präcis 1A über 11 Uhr in Verbindung
mit dem akadem. Gesang-Verein Probe
zur Messe,
CrniratSranken-und Sterbekaffe
der Tiſchler elc. (E. H.)
Samstag, den 18. Februar, abends halb
9 Uhr in der Hormuthet Beitrag-Erhebung.
Wegen wichtiger Befprechurg werden fämt-
liche Mitglieder gebeten, zu erfeheinen.
Cenfra£rankenkaffe der. Maurer,
Steinhauer, Gypfer, Stukkateure
(Cüncher).
ESonntag, den 14. d. Mis. mittags
2 Uhr Mitglieder-BeiJammlung über Bor-
lage zum Delegirtentag. Um vollzähliges
urd pünktliches Erjheinen bittet
Der Ortsvorſtand.
Fidelia.
Samstag, den 18, abends 8 Uhr
Vereinsabend im neuen Lokal
Reſtauration Stichling.
Der Vorſtand.
vVerſammlung
der Flaſchner u. verwandten
Berufs⸗Genoſſen
Samstag abend Halb 9 Nhr. in der
Reſtauration Lauerſtraße Nr. 9.
—
Steiger Nr. J.
Zuſammenkunſt Samstag, den 13. d. Mis.,
abends Halb 9 Uhr in der Rıflauration
neben dem BoyrijdHen Hof.
\y ?
Holz-Verſteigerung.
fe Die Gloßh. Bezirksforſtei Heidelberg ver—
&gert mit Borgfrift auZ den Domänenwaldungen
55 faffenbrunnen und Vogelbeerfiraßc“ am Münchel
6 Ziegelhauſen
Dütag, den 15. d. Ais., früh 10 Uhr
26 im Hirſch in Ziegelhauſen
ih tänume, 18 Ster buchene8 und 15 Ster ge⸗
ſchtes Scheitholz N. Kl, 287 Ster buchenc3 und
* nn Ster gemiſchtes Pılig- holz, 7250 St. buchene
u 2400 Et, gemiſchte Durchforſtungs⸗Wellen.
Domänenwaldhüter Sattker in Ziegelhaufen
die Hölzer auf Verlangen vor.
Holz Verſtei
olz⸗Verſteigerung.
©: Die Groͤßh. Bezirksforſtei Schönau b. H.
Zlteigert ans den Domänenwald- Abteilungen
drtnerebers „Stried“, „Schlumbacherſteinig“
% „Unterer. Sch oßbucel“ betr Heddesbach
; ontag, den 22. d. Mis., früh 10 Uhr,
n Haß haus zur „Kerouen“ in Heddesvach
Fein, 6 Buchen: und 33 Forlen-Stämme;
en 210 Ster forlen Scheitholz J. Cl, Pfahl⸗
& 1,75 Mir, Yang, 128 Ster buchen, 364 Ster
ON Scheitholz IL Cl., 14 Ster buchen, 56 Ster
ten Prügelholz I. Cl, 220 Ster gemifcht und
Ster forlen Prügelkolz IL Cl, ſowie einige
oſe unaufbereitetes Reieholz.
Waldhüter SHmitt in Gebdesbach zeigt
des Sol auf Verlangen vor,
Fahrnis Verſleigerung
Am nächſten
Samstag, den 13. d. Mis.,
d mittags 2 Uhr anfangend,
eiſteigere ich in Ammonn's Konzerthalle
10 Stuck ſehr gute franzöſiſche Vett—
laden mt Nöten, Chiffonniere, Schrärfe,
Kommode, Tijhe, Matratzen, Waſch—
fommode und Tıjhe, Sofa, Stühle,
Spiegel, Kücherfchränke, Nachttijche und
noch verſchiedenes.
Karl Schnorr, Geſchäfts-Agent.
9 Die Möbel Können Heute mittag von
S—5 Ubr befichtigt werden,
Ligt
freundlichſt ein.
Anfang 7'2 Yor.
Konzertjaal ein
freundlich eingeladen werden.
Ammann's Konzertſaal zu haben.
Steigerungs- Ankündigung,
Der Erbtieilung wegen werden am
Samstag, den 13, März DD. J.,
nachmittags 3 Uhr
im Rathauſe dahier folgende, zur Ver—
laſſenſchaſt des Johann Peter Hor⸗
muth, Landwirt von hier gehörigen
Liegenſchaften öffentlich zu Eigentum ver—
ſteigeri, wobei der Zuſchlag erfolgt, auch
wenn der Schätzungspreis nicht geboten wird.
Stadtbezirk.
1) 1 Ar 12 qm. loß an der St. Anna-
gaſſe, worauf mit Nr. 11 bezeichnet,
a. ein zweiflöcliges Wohnhaus mit ge-
wölbtem Keller, von Stein,
b. Wohnungsbau mit Stall, 3jtöckig,
von Stein und
c. ESchopf mit Wohnung und Schwein-
ſtall, 2ſtöck. von Holz, erbaut find,
Tax 12,000 ME.
Unterfeld.
2) 16 Ar 89 qm. Acker—
land in der vorberen Preußens
baumgewann, Rex 1000
Wingertsbezirk im Berg.
3) 48 Ar 20 qm. Wein⸗
berg, Gebüſch und Wald im
Eſelsgrund ax
4 16 Ar 97 qm. Ackerland
im Eſelsgrund, Tor
Oberfeld.
5) 33 Ar 49 qm. Ader
in der Sandgewann, Zar
6) 10 Ar 29 qm. Ader
Nr. 70 in der III. Gewann
— Rohrbacher Baubezirk —
Tax 4500 „
Summa 28,800 ME.
Die Steigerungsbedingungen Können
jederzeit auf meinem Amtszimmer (Haupt⸗
Itraße 87). eingejehen werden.
Heidelberg, den 8, Februar 1886.
Großh. Notar: Hagenunger.
Zwel leg. Damen⸗Maskenanzüge zu
2000
1100,
3200 „
Freitag, den 12, Februar
Me Zufendungen werben frauko
erbeten,
Für die Aufnahme von Anzeigen
au beſtimmt vorgeſchrieben en Tagen
wird keine Verantwortlichkeit über⸗
—
—
Der Vorstand.
Der Vorstand.
Der Vorstand.
alla.
Der Vorsiand,
CC + ° N S
Fahrnis-Verſteigerung
Kommenden
Montag, den 15, und
Dienstag, den 16. d. Mts.
jeweils morgens 9 und mittags
2 Uhr anfangend, werden
Hauptſtraße Nr. 4,
die zum Nachlaß des Kaufmanns Mich.
6008 von Hier gehörigen Fahrnifjje als:
2 Sofas, 2 Sekvetäre, cin» und zwei-
thürige Schränke, 1 Pfeilerſchränkchen,
2 Küchen ſchränke, Kommoden, eineSchreib⸗
kommode, eine Etagère, Tiſche, Waſch—
und Nachttiſche, Bettladen mit Roſt,
Motraken, Federbettung, Kleider, Weiß:
zeug, Spiegel, Bilder, Uhren; ferner
eine Spezerei-Ladeneinzihtung, 1 Karren,
mehrere Leitern, 20 Sad Kleie, 5 Sad
Hafer, 2 Sack Mehl Nr. 0, 2 Sack Mehl
Nr. 6, eine Partie Saatwiden, HUYNer-
und fonjtigesVBogel-Futter, Sämereten,
verſch. Fäſſer Branntwein, Petroleum
und andere Oele, überhaupt Spezerei⸗
waren aller Art,
Öffentlich gegen Barzahlung verſteigert.
Heidelberg, den 9. Februar 1886.
inter,
Waiſenrichter.
Friſche Schelliſche
das Pfund 30 Pfennic,
Cabeliau, Stocfifche,
Kieler Sprofft und Küclinge
empfiehlt —
J. W. Rom.
Frankfurter Brukwürſte, vauer—
krant, Erbfen, Liuſen ett.
billigſt bei
Franz Popp am Markt.
Münchener
Saale de8 „Prinz Mar“
und Faſtenzeit.“
Löwenbräu
Kragen,
Manschetten
ete.
@
; aa
"Wappe
mache ich nöch ganz ſpeziell aufmerkſam.
Heinrich
taschen
Altes Zinn und Blei kauft zum höchſten
Preis. Beiler, Sandgaſſe 6.
—
vom Fass.
Grosse Grosse
Auswahl Herren-Hemden Auswahl
m nach Mass m
Cravatten
Foulards
ot6.
*
Co
Do
WR
TG u
4}
—
6.
die ergebene Anzeige zu
und Breite, fehr jchöne, elegant
in Holz
Jagd-
Wildliocker, Messer etc. —
einlaufende Neuheiten für Damen und
als Geschenke passend, zu den billigsten
sste . Auswahl feinster Stahl-
chenmesser. — Umtausch aller
igst.
Waffen - Fabrik,
ia faft neuer Maffenfdjranf billig zu vers
fanfen. Zu erfragen im Anzeiger.
Das Fräulein von Birkenweiler,
Roman von A. Lütetsburg.
(40. Fortſetzung.)
Herr Bornheim horchte auf.
bo „Die Freiherrin iſt verreift?“ fragte er, aber
& mit gleidhgiltiger Miene. „Wohin?“
gef „3a — iq weiß nit. Der Kuticher, der fie
gel ern fortgebtacht Hat, ſagte, glaube id nach
Babe: Cr trank hier fein Glas Bier — io
© nicht weiter nuchgefragt.“
fü „Alſo geftern ift fie abgereift und wann wird
ezurückkehren ?“
mit „Ja, wer weiß das? Sie Hat mehrere Koffer
5 Genommen, jo daß fie wohl nicht fo [Hnell zurück
ae wird, obgleich bie Köchin meinte, e& würde
ol ſo lange dauern. Für den Winter wird’8
de da oben recht Iuftig werden; e8 follen viele
chen eingeladen fein.“
Herr Bornheim Hatte die legten Worte faum
Weiteren Beachtung gewürdigt.
„Das alte Schloß muß fehr {Hön fein —
Möchte e8 einmal jehen, aber das wird wohl
M gehen.“
Fre „Warum denn nicht? Es ſind ſchon viele
1 nad) Birken weiler gefommen, um den Ritter-
G8 ‚und bejonderS die prächtige Capelle zu ſehen.
ſ ſoll ſehr ſchön ſein, die ganzen Bogen ſtützen
dar CUT einen Pfeiler — mir iſt's nicht ſo ſchön
tgekommen.⸗
„An wen muß man ſich wenden?“
Ben „An den. Kaftellan, oder fonftinur an den
Ren, der Ihnen in den Weg Fommt.“
Glas DE Bornheim trank fein vor ihm ftehendes
el bedächtig aus, wobei er den ſauren Landwein,
rträgnis der vorjährigen Ernte, mit wahrer
Unt erachtung, ohne ein Zeichen von Grimm, Hin-
erſchluckte und dann von Reuem einſchenkte.
Weir fuer Wein, Herr — nicht wahr? Die-anderen
jabı liter Haben ſamt und ſonders nur Eſſig
Vaieren Fönnen,“
— —
einer
*
i
Tau
Bei jeder anderen Gelegenheit würde Herr Born:
heim vermutlich nicht mit der Neußerung zurüdgehalten
haben, daß es wünſchenswert geweſen ſei, wenn die
Frau Wirtin ſich von einer gleich edlen Chat nicht
aͤusgeſchloſſen habe. Heute ſagte er nur: „Wohl vor⸗
jähriger? Apropos,“ fuhr er dann fort, „die Frei⸗
hetrin hat wohl ihre Dienerfhaft mitgenommen ?”
„So viel ih weiß, nicht einmal ihre Kammer-
frau. Nun, darüber darf man fih nicht gerade
wundern, mit der Lotta ift es ein eigentümliches
Verhältnis; man muß fi beinahe wundern, daß
die Freiherrin ihr nicht längit den Laufpaß gegeben
hat. Sie Fann die Kammerfrau durchaus nicht
Leiden, weil dieſelbe fich des Fräulein Helendhen oft
angenommen hat,“
Herr Bornheim hielt eS Überflüffig, ein weiteres
Verhör anzuftellen, er Hatte nun Anhaltspunkte in
Hülle und Fülle und war entſchloſſen, in Birkenweiler
ſelbſt ſeine Nachforſchungen fortzuſetzen. Die Capelle
und der Ritterſaal mußten ihm zum Vorwand dienen
und e& war nicht anzunehmen, daß er nidht von
einem Menfhen erkannt werden würde, wenn nicht
von dem Freiherrn und der Freiherrin [elbft. Seit
dem Tode des alten Herrn war er nicht mehr oben
gewefen und ein Dugend Jahre hatten ſowohl
ſeine Perſon verändert, al8 fie auch unter der
Diener] Haft mande Veränderungen hervorgerufen
haben würden.
Mancherlei Gedanken ſtürmten auf ihn ein,
Die Freiherrin ſollte nach L ſein, was wollte
fie dort? Marianne Leftog war zulegt in Ra— heim
geweſen und daſelbſt geſtorben; war es ſo fernliegend,
wenn man bie Möglichkeit in's Auge faßte, das ſie
dort irgend welche Spuren zu vertilgen wÜnfcohte ?
Cr mußte ihr ungefäumt dorthin folgen und ihren
Aufenthalt zu erforſchen ſuchen — eine heimliche
Beobachtung ihres Thuns und Laſſens konnte ihn
ſelbſt vielleicht auf den rechten Weg bringen. Aber
bieſer Entſchluß brachte ihn nicht von ſeinem Vorſatz
ab, erſt auf Schloß Birkenweiler Umſchau zu halten
Dieſe kurze Verſäumnis konnte ſich möglicherweiſe
reich belohnen.
ein angenehmer Spaziergang, zwifchen hoch ftämmigen
Buchen und dichtem Unterholz, über welches hinweg
man links eine prächtige Fernfiht genoß. Dafür
hatte aber der alte Herr feine Augen. Was fümmerten
ihn in diejfem Moment alle Schönheiten der Natur,
obgleich er fonft nach diefer Seite hin Enthufiaft
war. Höchſtens freute er fi über den Schatten,
weldjen er hier genoß, weil er dann nicht er[höpft
und müde oben anlangen würde.
Als er den Schloßhof betrat, blieb er ftehen,
ſich das alte, ſeltſame Gebäude nad) allen Seiten
belrachtend, als habe er es nie in ſeinem Leben geſehen
und doch war ihm kaum ein Stein fremd.
Eben kam ein Inſpektor über den Hof.
„Mein Herr, ich bitte um Verzeihung, würde
es nicht einem Touriſten vergönnt ſein, einmal die
Schlohkapelle und den Ahnenſaale von Schloß Birken⸗
weiler in Augenſchein zu nehmen?“
Der Inſpektor zeigte ſehr bereitwillig die Woh—
nung des Keftellans und war der Meinung, daß
einer ſolchen Beſichtigung abſolut nichts im Wege
ſei, um ſo weniger, „da ſowohl der Freiherr, als
auch die Freiherrin und das Fräulein das Schloß
verlaſſen hätten.“
„Sehen Sie dort, mein Herr, der Mann mit
dem grauen Bart iſt der Kaſtellan.“
Aus einer Seitenthür war ein alter Mann mit
einer Frau aus den mittleren Jahren getreten.
Nachdem Herr Bornheim ſich für die Weiſung bei
dem Inſpektor bedankt, trat er an den Kaſtellan
heran und trug ſeinen Wunſch in Bezug auf Capelle
uͤnd Ahnenſaal vor.
Der Kaſtellan war ſogleich bereit, er wolle nur
die Schlüſſel holen.
„Kommen Sie nachher wieder, Lotta; ich weiß
von dem Koffer nichts. Seither habe ich auch nichts
mit der Beaufſichtigung der Rumpelkammer zu thun
gehabt,“ ſagte er noch zu der Frau, ſchon unter dem
Eingange verſchwindend.
Wie ein Blitzſtrahl traf den Advokaten der
Name Lotta, den er unten im Dorfe von der Wirts-
frau gehört hatte. Das war ja der Name der,
Kammerfrau der Freiherrin, welche mit diefer nicht
auf gutem Fuße {tehen und Fräulein Helenenz Be-
ſchützerin ſein ſollte.
Die Frau wollte ſich mit nachdenklicher Miene
entfernen, für den Fremden hatte ſie kaum einen Blick
gehabt; e8 gefjdhah oft, daß Fremde nach Birkenweiler
| Famen, Narren, weldhe die alte dumme Capelle jehen
wollten. Auch diefer war wohl folcdh ein Narr.
Raſch eniſchloſſen trat Herr Bornheim an ſie
heran Viel Zeit blieb ihm nicht und große Umwege
brauchte er nicht zu machen.
„Pardon, ſind Sie Lotta, die Kammerfrau der
Freiherrin?“
Lotta ſah den Herrn, der übrigens elegant
gefleidet war, mit einem Ausdruck des höchſten
Erſtaunens an.
„Allerdings mein Herr.“
Das Klappern des Schlüſſelbundes, mit welchem
der Kaſtellan aus ſeiner Thür trat, brach die kaum
begonnene Unterredung ab.
„Wollen Sie mich in einer halben Stunde außer:
Halb. des Schloßhofes am Kreuzwege erwarten ? Ich
habe Ihnen wichtige Mitteilungen zu madjen, oder
— ift Shre Herrin bereits zurücdgekehrt ?“
„Nein,“ entgegnete Lotta ganz beftürzt,
„Sa,“ raunte fie noch zitternd.
Der Herr folgte dem Kaftellan, welcher noch
nie einen Fremden gefehen Hatte, der [o wenig Intereffe
für dieſes Wunderwerk gothiſchen Bauſtils hatte. Er
wollte ihm auch Waffen, einen Kurfürſtenhut und der⸗
gleichen Dinge zeigen, aber Herr Bornheim bat, ſich
nicht weiter zů bemuhen, er habeWaffen und Kurfürſten⸗
hüle ſchon die Menge in ſeinem Leben geſehen.
Das ging denn doch dem Kaſtellan über den
Spaß und er konnte ſich nicht enthalten, dem
Fremden einen wütenden Blick zuzufenden, verzichtete
dann au mit ftiller Verachtung auf jedeS weitere
Anpreiſen feiner Sehenswürdigkeiten, war aber wie
aus den Wolken gefallen, als zum Schluß ein Trink
geld in die Hand gedrüct wurde, Das ihn zwar
feine fofortige Entlafjung hätte Foften Können, ihn
aber doch vollftändig mit dem Geber ausſöhnte, der
au nicht den alergeringfien Sinn für das wahre
Schöne Hatte.
Mit eiligen Schritten ging
dem Kaftellan mit feinem Schlüffelbund gefolgt, den
Korridor entlang und wollte gerade die Treppe hinab-
fteigen, al8 von unten ein junges Mädchen Fam, das
einen geradezu frappierenden Eindruck auf ihn madte.
Cr war fo überrafcht, daß er beinahe den Gruß
vergeſſen hätte und ſie in einer Weiſe anſtarrte, die
ihr das Blut in die Wangen trieb und fie ſichtlich
in große Verlegenheit brachte. .
„Wer war Ddiefe junge Dame?“ Konnte er nicht
unterlaſſen, den Kaſtellan zu fragen, obſchon er keinen
Augenblick darüber im Zweifel blieb, wen er geſehen.
„Die Wirtſchaftsmamſell,“ ſagte der Kaſtellan.
Hat dieſe Wirtſchaftsmamſell einen Namen?“
„Sie heißt Helene — Helene Stein.“
„Ah! alſo doch,“ murmelte Herr Bornheim,
indem ‚er feine Schritte hefchleunigte,
Wenige Augenblide {päter verließ er den SOLß-
hof, um zu fehen, ob Lotta ihr Wort gehalten habe.
An der Biegung des nächften Weges {hon {ah er,
daß fie ihn nicht getänft. Nun Fam Alles: darauf
an, ob er hier Wahrheit finden würde. ©
„Lotta,“ begann er, „ich habe gehört, Sie
Herr Bornheim von
ſeien
nahme in Birkenweiler gefunden und wenn das der
Fall iſt, ſo darf ich von Ihnen erwarten, daß Sie
mir einige Fragen wahr beantworten.
„Fragen Sie mein Herr! Wenn Id Tann, werde
ich Ihnen gern über Alles Auskunft geben, was mir
zu ſagen geſtattet iſt.“
Herr Bornheim nahm ohne Zögern ſein
feuille aus der Taſche und aus demſelben jenes Stück
{pigenbefeßten WollenzeugsS, das er an dem Fenſter⸗
haken in dem Keller der Klauſe gefunden.
„Kennen Sie dieſes Stück Zeug?“
Lotta ſah abwechſelnd den Herrn und Den
den Lappen an, als wolle ſie ihm die Frage ſtellen,
was bas eigentlich bedeute, (dort), folgt)
——
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.,
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mit dem akadem. Gesang-Verein Probe
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Samstag, den 18. Februar, abends halb
9 Uhr in der Hormuthet Beitrag-Erhebung.
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Cenfra£rankenkaffe der. Maurer,
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ESonntag, den 14. d. Mis. mittags
2 Uhr Mitglieder-BeiJammlung über Bor-
lage zum Delegirtentag. Um vollzähliges
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Der Ortsvorſtand.
Fidelia.
Samstag, den 18, abends 8 Uhr
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Der Vorſtand.
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der Flaſchner u. verwandten
Berufs⸗Genoſſen
Samstag abend Halb 9 Nhr. in der
Reſtauration Lauerſtraße Nr. 9.
—
Steiger Nr. J.
Zuſammenkunſt Samstag, den 13. d. Mis.,
abends Halb 9 Uhr in der Rıflauration
neben dem BoyrijdHen Hof.
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Holz-Verſteigerung.
fe Die Gloßh. Bezirksforſtei Heidelberg ver—
&gert mit Borgfrift auZ den Domänenwaldungen
55 faffenbrunnen und Vogelbeerfiraßc“ am Münchel
6 Ziegelhauſen
Dütag, den 15. d. Ais., früh 10 Uhr
26 im Hirſch in Ziegelhauſen
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* nn Ster gemiſchtes Pılig- holz, 7250 St. buchene
u 2400 Et, gemiſchte Durchforſtungs⸗Wellen.
Domänenwaldhüter Sattker in Ziegelhaufen
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Holz Verſtei
olz⸗Verſteigerung.
©: Die Groͤßh. Bezirksforſtei Schönau b. H.
Zlteigert ans den Domänenwald- Abteilungen
drtnerebers „Stried“, „Schlumbacherſteinig“
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; ontag, den 22. d. Mis., früh 10 Uhr,
n Haß haus zur „Kerouen“ in Heddesvach
Fein, 6 Buchen: und 33 Forlen-Stämme;
en 210 Ster forlen Scheitholz J. Cl, Pfahl⸗
& 1,75 Mir, Yang, 128 Ster buchen, 364 Ster
ON Scheitholz IL Cl., 14 Ster buchen, 56 Ster
ten Prügelholz I. Cl, 220 Ster gemifcht und
Ster forlen Prügelkolz IL Cl, ſowie einige
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Fahrnis Verſleigerung
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Spiegel, Kücherfchränke, Nachttijche und
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ſteigeri, wobei der Zuſchlag erfolgt, auch
wenn der Schätzungspreis nicht geboten wird.
Stadtbezirk.
1) 1 Ar 12 qm. loß an der St. Anna-
gaſſe, worauf mit Nr. 11 bezeichnet,
a. ein zweiflöcliges Wohnhaus mit ge-
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b. Wohnungsbau mit Stall, 3jtöckig,
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Tax 12,000 ME.
Unterfeld.
2) 16 Ar 89 qm. Acker—
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Wingertsbezirk im Berg.
3) 48 Ar 20 qm. Wein⸗
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Eſelsgrund ax
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Oberfeld.
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Nr. 70 in der III. Gewann
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Summa 28,800 ME.
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Heidelberg, den 8, Februar 1886.
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CC + ° N S
Fahrnis-Verſteigerung
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Montag, den 15, und
Dienstag, den 16. d. Mts.
jeweils morgens 9 und mittags
2 Uhr anfangend, werden
Hauptſtraße Nr. 4,
die zum Nachlaß des Kaufmanns Mich.
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thürige Schränke, 1 Pfeilerſchränkchen,
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Motraken, Federbettung, Kleider, Weiß:
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eine Spezerei-Ladeneinzihtung, 1 Karren,
mehrere Leitern, 20 Sad Kleie, 5 Sad
Hafer, 2 Sack Mehl Nr. 0, 2 Sack Mehl
Nr. 6, eine Partie Saatwiden, HUYNer-
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und andere Oele, überhaupt Spezerei⸗
waren aller Art,
Öffentlich gegen Barzahlung verſteigert.
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Friſche Schelliſche
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Cabeliau, Stocfifche,
Kieler Sprofft und Küclinge
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J. W. Rom.
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krant, Erbfen, Liuſen ett.
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© nicht weiter nuchgefragt.“
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ezurückkehren ?“
mit „Ja, wer weiß das? Sie Hat mehrere Koffer
5 Genommen, jo daß fie wohl nicht fo [Hnell zurück
ae wird, obgleich bie Köchin meinte, e& würde
ol ſo lange dauern. Für den Winter wird’8
de da oben recht Iuftig werden; e8 follen viele
chen eingeladen fein.“
Herr Bornheim Hatte die legten Worte faum
Weiteren Beachtung gewürdigt.
„Das alte Schloß muß fehr {Hön fein —
Möchte e8 einmal jehen, aber das wird wohl
M gehen.“
Fre „Warum denn nicht? Es ſind ſchon viele
1 nad) Birken weiler gefommen, um den Ritter-
G8 ‚und bejonderS die prächtige Capelle zu ſehen.
ſ ſoll ſehr ſchön ſein, die ganzen Bogen ſtützen
dar CUT einen Pfeiler — mir iſt's nicht ſo ſchön
tgekommen.⸗
„An wen muß man ſich wenden?“
Ben „An den. Kaftellan, oder fonftinur an den
Ren, der Ihnen in den Weg Fommt.“
Glas DE Bornheim trank fein vor ihm ftehendes
el bedächtig aus, wobei er den ſauren Landwein,
rträgnis der vorjährigen Ernte, mit wahrer
Unt erachtung, ohne ein Zeichen von Grimm, Hin-
erſchluckte und dann von Reuem einſchenkte.
Weir fuer Wein, Herr — nicht wahr? Die-anderen
jabı liter Haben ſamt und ſonders nur Eſſig
Vaieren Fönnen,“
— —
einer
*
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Tau
Bei jeder anderen Gelegenheit würde Herr Born:
heim vermutlich nicht mit der Neußerung zurüdgehalten
haben, daß es wünſchenswert geweſen ſei, wenn die
Frau Wirtin ſich von einer gleich edlen Chat nicht
aͤusgeſchloſſen habe. Heute ſagte er nur: „Wohl vor⸗
jähriger? Apropos,“ fuhr er dann fort, „die Frei⸗
hetrin hat wohl ihre Dienerfhaft mitgenommen ?”
„So viel ih weiß, nicht einmal ihre Kammer-
frau. Nun, darüber darf man fih nicht gerade
wundern, mit der Lotta ift es ein eigentümliches
Verhältnis; man muß fi beinahe wundern, daß
die Freiherrin ihr nicht längit den Laufpaß gegeben
hat. Sie Fann die Kammerfrau durchaus nicht
Leiden, weil dieſelbe fich des Fräulein Helendhen oft
angenommen hat,“
Herr Bornheim hielt eS Überflüffig, ein weiteres
Verhör anzuftellen, er Hatte nun Anhaltspunkte in
Hülle und Fülle und war entſchloſſen, in Birkenweiler
ſelbſt ſeine Nachforſchungen fortzuſetzen. Die Capelle
und der Ritterſaal mußten ihm zum Vorwand dienen
und e& war nicht anzunehmen, daß er nidht von
einem Menfhen erkannt werden würde, wenn nicht
von dem Freiherrn und der Freiherrin [elbft. Seit
dem Tode des alten Herrn war er nicht mehr oben
gewefen und ein Dugend Jahre hatten ſowohl
ſeine Perſon verändert, al8 fie auch unter der
Diener] Haft mande Veränderungen hervorgerufen
haben würden.
Mancherlei Gedanken ſtürmten auf ihn ein,
Die Freiherrin ſollte nach L ſein, was wollte
fie dort? Marianne Leftog war zulegt in Ra— heim
geweſen und daſelbſt geſtorben; war es ſo fernliegend,
wenn man bie Möglichkeit in's Auge faßte, das ſie
dort irgend welche Spuren zu vertilgen wÜnfcohte ?
Cr mußte ihr ungefäumt dorthin folgen und ihren
Aufenthalt zu erforſchen ſuchen — eine heimliche
Beobachtung ihres Thuns und Laſſens konnte ihn
ſelbſt vielleicht auf den rechten Weg bringen. Aber
bieſer Entſchluß brachte ihn nicht von ſeinem Vorſatz
ab, erſt auf Schloß Birkenweiler Umſchau zu halten
Dieſe kurze Verſäumnis konnte ſich möglicherweiſe
reich belohnen.
ein angenehmer Spaziergang, zwifchen hoch ftämmigen
Buchen und dichtem Unterholz, über welches hinweg
man links eine prächtige Fernfiht genoß. Dafür
hatte aber der alte Herr feine Augen. Was fümmerten
ihn in diejfem Moment alle Schönheiten der Natur,
obgleich er fonft nach diefer Seite hin Enthufiaft
war. Höchſtens freute er fi über den Schatten,
weldjen er hier genoß, weil er dann nicht er[höpft
und müde oben anlangen würde.
Als er den Schloßhof betrat, blieb er ftehen,
ſich das alte, ſeltſame Gebäude nad) allen Seiten
belrachtend, als habe er es nie in ſeinem Leben geſehen
und doch war ihm kaum ein Stein fremd.
Eben kam ein Inſpektor über den Hof.
„Mein Herr, ich bitte um Verzeihung, würde
es nicht einem Touriſten vergönnt ſein, einmal die
Schlohkapelle und den Ahnenſaale von Schloß Birken⸗
weiler in Augenſchein zu nehmen?“
Der Inſpektor zeigte ſehr bereitwillig die Woh—
nung des Keftellans und war der Meinung, daß
einer ſolchen Beſichtigung abſolut nichts im Wege
ſei, um ſo weniger, „da ſowohl der Freiherr, als
auch die Freiherrin und das Fräulein das Schloß
verlaſſen hätten.“
„Sehen Sie dort, mein Herr, der Mann mit
dem grauen Bart iſt der Kaſtellan.“
Aus einer Seitenthür war ein alter Mann mit
einer Frau aus den mittleren Jahren getreten.
Nachdem Herr Bornheim ſich für die Weiſung bei
dem Inſpektor bedankt, trat er an den Kaſtellan
heran und trug ſeinen Wunſch in Bezug auf Capelle
uͤnd Ahnenſaal vor.
Der Kaſtellan war ſogleich bereit, er wolle nur
die Schlüſſel holen.
„Kommen Sie nachher wieder, Lotta; ich weiß
von dem Koffer nichts. Seither habe ich auch nichts
mit der Beaufſichtigung der Rumpelkammer zu thun
gehabt,“ ſagte er noch zu der Frau, ſchon unter dem
Eingange verſchwindend.
Wie ein Blitzſtrahl traf den Advokaten der
Name Lotta, den er unten im Dorfe von der Wirts-
frau gehört hatte. Das war ja der Name der,
Kammerfrau der Freiherrin, welche mit diefer nicht
auf gutem Fuße {tehen und Fräulein Helenenz Be-
ſchützerin ſein ſollte.
Die Frau wollte ſich mit nachdenklicher Miene
entfernen, für den Fremden hatte ſie kaum einen Blick
gehabt; e8 gefjdhah oft, daß Fremde nach Birkenweiler
| Famen, Narren, weldhe die alte dumme Capelle jehen
wollten. Auch diefer war wohl folcdh ein Narr.
Raſch eniſchloſſen trat Herr Bornheim an ſie
heran Viel Zeit blieb ihm nicht und große Umwege
brauchte er nicht zu machen.
„Pardon, ſind Sie Lotta, die Kammerfrau der
Freiherrin?“
Lotta ſah den Herrn, der übrigens elegant
gefleidet war, mit einem Ausdruck des höchſten
Erſtaunens an.
„Allerdings mein Herr.“
Das Klappern des Schlüſſelbundes, mit welchem
der Kaſtellan aus ſeiner Thür trat, brach die kaum
begonnene Unterredung ab.
„Wollen Sie mich in einer halben Stunde außer:
Halb. des Schloßhofes am Kreuzwege erwarten ? Ich
habe Ihnen wichtige Mitteilungen zu madjen, oder
— ift Shre Herrin bereits zurücdgekehrt ?“
„Nein,“ entgegnete Lotta ganz beftürzt,
„Sa,“ raunte fie noch zitternd.
Der Herr folgte dem Kaftellan, welcher noch
nie einen Fremden gefehen Hatte, der [o wenig Intereffe
für dieſes Wunderwerk gothiſchen Bauſtils hatte. Er
wollte ihm auch Waffen, einen Kurfürſtenhut und der⸗
gleichen Dinge zeigen, aber Herr Bornheim bat, ſich
nicht weiter zů bemuhen, er habeWaffen und Kurfürſten⸗
hüle ſchon die Menge in ſeinem Leben geſehen.
Das ging denn doch dem Kaſtellan über den
Spaß und er konnte ſich nicht enthalten, dem
Fremden einen wütenden Blick zuzufenden, verzichtete
dann au mit ftiller Verachtung auf jedeS weitere
Anpreiſen feiner Sehenswürdigkeiten, war aber wie
aus den Wolken gefallen, als zum Schluß ein Trink
geld in die Hand gedrüct wurde, Das ihn zwar
feine fofortige Entlafjung hätte Foften Können, ihn
aber doch vollftändig mit dem Geber ausſöhnte, der
au nicht den alergeringfien Sinn für das wahre
Schöne Hatte.
Mit eiligen Schritten ging
dem Kaftellan mit feinem Schlüffelbund gefolgt, den
Korridor entlang und wollte gerade die Treppe hinab-
fteigen, al8 von unten ein junges Mädchen Fam, das
einen geradezu frappierenden Eindruck auf ihn madte.
Cr war fo überrafcht, daß er beinahe den Gruß
vergeſſen hätte und ſie in einer Weiſe anſtarrte, die
ihr das Blut in die Wangen trieb und fie ſichtlich
in große Verlegenheit brachte. .
„Wer war Ddiefe junge Dame?“ Konnte er nicht
unterlaſſen, den Kaſtellan zu fragen, obſchon er keinen
Augenblick darüber im Zweifel blieb, wen er geſehen.
„Die Wirtſchaftsmamſell,“ ſagte der Kaſtellan.
Hat dieſe Wirtſchaftsmamſell einen Namen?“
„Sie heißt Helene — Helene Stein.“
„Ah! alſo doch,“ murmelte Herr Bornheim,
indem ‚er feine Schritte hefchleunigte,
Wenige Augenblide {päter verließ er den SOLß-
hof, um zu fehen, ob Lotta ihr Wort gehalten habe.
An der Biegung des nächften Weges {hon {ah er,
daß fie ihn nicht getänft. Nun Fam Alles: darauf
an, ob er hier Wahrheit finden würde. ©
„Lotta,“ begann er, „ich habe gehört, Sie
Herr Bornheim von
ſeien
nahme in Birkenweiler gefunden und wenn das der
Fall iſt, ſo darf ich von Ihnen erwarten, daß Sie
mir einige Fragen wahr beantworten.
„Fragen Sie mein Herr! Wenn Id Tann, werde
ich Ihnen gern über Alles Auskunft geben, was mir
zu ſagen geſtattet iſt.“
Herr Bornheim nahm ohne Zögern ſein
feuille aus der Taſche und aus demſelben jenes Stück
{pigenbefeßten WollenzeugsS, das er an dem Fenſter⸗
haken in dem Keller der Klauſe gefunden.
„Kennen Sie dieſes Stück Zeug?“
Lotta ſah abwechſelnd den Herrn und Den
den Lappen an, als wolle ſie ihm die Frage ſtellen,
was bas eigentlich bedeute, (dort), folgt)
——