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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Harting, Karl August Johannes: Ueber ein anastigmatisches Objectiv ohne secundäres Spectrum (Apochromat-Collinear)
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0122

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Ueber ein anastigmatisches Objectiv u. s. w.

von dem Farbenfehler des Oculars und des Auges absieht. Ist
das Objectiv iu gewölinlicher Weise für visuelle Beobachtung
acliromatisiert, so ist das Spectrum ungefähr bei C und F zu-
sammengeschuürt, wäJhrend seiue Breite in den zwischen-
liegenden Tlieilen von der Grösse des secundären Spectrums
abliäugt. Anders dagegen bei eiuem Apochromaten. Hier
erstreckt sicli die Eiusclmümug über das ganze sichtbare
Spectrum, d. li. dieses bestelit aus einer feineu Linie. Genau
die uämliche Erscheinung zeigt sicli bei dem Apochromat-
Collinear, wenn es, wie gesagt, als Fernrolirobjectiv benutzt
wird. Damit ist der Beweis für die verbesserte chromatische
Correction des Objectives geliefert.

Da in deu meisten der Fälle, in denen das Objectiv zweck-
mässigerweise Anwendung finden wird, die volle Oeffnung
nicht ausgenutzt wird, sondern sogar beträchtliche Abblendung
eintritt, habe ich dem Systeme das Oeffnungsverhältniss 1:9 ge-
gelren. Die sphärischen Aberrationen sind so ausgeglichen,
dass Correctur in Bezug auf cliese Fehler uuMfähr fiir die
hellblauen vStralilen der Linie F eintritt; hier sind die
sphärisclien Zwischenfehler so vertheilt, dass einer Unter-
correction in der Mitte von 0,2 mm eine Uebercorrection am
Rande von 0,1 mm gegenübersteht, falls wir dem Objective
eine Brennweite von 100 mm zuertheilen. Die chromatische
Differenz der sphärisclien Aberrationen beträgt dann zwischen
D und G‘ 0,3 mm, zwisclien C uud G' 0,4 mm; feruer werden
die in einer Höhe von 4 mm über der Achse auffallenden
Strahlen der Linieu C, D, F und G‘ in einem Punkte ver-
einigt.

Der Gang der Sinusbedingung stimmt fast vollstäudig
mit dem der axialen sphärischeu Aberration übereiu, wodurch
also aüch sphärisclie Correction ausserhalb der Aclise garautirt
ist. Was nun die Correction des Anastigmatismus und der
Bildfeldwölbung anbelaugt, so siud die Abweichungen der
anastigmatischen Bildflächeu von der Einstellebene sehr klein.
Für ein auf eine Brennweite von 100 mm reduciertes Apo-
chromat- Colliuear beträgt die anastigmatische Differeuz, ge-
messen durcli die axiale Projectiou des Abstaudes der sagittaleu
und tangentialeu Bildpunkte, bis zu eiuer objectseitigen Neigung
der Hauptstralilen der scliiefen Büscliel von 22 Gracl weniger
als 1 mm; innerlialb dieses Winkels entfernt sich eine in der
JUitte zwischen den beiden anastigmatischen Bildflächen liegende
Fläc.he nur um 1 mm von der Einstellebene. Bei einer Haupt-
strahlneigung von 25 Grad wird die astigmatisclie Diffe-
renz 1,7 mm, während die Wölbuug der mittlereu Fläche
gegen das Objectiv zu 0,3 mm beträgt. Der Astigmatismus
 
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