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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Lüppo-Cramer, Henricus: Studien über die Natur des latenten Lichtbildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0181

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Studien über die Natur des latenten Lichtbildes. IÖI

der Silberkeim-Theoretiker widerlegte nnd die alte Subbromid-
Theorie wieder aufs neue stützte.

Es liegt nun allerdings nicht in meiner Absicht, die
Silberkeim-Theorie noch einmal zu untersuchen oder auch
die Subbromid-Theorie anzugreifen, doch haben mir ver-
schiedene Versuche so deutlich gezeigt, wie wenig viele
unserer bisherigen Argumente für und wider die beiden
Hypothesen zu sagen haben, dass ich es nicht für unwichtig
halte, meine diesbezüglichen Resultate mitzutheilen. In
detaillirter Weise findet sich meine Arbeit über die vorhegende
Frage in der ,,Phot. Corresp.“ 1901; hier beschränke ich rnich
darauf, die Versuchsreihen nur kurz anzudeuten.

Ich bemühte mich zunächst, eines der Hauptexperimente
der Silberkeim-Theoretiker in einer etwas exacteren Form
zu wiederholen, indem ich clas denkbar feinste metallische
Silber durch Reduction einer Lippmann’schen Photochromie-
Emulsion herstellte und dieses auf seine Wirksamkeit inner-
halb einer Bromsilber-Emulsion beim Entwickeln untersuchte.
Es stellte sich hierbei die überraschende Thatsache heraus,
dass in Gelatine-Emulsionen ein solcher ,, Silberkeim “ keine
Reduction einleitet, während derselbe in Collodion-Emulsionen
eine totale Schwärzung cles Bromsilbers im Gefolge hat.

Der Versuch, das „kornlose“ Silber durch Bromirung in
Subbromid überzuführen, stiess bei Gelatine-Emulsionen auf
die Schwierigkeit, dass hierbei keine quantitativen Verhältnisse
innegehalten werden können, indem das Brom mit eben so
grosser Vorliebe an die Gelatine als an das Silber geht, so
dass hierbei höchstens eine partielle Ueberführung in Bromür
erzielt werden konnte. Doch wirkte auch dieser Zusatz
bei Gelatine-Emulsionen in kemer Weise verschleiernd auf
das Bromsilber ein. Bei Collodion - Eniulsionen konnte der
Bromirungsversuch aus dem Grunde nichts entscheiden, weil
ein gleichzeitiges Vorhandensein von Metall nach dem ersten
Versuche ja auch eine Schwärzung im Gefolge haben musste.

Auch die Zufiihrung von Brom zum latenten Lichtbilde
konnte bei Gelatine - Emulsionen kein sicheres Beweismaterial
bieten, indem sich herausstellte, dass selbst sehr verdünntes
Bromwasser nach kurzem Baden die Gelatine in einen ganz
unlöslichen Körper überführte, so dass schon die Behandlung
mit Brom vor der Belichtung das Zustandekommen eines
Bildes verhindert; durch äusserst sorgfältiges Auswaschen der
mit Brom behandelten Platten war hieran nichts zu ändern,
da sich das Brom so fest mit cleni Leim verbindet, dass es
durch Silber erst nach der Zerstörung der Schicht mit con-
centrirter Salpetersäure nachweisbar ist. Bei Collodion-Emul-

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