Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann (1886)

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Intereffe des unglücklichen Sefangenen um nähere
Aufſchlüſſe bat, da berichteten ihr die alten Leute
alles, was fie jelbfit wußten. Der Stamm war
Jogleidh nach Sulamith’8 Beerdigung auf: und davon:
gegangen und nur einer der Männer zurüdgeblieben,
ein junger {Ömwarzhaariger, immer jehr reich geflei:
deter Burjche, den die anderen Tenrek nannten,
der Sohn des heidniſchen Königs. Er umſchlich
beſtändig den Park von Hollingen, man ſah ihn
früh und ſpät irgendwo in der Umgebung des Schloſſes
— bis vor etwa fünf bis ſechs Tagen. Seitdem
war er ſpurlos verſchwunden.

Matthias ächzte faſt. „Alſo auch der iſt fort.
Die letzte Hoffnung! — Ich bin überzeugt, er und
kein anderer hat den Mord vollführt.“

Franziska legte die Hand auf ſeinen Arm. Hören
Sie mich weiter, Herr Graf. Der Menſch iſt noch
hier, — ganz in unſerer Nähe ſogar.“

„Was?“ rief ungeſtüm der Lieutenant. „O,
Fräulein Weber, — wie können Sie wiſſen, wo er
ſich aufhält?“

„Ich habe ihn mit eigenen Augen geſehen. Geſtern
abend regnete es ſo ſehr, daß ich zu meinem lebhaften
Bedauern den Weg durch das Gebirge nicht mehr
riskieren konnte und daher im Forſthauſe übernachten
mußte; heute morgen aber fuhr ich mit der erſten
Poſt hierher zurück. Am Halteplatz, den Hut tief
in die Stirn gedrückt, die Arme uͤber der Bruſt
verſchränkt, ſtand der Zigeuner.“

„Und beobachtete den Poſtwagen von Hollingen?“

„Offenbar. Als er jeden einzelnen der Paſſa—
giere gemuftert hatte, wandte er fih und ging lang-
jamen Schritte davon, der inneren Stadt zu.

Matthias bewegte die Hand, er konnte vor Aufs
regung faum fprechen. „Sie folgten ihm, Fräulein
Weber?“

„Das that id) und glaube feine Wohnung zu
kennen. Er trat in ein ſchlechtes Wirtshaus, wo
ich ihn die Treppen hinaufgehen ſah wie jemand,
der im Hauſe lebt. Er ſchloß bald nachher oben
ein Fenſter.“ (Fortſ. folgt.)











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